gefasst und gegärbt. Die ausgeschmiedeten Stäbe wurden gestempelt und zwar mit dem permischen Gouvernementswappen (ein Bär mit einem Evangelienbuch) und der Aufschrift Sibirskaia Stal (sibirischer Stahl). Er galt dem berühmten steierischen Scharsachstahl an Güte gleich. Vor dieser Zeit hatte man in den uralischen Provinzen nur einen ganz ordinären Rohstahl aus altem Eisen gemacht.
Die oben erwähnte Hütte zu Kamensk war ein Staatswerk und eine der ältesten Hütten in Sibirien. 1789 bestand sie aus 2 Hoch- öfen, 3 Stabhämmern mit 6 Herden und 1 Kanonenbohrerei. Die Hochöfen hatten, wie überall in Sibirien, ein länglich viereckiges Gestell und einen runden, tonnenförmigen Schacht, ähnlich einer Probiertute; sie waren 12 Arschinen (81/2 m) hoch. Es wurde hier Roheisen in Gänzen, Kanonen und Munition und Stahlroheisen in Blatteln erzeugt. Für letzteres war der Satz 19 Pud Erz, 21/2 Pud gebrannter Kalkstein und 4/5 Korb oder 16 Pud Holz- kohlen. Ein Hochofen konnte im Jahre 90000 Pud erzeugen, worunter 12000 bis 18000 Pud Stahlroheisen, 12000 bis 15000 Pud Guss für Hüttengerätschaften und 7000 bis 10000 Pud Guss für die Artillerie waren.
Die grösste sibirische Hütte war das der Familie Demidoff (1789 dem Nikita Akinfiwitsch Demidoff) gehörige Eisenwerk Nischnetagilsk. Es war 1725 am Tagilfluss erbaut und umfasste 1788 4 Hochöfen, die paarweise gebaut und mit Erzaufzügen versehen waren; eine Hütte mit 2 Stab- und 2 Reckhämmern und 4 Herden; ein Walz- und Schneidewerk mit 1 Platthammer und den dazu ge- hörigen Herden, ingleichen 1 grossen Stabhammer mit 2 Herden; eine Drahtzieherei mit 2 Hämmern, 2 Herden und 8 Zangen; eine Hütte, welche wieder 2 Stabhämmer mit ihren Herden und 1 Ukladhammer, dessen Herde Handgebläse hatten, enthielt; ferner einen Glühofen zum Ausglühen des fertigen Stangeneisens, eine Ankerschmiede mit 2 Hämmern und 2 Herden, eine Giesshütte, drei Balgenmachereien, eine Nagelschmiede mit zwei Essen, drei Schmieden mit 30 Essen, wo auch blecherne Kessel und Pfannen gemacht wurden, eine Blech- hütte mit 2 Stab- und 2 Blechhämmern, eine Hütte mit 3 Reck- hämmern, eine Sensenschmiede, ein Zinnhaus u. s. w. Es waren hier 3282 Meisterleute männlichen Geschlechts, welche in über 1000 Häusern wohnten, ihrer Religion nach teils Altgläubige, teils Raskolniken. Die Stadt hatte Kirchen, Spital, Findelhaus u. s. w.
Das Erz kam von dem berühmten Magnetberg (Wissogorokoi Magnitnoi-Rudnik), der schon 1702 von den einheimischen Wolugen
Ruſsland.
gefaſst und gegärbt. Die ausgeschmiedeten Stäbe wurden gestempelt und zwar mit dem permischen Gouvernementswappen (ein Bär mit einem Evangelienbuch) und der Aufschrift Sibirskaia Stal (sibirischer Stahl). Er galt dem berühmten steierischen Scharsachstahl an Güte gleich. Vor dieser Zeit hatte man in den uralischen Provinzen nur einen ganz ordinären Rohstahl aus altem Eisen gemacht.
Die oben erwähnte Hütte zu Kamensk war ein Staatswerk und eine der ältesten Hütten in Sibirien. 1789 bestand sie aus 2 Hoch- öfen, 3 Stabhämmern mit 6 Herden und 1 Kanonenbohrerei. Die Hochöfen hatten, wie überall in Sibirien, ein länglich viereckiges Gestell und einen runden, tonnenförmigen Schacht, ähnlich einer Probiertute; sie waren 12 Arschinen (8½ m) hoch. Es wurde hier Roheisen in Gänzen, Kanonen und Munition und Stahlroheisen in Blatteln erzeugt. Für letzteres war der Satz 19 Pud Erz, 2½ Pud gebrannter Kalkstein und ⅘ Korb oder 16 Pud Holz- kohlen. Ein Hochofen konnte im Jahre 90000 Pud erzeugen, worunter 12000 bis 18000 Pud Stahlroheisen, 12000 bis 15000 Pud Guſs für Hüttengerätschaften und 7000 bis 10000 Pud Guſs für die Artillerie waren.
Die gröſste sibirische Hütte war das der Familie Demidoff (1789 dem Nikita Akinfiwitsch Demidoff) gehörige Eisenwerk Nischnetagilsk. Es war 1725 am Tagilfluſs erbaut und umfaſste 1788 4 Hochöfen, die paarweise gebaut und mit Erzaufzügen versehen waren; eine Hütte mit 2 Stab- und 2 Reckhämmern und 4 Herden; ein Walz- und Schneidewerk mit 1 Platthammer und den dazu ge- hörigen Herden, ingleichen 1 groſsen Stabhammer mit 2 Herden; eine Drahtzieherei mit 2 Hämmern, 2 Herden und 8 Zangen; eine Hütte, welche wieder 2 Stabhämmer mit ihren Herden und 1 Ukladhammer, dessen Herde Handgebläse hatten, enthielt; ferner einen Glühofen zum Ausglühen des fertigen Stangeneisens, eine Ankerschmiede mit 2 Hämmern und 2 Herden, eine Gieſshütte, drei Balgenmachereien, eine Nagelschmiede mit zwei Essen, drei Schmieden mit 30 Essen, wo auch blecherne Kessel und Pfannen gemacht wurden, eine Blech- hütte mit 2 Stab- und 2 Blechhämmern, eine Hütte mit 3 Reck- hämmern, eine Sensenschmiede, ein Zinnhaus u. s. w. Es waren hier 3282 Meisterleute männlichen Geschlechts, welche in über 1000 Häusern wohnten, ihrer Religion nach teils Altgläubige, teils Raskolniken. Die Stadt hatte Kirchen, Spital, Findelhaus u. s. w.
Das Erz kam von dem berühmten Magnetberg (Wissogorokoi Magnitnoi-Rudnik), der schon 1702 von den einheimischen Wolugen
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Ruſsland.
gefaſst und gegärbt. Die ausgeschmiedeten Stäbe wurden gestempelt
und zwar mit dem permischen Gouvernementswappen (ein Bär mit
einem Evangelienbuch) und der Aufschrift Sibirskaia Stal (sibirischer
Stahl). Er galt dem berühmten steierischen Scharsachstahl an Güte
gleich. Vor dieser Zeit hatte man in den uralischen Provinzen nur
einen ganz ordinären Rohstahl aus altem Eisen gemacht.
Die oben erwähnte Hütte zu Kamensk war ein Staatswerk und
eine der ältesten Hütten in Sibirien. 1789 bestand sie aus 2 Hoch-
öfen, 3 Stabhämmern mit 6 Herden und 1 Kanonenbohrerei. Die
Hochöfen hatten, wie überall in Sibirien, ein länglich viereckiges
Gestell und einen runden, tonnenförmigen Schacht, ähnlich einer
Probiertute; sie waren 12 Arschinen (8½ m) hoch. Es wurde hier
Roheisen in Gänzen, Kanonen und Munition und Stahlroheisen
in Blatteln erzeugt. Für letzteres war der Satz 19 Pud Erz,
2½ Pud gebrannter Kalkstein und ⅘ Korb oder 16 Pud Holz-
kohlen. Ein Hochofen konnte im Jahre 90000 Pud erzeugen, worunter
12000 bis 18000 Pud Stahlroheisen, 12000 bis 15000 Pud Guſs für
Hüttengerätschaften und 7000 bis 10000 Pud Guſs für die Artillerie
waren.
Die gröſste sibirische Hütte war das der Familie Demidoff
(1789 dem Nikita Akinfiwitsch Demidoff) gehörige Eisenwerk
Nischnetagilsk. Es war 1725 am Tagilfluſs erbaut und umfaſste 1788
4 Hochöfen, die paarweise gebaut und mit Erzaufzügen versehen
waren; eine Hütte mit 2 Stab- und 2 Reckhämmern und 4 Herden;
ein Walz- und Schneidewerk mit 1 Platthammer und den dazu ge-
hörigen Herden, ingleichen 1 groſsen Stabhammer mit 2 Herden; eine
Drahtzieherei mit 2 Hämmern, 2 Herden und 8 Zangen; eine Hütte,
welche wieder 2 Stabhämmer mit ihren Herden und 1 Ukladhammer,
dessen Herde Handgebläse hatten, enthielt; ferner einen Glühofen
zum Ausglühen des fertigen Stangeneisens, eine Ankerschmiede mit
2 Hämmern und 2 Herden, eine Gieſshütte, drei Balgenmachereien,
eine Nagelschmiede mit zwei Essen, drei Schmieden mit 30 Essen, wo
auch blecherne Kessel und Pfannen gemacht wurden, eine Blech-
hütte mit 2 Stab- und 2 Blechhämmern, eine Hütte mit 3 Reck-
hämmern, eine Sensenschmiede, ein Zinnhaus u. s. w. Es waren hier
3282 Meisterleute männlichen Geschlechts, welche in über 1000 Häusern
wohnten, ihrer Religion nach teils Altgläubige, teils Raskolniken. Die
Stadt hatte Kirchen, Spital, Findelhaus u. s. w.
Das Erz kam von dem berühmten Magnetberg (Wissogorokoi
Magnitnoi-Rudnik), der schon 1702 von den einheimischen Wolugen
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 1136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/1150>, abgerufen am 22.11.2024.
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