Diese Luppe wird, wie auch sonst, unter dem Hammer gezängt, in verschiedene Stücke geteilt und diese zu Stäben ausgeschmiedet, wobei ein Abgang von zwei Drittel (?) an dem Roheisen erfolgen soll. Die Luppenstücke werden auf einem andern Herd mit englischen Kohlen ausgewärmt und unter einem kleinen Hammer ausgereckt; doch werden die Stahlkolben nicht so heiss wie die Eisenkolben aus- geschmiedet, und ist es üblich, dass man dieselben, so oft sie aus dem Feuer und ehe sie unter den Hammer kommen, vorher in klein gestossenen Thon stecke und sie damit überziehe.
Die langen ausgereckten Stäbe werden jeder in 15 Stücke zer- schlagen, welche man in eine Zange fasst, zusammenschweisst und von neuem unter dem Hammer zu einem Stabe ausschmiedet, welcher Stahl sodann Kaufmannsware ist.
Man rechnet, dass zu jedem Centner Stahl (zu 132 schwedischen Pfund) 21/2 Sturz Holzkohlen und 1/8 Tonne Steinkohlen gehören."
Diese Beschreibung stimmt mit der ausführlicheren Beschreibung des schwedischen Stahlfrischens von Sven Rinman (§ 262) überein und tragen wir aus dieser zur Ergänzung noch das Folgende nach. Man nahm am liebsten das graue Roheisen, welches zu Anfang der Hüttenreise fiel und goss es in 1 bis 2 Zoll dicke Platten, die, wie oben beschrieben, rotglühend unter einem Hammer zerkleinert wurden. Der Herd war ganz wie ein deutscher Frischherd, nur enger (17 bis 20 x 22 bis 24 Zoll) und nur halb so tief (13 bis 14 Zoll); die Länge vom Formmittel zum Aschenzacken betrug 81/2 bis 9 Zoll. Er war aus drei Eisenzacken und eisernem Boden gebildet. -- Der Frisch- prozess verlief wie folgt: Der gereinigte Herd wurde mit reinen Kohlen gefüllt, diese entzündet, die Bälge angelassen und dann zuerst etwa 11/2 Schaufeln von Hammerstockschlacke aufgegeben. War diese niedergeschmolzen, so gab man eine halbe Schaufel (4 kg) von den zerschlagenen Roheisenstücken über Kohlen auf den Gichtzacken dem Gebläse gerade gegenüber und bedeckte sie mit Kohlen. Das Gebläse musste hierbei, wie überhaupt, so oft man neues Eisen aufgab, lang- sam wechseln. Alsdann wurde ein Schirbel von der vorigen Luppe (Schrey) über die Form gelegt, um dort die zum Ausrecken nötige Hitze zu erhalten. Währenddem schmolz das Roheisen nieder und legte sich mitten unter der Form als eine gefrischte Masse (Sule genannt) an. Das noch roh gebliebene Eisen, besonders beim Aschen- zacken, musste man vor den Wind zu bringen suchen, und wenn sich die Sule ganz angelegt hatte, wurde wieder eine Schaufel Roheisen oder noch etwas mehr, wie oben, nachgesetzt. Dieses Aufgeben wieder-
Stahlfrischen um die Mitte des 18. Jahrhunderts.
Diese Luppe wird, wie auch sonst, unter dem Hammer gezängt, in verschiedene Stücke geteilt und diese zu Stäben ausgeschmiedet, wobei ein Abgang von zwei Drittel (?) an dem Roheisen erfolgen soll. Die Luppenstücke werden auf einem andern Herd mit englischen Kohlen ausgewärmt und unter einem kleinen Hammer ausgereckt; doch werden die Stahlkolben nicht so heiſs wie die Eisenkolben aus- geschmiedet, und ist es üblich, daſs man dieselben, so oft sie aus dem Feuer und ehe sie unter den Hammer kommen, vorher in klein gestoſsenen Thon stecke und sie damit überziehe.
Die langen ausgereckten Stäbe werden jeder in 15 Stücke zer- schlagen, welche man in eine Zange faſst, zusammenschweiſst und von neuem unter dem Hammer zu einem Stabe ausschmiedet, welcher Stahl sodann Kaufmannsware ist.
Man rechnet, daſs zu jedem Centner Stahl (zu 132 schwedischen Pfund) 2½ Sturz Holzkohlen und ⅛ Tonne Steinkohlen gehören.“
Diese Beschreibung stimmt mit der ausführlicheren Beschreibung des schwedischen Stahlfrischens von Sven Rinman (§ 262) überein und tragen wir aus dieser zur Ergänzung noch das Folgende nach. Man nahm am liebsten das graue Roheisen, welches zu Anfang der Hüttenreise fiel und goſs es in 1 bis 2 Zoll dicke Platten, die, wie oben beschrieben, rotglühend unter einem Hammer zerkleinert wurden. Der Herd war ganz wie ein deutscher Frischherd, nur enger (17 bis 20 × 22 bis 24 Zoll) und nur halb so tief (13 bis 14 Zoll); die Länge vom Formmittel zum Aschenzacken betrug 8½ bis 9 Zoll. Er war aus drei Eisenzacken und eisernem Boden gebildet. — Der Frisch- prozeſs verlief wie folgt: Der gereinigte Herd wurde mit reinen Kohlen gefüllt, diese entzündet, die Bälge angelassen und dann zuerst etwa 1½ Schaufeln von Hammerstockschlacke aufgegeben. War diese niedergeschmolzen, so gab man eine halbe Schaufel (4 kg) von den zerschlagenen Roheisenstücken über Kohlen auf den Gichtzacken dem Gebläse gerade gegenüber und bedeckte sie mit Kohlen. Das Gebläse muſste hierbei, wie überhaupt, so oft man neues Eisen aufgab, lang- sam wechseln. Alsdann wurde ein Schirbel von der vorigen Luppe (Schrey) über die Form gelegt, um dort die zum Ausrecken nötige Hitze zu erhalten. Währenddem schmolz das Roheisen nieder und legte sich mitten unter der Form als eine gefrischte Masse (Sule genannt) an. Das noch roh gebliebene Eisen, besonders beim Aschen- zacken, muſste man vor den Wind zu bringen suchen, und wenn sich die Sule ganz angelegt hatte, wurde wieder eine Schaufel Roheisen oder noch etwas mehr, wie oben, nachgesetzt. Dieses Aufgeben wieder-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><p><pbfacs="#f0442"n="428"/><fwplace="top"type="header">Stahlfrischen um die Mitte des 18. Jahrhunderts.</fw><lb/>
Diese Luppe wird, wie auch sonst, unter dem Hammer gezängt, in<lb/>
verschiedene Stücke geteilt und diese zu Stäben ausgeschmiedet,<lb/>
wobei ein Abgang von zwei Drittel (?) an dem Roheisen erfolgen soll.<lb/>
Die Luppenstücke werden auf einem andern Herd mit <hirendition="#g">englischen<lb/>
Kohlen</hi> ausgewärmt und unter einem kleinen Hammer ausgereckt;<lb/>
doch werden die Stahlkolben nicht so heiſs wie die Eisenkolben aus-<lb/>
geschmiedet, und ist es üblich, daſs man dieselben, so oft sie aus<lb/>
dem Feuer und ehe sie unter den Hammer kommen, vorher in klein<lb/>
gestoſsenen Thon stecke und sie damit überziehe.</p><lb/><p>Die langen ausgereckten Stäbe werden jeder in 15 Stücke zer-<lb/>
schlagen, welche man in eine Zange faſst, zusammenschweiſst und von<lb/>
neuem unter dem Hammer zu einem Stabe ausschmiedet, welcher<lb/>
Stahl sodann Kaufmannsware ist.</p><lb/><p>Man rechnet, daſs zu jedem Centner Stahl (zu 132 schwedischen<lb/>
Pfund) 2½ Sturz Holzkohlen und ⅛ Tonne Steinkohlen gehören.“</p><lb/><p>Diese Beschreibung stimmt mit der ausführlicheren Beschreibung<lb/>
des schwedischen Stahlfrischens von <hirendition="#g">Sven Rinman</hi> (§ 262) überein<lb/>
und tragen wir aus dieser zur Ergänzung noch das Folgende nach.<lb/>
Man nahm am liebsten das graue Roheisen, welches zu Anfang der<lb/>
Hüttenreise fiel und goſs es in 1 bis 2 Zoll dicke Platten, die, wie<lb/>
oben beschrieben, rotglühend unter einem Hammer zerkleinert wurden.<lb/>
Der Herd war ganz wie ein deutscher Frischherd, nur enger (17 bis<lb/>
20 × 22 bis 24 Zoll) und nur halb so tief (13 bis 14 Zoll); die Länge<lb/>
vom Formmittel zum Aschenzacken betrug 8½ bis 9 Zoll. Er war<lb/>
aus drei Eisenzacken und eisernem Boden gebildet. — Der Frisch-<lb/>
prozeſs verlief wie folgt: Der gereinigte Herd wurde mit reinen Kohlen<lb/>
gefüllt, diese entzündet, die Bälge angelassen und dann zuerst etwa<lb/>
1½ Schaufeln von Hammerstockschlacke aufgegeben. War diese<lb/>
niedergeschmolzen, so gab man eine halbe Schaufel (4 kg) von den<lb/>
zerschlagenen Roheisenstücken über Kohlen auf den Gichtzacken dem<lb/>
Gebläse gerade gegenüber und bedeckte sie mit Kohlen. Das Gebläse<lb/>
muſste hierbei, wie überhaupt, so oft man neues Eisen aufgab, lang-<lb/>
sam wechseln. Alsdann wurde ein Schirbel von der vorigen Luppe<lb/>
(Schrey) über die Form gelegt, um dort die zum Ausrecken nötige<lb/>
Hitze zu erhalten. Währenddem schmolz das Roheisen nieder und<lb/>
legte sich mitten unter der Form als eine gefrischte Masse (Sule<lb/>
genannt) an. Das noch roh gebliebene Eisen, besonders beim Aschen-<lb/>
zacken, muſste man vor den Wind zu bringen suchen, und wenn sich<lb/>
die Sule ganz angelegt hatte, wurde wieder eine Schaufel Roheisen<lb/>
oder noch etwas mehr, wie oben, nachgesetzt. Dieses Aufgeben wieder-<lb/></p></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[428/0442]
Stahlfrischen um die Mitte des 18. Jahrhunderts.
Diese Luppe wird, wie auch sonst, unter dem Hammer gezängt, in
verschiedene Stücke geteilt und diese zu Stäben ausgeschmiedet,
wobei ein Abgang von zwei Drittel (?) an dem Roheisen erfolgen soll.
Die Luppenstücke werden auf einem andern Herd mit englischen
Kohlen ausgewärmt und unter einem kleinen Hammer ausgereckt;
doch werden die Stahlkolben nicht so heiſs wie die Eisenkolben aus-
geschmiedet, und ist es üblich, daſs man dieselben, so oft sie aus
dem Feuer und ehe sie unter den Hammer kommen, vorher in klein
gestoſsenen Thon stecke und sie damit überziehe.
Die langen ausgereckten Stäbe werden jeder in 15 Stücke zer-
schlagen, welche man in eine Zange faſst, zusammenschweiſst und von
neuem unter dem Hammer zu einem Stabe ausschmiedet, welcher
Stahl sodann Kaufmannsware ist.
Man rechnet, daſs zu jedem Centner Stahl (zu 132 schwedischen
Pfund) 2½ Sturz Holzkohlen und ⅛ Tonne Steinkohlen gehören.“
Diese Beschreibung stimmt mit der ausführlicheren Beschreibung
des schwedischen Stahlfrischens von Sven Rinman (§ 262) überein
und tragen wir aus dieser zur Ergänzung noch das Folgende nach.
Man nahm am liebsten das graue Roheisen, welches zu Anfang der
Hüttenreise fiel und goſs es in 1 bis 2 Zoll dicke Platten, die, wie
oben beschrieben, rotglühend unter einem Hammer zerkleinert wurden.
Der Herd war ganz wie ein deutscher Frischherd, nur enger (17 bis
20 × 22 bis 24 Zoll) und nur halb so tief (13 bis 14 Zoll); die Länge
vom Formmittel zum Aschenzacken betrug 8½ bis 9 Zoll. Er war
aus drei Eisenzacken und eisernem Boden gebildet. — Der Frisch-
prozeſs verlief wie folgt: Der gereinigte Herd wurde mit reinen Kohlen
gefüllt, diese entzündet, die Bälge angelassen und dann zuerst etwa
1½ Schaufeln von Hammerstockschlacke aufgegeben. War diese
niedergeschmolzen, so gab man eine halbe Schaufel (4 kg) von den
zerschlagenen Roheisenstücken über Kohlen auf den Gichtzacken dem
Gebläse gerade gegenüber und bedeckte sie mit Kohlen. Das Gebläse
muſste hierbei, wie überhaupt, so oft man neues Eisen aufgab, lang-
sam wechseln. Alsdann wurde ein Schirbel von der vorigen Luppe
(Schrey) über die Form gelegt, um dort die zum Ausrecken nötige
Hitze zu erhalten. Währenddem schmolz das Roheisen nieder und
legte sich mitten unter der Form als eine gefrischte Masse (Sule
genannt) an. Das noch roh gebliebene Eisen, besonders beim Aschen-
zacken, muſste man vor den Wind zu bringen suchen, und wenn sich
die Sule ganz angelegt hatte, wurde wieder eine Schaufel Roheisen
oder noch etwas mehr, wie oben, nachgesetzt. Dieses Aufgeben wieder-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 428. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/442>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.