Herdes befinden und auf dem Punkt sind, den man verlangt, so nimmt man die Luppe heraus, um sie unter den Hammer zu bringen. Man schiebt alsdann von neuem die Masse, die man Eisen nennt, vor, damit man davon zu einer zweiten Luppe abschmelze und fährt fort, Stücke von den vorbeschriebenen Scheiben und Schlacken auf- zutragen u. s. w. Man behämmert alsdann die Stahlluppe rundum und teilt sie nachher; man wärmt die Kolben auf demselben Herde aus, teilt und schmiedet sie in Stücken von 4 bis 5 Pfund zu 8 bis 9 Zoll Länge und 1 Zoll im Quadrat. Am einen Ende schmiedet man sie auf 2 Linien Dicke zu. An diesem werden sie gefasst und in einem andern Feuer zu kleinen viereckigen Stäben oder Ruten aus- gereckt, die man glühend in fliessendem Wasser ablöscht und härtet. Alsdann reibt man sie mit Stahlhammerschlag blank. Sie werden in lange Kisten gepackt und so nach allen Ländern verschickt, besonders nach Italien und der Türkei."
Dangenoust und Wendel bemerken hierzu: Der Herd habe an der Formseite 26, an der Gichtseite 29 Zoll und sei von der Schlackenplatte zur Rückseite 21 Zoll; die Tiefe betrage 18 Zoll und die Form rage 41/2 Zoll in den Herd hinein. Den Löschboden mache man 9 Zoll dick. Die Luppe wiege 70 bis 80 kg.
In 18 Stunden erhielt man von einem Feuer 200 kg Stahl. 10 Ctr. Floss gaben etwas mehr als 7 Ctr. Stahl und man brauchte dazu 80 Mass Kohlen, oder nach Jars Angabe zu 15 Ctr. Stahl 16 Körbe Kohlen, den Korb zu 13 Kubikfuss gerechnet. Ausser der erwähnten Stahlsorte machte man noch eine feinste, welche viel teurer war. Der kärntnerische Stahl wurde allgemein für besser gehalten als der steierische.
Dass die kärntnerische Rohstahlarbeit aus der alten Brescian- schmiede, die schon Biringuccio beschrieben hat, hervorgegangen ist, haben wir früher schon berichtet. Fast alle die alten italienischen und romanischen Ausdrücke haben sich bei ihr erhalten. Wir können deshalb auch auf unsere Beschreibung der Brescianstahlarbeit verweisen und uns ziemlich kurz fassen 1).
Fig. 114 (a. f. S.) stellt einen Kärntner Rohstahlherd dar, welcher nach Tunner 22 bis 23 Zoll lang, 23 bis 24 Zoll breit und 11 bis 13 Zoll tief war, von dem festgestauchten Löschboden stand aber die Form nur 7 bis 9 Zoll ab. Der Riastein, d. h. der Windzacken, auf dem
1) Vgl. besonders Karsten, Eisenhüttenkunde, S. 1067 u. Tunner, a. a. O., Bd. II, S. 250.
Stahlfrischen um die Mitte des 18. Jahrhunderts.
Herdes befinden und auf dem Punkt sind, den man verlangt, so nimmt man die Luppe heraus, um sie unter den Hammer zu bringen. Man schiebt alsdann von neuem die Masse, die man Eisen nennt, vor, damit man davon zu einer zweiten Luppe abschmelze und fährt fort, Stücke von den vorbeschriebenen Scheiben und Schlacken auf- zutragen u. s. w. Man behämmert alsdann die Stahlluppe rundum und teilt sie nachher; man wärmt die Kolben auf demselben Herde aus, teilt und schmiedet sie in Stücken von 4 bis 5 Pfund zu 8 bis 9 Zoll Länge und 1 Zoll im Quadrat. Am einen Ende schmiedet man sie auf 2 Linien Dicke zu. An diesem werden sie gefaſst und in einem andern Feuer zu kleinen viereckigen Stäben oder Ruten aus- gereckt, die man glühend in flieſsendem Wasser ablöscht und härtet. Alsdann reibt man sie mit Stahlhammerschlag blank. Sie werden in lange Kisten gepackt und so nach allen Ländern verschickt, besonders nach Italien und der Türkei.“
Dangenoust und Wendel bemerken hierzu: Der Herd habe an der Formseite 26, an der Gichtseite 29 Zoll und sei von der Schlackenplatte zur Rückseite 21 Zoll; die Tiefe betrage 18 Zoll und die Form rage 4½ Zoll in den Herd hinein. Den Löschboden mache man 9 Zoll dick. Die Luppe wiege 70 bis 80 kg.
In 18 Stunden erhielt man von einem Feuer 200 kg Stahl. 10 Ctr. Floſs gaben etwas mehr als 7 Ctr. Stahl und man brauchte dazu 80 Maſs Kohlen, oder nach Jars Angabe zu 15 Ctr. Stahl 16 Körbe Kohlen, den Korb zu 13 Kubikfuſs gerechnet. Auſser der erwähnten Stahlsorte machte man noch eine feinste, welche viel teurer war. Der kärntnerische Stahl wurde allgemein für besser gehalten als der steierische.
Daſs die kärntnerische Rohstahlarbeit aus der alten Brescian- schmiede, die schon Biringuccio beschrieben hat, hervorgegangen ist, haben wir früher schon berichtet. Fast alle die alten italienischen und romanischen Ausdrücke haben sich bei ihr erhalten. Wir können deshalb auch auf unsere Beschreibung der Brescianstahlarbeit verweisen und uns ziemlich kurz fassen 1).
Fig. 114 (a. f. S.) stellt einen Kärntner Rohstahlherd dar, welcher nach Tunner 22 bis 23 Zoll lang, 23 bis 24 Zoll breit und 11 bis 13 Zoll tief war, von dem festgestauchten Löschboden stand aber die Form nur 7 bis 9 Zoll ab. Der Riastein, d. h. der Windzacken, auf dem
1) Vgl. besonders Karsten, Eisenhüttenkunde, S. 1067 u. Tunner, a. a. O., Bd. II, S. 250.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><p><pbfacs="#f0427"n="413"/><fwplace="top"type="header">Stahlfrischen um die Mitte des 18. Jahrhunderts.</fw><lb/>
Herdes befinden und auf dem Punkt sind, den man verlangt, so<lb/>
nimmt man die Luppe heraus, um sie unter den Hammer zu bringen.<lb/>
Man schiebt alsdann von neuem die Masse, die man Eisen nennt,<lb/>
vor, damit man davon zu einer zweiten Luppe abschmelze und fährt<lb/>
fort, Stücke von den vorbeschriebenen Scheiben und Schlacken auf-<lb/>
zutragen u. s. w. Man behämmert alsdann die Stahlluppe rundum<lb/>
und teilt sie nachher; man wärmt die Kolben auf demselben Herde<lb/>
aus, teilt und schmiedet sie in Stücken von 4 bis 5 Pfund zu 8 bis<lb/>
9 Zoll Länge und 1 Zoll im Quadrat. Am einen Ende schmiedet man<lb/>
sie auf 2 Linien Dicke zu. An diesem werden sie gefaſst und in<lb/>
einem andern Feuer zu kleinen viereckigen Stäben oder Ruten aus-<lb/>
gereckt, die man glühend in flieſsendem Wasser ablöscht und härtet.<lb/>
Alsdann reibt man sie mit Stahlhammerschlag blank. Sie werden in<lb/>
lange Kisten gepackt und so nach allen Ländern verschickt, besonders<lb/>
nach Italien und der Türkei.“</p><lb/><p><hirendition="#g">Dangenoust</hi> und <hirendition="#g">Wendel</hi> bemerken hierzu: Der Herd habe<lb/>
an der Formseite 26, an der Gichtseite 29 Zoll und sei von der<lb/>
Schlackenplatte zur Rückseite 21 Zoll; die Tiefe betrage 18 Zoll und<lb/>
die Form rage 4½ Zoll in den Herd hinein. Den Löschboden mache<lb/>
man 9 Zoll dick. Die Luppe wiege 70 bis 80 kg.</p><lb/><p>In 18 Stunden erhielt man von einem Feuer 200 kg Stahl. 10 Ctr.<lb/>
Floſs gaben etwas mehr als 7 Ctr. Stahl und man brauchte dazu<lb/>
80 Maſs Kohlen, oder nach <hirendition="#g">Jars</hi> Angabe zu 15 Ctr. Stahl 16 Körbe<lb/>
Kohlen, den Korb zu 13 Kubikfuſs gerechnet. Auſser der erwähnten<lb/>
Stahlsorte machte man noch eine feinste, welche viel teurer war.<lb/>
Der kärntnerische Stahl wurde allgemein für besser gehalten als<lb/>
der steierische.</p><lb/><p>Daſs die kärntnerische Rohstahlarbeit aus der alten Brescian-<lb/>
schmiede, die schon <hirendition="#g">Biringuccio</hi> beschrieben hat, hervorgegangen<lb/>
ist, haben wir früher schon berichtet. Fast alle die alten italienischen<lb/>
und romanischen Ausdrücke haben sich bei ihr erhalten. Wir können<lb/>
deshalb auch auf unsere Beschreibung der Brescianstahlarbeit verweisen<lb/>
und uns ziemlich kurz fassen <noteplace="foot"n="1)">Vgl. besonders <hirendition="#g">Karsten</hi>, Eisenhüttenkunde, S. 1067 u. <hirendition="#g">Tunner</hi>, a. a. O.,<lb/>
Bd. II, S. 250.</note>.</p><lb/><p>Fig. 114 (a. f. S.) stellt einen Kärntner Rohstahlherd dar, welcher<lb/>
nach <hirendition="#g">Tunner</hi> 22 bis 23 Zoll lang, 23 bis 24 Zoll breit und 11 bis 13 Zoll<lb/>
tief war, von dem festgestauchten Löschboden stand aber die Form<lb/>
nur 7 bis 9 Zoll ab. Der Riastein, d. h. der Windzacken, auf dem<lb/></p></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[413/0427]
Stahlfrischen um die Mitte des 18. Jahrhunderts.
Herdes befinden und auf dem Punkt sind, den man verlangt, so
nimmt man die Luppe heraus, um sie unter den Hammer zu bringen.
Man schiebt alsdann von neuem die Masse, die man Eisen nennt,
vor, damit man davon zu einer zweiten Luppe abschmelze und fährt
fort, Stücke von den vorbeschriebenen Scheiben und Schlacken auf-
zutragen u. s. w. Man behämmert alsdann die Stahlluppe rundum
und teilt sie nachher; man wärmt die Kolben auf demselben Herde
aus, teilt und schmiedet sie in Stücken von 4 bis 5 Pfund zu 8 bis
9 Zoll Länge und 1 Zoll im Quadrat. Am einen Ende schmiedet man
sie auf 2 Linien Dicke zu. An diesem werden sie gefaſst und in
einem andern Feuer zu kleinen viereckigen Stäben oder Ruten aus-
gereckt, die man glühend in flieſsendem Wasser ablöscht und härtet.
Alsdann reibt man sie mit Stahlhammerschlag blank. Sie werden in
lange Kisten gepackt und so nach allen Ländern verschickt, besonders
nach Italien und der Türkei.“
Dangenoust und Wendel bemerken hierzu: Der Herd habe
an der Formseite 26, an der Gichtseite 29 Zoll und sei von der
Schlackenplatte zur Rückseite 21 Zoll; die Tiefe betrage 18 Zoll und
die Form rage 4½ Zoll in den Herd hinein. Den Löschboden mache
man 9 Zoll dick. Die Luppe wiege 70 bis 80 kg.
In 18 Stunden erhielt man von einem Feuer 200 kg Stahl. 10 Ctr.
Floſs gaben etwas mehr als 7 Ctr. Stahl und man brauchte dazu
80 Maſs Kohlen, oder nach Jars Angabe zu 15 Ctr. Stahl 16 Körbe
Kohlen, den Korb zu 13 Kubikfuſs gerechnet. Auſser der erwähnten
Stahlsorte machte man noch eine feinste, welche viel teurer war.
Der kärntnerische Stahl wurde allgemein für besser gehalten als
der steierische.
Daſs die kärntnerische Rohstahlarbeit aus der alten Brescian-
schmiede, die schon Biringuccio beschrieben hat, hervorgegangen
ist, haben wir früher schon berichtet. Fast alle die alten italienischen
und romanischen Ausdrücke haben sich bei ihr erhalten. Wir können
deshalb auch auf unsere Beschreibung der Brescianstahlarbeit verweisen
und uns ziemlich kurz fassen 1).
Fig. 114 (a. f. S.) stellt einen Kärntner Rohstahlherd dar, welcher
nach Tunner 22 bis 23 Zoll lang, 23 bis 24 Zoll breit und 11 bis 13 Zoll
tief war, von dem festgestauchten Löschboden stand aber die Form
nur 7 bis 9 Zoll ab. Der Riastein, d. h. der Windzacken, auf dem
1) Vgl. besonders Karsten, Eisenhüttenkunde, S. 1067 u. Tunner, a. a. O.,
Bd. II, S. 250.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 413. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/427>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.