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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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James Watt und die Dampfmaschine.
deckung der Zusammensetzung des Wassers geführt wurde. Watts
Aufmerksamkeit war aber ebenfalls durch Priestleys Versuch auf
den Gegenstand gelenkt worden. Er war schon früher zu der Über-
zeugung gekommen, dass Dampf, stark erhitzt, sich in Luft verwandle.
Jetzt schloss er aus Priestleys Experiment, dass das Wasser aus
brennbarer Luft (Wasserstoff) und dephlogistisierter Luft (Sauerstoff)
zusammengesetzt sei. Watt hat also schon vor Cavendish die rich-
tige Konstitution des Wassers erkannt. 1782 schrieb er an Boulton:
"Sie werden sich erinnern, dass ich oft sagte, dass, wenn man Wasser
zur Rotglut oder noch höher erhitzen könnte, es sich wahrscheinlich
in eine Art Luft verwandeln würde, weil der Dampf in diesem Falle
alle seine gebundene Wärme verloren haben würde, welche sich ganz
in fühlbare Wärme verwandeln würde, wodurch eine vollständige
Umwandlung der Natur der Flüssigkeit entstehen müsste." Und zu
Priestleys Versuch schrieb er an Dr. Black: "Wenn ganz trockene
brennbare Luft und ganz trockene dephlogistisierte Luft durch den
elektrischen Funken in einem verschlossenen Gefässe entzündet wurden,
so fand ich nach dem Erkalten eine gewisse Menge Wasser an den
Wänden niedergeschlagen, gleich oder nahezu gleich dem Gewicht
der ganzen Luft. .... Sind wir nicht berechtigt zu schliessen, dass
Wasser zusammengesetzt sei aus dephlogistisierter und inflammabler Luft
oder Phlogiston, denen ein Teil ihrer latenten Wärme entzogen ist?
und dass dephlogistisierte oder reine Luft aus Wasser, dem der Phlo-
giston entzogen ist, besteht, verbunden mit Wärme und Licht? und
wenn Luft nur eine modifizierte Form der Wärme ist oder ein
Bestandteil des Phlogiston, dann besteht die reine Luft (der Sauer-
stoff) aus Wasser, dem der Phlogiston oder die latente Wärme ent-
zogen ist?" So kamen Watt und Cavendish gleichzeitig und
selbständig zur richtigen Erkenntnis der Konstitution des Wassers,
denn es ist ganz undenkbar im Hinblick auf die Natur der beiden
Männer, dass einer von beiden die Idee des andern als die seinige
ausgegeben hätte. Watt gebührt die Priorität insofern, als er seine
Ansicht früher niederschrieb, in seinem Briefe an Priestley vom
April 1783. Es ist aber zugleich ein Beweis, wie klar und tief Watt
das Wesen der Dinge ergründete, weit über die Grenzen des rein
Mechanischen hinaus. Cavendish veröffentlichte seine vermeintliche
Entdeckung erst am 15. Januar 1784 und Watt war sehr ärgerlich
darüber, denn er war damals überzeugt, dass Cavendish seine Idee
gestohlen hätte. Später, als er alt geworden war, dachte er ruhiger
hierüber und sagte: "Alles in Allem liegt wenig daran, ob Cavendish

James Watt und die Dampfmaschine.
deckung der Zusammensetzung des Wassers geführt wurde. Watts
Aufmerksamkeit war aber ebenfalls durch Priestleys Versuch auf
den Gegenstand gelenkt worden. Er war schon früher zu der Über-
zeugung gekommen, daſs Dampf, stark erhitzt, sich in Luft verwandle.
Jetzt schloſs er aus Priestleys Experiment, daſs das Wasser aus
brennbarer Luft (Wasserstoff) und dephlogistisierter Luft (Sauerstoff)
zusammengesetzt sei. Watt hat also schon vor Cavendish die rich-
tige Konstitution des Wassers erkannt. 1782 schrieb er an Boulton:
„Sie werden sich erinnern, daſs ich oft sagte, daſs, wenn man Wasser
zur Rotglut oder noch höher erhitzen könnte, es sich wahrscheinlich
in eine Art Luft verwandeln würde, weil der Dampf in diesem Falle
alle seine gebundene Wärme verloren haben würde, welche sich ganz
in fühlbare Wärme verwandeln würde, wodurch eine vollständige
Umwandlung der Natur der Flüssigkeit entstehen müſste.“ Und zu
Priestleys Versuch schrieb er an Dr. Black: „Wenn ganz trockene
brennbare Luft und ganz trockene dephlogistisierte Luft durch den
elektrischen Funken in einem verschlossenen Gefäſse entzündet wurden,
so fand ich nach dem Erkalten eine gewisse Menge Wasser an den
Wänden niedergeschlagen, gleich oder nahezu gleich dem Gewicht
der ganzen Luft. .... Sind wir nicht berechtigt zu schlieſsen, daſs
Wasser zusammengesetzt sei aus dephlogistisierter und inflammabler Luft
oder Phlogiston, denen ein Teil ihrer latenten Wärme entzogen ist?
und daſs dephlogistisierte oder reine Luft aus Wasser, dem der Phlo-
giston entzogen ist, besteht, verbunden mit Wärme und Licht? und
wenn Luft nur eine modifizierte Form der Wärme ist oder ein
Bestandteil des Phlogiston, dann besteht die reine Luft (der Sauer-
stoff) aus Wasser, dem der Phlogiston oder die latente Wärme ent-
zogen ist?“ So kamen Watt und Cavendish gleichzeitig und
selbständig zur richtigen Erkenntnis der Konstitution des Wassers,
denn es ist ganz undenkbar im Hinblick auf die Natur der beiden
Männer, daſs einer von beiden die Idee des andern als die seinige
ausgegeben hätte. Watt gebührt die Priorität insofern, als er seine
Ansicht früher niederschrieb, in seinem Briefe an Priestley vom
April 1783. Es ist aber zugleich ein Beweis, wie klar und tief Watt
das Wesen der Dinge ergründete, weit über die Grenzen des rein
Mechanischen hinaus. Cavendish veröffentlichte seine vermeintliche
Entdeckung erst am 15. Januar 1784 und Watt war sehr ärgerlich
darüber, denn er war damals überzeugt, daſs Cavendish seine Idee
gestohlen hätte. Später, als er alt geworden war, dachte er ruhiger
hierüber und sagte: „Alles in Allem liegt wenig daran, ob Cavendish

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[532/0546] James Watt und die Dampfmaschine. deckung der Zusammensetzung des Wassers geführt wurde. Watts Aufmerksamkeit war aber ebenfalls durch Priestleys Versuch auf den Gegenstand gelenkt worden. Er war schon früher zu der Über- zeugung gekommen, daſs Dampf, stark erhitzt, sich in Luft verwandle. Jetzt schloſs er aus Priestleys Experiment, daſs das Wasser aus brennbarer Luft (Wasserstoff) und dephlogistisierter Luft (Sauerstoff) zusammengesetzt sei. Watt hat also schon vor Cavendish die rich- tige Konstitution des Wassers erkannt. 1782 schrieb er an Boulton: „Sie werden sich erinnern, daſs ich oft sagte, daſs, wenn man Wasser zur Rotglut oder noch höher erhitzen könnte, es sich wahrscheinlich in eine Art Luft verwandeln würde, weil der Dampf in diesem Falle alle seine gebundene Wärme verloren haben würde, welche sich ganz in fühlbare Wärme verwandeln würde, wodurch eine vollständige Umwandlung der Natur der Flüssigkeit entstehen müſste.“ Und zu Priestleys Versuch schrieb er an Dr. Black: „Wenn ganz trockene brennbare Luft und ganz trockene dephlogistisierte Luft durch den elektrischen Funken in einem verschlossenen Gefäſse entzündet wurden, so fand ich nach dem Erkalten eine gewisse Menge Wasser an den Wänden niedergeschlagen, gleich oder nahezu gleich dem Gewicht der ganzen Luft. .... Sind wir nicht berechtigt zu schlieſsen, daſs Wasser zusammengesetzt sei aus dephlogistisierter und inflammabler Luft oder Phlogiston, denen ein Teil ihrer latenten Wärme entzogen ist? und daſs dephlogistisierte oder reine Luft aus Wasser, dem der Phlo- giston entzogen ist, besteht, verbunden mit Wärme und Licht? und wenn Luft nur eine modifizierte Form der Wärme ist oder ein Bestandteil des Phlogiston, dann besteht die reine Luft (der Sauer- stoff) aus Wasser, dem der Phlogiston oder die latente Wärme ent- zogen ist?“ So kamen Watt und Cavendish gleichzeitig und selbständig zur richtigen Erkenntnis der Konstitution des Wassers, denn es ist ganz undenkbar im Hinblick auf die Natur der beiden Männer, daſs einer von beiden die Idee des andern als die seinige ausgegeben hätte. Watt gebührt die Priorität insofern, als er seine Ansicht früher niederschrieb, in seinem Briefe an Priestley vom April 1783. Es ist aber zugleich ein Beweis, wie klar und tief Watt das Wesen der Dinge ergründete, weit über die Grenzen des rein Mechanischen hinaus. Cavendish veröffentlichte seine vermeintliche Entdeckung erst am 15. Januar 1784 und Watt war sehr ärgerlich darüber, denn er war damals überzeugt, daſs Cavendish seine Idee gestohlen hätte. Später, als er alt geworden war, dachte er ruhiger hierüber und sagte: „Alles in Allem liegt wenig daran, ob Cavendish

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 532. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/546>, abgerufen am 23.11.2024.