Powenitz, liegt 96 Werst nördlich von Petrowsky. Hier werden, wie in Petrowsk, Geschütze gegossen.
Die Werke Tillekin und Alexei liegen abseits (derelicta). Alle Eisenhütten Careliens beziehen ihre Erze aus den Sümpfen von Kon- sosero; es ist ein sandiges Sumpferz von gelblicher Farbe.
Es giebt noch zwei andere Woiwodschaften, die von Carelien getrennt sind, Beschecony und Astjusina, wo die Eisenindustrie so in Blüte steht, dass in jedem Dorfe und in jedem Hofgute sich Eisen- hütten befinden, die Eisen aus Sumpferzen schmelzen. Es geschieht dies in Luppenfeuern oder Bauernöfen (in ustrinas aut fornaculis), deren Blasebälge mit Hand betrieben werden. Das in den Renn- werken erzeugte Roheisen wird in kleinen Herden ausgeheizt und mit Hand- oder Wasserhämmern (marculis aut malleis ferreis) verschmiedet. Ein fleissiger Schmied kann in einer Woche 80 Pud Eisen schmieden. Bei der Stadt Galetz machen die Bauern ebenfalls viel Eisen aus Sumpferz (terra paludinosa).
Tula ist eine sehr grosse Stadt, deren Bewohner aber fast alle vom Schmiedewerk leben. Sie schmelzen das Eisen in Rennfeuern mit Handblasebälgen. Das Eisen wird aus einer roten Erde oder aus thonigen Knollen, die gleichsam versteinert sind, bereitet. Diese tho- nigen Knollen finden sich in verschiedener Grösse auf den Feldern rings um die Stadt; sie werden gesammelt, in die Stadt gebracht und auf dem öffentlichen Markte verkauft. Ausserdem befindet sich noch ein Eisenwerk in der Nähe der Stadt, welches ebenfalls Demidoff gehört.
Zwischen Tula und Moskau liegt ein Eisenwerk, das fünf Frisch- hämmer und mehrere Hochöfen umfasst und welches zwei Brüdern Moellers gehört. Hier werden jährlich 20000 Pud (328 Tonnen) Eisen erzeugt und nach Archangel transportiert. Hier hat Peter der Grosse, wie berichtet wird, mit eigener Hand zwei oder drei Stangen Eisen ausgeschmiedet.
Nicht weit von der Stadt Serpentow befindet sich ebenfalls ein kaiserliches Eisenwerk mit fünf Frischhütten und mehreren Hochöfen. Zwischen Tula und Woronesch liegen die folgenden Werke: Lipsky liegt 107 Werst von Tula und 445 Werst von der Hauptstadt Mos- kau und hat vier Eisenhämmer und vier Hochöfen, die auch Kriegs- gerät liefern. 20 Meilen weiter am Fluss liegt das Eisenwerk Kos- minsky mit zwei Frischhütten und einer Ankerschmiede. Nicht weit davon ist Borna mit zwei Hammerhütten und zwei Hochöfen. Erz wird rings um Tula gewonnen, aus dem ein rotbrüchiges Eisen
Ruſsland.
Powenitz, liegt 96 Werst nördlich von Petrowsky. Hier werden, wie in Petrowsk, Geschütze gegossen.
Die Werke Tillekin und Alexei liegen abseits (derelicta). Alle Eisenhütten Careliens beziehen ihre Erze aus den Sümpfen von Kon- sosero; es ist ein sandiges Sumpferz von gelblicher Farbe.
Es giebt noch zwei andere Woiwodschaften, die von Carelien getrennt sind, Beschecony und Astjusina, wo die Eisenindustrie so in Blüte steht, daſs in jedem Dorfe und in jedem Hofgute sich Eisen- hütten befinden, die Eisen aus Sumpferzen schmelzen. Es geschieht dies in Luppenfeuern oder Bauernöfen (in ustrinas aut fornaculis), deren Blasebälge mit Hand betrieben werden. Das in den Renn- werken erzeugte Roheisen wird in kleinen Herden ausgeheizt und mit Hand- oder Wasserhämmern (marculis aut malleis ferreis) verschmiedet. Ein fleiſsiger Schmied kann in einer Woche 80 Pud Eisen schmieden. Bei der Stadt Galetz machen die Bauern ebenfalls viel Eisen aus Sumpferz (terra paludinosa).
Tula ist eine sehr groſse Stadt, deren Bewohner aber fast alle vom Schmiedewerk leben. Sie schmelzen das Eisen in Rennfeuern mit Handblasebälgen. Das Eisen wird aus einer roten Erde oder aus thonigen Knollen, die gleichsam versteinert sind, bereitet. Diese tho- nigen Knollen finden sich in verschiedener Gröſse auf den Feldern rings um die Stadt; sie werden gesammelt, in die Stadt gebracht und auf dem öffentlichen Markte verkauft. Auſserdem befindet sich noch ein Eisenwerk in der Nähe der Stadt, welches ebenfalls Demidoff gehört.
Zwischen Tula und Moskau liegt ein Eisenwerk, das fünf Frisch- hämmer und mehrere Hochöfen umfaſst und welches zwei Brüdern Moellers gehört. Hier werden jährlich 20000 Pud (328 Tonnen) Eisen erzeugt und nach Archangel transportiert. Hier hat Peter der Groſse, wie berichtet wird, mit eigener Hand zwei oder drei Stangen Eisen ausgeschmiedet.
Nicht weit von der Stadt Serpentow befindet sich ebenfalls ein kaiserliches Eisenwerk mit fünf Frischhütten und mehreren Hochöfen. Zwischen Tula und Woronesch liegen die folgenden Werke: Lipsky liegt 107 Werst von Tula und 445 Werst von der Hauptstadt Mos- kau und hat vier Eisenhämmer und vier Hochöfen, die auch Kriegs- gerät liefern. 20 Meilen weiter am Fluſs liegt das Eisenwerk Kos- minsky mit zwei Frischhütten und einer Ankerschmiede. Nicht weit davon ist Borna mit zwei Hammerhütten und zwei Hochöfen. Erz wird rings um Tula gewonnen, aus dem ein rotbrüchiges Eisen
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f1144"n="1130"/><fwplace="top"type="header">Ruſsland.</fw><lb/>
Powenitz, liegt 96 Werst nördlich von Petrowsky. Hier werden, wie<lb/>
in Petrowsk, Geschütze gegossen.</p><lb/><p>Die Werke Tillekin und Alexei liegen abseits (derelicta). Alle<lb/>
Eisenhütten Careliens beziehen ihre Erze aus den Sümpfen von Kon-<lb/>
sosero; es ist ein sandiges Sumpferz von gelblicher Farbe.</p><lb/><p>Es giebt noch zwei andere Woiwodschaften, die von Carelien<lb/>
getrennt sind, Beschecony und Astjusina, wo die Eisenindustrie so in<lb/>
Blüte steht, daſs in jedem Dorfe und in jedem Hofgute sich Eisen-<lb/>
hütten befinden, die Eisen aus Sumpferzen schmelzen. Es geschieht<lb/>
dies in Luppenfeuern oder Bauernöfen (in ustrinas aut fornaculis),<lb/>
deren Blasebälge mit Hand betrieben werden. Das in den Renn-<lb/>
werken erzeugte Roheisen wird in kleinen Herden ausgeheizt und mit<lb/>
Hand- oder Wasserhämmern (marculis aut malleis ferreis) verschmiedet.<lb/>
Ein fleiſsiger Schmied kann in einer Woche 80 Pud Eisen schmieden.<lb/>
Bei der Stadt Galetz machen die Bauern ebenfalls viel Eisen aus<lb/>
Sumpferz (terra paludinosa).</p><lb/><p><hirendition="#g">Tula</hi> ist eine sehr groſse Stadt, deren Bewohner aber fast alle<lb/>
vom Schmiedewerk leben. Sie schmelzen das Eisen in Rennfeuern<lb/>
mit Handblasebälgen. Das Eisen wird aus einer roten Erde oder aus<lb/>
thonigen Knollen, die gleichsam versteinert sind, bereitet. Diese tho-<lb/>
nigen Knollen finden sich in verschiedener Gröſse auf den Feldern<lb/>
rings um die Stadt; sie werden gesammelt, in die Stadt gebracht und<lb/>
auf dem öffentlichen Markte verkauft. Auſserdem befindet sich noch<lb/>
ein Eisenwerk in der Nähe der Stadt, welches ebenfalls <hirendition="#g">Demidoff</hi><lb/>
gehört.</p><lb/><p>Zwischen Tula und Moskau liegt ein Eisenwerk, das fünf Frisch-<lb/>
hämmer und mehrere Hochöfen umfaſst und welches zwei Brüdern<lb/>
Moellers gehört. Hier werden jährlich 20000 Pud (328 Tonnen) Eisen<lb/>
erzeugt und nach Archangel transportiert. Hier hat <hirendition="#g">Peter der<lb/>
Groſse</hi>, wie berichtet wird, mit eigener Hand zwei oder drei Stangen<lb/>
Eisen ausgeschmiedet.</p><lb/><p>Nicht weit von der Stadt Serpentow befindet sich ebenfalls ein<lb/>
kaiserliches Eisenwerk mit fünf Frischhütten und mehreren Hochöfen.<lb/>
Zwischen Tula und Woronesch liegen die folgenden Werke: Lipsky<lb/>
liegt 107 Werst von Tula und 445 Werst von der Hauptstadt Mos-<lb/>
kau und hat vier Eisenhämmer und vier Hochöfen, die auch Kriegs-<lb/>
gerät liefern. 20 Meilen weiter am Fluſs liegt das Eisenwerk Kos-<lb/>
minsky mit zwei Frischhütten und einer Ankerschmiede. Nicht weit<lb/>
davon ist Borna mit zwei Hammerhütten und zwei Hochöfen. Erz<lb/>
wird rings um Tula gewonnen, aus dem ein rotbrüchiges Eisen<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[1130/1144]
Ruſsland.
Powenitz, liegt 96 Werst nördlich von Petrowsky. Hier werden, wie
in Petrowsk, Geschütze gegossen.
Die Werke Tillekin und Alexei liegen abseits (derelicta). Alle
Eisenhütten Careliens beziehen ihre Erze aus den Sümpfen von Kon-
sosero; es ist ein sandiges Sumpferz von gelblicher Farbe.
Es giebt noch zwei andere Woiwodschaften, die von Carelien
getrennt sind, Beschecony und Astjusina, wo die Eisenindustrie so in
Blüte steht, daſs in jedem Dorfe und in jedem Hofgute sich Eisen-
hütten befinden, die Eisen aus Sumpferzen schmelzen. Es geschieht
dies in Luppenfeuern oder Bauernöfen (in ustrinas aut fornaculis),
deren Blasebälge mit Hand betrieben werden. Das in den Renn-
werken erzeugte Roheisen wird in kleinen Herden ausgeheizt und mit
Hand- oder Wasserhämmern (marculis aut malleis ferreis) verschmiedet.
Ein fleiſsiger Schmied kann in einer Woche 80 Pud Eisen schmieden.
Bei der Stadt Galetz machen die Bauern ebenfalls viel Eisen aus
Sumpferz (terra paludinosa).
Tula ist eine sehr groſse Stadt, deren Bewohner aber fast alle
vom Schmiedewerk leben. Sie schmelzen das Eisen in Rennfeuern
mit Handblasebälgen. Das Eisen wird aus einer roten Erde oder aus
thonigen Knollen, die gleichsam versteinert sind, bereitet. Diese tho-
nigen Knollen finden sich in verschiedener Gröſse auf den Feldern
rings um die Stadt; sie werden gesammelt, in die Stadt gebracht und
auf dem öffentlichen Markte verkauft. Auſserdem befindet sich noch
ein Eisenwerk in der Nähe der Stadt, welches ebenfalls Demidoff
gehört.
Zwischen Tula und Moskau liegt ein Eisenwerk, das fünf Frisch-
hämmer und mehrere Hochöfen umfaſst und welches zwei Brüdern
Moellers gehört. Hier werden jährlich 20000 Pud (328 Tonnen) Eisen
erzeugt und nach Archangel transportiert. Hier hat Peter der
Groſse, wie berichtet wird, mit eigener Hand zwei oder drei Stangen
Eisen ausgeschmiedet.
Nicht weit von der Stadt Serpentow befindet sich ebenfalls ein
kaiserliches Eisenwerk mit fünf Frischhütten und mehreren Hochöfen.
Zwischen Tula und Woronesch liegen die folgenden Werke: Lipsky
liegt 107 Werst von Tula und 445 Werst von der Hauptstadt Mos-
kau und hat vier Eisenhämmer und vier Hochöfen, die auch Kriegs-
gerät liefern. 20 Meilen weiter am Fluſs liegt das Eisenwerk Kos-
minsky mit zwei Frischhütten und einer Ankerschmiede. Nicht weit
davon ist Borna mit zwei Hammerhütten und zwei Hochöfen. Erz
wird rings um Tula gewonnen, aus dem ein rotbrüchiges Eisen
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 1130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/1144>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.