aus Eisen mit Graphit, mit welchem auch noch oft Mangan und Kieselerde verbunden sei, ansah. Dabei definierte er den Graphit nicht als gewöhnliche Kohle, sondern, wie Scheele, als eine brennbare Verbindung aus Luftsäure und Phlogiston. Bergman, der noch ganz auf dem Boden der Phlogistontheorie stand, sah allerdings das Eisen selbst noch als einen zusammengesetzten Körper an, insofern ist seine Ausdrucksweise befremdlich, aber die wichtigsten Thatsachen waren durch seine analytische Arbeit erwiesen und konnten später leicht in eine andere theoretische Ausdrucksweise übersetzt werden.
Sehr eifrig beschäftigte Metallurgen und Chemiker jener Zeit die wichtige Frage über das Mangan und seine Beziehungen zum Eisen. Das Mangan, das Metall des Braunsteins, ist mit dem Eisen so vergeschwistert, dass es lange Zeit nicht als ein besonderes Metall erkannt wurde. Im Altertum hielt man den Braunstein für eine Art Magneteisenstein. In diesem Sinne sagt Plinius, man benutze den Magnet, um bei der Glasfabrikation das Glas zu entfärben. Diesen Standpunkt teilte noch Agricola.
Im Mittelalter machte man insofern einen Unterschied zwischen beiden, als man das Magneterz magnes und magnesius lapis nannte, den Braunstein aber als magnesia bezeichnete, aber noch Basilius Valentinus rechnet ihn unter die Eisenerze. Erst im 16. Jahr- hundert unterschied man den Braunstein als ein besonderes Mineral, dem man in Italien zuerst den Namen Manganensis beilegte. Cardanus sagt in seiner Schrift De subtilitate 1553: "Syderea, quam Manga- nensem Itali vocant, terra est repurgando vitro aptissima, illudque tingens colore caeruleo." Immer noch hielt man ihn für ein Eisenerz. Erst der Chemiker Pott, Professor an der Universität zu Berlin, zeigte in seinem examen chymicum magnesiae vitrariorum, Germanis "Braun- stein", dass das Eisen nicht zu den wesentlichen Bestandteilen des Braunsteins gehöre. Er stellte mehrere Salze des Mangans dar, ohne jedoch das eigentümliche Metall zu erkennen. Er hielt den von ihm untersuchten Niederschlag von Manganoxydulhydrat für eine alkalische Erde, "ähnlich der Alaunerde, mit einem sehr zarten Phlogiston ver- bunden". Es dauerte bis zum Jahre 1774, ehe Scheele, Bergman und Gahn das Braunsteinmetall entdeckten. Scheele hatte den Braunstein untersucht und mit den verschiedenartigsten Reagentien behandelt, dabei die charakteristischen Eigenschaften der Mangansalze beschrieben, ohne aber dadurch zu dem Schluss geführt zu werden, dass in den Mangansalzen ein neuer metallischer Körper enthalten sei. Er neigte vielmehr zu der Ansicht, dass die in dem Braunstein
Chemie des Eisens.
aus Eisen mit Graphit, mit welchem auch noch oft Mangan und Kieselerde verbunden sei, ansah. Dabei definierte er den Graphit nicht als gewöhnliche Kohle, sondern, wie Scheele, als eine brennbare Verbindung aus Luftsäure und Phlogiston. Bergman, der noch ganz auf dem Boden der Phlogistontheorie stand, sah allerdings das Eisen selbst noch als einen zusammengesetzten Körper an, insofern ist seine Ausdrucksweise befremdlich, aber die wichtigsten Thatsachen waren durch seine analytische Arbeit erwiesen und konnten später leicht in eine andere theoretische Ausdrucksweise übersetzt werden.
Sehr eifrig beschäftigte Metallurgen und Chemiker jener Zeit die wichtige Frage über das Mangan und seine Beziehungen zum Eisen. Das Mangan, das Metall des Braunsteins, ist mit dem Eisen so vergeschwistert, daſs es lange Zeit nicht als ein besonderes Metall erkannt wurde. Im Altertum hielt man den Braunstein für eine Art Magneteisenstein. In diesem Sinne sagt Plinius, man benutze den Magnet, um bei der Glasfabrikation das Glas zu entfärben. Diesen Standpunkt teilte noch Agricola.
Im Mittelalter machte man insofern einen Unterschied zwischen beiden, als man das Magneterz magnes und magnesius lapis nannte, den Braunstein aber als magnesia bezeichnete, aber noch Basilius Valentinus rechnet ihn unter die Eisenerze. Erst im 16. Jahr- hundert unterschied man den Braunstein als ein besonderes Mineral, dem man in Italien zuerst den Namen Manganensis beilegte. Cardanus sagt in seiner Schrift De subtilitate 1553: „Syderea, quam Manga- nensem Itali vocant, terra est repurgando vitro aptissima, illudque tingens colore caeruleo.“ Immer noch hielt man ihn für ein Eisenerz. Erst der Chemiker Pott, Professor an der Universität zu Berlin, zeigte in seinem examen chymicum magnesiae vitrariorum, Germanis „Braun- stein“, daſs das Eisen nicht zu den wesentlichen Bestandteilen des Braunsteins gehöre. Er stellte mehrere Salze des Mangans dar, ohne jedoch das eigentümliche Metall zu erkennen. Er hielt den von ihm untersuchten Niederschlag von Manganoxydulhydrat für eine alkalische Erde, „ähnlich der Alaunerde, mit einem sehr zarten Phlogiston ver- bunden“. Es dauerte bis zum Jahre 1774, ehe Scheele, Bergman und Gahn das Braunsteinmetall entdeckten. Scheele hatte den Braunstein untersucht und mit den verschiedenartigsten Reagentien behandelt, dabei die charakteristischen Eigenschaften der Mangansalze beschrieben, ohne aber dadurch zu dem Schluſs geführt zu werden, daſs in den Mangansalzen ein neuer metallischer Körper enthalten sei. Er neigte vielmehr zu der Ansicht, daſs die in dem Braunstein
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0502"n="488"/><fwplace="top"type="header">Chemie des Eisens.</fw><lb/>
aus Eisen mit <hirendition="#g">Graphit</hi>, mit welchem auch noch oft Mangan und<lb/>
Kieselerde verbunden sei, ansah. Dabei definierte er den Graphit<lb/>
nicht als gewöhnliche Kohle, sondern, wie <hirendition="#g">Scheele</hi>, als eine brennbare<lb/>
Verbindung aus Luftsäure und Phlogiston. <hirendition="#g">Bergman</hi>, der noch ganz<lb/>
auf dem Boden der Phlogistontheorie stand, sah allerdings das Eisen<lb/>
selbst noch als einen zusammengesetzten Körper an, insofern ist seine<lb/>
Ausdrucksweise befremdlich, aber die wichtigsten Thatsachen waren<lb/>
durch seine analytische Arbeit erwiesen und konnten später leicht in<lb/>
eine andere theoretische Ausdrucksweise übersetzt werden.</p><lb/><p>Sehr eifrig beschäftigte Metallurgen und Chemiker jener Zeit<lb/>
die wichtige Frage über das <hirendition="#g">Mangan</hi> und seine Beziehungen zum<lb/>
Eisen. Das Mangan, das Metall des Braunsteins, ist mit dem Eisen<lb/>
so vergeschwistert, daſs es lange Zeit nicht als ein besonderes Metall<lb/>
erkannt wurde. Im Altertum hielt man den Braunstein für eine Art<lb/>
Magneteisenstein. In diesem Sinne sagt <hirendition="#g">Plinius</hi>, man benutze den<lb/>
Magnet, um bei der Glasfabrikation das Glas zu entfärben. Diesen<lb/>
Standpunkt teilte noch <hirendition="#g">Agricola</hi>.</p><lb/><p>Im Mittelalter machte man insofern einen Unterschied zwischen<lb/>
beiden, als man das Magneterz magnes und magnesius lapis nannte,<lb/>
den Braunstein aber als magnesia bezeichnete, aber noch <hirendition="#g">Basilius<lb/>
Valentinus</hi> rechnet ihn unter die Eisenerze. Erst im 16. Jahr-<lb/>
hundert unterschied man den Braunstein als ein besonderes Mineral,<lb/>
dem man in Italien zuerst den Namen Manganensis beilegte. <hirendition="#g">Cardanus</hi><lb/>
sagt in seiner Schrift De subtilitate 1553: „Syderea, quam Manga-<lb/>
nensem Itali vocant, terra est repurgando vitro aptissima, illudque<lb/>
tingens colore caeruleo.“ Immer noch hielt man ihn für ein Eisenerz.<lb/>
Erst der Chemiker <hirendition="#g">Pott</hi>, Professor an der Universität zu Berlin, zeigte<lb/>
in seinem examen chymicum magnesiae vitrariorum, Germanis „Braun-<lb/>
stein“, daſs das Eisen nicht zu den wesentlichen Bestandteilen des<lb/>
Braunsteins gehöre. Er stellte mehrere Salze des Mangans dar, ohne<lb/>
jedoch das eigentümliche Metall zu erkennen. Er hielt den von ihm<lb/>
untersuchten Niederschlag von Manganoxydulhydrat für eine alkalische<lb/>
Erde, „ähnlich der Alaunerde, mit einem sehr zarten Phlogiston ver-<lb/>
bunden“. Es dauerte bis zum Jahre 1774, ehe <hirendition="#g">Scheele, Bergman</hi><lb/>
und <hirendition="#g">Gahn</hi> das Braunsteinmetall entdeckten. <hirendition="#g">Scheele</hi> hatte den<lb/>
Braunstein untersucht und mit den verschiedenartigsten Reagentien<lb/>
behandelt, dabei die charakteristischen Eigenschaften der Mangansalze<lb/>
beschrieben, ohne aber dadurch zu dem Schluſs geführt zu werden,<lb/>
daſs in den Mangansalzen ein neuer metallischer Körper enthalten<lb/>
sei. Er neigte vielmehr zu der Ansicht, daſs die in dem Braunstein<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[488/0502]
Chemie des Eisens.
aus Eisen mit Graphit, mit welchem auch noch oft Mangan und
Kieselerde verbunden sei, ansah. Dabei definierte er den Graphit
nicht als gewöhnliche Kohle, sondern, wie Scheele, als eine brennbare
Verbindung aus Luftsäure und Phlogiston. Bergman, der noch ganz
auf dem Boden der Phlogistontheorie stand, sah allerdings das Eisen
selbst noch als einen zusammengesetzten Körper an, insofern ist seine
Ausdrucksweise befremdlich, aber die wichtigsten Thatsachen waren
durch seine analytische Arbeit erwiesen und konnten später leicht in
eine andere theoretische Ausdrucksweise übersetzt werden.
Sehr eifrig beschäftigte Metallurgen und Chemiker jener Zeit
die wichtige Frage über das Mangan und seine Beziehungen zum
Eisen. Das Mangan, das Metall des Braunsteins, ist mit dem Eisen
so vergeschwistert, daſs es lange Zeit nicht als ein besonderes Metall
erkannt wurde. Im Altertum hielt man den Braunstein für eine Art
Magneteisenstein. In diesem Sinne sagt Plinius, man benutze den
Magnet, um bei der Glasfabrikation das Glas zu entfärben. Diesen
Standpunkt teilte noch Agricola.
Im Mittelalter machte man insofern einen Unterschied zwischen
beiden, als man das Magneterz magnes und magnesius lapis nannte,
den Braunstein aber als magnesia bezeichnete, aber noch Basilius
Valentinus rechnet ihn unter die Eisenerze. Erst im 16. Jahr-
hundert unterschied man den Braunstein als ein besonderes Mineral,
dem man in Italien zuerst den Namen Manganensis beilegte. Cardanus
sagt in seiner Schrift De subtilitate 1553: „Syderea, quam Manga-
nensem Itali vocant, terra est repurgando vitro aptissima, illudque
tingens colore caeruleo.“ Immer noch hielt man ihn für ein Eisenerz.
Erst der Chemiker Pott, Professor an der Universität zu Berlin, zeigte
in seinem examen chymicum magnesiae vitrariorum, Germanis „Braun-
stein“, daſs das Eisen nicht zu den wesentlichen Bestandteilen des
Braunsteins gehöre. Er stellte mehrere Salze des Mangans dar, ohne
jedoch das eigentümliche Metall zu erkennen. Er hielt den von ihm
untersuchten Niederschlag von Manganoxydulhydrat für eine alkalische
Erde, „ähnlich der Alaunerde, mit einem sehr zarten Phlogiston ver-
bunden“. Es dauerte bis zum Jahre 1774, ehe Scheele, Bergman
und Gahn das Braunsteinmetall entdeckten. Scheele hatte den
Braunstein untersucht und mit den verschiedenartigsten Reagentien
behandelt, dabei die charakteristischen Eigenschaften der Mangansalze
beschrieben, ohne aber dadurch zu dem Schluſs geführt zu werden,
daſs in den Mangansalzen ein neuer metallischer Körper enthalten
sei. Er neigte vielmehr zu der Ansicht, daſs die in dem Braunstein
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 488. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/502>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.