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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Russland.
(russische Elle = 0,71 m) umfasste; jeder Eisenhochofen hatte zwei
hölzerne Bälge, die 16 engl. Fuss lang und hinten 61/2 Fuss breit waren.
Ihre Produktion betrug 230 bis 270 Pud (3800 bis 4400 kg), wenn
Roheisen, und 150 bis 170 Pud, wenn Munitionsguss gemacht wurde.
Die Erze gaben 50 bis 56 Proz. Roheisen. 1789 lieferte ein Ofen von
16 Arschinen (11,36 m) Höhe 800 bis 900 Pud (13100 bis 14700 kg)
den Tag. 1766 lieferte das Werk 6800000 Tonnen Roheisen, dar-
unter 800 Tonnen Bomben.

Noch ausgedehnter war das Hüttenwerk Werschneturinsk, welches
gleichzeitig mit dem vorigen erbaut worden war. Es hatte 3 Hoch-
öfen und 4 Hämmer mit 6 Herden. 1779 erzeugte es 257954 Pud
Roheisen und 21611 Pud Stabeisen. -- Die dritte grosse Hochofen-
hütte war Barantschinsk mit 2 Hochöfen, welche in demselben Jahre
119447 Pud Roheisen lieferten. Das Werk war 1743 angelegt worden.
Ein bedeutendes Hammerwerk war dagegen das 1766 erbaute Nisch-
neturinsk. Es hatte 10 Hämmer im Betriebe, 3 Walz- und Schneid-
werke und 20 Herde, ferner eine Ankerschmiede. 1779 machte es
105977 Pud Stabeisen. Die Schienen wurden in derselben Hitze
gewalzt und geschnitten. Die grossen Hammerwerke Wotkinsk und
Ischeschsk, welche 1759 erbaut wurden, frischten ebenfalls ihr Eisen
aus blagodatskischem Roheisen. Ersteres hatte 17 Reckhämmer,
1 Hammer zum Ankerschmieden und 4 Blechhämmer. Letzteres war
etwa von derselben Grösse. 1779 machte jedes von beiden 136900 Pud
Schmiedeeisen.

Das Hüttenwerk Pyschminsk, welches 1763 an der Pyschma er-
baut worden war, ist deshalb von Wichtigkeit, weil dort 1784 Her-
mann
auf Befehl der Kaiserin eine Stahlfabrik anlegte, in welcher
Brescianstahl nach kärntnischer Art gefrischt wurde. Das Roheisen
dazu kam von der Hütte zu Kamensk. Es wurde erst in einem
Zerennherd zu Böden oder doppelt Roheisen eingeschmolzen. Dieses
wurde dann in einem zweiten Herde zu Krizen oder Luppen gefrischt,
wobei "Brokwerk und Kot", d. h. gare Abfälle und Garschlacke von
der vorigen Arbeit zugesetzt wurde. Eine Krize wog 2 bis 3 Pud
und konnte ein fleissiger Stahlschmied in 12 Stunden 3 bis 4 Krizen
machen 1). Dieselben wurden unter Aufwerfen von Quarzsand wieder-
holt ausgeheizt und zu kurzen Stangen ausgeschmiedet. Dieser Roh-
stahl (Uklad) wurde alsdann in Stücke gebrochen und von diesen
11/2 bis 2 Pud in einer Zange zu einer Garbe (Sklatka) zusammen-

1) Genaueres hierüber vergl. Hermann, a. a. O., I., 279.

Ruſsland.
(russische Elle = 0,71 m) umfaſste; jeder Eisenhochofen hatte zwei
hölzerne Bälge, die 16 engl. Fuſs lang und hinten 6½ Fuſs breit waren.
Ihre Produktion betrug 230 bis 270 Pud (3800 bis 4400 kg), wenn
Roheisen, und 150 bis 170 Pud, wenn Munitionsguſs gemacht wurde.
Die Erze gaben 50 bis 56 Proz. Roheisen. 1789 lieferte ein Ofen von
16 Arschinen (11,36 m) Höhe 800 bis 900 Pud (13100 bis 14700 kg)
den Tag. 1766 lieferte das Werk 6800000 Tonnen Roheisen, dar-
unter 800 Tonnen Bomben.

Noch ausgedehnter war das Hüttenwerk Werschneturinsk, welches
gleichzeitig mit dem vorigen erbaut worden war. Es hatte 3 Hoch-
öfen und 4 Hämmer mit 6 Herden. 1779 erzeugte es 257954 Pud
Roheisen und 21611 Pud Stabeisen. — Die dritte groſse Hochofen-
hütte war Barantschinsk mit 2 Hochöfen, welche in demselben Jahre
119447 Pud Roheisen lieferten. Das Werk war 1743 angelegt worden.
Ein bedeutendes Hammerwerk war dagegen das 1766 erbaute Nisch-
neturinsk. Es hatte 10 Hämmer im Betriebe, 3 Walz- und Schneid-
werke und 20 Herde, ferner eine Ankerschmiede. 1779 machte es
105977 Pud Stabeisen. Die Schienen wurden in derselben Hitze
gewalzt und geschnitten. Die groſsen Hammerwerke Wotkinsk und
Ischeschsk, welche 1759 erbaut wurden, frischten ebenfalls ihr Eisen
aus blagodatskischem Roheisen. Ersteres hatte 17 Reckhämmer,
1 Hammer zum Ankerschmieden und 4 Blechhämmer. Letzteres war
etwa von derselben Gröſse. 1779 machte jedes von beiden 136900 Pud
Schmiedeeisen.

Das Hüttenwerk Pyschminsk, welches 1763 an der Pyschma er-
baut worden war, ist deshalb von Wichtigkeit, weil dort 1784 Her-
mann
auf Befehl der Kaiserin eine Stahlfabrik anlegte, in welcher
Brescianstahl nach kärntnischer Art gefrischt wurde. Das Roheisen
dazu kam von der Hütte zu Kamensk. Es wurde erst in einem
Zerennherd zu Böden oder doppelt Roheisen eingeschmolzen. Dieses
wurde dann in einem zweiten Herde zu Krizen oder Luppen gefrischt,
wobei „Brokwerk und Kot“, d. h. gare Abfälle und Garschlacke von
der vorigen Arbeit zugesetzt wurde. Eine Krize wog 2 bis 3 Pud
und konnte ein fleiſsiger Stahlschmied in 12 Stunden 3 bis 4 Krizen
machen 1). Dieselben wurden unter Aufwerfen von Quarzsand wieder-
holt ausgeheizt und zu kurzen Stangen ausgeschmiedet. Dieser Roh-
stahl (Uklad) wurde alsdann in Stücke gebrochen und von diesen
1½ bis 2 Pud in einer Zange zu einer Garbe (Sklatka) zusammen-

1) Genaueres hierüber vergl. Hermann, a. a. O., I., 279.
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[1135/1149] Ruſsland. (russische Elle = 0,71 m) umfaſste; jeder Eisenhochofen hatte zwei hölzerne Bälge, die 16 engl. Fuſs lang und hinten 6½ Fuſs breit waren. Ihre Produktion betrug 230 bis 270 Pud (3800 bis 4400 kg), wenn Roheisen, und 150 bis 170 Pud, wenn Munitionsguſs gemacht wurde. Die Erze gaben 50 bis 56 Proz. Roheisen. 1789 lieferte ein Ofen von 16 Arschinen (11,36 m) Höhe 800 bis 900 Pud (13100 bis 14700 kg) den Tag. 1766 lieferte das Werk 6800000 Tonnen Roheisen, dar- unter 800 Tonnen Bomben. Noch ausgedehnter war das Hüttenwerk Werschneturinsk, welches gleichzeitig mit dem vorigen erbaut worden war. Es hatte 3 Hoch- öfen und 4 Hämmer mit 6 Herden. 1779 erzeugte es 257954 Pud Roheisen und 21611 Pud Stabeisen. — Die dritte groſse Hochofen- hütte war Barantschinsk mit 2 Hochöfen, welche in demselben Jahre 119447 Pud Roheisen lieferten. Das Werk war 1743 angelegt worden. Ein bedeutendes Hammerwerk war dagegen das 1766 erbaute Nisch- neturinsk. Es hatte 10 Hämmer im Betriebe, 3 Walz- und Schneid- werke und 20 Herde, ferner eine Ankerschmiede. 1779 machte es 105977 Pud Stabeisen. Die Schienen wurden in derselben Hitze gewalzt und geschnitten. Die groſsen Hammerwerke Wotkinsk und Ischeschsk, welche 1759 erbaut wurden, frischten ebenfalls ihr Eisen aus blagodatskischem Roheisen. Ersteres hatte 17 Reckhämmer, 1 Hammer zum Ankerschmieden und 4 Blechhämmer. Letzteres war etwa von derselben Gröſse. 1779 machte jedes von beiden 136900 Pud Schmiedeeisen. Das Hüttenwerk Pyschminsk, welches 1763 an der Pyschma er- baut worden war, ist deshalb von Wichtigkeit, weil dort 1784 Her- mann auf Befehl der Kaiserin eine Stahlfabrik anlegte, in welcher Brescianstahl nach kärntnischer Art gefrischt wurde. Das Roheisen dazu kam von der Hütte zu Kamensk. Es wurde erst in einem Zerennherd zu Böden oder doppelt Roheisen eingeschmolzen. Dieses wurde dann in einem zweiten Herde zu Krizen oder Luppen gefrischt, wobei „Brokwerk und Kot“, d. h. gare Abfälle und Garschlacke von der vorigen Arbeit zugesetzt wurde. Eine Krize wog 2 bis 3 Pud und konnte ein fleiſsiger Stahlschmied in 12 Stunden 3 bis 4 Krizen machen 1). Dieselben wurden unter Aufwerfen von Quarzsand wieder- holt ausgeheizt und zu kurzen Stangen ausgeschmiedet. Dieser Roh- stahl (Uklad) wurde alsdann in Stücke gebrochen und von diesen 1½ bis 2 Pud in einer Zange zu einer Garbe (Sklatka) zusammen- 1) Genaueres hierüber vergl. Hermann, a. a. O., I., 279.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 1135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/1149>, abgerufen am 22.11.2024.