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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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James Watt und die Dampfmaschine.
mühlen, Baumwoll-, Getreide-, Eisen- und Zuckerrohrmühlen. Es
kamen Ingenieure von allen Ländern Europas, um die Wattsche
Maschine kennen zu lernen. Die Dampfmaschine war eine aner-
kannte Macht geworden
.

"Es geht kein Wasserrad in Staffordshire," schrieb Boulton im
Dezember 1786, "sie sind alle eingefroren, und wäre nicht Wilkinsons
Dampfwalzwerk (steam mill) da, so müssten die armen Nagelschmiede
alle verhungern; während diese Tag aus Tag ein ihren Gang geht,
10 Tonnen Eisen den Tag walzt und schneidet, welches warm weggeht.

Gegen Ende 1786 liefen neue Bestellungen ein. Die Spiegelglas-
Gesellschaft bestellte eine 40 pferdige Maschine; für die Oxford-Kanal-
Gesellschaft und für die Wasserwerke in Marly bei Paris liefen Auf-
träge ein.

Bis zum Jahre 1785 hatte die Maschinenfabrik in Soho noch
keine Überschüsse machen können, aller Verdienst musste wieder in
das Geschäft gesteckt werden; nach zwei weiteren Jahren sah dies
ganz anders aus. -- Watt und Boultons Ruhm breitete sich durch
ganz Europa und Amerika aus. Soho wurde ein Sammelpunkt aus-
erlesener Geister. Wir haben schon oben der Mondscheingesellschaft
gedacht, welche ihren Namen daher hatte, dass die Mitglieder bei
Vollmond im Hause des einen oder des andern, meist aber bei Boulton
zusammenkamen, um die Mondbeleuchtung für den oft weiten Nach-
hauseweg benutzen zu können. Die Mondscheingesellschaft war eine
Art freie Akademie, alle wichtigen Tagesfragen auf dem Gebiete der
Wissenschaft und Technik wurden besprochen. Hervorragende Personen
machten sich eine Ehre daraus, an den Zusammenkünften teil nehmen
zu dürfen. Unter den gelegentlichen Besuchern erwähnen wir auch Baron
Reden, den späteren hochverdienten preussischen Minister, den Be-
gründer des oberschlesischen Berg- und Hüttenwesens, welchen De Luc
1782 bei Watt einführte. Priestley, der Entdecker des Sauerstoffs, war
ein hervorragendes Mitglied der Mondscheingesellschaft. Dieser hatte
bereits 1781 bei seinen Versuchen gefunden, dass, wenn man ein
Gemisch von Wasserstoff und Luft durch den elektrischen Funken
entzündete, der Wasserstoff und ein Teil der Luft verschwand und
die Wände sich mit Wasser beschlugen. Diesen Versuch machte ein
Mr. Waltire, der in den englischen Städten herumzog und Vor-
lesungen über Chemie hielt, zu einem Vorlesungsexperiment. Dadurch
wurde Cavendish zuerst darauf aufmerksam, der dem von Priestley
wenig beachteten Umstand, dass sich die Wände mit Wasser beschlugen,
die gebührende Aufmerksamkeit schenkte und dadurch zu der Ent-

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James Watt und die Dampfmaschine.
mühlen, Baumwoll-, Getreide-, Eisen- und Zuckerrohrmühlen. Es
kamen Ingenieure von allen Ländern Europas, um die Wattsche
Maschine kennen zu lernen. Die Dampfmaschine war eine aner-
kannte Macht geworden
.

„Es geht kein Wasserrad in Staffordshire,“ schrieb Boulton im
Dezember 1786, „sie sind alle eingefroren, und wäre nicht Wilkinsons
Dampfwalzwerk (steam mill) da, so müſsten die armen Nagelschmiede
alle verhungern; während diese Tag aus Tag ein ihren Gang geht,
10 Tonnen Eisen den Tag walzt und schneidet, welches warm weggeht.

Gegen Ende 1786 liefen neue Bestellungen ein. Die Spiegelglas-
Gesellschaft bestellte eine 40 pferdige Maschine; für die Oxford-Kanal-
Gesellschaft und für die Wasserwerke in Marly bei Paris liefen Auf-
träge ein.

Bis zum Jahre 1785 hatte die Maschinenfabrik in Soho noch
keine Überschüsse machen können, aller Verdienst muſste wieder in
das Geschäft gesteckt werden; nach zwei weiteren Jahren sah dies
ganz anders aus. — Watt und Boultons Ruhm breitete sich durch
ganz Europa und Amerika aus. Soho wurde ein Sammelpunkt aus-
erlesener Geister. Wir haben schon oben der Mondscheingesellschaft
gedacht, welche ihren Namen daher hatte, daſs die Mitglieder bei
Vollmond im Hause des einen oder des andern, meist aber bei Boulton
zusammenkamen, um die Mondbeleuchtung für den oft weiten Nach-
hauseweg benutzen zu können. Die Mondscheingesellschaft war eine
Art freie Akademie, alle wichtigen Tagesfragen auf dem Gebiete der
Wissenschaft und Technik wurden besprochen. Hervorragende Personen
machten sich eine Ehre daraus, an den Zusammenkünften teil nehmen
zu dürfen. Unter den gelegentlichen Besuchern erwähnen wir auch Baron
Reden, den späteren hochverdienten preuſsischen Minister, den Be-
gründer des oberschlesischen Berg- und Hüttenwesens, welchen De Luc
1782 bei Watt einführte. Priestley, der Entdecker des Sauerstoffs, war
ein hervorragendes Mitglied der Mondscheingesellschaft. Dieser hatte
bereits 1781 bei seinen Versuchen gefunden, daſs, wenn man ein
Gemisch von Wasserstoff und Luft durch den elektrischen Funken
entzündete, der Wasserstoff und ein Teil der Luft verschwand und
die Wände sich mit Wasser beschlugen. Diesen Versuch machte ein
Mr. Waltire, der in den englischen Städten herumzog und Vor-
lesungen über Chemie hielt, zu einem Vorlesungsexperiment. Dadurch
wurde Cavendish zuerst darauf aufmerksam, der dem von Priestley
wenig beachteten Umstand, daſs sich die Wände mit Wasser beschlugen,
die gebührende Aufmerksamkeit schenkte und dadurch zu der Ent-

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[531/0545] James Watt und die Dampfmaschine. mühlen, Baumwoll-, Getreide-, Eisen- und Zuckerrohrmühlen. Es kamen Ingenieure von allen Ländern Europas, um die Wattsche Maschine kennen zu lernen. Die Dampfmaschine war eine aner- kannte Macht geworden. „Es geht kein Wasserrad in Staffordshire,“ schrieb Boulton im Dezember 1786, „sie sind alle eingefroren, und wäre nicht Wilkinsons Dampfwalzwerk (steam mill) da, so müſsten die armen Nagelschmiede alle verhungern; während diese Tag aus Tag ein ihren Gang geht, 10 Tonnen Eisen den Tag walzt und schneidet, welches warm weggeht. Gegen Ende 1786 liefen neue Bestellungen ein. Die Spiegelglas- Gesellschaft bestellte eine 40 pferdige Maschine; für die Oxford-Kanal- Gesellschaft und für die Wasserwerke in Marly bei Paris liefen Auf- träge ein. Bis zum Jahre 1785 hatte die Maschinenfabrik in Soho noch keine Überschüsse machen können, aller Verdienst muſste wieder in das Geschäft gesteckt werden; nach zwei weiteren Jahren sah dies ganz anders aus. — Watt und Boultons Ruhm breitete sich durch ganz Europa und Amerika aus. Soho wurde ein Sammelpunkt aus- erlesener Geister. Wir haben schon oben der Mondscheingesellschaft gedacht, welche ihren Namen daher hatte, daſs die Mitglieder bei Vollmond im Hause des einen oder des andern, meist aber bei Boulton zusammenkamen, um die Mondbeleuchtung für den oft weiten Nach- hauseweg benutzen zu können. Die Mondscheingesellschaft war eine Art freie Akademie, alle wichtigen Tagesfragen auf dem Gebiete der Wissenschaft und Technik wurden besprochen. Hervorragende Personen machten sich eine Ehre daraus, an den Zusammenkünften teil nehmen zu dürfen. Unter den gelegentlichen Besuchern erwähnen wir auch Baron Reden, den späteren hochverdienten preuſsischen Minister, den Be- gründer des oberschlesischen Berg- und Hüttenwesens, welchen De Luc 1782 bei Watt einführte. Priestley, der Entdecker des Sauerstoffs, war ein hervorragendes Mitglied der Mondscheingesellschaft. Dieser hatte bereits 1781 bei seinen Versuchen gefunden, daſs, wenn man ein Gemisch von Wasserstoff und Luft durch den elektrischen Funken entzündete, der Wasserstoff und ein Teil der Luft verschwand und die Wände sich mit Wasser beschlugen. Diesen Versuch machte ein Mr. Waltire, der in den englischen Städten herumzog und Vor- lesungen über Chemie hielt, zu einem Vorlesungsexperiment. Dadurch wurde Cavendish zuerst darauf aufmerksam, der dem von Priestley wenig beachteten Umstand, daſs sich die Wände mit Wasser beschlugen, die gebührende Aufmerksamkeit schenkte und dadurch zu der Ent- 34*

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 531. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/545>, abgerufen am 23.11.2024.