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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Hochöfen bis 1734.
Die Windform lag nur 8 Zoll über dem Boden, da man keinen
grösseren Raum, um das flüssige Eisen zu fassen, nötig hatte, weil
man alle drei Stunden die 3 bis 4 Centner, die inzwischen geschmolzen
waren, abstach. Die Form hatte eine sehr starke Neigung, derart,
dass die Windlinie den Bodenstein, 3 Zoll von der Windseite entfernt,
traf. Dadurch glichen diese Öfen mehr den Blauöfen als den Hoch-
öfen. Reaumur hebt auch hervor, dass diese Öfen den italienischen
(Blauöfen) im Gebiete von Venedig glichen, ausser dass diese nur ein
Ofengewölbe hatten.

Die Erze in Turrach und Gmind wurden in grossen Stücken,
wie in Vordernberg, geröstet und ohne Zuschläge mit Fichtenkohlen
geschmolzen. Das Eisen war schon zum Teil entkohltes (gefeintes),
weisses Eisen, das von farbig angelaufenen Blasen durchsetzt war,
sogenannter luckiger Floss.

Die dritte Abbildung eines Hochofens verdanken wir Sweden-
borg
, welcher die Eisenbereitung in seiner Heimat in seinem Buche
"De ferro" 1734 ausführlich beschrieben hat.

Da diese Beschreibung genaue Nachrichten über das Schmelzen
der Eisenerze giebt, zugleich den ersten gründlichen Bericht über
Bau und Betrieb von Hochöfen enthält, so müssen wir dieselbe für
die Vergleichung späterer Betriebe einer eingehenden Betrachtung
unterziehen. Zwar bezieht sich Swedenborgs Bericht hauptsächlich
auf schwedische Verhältnisse, aber Schwedens Eisenhüttenwesen stand
zu jener Zeit schon in hoher Blüte und in keinem Lande wirkten
Regierung und Gewerke so einmütig zusammen, um diese Industrie
zu fördern und zu vervollkommnen.

Die nationalen Eisenschmelzöfen Schwedens waren, wie wir wieder-
holt gezeigt haben, die Bauernöfen, welche auch zu Swedenborgs
Zeit noch zahlreich betrieben und in denen namentlich die Sumpf-
und Seeerze des südlichen Schweden verschmolzen wurden. Die
Hochöfen waren erst im 16. Jahrhundert von deutschen Arbeitern
auf Veranlassung des Königs Gustav Wasa gegründet worden zur
Verschmelzung der Bergerze, an welchen Schweden sehr reich war,
welche aber bis dahin, infolge der armseligen Einrichtungen, unbenutzt
geblieben waren. Dadurch erlangte erst die schwedische Eisenindustrie
ihre Bedeutung. Mit den deutschen Hochöfen wurde auch der deutsche
Frischprozess eingeführt. Dieser wurde teilweise, und zwar in dem
eisenreichen Dalekarlien, im 17. Jahrhundert durch die Wallonschmiede
verdrängt, welche der reiche niederländische Grossindustrielle Louis
van Geer
einführte. Seine Hochöfen wichen in ihrem Bau von

Hochöfen bis 1734.
Die Windform lag nur 8 Zoll über dem Boden, da man keinen
gröſseren Raum, um das flüssige Eisen zu fassen, nötig hatte, weil
man alle drei Stunden die 3 bis 4 Centner, die inzwischen geschmolzen
waren, abstach. Die Form hatte eine sehr starke Neigung, derart,
daſs die Windlinie den Bodenstein, 3 Zoll von der Windseite entfernt,
traf. Dadurch glichen diese Öfen mehr den Blauöfen als den Hoch-
öfen. Reaumur hebt auch hervor, daſs diese Öfen den italienischen
(Blauöfen) im Gebiete von Venedig glichen, auſser daſs diese nur ein
Ofengewölbe hatten.

Die Erze in Turrach und Gmind wurden in groſsen Stücken,
wie in Vordernberg, geröstet und ohne Zuschläge mit Fichtenkohlen
geschmolzen. Das Eisen war schon zum Teil entkohltes (gefeintes),
weiſses Eisen, das von farbig angelaufenen Blasen durchsetzt war,
sogenannter luckiger Floſs.

Die dritte Abbildung eines Hochofens verdanken wir Sweden-
borg
, welcher die Eisenbereitung in seiner Heimat in seinem Buche
„De ferro“ 1734 ausführlich beschrieben hat.

Da diese Beschreibung genaue Nachrichten über das Schmelzen
der Eisenerze giebt, zugleich den ersten gründlichen Bericht über
Bau und Betrieb von Hochöfen enthält, so müssen wir dieselbe für
die Vergleichung späterer Betriebe einer eingehenden Betrachtung
unterziehen. Zwar bezieht sich Swedenborgs Bericht hauptsächlich
auf schwedische Verhältnisse, aber Schwedens Eisenhüttenwesen stand
zu jener Zeit schon in hoher Blüte und in keinem Lande wirkten
Regierung und Gewerke so einmütig zusammen, um diese Industrie
zu fördern und zu vervollkommnen.

Die nationalen Eisenschmelzöfen Schwedens waren, wie wir wieder-
holt gezeigt haben, die Bauernöfen, welche auch zu Swedenborgs
Zeit noch zahlreich betrieben und in denen namentlich die Sumpf-
und Seeerze des südlichen Schweden verschmolzen wurden. Die
Hochöfen waren erst im 16. Jahrhundert von deutschen Arbeitern
auf Veranlassung des Königs Gustav Wasa gegründet worden zur
Verschmelzung der Bergerze, an welchen Schweden sehr reich war,
welche aber bis dahin, infolge der armseligen Einrichtungen, unbenutzt
geblieben waren. Dadurch erlangte erst die schwedische Eisenindustrie
ihre Bedeutung. Mit den deutschen Hochöfen wurde auch der deutsche
Frischprozeſs eingeführt. Dieser wurde teilweise, und zwar in dem
eisenreichen Dalekarlien, im 17. Jahrhundert durch die Wallonschmiede
verdrängt, welche der reiche niederländische Groſsindustrielle Louis
van Geer
einführte. Seine Hochöfen wichen in ihrem Bau von

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[134/0148] Hochöfen bis 1734. Die Windform lag nur 8 Zoll über dem Boden, da man keinen gröſseren Raum, um das flüssige Eisen zu fassen, nötig hatte, weil man alle drei Stunden die 3 bis 4 Centner, die inzwischen geschmolzen waren, abstach. Die Form hatte eine sehr starke Neigung, derart, daſs die Windlinie den Bodenstein, 3 Zoll von der Windseite entfernt, traf. Dadurch glichen diese Öfen mehr den Blauöfen als den Hoch- öfen. Reaumur hebt auch hervor, daſs diese Öfen den italienischen (Blauöfen) im Gebiete von Venedig glichen, auſser daſs diese nur ein Ofengewölbe hatten. Die Erze in Turrach und Gmind wurden in groſsen Stücken, wie in Vordernberg, geröstet und ohne Zuschläge mit Fichtenkohlen geschmolzen. Das Eisen war schon zum Teil entkohltes (gefeintes), weiſses Eisen, das von farbig angelaufenen Blasen durchsetzt war, sogenannter luckiger Floſs. Die dritte Abbildung eines Hochofens verdanken wir Sweden- borg, welcher die Eisenbereitung in seiner Heimat in seinem Buche „De ferro“ 1734 ausführlich beschrieben hat. Da diese Beschreibung genaue Nachrichten über das Schmelzen der Eisenerze giebt, zugleich den ersten gründlichen Bericht über Bau und Betrieb von Hochöfen enthält, so müssen wir dieselbe für die Vergleichung späterer Betriebe einer eingehenden Betrachtung unterziehen. Zwar bezieht sich Swedenborgs Bericht hauptsächlich auf schwedische Verhältnisse, aber Schwedens Eisenhüttenwesen stand zu jener Zeit schon in hoher Blüte und in keinem Lande wirkten Regierung und Gewerke so einmütig zusammen, um diese Industrie zu fördern und zu vervollkommnen. Die nationalen Eisenschmelzöfen Schwedens waren, wie wir wieder- holt gezeigt haben, die Bauernöfen, welche auch zu Swedenborgs Zeit noch zahlreich betrieben und in denen namentlich die Sumpf- und Seeerze des südlichen Schweden verschmolzen wurden. Die Hochöfen waren erst im 16. Jahrhundert von deutschen Arbeitern auf Veranlassung des Königs Gustav Wasa gegründet worden zur Verschmelzung der Bergerze, an welchen Schweden sehr reich war, welche aber bis dahin, infolge der armseligen Einrichtungen, unbenutzt geblieben waren. Dadurch erlangte erst die schwedische Eisenindustrie ihre Bedeutung. Mit den deutschen Hochöfen wurde auch der deutsche Frischprozeſs eingeführt. Dieser wurde teilweise, und zwar in dem eisenreichen Dalekarlien, im 17. Jahrhundert durch die Wallonschmiede verdrängt, welche der reiche niederländische Groſsindustrielle Louis van Geer einführte. Seine Hochöfen wichen in ihrem Bau von

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/148>, abgerufen am 23.11.2024.