des Wasserbleies besitze. So habe sich eine eiserne Kugel, welche viele Jahre auf dem Meeresgrunde in einer metallenen Kanone gesteckt habe, durch die Einwirkung des Seewassers aufgelöst, dass nur solche Wasserbleisubstanz zurückgeblieben sei. Dieser Eisenglimmer stimme aber so sehr mit Kohlenstaub überein, dass man ihn mit mehr Recht gekohltes Eisen (koladt Järn) als Eisenschlacke nenne.
Über die Gewichtszunahme des Eisens beim Verbrennen machte Rinman eine Reihe von Versuchen und fand dieselbe 1762, wie Morveau, zu annähernd 27 Prozent. Aber er erklärte dieselbe nach dem Satze, den Scheffer in den Abhandlungen der Schwedischen Akademie 1757 aufgestellt hatte: "Die Metalle nehmen in demselben Verhältnis an Gewicht zu, als sie ihr Phlogiston verlieren und werden umgekehrt in demselben Grade leichter, als sie sich mit dem Phlogiston verbinden".
"Alle Chemiker stimmen darin überein, dass die Kalcination eine Abscheidung des Phlogiston oder des Brennbaren von dem Metall ist und dass die Reduktion in der Wiedervereinigung mit jenem Stoffe besteht. -- Die erstere Operation bewirkt aber eine Gewichts- vermehrung, die zweite eine Gewichtsverminderung."
Weil nun die Gewichtsvermehrung des geschmeidigen Eisens bei der Verwandlung in Crocus 25 Prozent, und die des Roheisens bei derselben Behandlung 27 Prozent beträgt, so kann man schliessen, dass sich die Quantität des Phlogiston im geschmeidigen Eisen zu der im Roheisen wie 25 zu 27 verhält. Das specifische Gewicht der Schlacke eines in starker Hitze verbrannten Eisenstabes fand Rinman gleich 4,810. Rinman hat ebenso eine Reihe von Versuchen über die Reduktion von Eisenschlacken und Eisenkalke angestellt (§. 65, 66). Obgleich er nun die Wichtigkeit des Zutritts der Luft anerkennt, bestreitet er doch, dass die Gewichtszunahme der Eisenkalke der Verbindung mit der Luft zugeschrieben werden könne, vielmehr rühre dieselbe vorzüglich vom Verlust des Phlogiston her. -- Hier führt also die falsche Theorie den Experimentator vollständig auf den Irrweg.
Rinman war es bekannt, dass man aus manganhaltigen Erzen am besten Stahleisen erzeugen könne. Er erwähnt, dass die Erze, welche in Steiermark und Kärnten, in Schmalkalden und in Siegen den guten Stahl geben, alle braunsteinhaltig seien. Aus den braun- steinhaltigen Erzen von Dingelwik in Daland konnte Rinman bei seinen Schmelzversuchen in einem Rennfeuer immer nur Stahl, niemals weiches Eisen bekommen. Bergman hatte in seiner Streitschrift
Chemie des Eisens.
des Wasserbleies besitze. So habe sich eine eiserne Kugel, welche viele Jahre auf dem Meeresgrunde in einer metallenen Kanone gesteckt habe, durch die Einwirkung des Seewassers aufgelöst, daſs nur solche Wasserbleisubstanz zurückgeblieben sei. Dieser Eisenglimmer stimme aber so sehr mit Kohlenstaub überein, daſs man ihn mit mehr Recht gekohltes Eisen (koladt Järn) als Eisenschlacke nenne.
Über die Gewichtszunahme des Eisens beim Verbrennen machte Rinman eine Reihe von Versuchen und fand dieselbe 1762, wie Morveau, zu annähernd 27 Prozent. Aber er erklärte dieselbe nach dem Satze, den Scheffer in den Abhandlungen der Schwedischen Akademie 1757 aufgestellt hatte: „Die Metalle nehmen in demselben Verhältnis an Gewicht zu, als sie ihr Phlogiston verlieren und werden umgekehrt in demselben Grade leichter, als sie sich mit dem Phlogiston verbinden“.
„Alle Chemiker stimmen darin überein, daſs die Kalcination eine Abscheidung des Phlogiston oder des Brennbaren von dem Metall ist und daſs die Reduktion in der Wiedervereinigung mit jenem Stoffe besteht. — Die erstere Operation bewirkt aber eine Gewichts- vermehrung, die zweite eine Gewichtsverminderung.“
Weil nun die Gewichtsvermehrung des geschmeidigen Eisens bei der Verwandlung in Crocus 25 Prozent, und die des Roheisens bei derselben Behandlung 27 Prozent beträgt, so kann man schlieſsen, daſs sich die Quantität des Phlogiston im geschmeidigen Eisen zu der im Roheisen wie 25 zu 27 verhält. Das specifische Gewicht der Schlacke eines in starker Hitze verbrannten Eisenstabes fand Rinman gleich 4,810. Rinman hat ebenso eine Reihe von Versuchen über die Reduktion von Eisenschlacken und Eisenkalke angestellt (§. 65, 66). Obgleich er nun die Wichtigkeit des Zutritts der Luft anerkennt, bestreitet er doch, daſs die Gewichtszunahme der Eisenkalke der Verbindung mit der Luft zugeschrieben werden könne, vielmehr rühre dieselbe vorzüglich vom Verlust des Phlogiston her. — Hier führt also die falsche Theorie den Experimentator vollständig auf den Irrweg.
Rinman war es bekannt, daſs man aus manganhaltigen Erzen am besten Stahleisen erzeugen könne. Er erwähnt, daſs die Erze, welche in Steiermark und Kärnten, in Schmalkalden und in Siegen den guten Stahl geben, alle braunsteinhaltig seien. Aus den braun- steinhaltigen Erzen von Dingelwik in Daland konnte Rinman bei seinen Schmelzversuchen in einem Rennfeuer immer nur Stahl, niemals weiches Eisen bekommen. Bergman hatte in seiner Streitschrift
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Chemie des Eisens.
des Wasserbleies besitze. So habe sich eine eiserne Kugel, welche
viele Jahre auf dem Meeresgrunde in einer metallenen Kanone gesteckt
habe, durch die Einwirkung des Seewassers aufgelöst, daſs nur solche
Wasserbleisubstanz zurückgeblieben sei. Dieser Eisenglimmer stimme
aber so sehr mit Kohlenstaub überein, daſs man ihn mit mehr Recht
gekohltes Eisen (koladt Järn) als Eisenschlacke nenne.
Über die Gewichtszunahme des Eisens beim Verbrennen machte
Rinman eine Reihe von Versuchen und fand dieselbe 1762, wie
Morveau, zu annähernd 27 Prozent. Aber er erklärte dieselbe nach
dem Satze, den Scheffer in den Abhandlungen der Schwedischen
Akademie 1757 aufgestellt hatte: „Die Metalle nehmen in demselben
Verhältnis an Gewicht zu, als sie ihr Phlogiston verlieren und werden
umgekehrt in demselben Grade leichter, als sie sich mit dem Phlogiston
verbinden“.
„Alle Chemiker stimmen darin überein, daſs die Kalcination eine
Abscheidung des Phlogiston oder des Brennbaren von dem Metall ist
und daſs die Reduktion in der Wiedervereinigung mit jenem Stoffe
besteht. — Die erstere Operation bewirkt aber eine Gewichts-
vermehrung, die zweite eine Gewichtsverminderung.“
Weil nun die Gewichtsvermehrung des geschmeidigen Eisens bei
der Verwandlung in Crocus 25 Prozent, und die des Roheisens bei
derselben Behandlung 27 Prozent beträgt, so kann man schlieſsen,
daſs sich die Quantität des Phlogiston im geschmeidigen Eisen zu der
im Roheisen wie 25 zu 27 verhält. Das specifische Gewicht der
Schlacke eines in starker Hitze verbrannten Eisenstabes fand Rinman
gleich 4,810. Rinman hat ebenso eine Reihe von Versuchen über
die Reduktion von Eisenschlacken und Eisenkalke angestellt (§. 65, 66).
Obgleich er nun die Wichtigkeit des Zutritts der Luft anerkennt,
bestreitet er doch, daſs die Gewichtszunahme der Eisenkalke der
Verbindung mit der Luft zugeschrieben werden könne, vielmehr rühre
dieselbe vorzüglich vom Verlust des Phlogiston her. — Hier führt
also die falsche Theorie den Experimentator vollständig auf den
Irrweg.
Rinman war es bekannt, daſs man aus manganhaltigen Erzen
am besten Stahleisen erzeugen könne. Er erwähnt, daſs die Erze,
welche in Steiermark und Kärnten, in Schmalkalden und in Siegen
den guten Stahl geben, alle braunsteinhaltig seien. Aus den braun-
steinhaltigen Erzen von Dingelwik in Daland konnte Rinman bei
seinen Schmelzversuchen in einem Rennfeuer immer nur Stahl, niemals
weiches Eisen bekommen. Bergman hatte in seiner Streitschrift
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 495. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/509>, abgerufen am 23.11.2024.
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