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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Chemie des Eisens.
analytischen Untersuchung auf nassem Wege einzuschlagen hat, auf-
stellte, und seine Arbeiten in dieser Hinsicht tragen schon ganz das
Gepräge der neueren, exakteren Wissenschaft. Allerdings haben sich seine
quantitativen Bestimmungen später als nicht sehr genau herausgestellt.
Dies beeinträchtigt aber den Wert seiner Arbeiten nur wenig, denn
dieser liegt in der Methode, mit Hülfe derer er eine grosse Menge neuer
Gegenstände in das Bereich der chemischen Untersuchung zog und
dadurch den Wirkungskreis und das Arbeitsfeld der Chemie erweiterte.
Zu seinen Lebzeiten stand sein Ruf als Scheidekünstler so fest, dass
man an der Richtigkeit seiner Analysen keinen Zweifel hegte. Er
machte namentlich auch die ersten Mineralwasseranalysen, und zwar
nach derselben umfassenden Methode, wie sie heute noch geübt wird.
Die angebliche Unlöslichkeit mancher Mineralien und Substanzen
waren für ihn kein Hindernis, den nassen Weg der Zerlegung anzu-
wenden; er suchte und fand die Mittel der Auflösung derselben.
Dabei vernachlässigte er über den nassen Weg die trockene Probe
keineswegs. Er suchte den Gebrauch des Lötrohres in allgemeine
Aufnahme zu bringen und zeigte, wie dasselbe zur Bestimmung von
Mineralien mit grösstem Vorteil angewendet werden kann. Unsere
ganze Lötrohrprobierkunst basiert auf der Grundlage, welche Bergman
ihr gegeben hat.

Als Schwede lagen ihm Untersuchungen über das Eisen nahe
und diese Arbeiten gehören zu seinen wichtigsten und besten. Er
versuchte es, zuerst den Unterschied zwischen Schmiedeeisen, Stahl
und Gusseisen durch die chemische Analyse festzustellen, eine Arbeit,
die ganz im Geiste der neueren analytischen Chemie ausgeführt ist 1).
Er prüfte die verschiedenen Eisenarten durch Auflösen in verdünnter
Schwefelsäure und Messen des entwickelten Wasserstoffgases; er fand,
dass so Schmiedeeisen das meiste, Stahl weniger, Gusseisen am wenig-
sten Wasserstoffgas abgiebt; dass hingegen Schmiedeeisen am wenigsten,
Stahl mehr und Gusseisen am meisten unlöslichen Rückstand lässt;
er schloss daraus, dass auch der Phlogistongehalt ein entsprechend
verschiedener sei und dass sich also Stahl nicht in einem höheren
Zustande der Metallizität befinde. Zur Kontrolle untersuchte er auch,
wieviel Stahl und wieviel Schmiedeeisen nötig sei, um ein gewisses
Gewicht Silber aus seiner schwefelsauren Lösung zu fällen und das
Resultat bestätigte seine Ansicht. Er beurteilte ihre Verschiedenheit
richtig, indem er sie als Verbindungen in verschiedenen Verhältnissen

1) Siehe Kopp, a. a. O., S. 249.

Chemie des Eisens.
analytischen Untersuchung auf nassem Wege einzuschlagen hat, auf-
stellte, und seine Arbeiten in dieser Hinsicht tragen schon ganz das
Gepräge der neueren, exakteren Wissenschaft. Allerdings haben sich seine
quantitativen Bestimmungen später als nicht sehr genau herausgestellt.
Dies beeinträchtigt aber den Wert seiner Arbeiten nur wenig, denn
dieser liegt in der Methode, mit Hülfe derer er eine groſse Menge neuer
Gegenstände in das Bereich der chemischen Untersuchung zog und
dadurch den Wirkungskreis und das Arbeitsfeld der Chemie erweiterte.
Zu seinen Lebzeiten stand sein Ruf als Scheidekünstler so fest, daſs
man an der Richtigkeit seiner Analysen keinen Zweifel hegte. Er
machte namentlich auch die ersten Mineralwasseranalysen, und zwar
nach derselben umfassenden Methode, wie sie heute noch geübt wird.
Die angebliche Unlöslichkeit mancher Mineralien und Substanzen
waren für ihn kein Hindernis, den nassen Weg der Zerlegung anzu-
wenden; er suchte und fand die Mittel der Auflösung derselben.
Dabei vernachlässigte er über den nassen Weg die trockene Probe
keineswegs. Er suchte den Gebrauch des Lötrohres in allgemeine
Aufnahme zu bringen und zeigte, wie dasſelbe zur Bestimmung von
Mineralien mit gröſstem Vorteil angewendet werden kann. Unsere
ganze Lötrohrprobierkunst basiert auf der Grundlage, welche Bergman
ihr gegeben hat.

Als Schwede lagen ihm Untersuchungen über das Eisen nahe
und diese Arbeiten gehören zu seinen wichtigsten und besten. Er
versuchte es, zuerst den Unterschied zwischen Schmiedeeisen, Stahl
und Guſseisen durch die chemische Analyse festzustellen, eine Arbeit,
die ganz im Geiste der neueren analytischen Chemie ausgeführt ist 1).
Er prüfte die verschiedenen Eisenarten durch Auflösen in verdünnter
Schwefelsäure und Messen des entwickelten Wasserstoffgases; er fand,
daſs so Schmiedeeisen das meiste, Stahl weniger, Guſseisen am wenig-
sten Wasserstoffgas abgiebt; daſs hingegen Schmiedeeisen am wenigsten,
Stahl mehr und Guſseisen am meisten unlöslichen Rückstand läſst;
er schloſs daraus, daſs auch der Phlogistongehalt ein entsprechend
verschiedener sei und daſs sich also Stahl nicht in einem höheren
Zustande der Metallizität befinde. Zur Kontrolle untersuchte er auch,
wieviel Stahl und wieviel Schmiedeeisen nötig sei, um ein gewisses
Gewicht Silber aus seiner schwefelsauren Lösung zu fällen und das
Resultat bestätigte seine Ansicht. Er beurteilte ihre Verschiedenheit
richtig, indem er sie als Verbindungen in verschiedenen Verhältnissen

1) Siehe Kopp, a. a. O., S. 249.
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[487/0501] Chemie des Eisens. analytischen Untersuchung auf nassem Wege einzuschlagen hat, auf- stellte, und seine Arbeiten in dieser Hinsicht tragen schon ganz das Gepräge der neueren, exakteren Wissenschaft. Allerdings haben sich seine quantitativen Bestimmungen später als nicht sehr genau herausgestellt. Dies beeinträchtigt aber den Wert seiner Arbeiten nur wenig, denn dieser liegt in der Methode, mit Hülfe derer er eine groſse Menge neuer Gegenstände in das Bereich der chemischen Untersuchung zog und dadurch den Wirkungskreis und das Arbeitsfeld der Chemie erweiterte. Zu seinen Lebzeiten stand sein Ruf als Scheidekünstler so fest, daſs man an der Richtigkeit seiner Analysen keinen Zweifel hegte. Er machte namentlich auch die ersten Mineralwasseranalysen, und zwar nach derselben umfassenden Methode, wie sie heute noch geübt wird. Die angebliche Unlöslichkeit mancher Mineralien und Substanzen waren für ihn kein Hindernis, den nassen Weg der Zerlegung anzu- wenden; er suchte und fand die Mittel der Auflösung derselben. Dabei vernachlässigte er über den nassen Weg die trockene Probe keineswegs. Er suchte den Gebrauch des Lötrohres in allgemeine Aufnahme zu bringen und zeigte, wie dasſelbe zur Bestimmung von Mineralien mit gröſstem Vorteil angewendet werden kann. Unsere ganze Lötrohrprobierkunst basiert auf der Grundlage, welche Bergman ihr gegeben hat. Als Schwede lagen ihm Untersuchungen über das Eisen nahe und diese Arbeiten gehören zu seinen wichtigsten und besten. Er versuchte es, zuerst den Unterschied zwischen Schmiedeeisen, Stahl und Guſseisen durch die chemische Analyse festzustellen, eine Arbeit, die ganz im Geiste der neueren analytischen Chemie ausgeführt ist 1). Er prüfte die verschiedenen Eisenarten durch Auflösen in verdünnter Schwefelsäure und Messen des entwickelten Wasserstoffgases; er fand, daſs so Schmiedeeisen das meiste, Stahl weniger, Guſseisen am wenig- sten Wasserstoffgas abgiebt; daſs hingegen Schmiedeeisen am wenigsten, Stahl mehr und Guſseisen am meisten unlöslichen Rückstand läſst; er schloſs daraus, daſs auch der Phlogistongehalt ein entsprechend verschiedener sei und daſs sich also Stahl nicht in einem höheren Zustande der Metallizität befinde. Zur Kontrolle untersuchte er auch, wieviel Stahl und wieviel Schmiedeeisen nötig sei, um ein gewisses Gewicht Silber aus seiner schwefelsauren Lösung zu fällen und das Resultat bestätigte seine Ansicht. Er beurteilte ihre Verschiedenheit richtig, indem er sie als Verbindungen in verschiedenen Verhältnissen 1) Siehe Kopp, a. a. O., S. 249.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 487. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/501>, abgerufen am 23.11.2024.