welches aus 2/3 Stahlerz und 1/3 Brauneisenstein erblasen wurde, bezogen. Die alte Form des Rohstahlschmelzens in der Mark wurde deshalb als Freudenberger Schmiederei bezeichnet. Sie verlief wie das Siegensche Rohstahlschmelzen, und zwar gewöhnlich mit sechs Heizen vor dem Aufbrechen des Schreys.
Ende des 17. Jahrhunderts wurde dieses ältere Verfahren durch ein etwas abgekürztes Verfahren, die sogenannte Schwalschmiederei, welche aus dem Bergischen eingeführt wurde, teilweise verdrängt. Man setzte hierbei nämlich meist von der dritten Heize an beim Garen altes Schmiedeeisen, "garen Schwal", zu, wodurch das Garen beschleunigt und das Ausbringen vermehrt wurde; infolgedessen brauchte man nur fünf Heizen bis zum Auftreten des Schreys. Statt des garen Schwals bediente man sich auch der aus den alten Osmund- halten ausgeklaubten garen Schlacken und Eisenfrischbrocken, welche von armen Leuten gesammelt und verkauft wurden. Gute Schwal- schmiede verarbeiteten auf zwei Karren Stahlkuchen (Rohstahleisen) eine Karre Schwal und um so mehr, je besser der Stahlkuchen war. Von diesen drei Karren lieferten sie 14 Mesen oder 1960 Pfund Roh- stahl, während sonst die Freudenberger und Plettenberger, die eben- falls nach Freudenberger Art schmiedeten, 15 Mesen aus drei Karren ausbrachten. Der grössere Abbrand kam von der grösseren Ver- brennlichkeit des Schwals. Dennoch war die Schwalschmiederei durch den hohen Zusatz von altem Eisen ökonomisch sehr vorteilhaft. Die beiden Verfahren wichen auch in der Zustellung des Feuers vonein- ander ab, indem der Freudenberger Herd weiter und länger und die Form stechender war.
Der Boden des Feuers bestand aus feuerbeständigem Sandstein, die Form war von Kupfer. Auf 1000 Pfd. Rohstahleisen fielen in der Regel 5 Mesen (zu 140 Pfund) Rohstahl. Das Bendorfer Stahleisen war gegen Ende des Jahrhunderts besonders beliebt, weil es sehr dünne Schlacke und guten Stahl gab.
Der mittlere Kohlenverbrauch war 20 Tain auf eine Karre Roh- stahl. Der meiste Rohstahl, dessen Preis sehr schwankend war, wurde auf den märkischen Reckhämmern zu Reckstahl verarbeitet.
Im allgemeinen trat damals die Stahlbereitung noch sehr gegen die Eisenbereitung zurück. Guten Stahl bezog man aus den genannten Gebieten, geringen machte man für den eigenen Bedarf oder für den beschränkten Nachbarortsverkehr in den Eisenfrischherden zeitweilig nebenher.
Ähnlich lagen die Verhältnisse in Schweden: Trotz des vor-
Stahlfrischen um die Mitte des 18. Jahrhunderts.
welches aus ⅔ Stahlerz und ⅓ Brauneisenstein erblasen wurde, bezogen. Die alte Form des Rohstahlschmelzens in der Mark wurde deshalb als Freudenberger Schmiederei bezeichnet. Sie verlief wie das Siegensche Rohstahlschmelzen, und zwar gewöhnlich mit sechs Heizen vor dem Aufbrechen des Schreys.
Ende des 17. Jahrhunderts wurde dieses ältere Verfahren durch ein etwas abgekürztes Verfahren, die sogenannte Schwalschmiederei, welche aus dem Bergischen eingeführt wurde, teilweise verdrängt. Man setzte hierbei nämlich meist von der dritten Heize an beim Garen altes Schmiedeeisen, „garen Schwal“, zu, wodurch das Garen beschleunigt und das Ausbringen vermehrt wurde; infolgedessen brauchte man nur fünf Heizen bis zum Auftreten des Schreys. Statt des garen Schwals bediente man sich auch der aus den alten Osmund- halten ausgeklaubten garen Schlacken und Eisenfrischbrocken, welche von armen Leuten gesammelt und verkauft wurden. Gute Schwal- schmiede verarbeiteten auf zwei Karren Stahlkuchen (Rohstahleisen) eine Karre Schwal und um so mehr, je besser der Stahlkuchen war. Von diesen drei Karren lieferten sie 14 Mesen oder 1960 Pfund Roh- stahl, während sonst die Freudenberger und Plettenberger, die eben- falls nach Freudenberger Art schmiedeten, 15 Mesen aus drei Karren ausbrachten. Der gröſsere Abbrand kam von der gröſseren Ver- brennlichkeit des Schwals. Dennoch war die Schwalschmiederei durch den hohen Zusatz von altem Eisen ökonomisch sehr vorteilhaft. Die beiden Verfahren wichen auch in der Zustellung des Feuers vonein- ander ab, indem der Freudenberger Herd weiter und länger und die Form stechender war.
Der Boden des Feuers bestand aus feuerbeständigem Sandstein, die Form war von Kupfer. Auf 1000 Pfd. Rohstahleisen fielen in der Regel 5 Mesen (zu 140 Pfund) Rohstahl. Das Bendorfer Stahleisen war gegen Ende des Jahrhunderts besonders beliebt, weil es sehr dünne Schlacke und guten Stahl gab.
Der mittlere Kohlenverbrauch war 20 Tain auf eine Karre Roh- stahl. Der meiste Rohstahl, dessen Preis sehr schwankend war, wurde auf den märkischen Reckhämmern zu Reckstahl verarbeitet.
Im allgemeinen trat damals die Stahlbereitung noch sehr gegen die Eisenbereitung zurück. Guten Stahl bezog man aus den genannten Gebieten, geringen machte man für den eigenen Bedarf oder für den beschränkten Nachbarortsverkehr in den Eisenfrischherden zeitweilig nebenher.
Ähnlich lagen die Verhältnisse in Schweden: Trotz des vor-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><p><pbfacs="#f0440"n="426"/><fwplace="top"type="header">Stahlfrischen um die Mitte des 18. Jahrhunderts.</fw><lb/>
welches aus ⅔ Stahlerz und ⅓ Brauneisenstein erblasen wurde, bezogen.<lb/>
Die alte Form des Rohstahlschmelzens in der Mark wurde deshalb<lb/>
als <hirendition="#g">Freudenberger Schmiederei</hi> bezeichnet. Sie verlief wie das<lb/>
Siegensche Rohstahlschmelzen, und zwar gewöhnlich mit sechs Heizen<lb/>
vor dem Aufbrechen des Schreys.</p><lb/><p>Ende des 17. Jahrhunderts wurde dieses ältere Verfahren durch<lb/>
ein etwas abgekürztes Verfahren, die sogenannte Schwalschmiederei,<lb/>
welche aus dem Bergischen eingeführt wurde, teilweise verdrängt.<lb/>
Man setzte hierbei nämlich meist von der dritten Heize an beim<lb/>
Garen altes Schmiedeeisen, „garen Schwal“, zu, wodurch das Garen<lb/>
beschleunigt und das Ausbringen vermehrt wurde; infolgedessen<lb/>
brauchte man nur fünf Heizen bis zum Auftreten des Schreys. Statt<lb/>
des garen Schwals bediente man sich auch der aus den alten Osmund-<lb/>
halten ausgeklaubten garen Schlacken und Eisenfrischbrocken, welche<lb/>
von armen Leuten gesammelt und verkauft wurden. Gute Schwal-<lb/>
schmiede verarbeiteten auf zwei Karren Stahlkuchen (Rohstahleisen)<lb/>
eine Karre Schwal und um so mehr, je besser der Stahlkuchen war.<lb/>
Von diesen drei Karren lieferten sie 14 Mesen oder 1960 Pfund Roh-<lb/>
stahl, während sonst die Freudenberger und Plettenberger, die eben-<lb/>
falls nach Freudenberger Art schmiedeten, 15 Mesen aus drei Karren<lb/>
ausbrachten. Der gröſsere Abbrand kam von der gröſseren Ver-<lb/>
brennlichkeit des Schwals. Dennoch war die Schwalschmiederei durch<lb/>
den hohen Zusatz von altem Eisen ökonomisch sehr vorteilhaft. Die<lb/>
beiden Verfahren wichen auch in der Zustellung des Feuers vonein-<lb/>
ander ab, indem der Freudenberger Herd weiter und länger und die<lb/>
Form stechender war.</p><lb/><p>Der Boden des Feuers bestand aus feuerbeständigem Sandstein,<lb/>
die Form war von Kupfer. Auf 1000 Pfd. Rohstahleisen fielen in der<lb/>
Regel 5 Mesen (zu 140 Pfund) Rohstahl. Das Bendorfer Stahleisen<lb/>
war gegen Ende des Jahrhunderts besonders beliebt, weil es sehr<lb/>
dünne Schlacke und guten Stahl gab.</p><lb/><p>Der mittlere Kohlenverbrauch war 20 Tain auf eine Karre Roh-<lb/>
stahl. Der meiste Rohstahl, dessen Preis sehr schwankend war, wurde<lb/>
auf den märkischen Reckhämmern zu Reckstahl verarbeitet.</p><lb/><p>Im allgemeinen trat damals die Stahlbereitung noch sehr gegen<lb/>
die Eisenbereitung zurück. Guten Stahl bezog man aus den genannten<lb/>
Gebieten, geringen machte man für den eigenen Bedarf oder für den<lb/>
beschränkten Nachbarortsverkehr in den Eisenfrischherden zeitweilig<lb/>
nebenher.</p><lb/><p>Ähnlich lagen die Verhältnisse in <hirendition="#g">Schweden</hi>: Trotz des vor-<lb/></p></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[426/0440]
Stahlfrischen um die Mitte des 18. Jahrhunderts.
welches aus ⅔ Stahlerz und ⅓ Brauneisenstein erblasen wurde, bezogen.
Die alte Form des Rohstahlschmelzens in der Mark wurde deshalb
als Freudenberger Schmiederei bezeichnet. Sie verlief wie das
Siegensche Rohstahlschmelzen, und zwar gewöhnlich mit sechs Heizen
vor dem Aufbrechen des Schreys.
Ende des 17. Jahrhunderts wurde dieses ältere Verfahren durch
ein etwas abgekürztes Verfahren, die sogenannte Schwalschmiederei,
welche aus dem Bergischen eingeführt wurde, teilweise verdrängt.
Man setzte hierbei nämlich meist von der dritten Heize an beim
Garen altes Schmiedeeisen, „garen Schwal“, zu, wodurch das Garen
beschleunigt und das Ausbringen vermehrt wurde; infolgedessen
brauchte man nur fünf Heizen bis zum Auftreten des Schreys. Statt
des garen Schwals bediente man sich auch der aus den alten Osmund-
halten ausgeklaubten garen Schlacken und Eisenfrischbrocken, welche
von armen Leuten gesammelt und verkauft wurden. Gute Schwal-
schmiede verarbeiteten auf zwei Karren Stahlkuchen (Rohstahleisen)
eine Karre Schwal und um so mehr, je besser der Stahlkuchen war.
Von diesen drei Karren lieferten sie 14 Mesen oder 1960 Pfund Roh-
stahl, während sonst die Freudenberger und Plettenberger, die eben-
falls nach Freudenberger Art schmiedeten, 15 Mesen aus drei Karren
ausbrachten. Der gröſsere Abbrand kam von der gröſseren Ver-
brennlichkeit des Schwals. Dennoch war die Schwalschmiederei durch
den hohen Zusatz von altem Eisen ökonomisch sehr vorteilhaft. Die
beiden Verfahren wichen auch in der Zustellung des Feuers vonein-
ander ab, indem der Freudenberger Herd weiter und länger und die
Form stechender war.
Der Boden des Feuers bestand aus feuerbeständigem Sandstein,
die Form war von Kupfer. Auf 1000 Pfd. Rohstahleisen fielen in der
Regel 5 Mesen (zu 140 Pfund) Rohstahl. Das Bendorfer Stahleisen
war gegen Ende des Jahrhunderts besonders beliebt, weil es sehr
dünne Schlacke und guten Stahl gab.
Der mittlere Kohlenverbrauch war 20 Tain auf eine Karre Roh-
stahl. Der meiste Rohstahl, dessen Preis sehr schwankend war, wurde
auf den märkischen Reckhämmern zu Reckstahl verarbeitet.
Im allgemeinen trat damals die Stahlbereitung noch sehr gegen
die Eisenbereitung zurück. Guten Stahl bezog man aus den genannten
Gebieten, geringen machte man für den eigenen Bedarf oder für den
beschränkten Nachbarortsverkehr in den Eisenfrischherden zeitweilig
nebenher.
Ähnlich lagen die Verhältnisse in Schweden: Trotz des vor-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 426. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/440>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.