Phlogiston war ihm nur ein Hauptbestandteil des Lichtes und der brennbaren Luft; mit vielem Wärmestoff bildete er das erste, mit wenigem das Wasserstoffgas. -- Wäre es Scheele vergönnt gewesen, länger zu leben, so hätte er sich gewiss der antiphlogistischen Lehre zugewendet.
Auch der grosse Metallurge Rinman stand ganz auf dem Boden der alten Theorie. Wir sehen seinen sonst so klaren Blick überall verdunkelt und gehemmt durch die falsche Lehre vom Phlogiston. Seine Auffassung aller Oxydations- und Reduktionsprozesse erscheint uns fast unbegreiflich. Die Glühspanbildung hält er zum Beispiel für eine Verdunstung des Brennbaren aus dem Eisen. Aus der Erfahrung, dass sich das Eisen bei fortgesetztem Glühen ganz in Glühspan ver- wandelt, geht nach seiner Behauptung die "Erfahrung hervor, dass das Phlogiston oder das brennbare Wesen in dieser Hitze ununter- brochen und unaufhörlich verdunstet und sich zerstreut". -- Dieses Verdunsten des Phlogiston oder dieses Verbrennen zu Schlacke, was ihm gleichbedeutend ist, soll in einem kubischen Verhältnis des Abstandes von innen nach aussen abnehmen. -- Dass aber der Zutritt der Luft zu dieser "Verdunstung" nötig ist, weiss er sehr wohl: "die Verbrennung oder die Entstehung des Glühspans ist desto beträcht- licher, je grösser der Hitzegrad ist, der angewendet wird und je mehr die Luft freien Zutritt hat". Sowie das Phlogiston verdampft, vermehren sich Gewicht, Grösse und die äussere Oberfläche des zurück- bleibenden verbrannten Metalles.
Unmittelbar unter der Schlackenrinde zeigen sich Eisen und Stahl am weichsten und schwersten. Stahl und Roheisen lassen sich durch gewisse langanhaltende Glühgrade, sobald die Metalle nicht unmittel- bar vom Kohlen- und Flammenfeuer berührt werden, ohne einen Kunstgriff oder einen besonderen Zusatz in weiches und geschmeidiges Eisen verwandeln. Das wichtigste Mittel, das Verbrennen des Eisens in der Glühhitze zu vermeiden, besteht in der Verhinderung des Zutrittes der Luft. Hierfür giebt es viele Mittel, deren Verhalten Rinman ausführlich beschreibt (§. 59, 60).
Dass der Garschaum und der sogenannte "Kies" in dem schwarzen, blätterigen Roheisen in seinem Verhalten mit dem Wasserblei oder Graphit vollständig übereinstimmt, war Rinman wohl bekannt. Er sagt, dass, wenn man solches gares, grobkörniges, schwarzgraues Roh- eisen mit Scheidewasser koche, ein Teil sich löse und ein Gewebe von ebenso grossem körperlichen Inhalt zurückbleibe, als das ange- wendete Stück Eisen gewesen sei, welches durchaus die Eigenschaften
Chemie des Eisens.
Phlogiston war ihm nur ein Hauptbestandteil des Lichtes und der brennbaren Luft; mit vielem Wärmestoff bildete er das erste, mit wenigem das Wasserstoffgas. — Wäre es Scheele vergönnt gewesen, länger zu leben, so hätte er sich gewiſs der antiphlogistischen Lehre zugewendet.
Auch der groſse Metallurge Rinman stand ganz auf dem Boden der alten Theorie. Wir sehen seinen sonst so klaren Blick überall verdunkelt und gehemmt durch die falsche Lehre vom Phlogiston. Seine Auffassung aller Oxydations- und Reduktionsprozesse erscheint uns fast unbegreiflich. Die Glühspanbildung hält er zum Beispiel für eine Verdunstung des Brennbaren aus dem Eisen. Aus der Erfahrung, daſs sich das Eisen bei fortgesetztem Glühen ganz in Glühspan ver- wandelt, geht nach seiner Behauptung die „Erfahrung hervor, daſs das Phlogiston oder das brennbare Wesen in dieser Hitze ununter- brochen und unaufhörlich verdunstet und sich zerstreut“. — Dieses Verdunsten des Phlogiston oder dieses Verbrennen zu Schlacke, was ihm gleichbedeutend ist, soll in einem kubischen Verhältnis des Abstandes von innen nach auſsen abnehmen. — Daſs aber der Zutritt der Luft zu dieser „Verdunstung“ nötig ist, weiſs er sehr wohl: „die Verbrennung oder die Entstehung des Glühspans ist desto beträcht- licher, je gröſser der Hitzegrad ist, der angewendet wird und je mehr die Luft freien Zutritt hat“. Sowie das Phlogiston verdampft, vermehren sich Gewicht, Gröſse und die äuſsere Oberfläche des zurück- bleibenden verbrannten Metalles.
Unmittelbar unter der Schlackenrinde zeigen sich Eisen und Stahl am weichsten und schwersten. Stahl und Roheisen lassen sich durch gewisse langanhaltende Glühgrade, sobald die Metalle nicht unmittel- bar vom Kohlen- und Flammenfeuer berührt werden, ohne einen Kunstgriff oder einen besonderen Zusatz in weiches und geschmeidiges Eisen verwandeln. Das wichtigste Mittel, das Verbrennen des Eisens in der Glühhitze zu vermeiden, besteht in der Verhinderung des Zutrittes der Luft. Hierfür giebt es viele Mittel, deren Verhalten Rinman ausführlich beschreibt (§. 59, 60).
Daſs der Garschaum und der sogenannte „Kies“ in dem schwarzen, blätterigen Roheisen in seinem Verhalten mit dem Wasserblei oder Graphit vollständig übereinstimmt, war Rinman wohl bekannt. Er sagt, daſs, wenn man solches gares, grobkörniges, schwarzgraues Roh- eisen mit Scheidewasser koche, ein Teil sich löse und ein Gewebe von ebenso groſsem körperlichen Inhalt zurückbleibe, als das ange- wendete Stück Eisen gewesen sei, welches durchaus die Eigenschaften
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Chemie des Eisens.
Phlogiston war ihm nur ein Hauptbestandteil des Lichtes und der
brennbaren Luft; mit vielem Wärmestoff bildete er das erste, mit
wenigem das Wasserstoffgas. — Wäre es Scheele vergönnt gewesen,
länger zu leben, so hätte er sich gewiſs der antiphlogistischen Lehre
zugewendet.
Auch der groſse Metallurge Rinman stand ganz auf dem Boden
der alten Theorie. Wir sehen seinen sonst so klaren Blick überall
verdunkelt und gehemmt durch die falsche Lehre vom Phlogiston.
Seine Auffassung aller Oxydations- und Reduktionsprozesse erscheint
uns fast unbegreiflich. Die Glühspanbildung hält er zum Beispiel für
eine Verdunstung des Brennbaren aus dem Eisen. Aus der Erfahrung,
daſs sich das Eisen bei fortgesetztem Glühen ganz in Glühspan ver-
wandelt, geht nach seiner Behauptung die „Erfahrung hervor, daſs
das Phlogiston oder das brennbare Wesen in dieser Hitze ununter-
brochen und unaufhörlich verdunstet und sich zerstreut“. — Dieses
Verdunsten des Phlogiston oder dieses Verbrennen zu Schlacke, was
ihm gleichbedeutend ist, soll in einem kubischen Verhältnis des
Abstandes von innen nach auſsen abnehmen. — Daſs aber der Zutritt
der Luft zu dieser „Verdunstung“ nötig ist, weiſs er sehr wohl: „die
Verbrennung oder die Entstehung des Glühspans ist desto beträcht-
licher, je gröſser der Hitzegrad ist, der angewendet wird und je mehr
die Luft freien Zutritt hat“. Sowie das Phlogiston verdampft,
vermehren sich Gewicht, Gröſse und die äuſsere Oberfläche des zurück-
bleibenden verbrannten Metalles.
Unmittelbar unter der Schlackenrinde zeigen sich Eisen und Stahl
am weichsten und schwersten. Stahl und Roheisen lassen sich durch
gewisse langanhaltende Glühgrade, sobald die Metalle nicht unmittel-
bar vom Kohlen- und Flammenfeuer berührt werden, ohne einen
Kunstgriff oder einen besonderen Zusatz in weiches und geschmeidiges
Eisen verwandeln. Das wichtigste Mittel, das Verbrennen des Eisens
in der Glühhitze zu vermeiden, besteht in der Verhinderung des
Zutrittes der Luft. Hierfür giebt es viele Mittel, deren Verhalten
Rinman ausführlich beschreibt (§. 59, 60).
Daſs der Garschaum und der sogenannte „Kies“ in dem schwarzen,
blätterigen Roheisen in seinem Verhalten mit dem Wasserblei oder
Graphit vollständig übereinstimmt, war Rinman wohl bekannt. Er
sagt, daſs, wenn man solches gares, grobkörniges, schwarzgraues Roh-
eisen mit Scheidewasser koche, ein Teil sich löse und ein Gewebe
von ebenso groſsem körperlichen Inhalt zurückbleibe, als das ange-
wendete Stück Eisen gewesen sei, welches durchaus die Eigenschaften
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 494. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/508>, abgerufen am 23.11.2024.
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