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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Stahlfrischen um die Mitte des 18. Jahrhunderts.
trefflichen Materials, trotzdem alle Welt wusste, dass das meiste
schwedische Eisen von den Engländern zur Stahlfabrikation benutzt
wurde, spielte dieselbe in Schweden selbst keine Rolle. Geringen
Stahl erhielt man von den Bauernschmieden, auch nebenher als
"Luppstahl" in manchen Frischhütten, namentlich den Sulu-
schmieden
. Was man an Frischstahl erzeugte, deckte kaum den
laufenden Bedarf. Das Frischverfahren, welches man anwendete, war
ebenfalls von Deutschland überkommen, und war das in Norddeutsch-
land, namentlich am Harz und in Westfalen gebräuchliche. Jars
erwähnt nur die Frischstahlerzeugung zu Forssmark. Dort befand
sich neben zwei Eisenfrischhütten auch eine Stahlfrischhütte. "Das
zu dieser Arbeit nötige Roheisen", sagt Jars, "ist mit demjenigen,
aus welchem Schmiedeeisen verfertigt wird, nicht einerlei, sondern es
ist schwarz." Dasselbe wurde aus denselben Erzen, aber bei geringe-
rem Erzsatz erblasen. Dadurch erhielt man zwar weniger Roheisen,
indem der Hochofen nur ungefähr 40 Schiffspfund (6400 kg) die Woche
gab, aber dieser Verlust wurde ausgeglichen durch die Qualität des
Roheisens und den Preis des Stahls.

"Das zu dieser Arbeit bestimmte Roheisen wird in kleinen,
unregelmässigen Stücken, die 5 bis 6 Zoll lang und mehr oder weniger
breit sind, abgestochen und in diesem Zustande, welches ich sonst
nirgends gesehen, auf einen Frischherd gesetzt, bis es rotglühend
geworden, worauf es unter einen grossen Hammer kommt, um es etwas
zu breiten und seine Zwischenräume zu verengern, und man behauptet,
dass diese Arbeit notwendig sei und dem Stahlfrischen vorausgehen
müsse. Da aber altes Roheisen spröde ist, so springt es, obgleich es
einen Grad der Geschmeidigkeit hat, den man bei anderen Roheisen-
sorten nicht findet, doch unter dem Hammer an vielen Stellen aus-
einander.

Man schreitet nun zum Stahlschmelzen. Der dazu bestimmte
Herd weicht von den Frischherden etwas ab; er ist länger und
schmäler, und die Form liegt niedriger. Der Gichtzacken hängt nicht
über, sondern steht senkrecht. Die Form ist glatt und liegt mit dem
Frischboden fast horizontal, obgleich der Wind mehr als bei dem
Eisen stechen muss, welches durch den Formrüssel, der unterfeilt ist,
erhalten wird.

Auf dem Herde werden soviel Stücke Roheisen eingeschmolzen,
als zu einer Luppe von 40 bis 50 kg gehören, zu deren Erzeugung
drei bis vier Stunden Zeit gehören, und wobei von Zeit zu Zeit
Schlacken, die von dieser Arbeit gefallen sind, zugesetzt werden. --

Stahlfrischen um die Mitte des 18. Jahrhunderts.
trefflichen Materials, trotzdem alle Welt wuſste, daſs das meiste
schwedische Eisen von den Engländern zur Stahlfabrikation benutzt
wurde, spielte dieselbe in Schweden selbst keine Rolle. Geringen
Stahl erhielt man von den Bauernschmieden, auch nebenher als
Luppstahl“ in manchen Frischhütten, namentlich den Sulu-
schmieden
. Was man an Frischstahl erzeugte, deckte kaum den
laufenden Bedarf. Das Frischverfahren, welches man anwendete, war
ebenfalls von Deutschland überkommen, und war das in Norddeutsch-
land, namentlich am Harz und in Westfalen gebräuchliche. Jars
erwähnt nur die Frischstahlerzeugung zu Forſsmark. Dort befand
sich neben zwei Eisenfrischhütten auch eine Stahlfrischhütte. „Das
zu dieser Arbeit nötige Roheisen“, sagt Jars, „ist mit demjenigen,
aus welchem Schmiedeeisen verfertigt wird, nicht einerlei, sondern es
ist schwarz.“ Dasselbe wurde aus denselben Erzen, aber bei geringe-
rem Erzsatz erblasen. Dadurch erhielt man zwar weniger Roheisen,
indem der Hochofen nur ungefähr 40 Schiffspfund (6400 kg) die Woche
gab, aber dieser Verlust wurde ausgeglichen durch die Qualität des
Roheisens und den Preis des Stahls.

„Das zu dieser Arbeit bestimmte Roheisen wird in kleinen,
unregelmäſsigen Stücken, die 5 bis 6 Zoll lang und mehr oder weniger
breit sind, abgestochen und in diesem Zustande, welches ich sonst
nirgends gesehen, auf einen Frischherd gesetzt, bis es rotglühend
geworden, worauf es unter einen groſsen Hammer kommt, um es etwas
zu breiten und seine Zwischenräume zu verengern, und man behauptet,
daſs diese Arbeit notwendig sei und dem Stahlfrischen vorausgehen
müsse. Da aber altes Roheisen spröde ist, so springt es, obgleich es
einen Grad der Geschmeidigkeit hat, den man bei anderen Roheisen-
sorten nicht findet, doch unter dem Hammer an vielen Stellen aus-
einander.

Man schreitet nun zum Stahlschmelzen. Der dazu bestimmte
Herd weicht von den Frischherden etwas ab; er ist länger und
schmäler, und die Form liegt niedriger. Der Gichtzacken hängt nicht
über, sondern steht senkrecht. Die Form ist glatt und liegt mit dem
Frischboden fast horizontal, obgleich der Wind mehr als bei dem
Eisen stechen muſs, welches durch den Formrüssel, der unterfeilt ist,
erhalten wird.

Auf dem Herde werden soviel Stücke Roheisen eingeschmolzen,
als zu einer Luppe von 40 bis 50 kg gehören, zu deren Erzeugung
drei bis vier Stunden Zeit gehören, und wobei von Zeit zu Zeit
Schlacken, die von dieser Arbeit gefallen sind, zugesetzt werden. —

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[427/0441] Stahlfrischen um die Mitte des 18. Jahrhunderts. trefflichen Materials, trotzdem alle Welt wuſste, daſs das meiste schwedische Eisen von den Engländern zur Stahlfabrikation benutzt wurde, spielte dieselbe in Schweden selbst keine Rolle. Geringen Stahl erhielt man von den Bauernschmieden, auch nebenher als „Luppstahl“ in manchen Frischhütten, namentlich den Sulu- schmieden. Was man an Frischstahl erzeugte, deckte kaum den laufenden Bedarf. Das Frischverfahren, welches man anwendete, war ebenfalls von Deutschland überkommen, und war das in Norddeutsch- land, namentlich am Harz und in Westfalen gebräuchliche. Jars erwähnt nur die Frischstahlerzeugung zu Forſsmark. Dort befand sich neben zwei Eisenfrischhütten auch eine Stahlfrischhütte. „Das zu dieser Arbeit nötige Roheisen“, sagt Jars, „ist mit demjenigen, aus welchem Schmiedeeisen verfertigt wird, nicht einerlei, sondern es ist schwarz.“ Dasselbe wurde aus denselben Erzen, aber bei geringe- rem Erzsatz erblasen. Dadurch erhielt man zwar weniger Roheisen, indem der Hochofen nur ungefähr 40 Schiffspfund (6400 kg) die Woche gab, aber dieser Verlust wurde ausgeglichen durch die Qualität des Roheisens und den Preis des Stahls. „Das zu dieser Arbeit bestimmte Roheisen wird in kleinen, unregelmäſsigen Stücken, die 5 bis 6 Zoll lang und mehr oder weniger breit sind, abgestochen und in diesem Zustande, welches ich sonst nirgends gesehen, auf einen Frischherd gesetzt, bis es rotglühend geworden, worauf es unter einen groſsen Hammer kommt, um es etwas zu breiten und seine Zwischenräume zu verengern, und man behauptet, daſs diese Arbeit notwendig sei und dem Stahlfrischen vorausgehen müsse. Da aber altes Roheisen spröde ist, so springt es, obgleich es einen Grad der Geschmeidigkeit hat, den man bei anderen Roheisen- sorten nicht findet, doch unter dem Hammer an vielen Stellen aus- einander. Man schreitet nun zum Stahlschmelzen. Der dazu bestimmte Herd weicht von den Frischherden etwas ab; er ist länger und schmäler, und die Form liegt niedriger. Der Gichtzacken hängt nicht über, sondern steht senkrecht. Die Form ist glatt und liegt mit dem Frischboden fast horizontal, obgleich der Wind mehr als bei dem Eisen stechen muſs, welches durch den Formrüssel, der unterfeilt ist, erhalten wird. Auf dem Herde werden soviel Stücke Roheisen eingeschmolzen, als zu einer Luppe von 40 bis 50 kg gehören, zu deren Erzeugung drei bis vier Stunden Zeit gehören, und wobei von Zeit zu Zeit Schlacken, die von dieser Arbeit gefallen sind, zugesetzt werden. —

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 427. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/441>, abgerufen am 23.11.2024.