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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Russland.
konnte. An Fabriken und Hütten (Sawoden) zählte damals Russland
bereits 213, wovon sich 38 in Petersburg, 39 in Moskau und 70 in
den Städten an der Wolga und Okka befanden. Einige derselben
beschäftigten über 3000 Arbeiter. Die russische Eisenindustrie war
bereits exportfähig geworden. 1716 kam das erste russische Eisen
nach England. 1725 baute Demidoff das grosse Eisenwerk zu Nisch-
netagilsk.

Aus der Regierungszeit Katharina I. ist zu bemerken, dass die-
selbe 1727 das Manufaktur-Kollegium aufhob und mit dem Kommerz-
Kollegium vereinigte. Einen grossen Aufschwung erfuhr die russische
Eisenindustrie in der Regierungszeit der Kaiserin Anna Iwanowna
(1730 bis 1740), aus deren Anfang der interessante Bericht Sweden-
borgs
, welchen derselbe mit einer grossen Karte des sibirischen
Eisengebietes (Gouvernement Perm) in seinem Werke de ferro 1734
veröffentlicht hat, stammt. Wir lassen denselben in ausführlichem
Auszug folgen.

"Die russischen Eisenwerke bestehen, wie bekannt, noch nicht
lange; trotzdem sind sie in Zahl und Umfang so gewachsen, dass ihre
jährliche Erzeugung nicht nur für den Bedarf des russischen Reiches
ausreicht, sondern auch noch ein Teil derselben ausgeführt wird. In
Sibirien liegen die Eisenhütten in den Erzgebieten, aber ausserordent-
lich weit vom Meere ab, wohin der Transport schwierig und kost-
spielig ist.

Bei der Stadt Kungur gab es schon vor vielen Jahren Eisen-
schmelzen, die eine braune und rötliche Erde (Sumpferz) verschmol-
zen, weshalb das Eisen schlecht war. Das berühmteste Eisenwerk
wurde von Demidoff angelegt und besteht aus einer Anzahl von
Frischhütten und Hochöfen. Das bekannteste Eisenwerk Russlands
heisst Sekoffka 1) (Newiansk), welches anfänglich aus drei Eisen-
hämmern und einem Hochofen bestand. Demidoff war ein im Eisen-
gewerbe geschickter und erfahrener Mann, erhielt nicht nur diese
Hütte, sondern noch andere bei Koffka gelegene vom Zaren Peter
zum Geschenk, dazu noch etwa 7 Quadratmeilen Grundbesitz, mit dem
Recht, allen Verbrechern Asyl zu gewähren, die dann aber Leibeigene
der Hütten und Bergwerke wurden. Er verpflichtete ihn, Eisenhütten

1) Koffka wohl gleich Kowka. Auf der Karte kommen bei Jernbruck im
Newianskoi Sawod die beiden Ortsnamen Faedkowka und Faedkowska vor. Newi-
anskoi Sawod = Newiansk Hütte. Die alten Ortsnamen, die Swedenborg an-
giebt, sind, abgesehen davon, dass sie vielfach falsch geschrieben sind, schwer zu
identifizieren.

Ruſsland.
konnte. An Fabriken und Hütten (Sawoden) zählte damals Ruſsland
bereits 213, wovon sich 38 in Petersburg, 39 in Moskau und 70 in
den Städten an der Wolga und Okka befanden. Einige derselben
beschäftigten über 3000 Arbeiter. Die russische Eisenindustrie war
bereits exportfähig geworden. 1716 kam das erste russische Eisen
nach England. 1725 baute Demidoff das groſse Eisenwerk zu Nisch-
netagilsk.

Aus der Regierungszeit Katharina I. ist zu bemerken, daſs die-
selbe 1727 das Manufaktur-Kollegium aufhob und mit dem Kommerz-
Kollegium vereinigte. Einen groſsen Aufschwung erfuhr die russische
Eisenindustrie in der Regierungszeit der Kaiserin Anna Iwanowna
(1730 bis 1740), aus deren Anfang der interessante Bericht Sweden-
borgs
, welchen derselbe mit einer groſsen Karte des sibirischen
Eisengebietes (Gouvernement Perm) in seinem Werke de ferro 1734
veröffentlicht hat, stammt. Wir lassen denselben in ausführlichem
Auszug folgen.

„Die russischen Eisenwerke bestehen, wie bekannt, noch nicht
lange; trotzdem sind sie in Zahl und Umfang so gewachsen, daſs ihre
jährliche Erzeugung nicht nur für den Bedarf des russischen Reiches
ausreicht, sondern auch noch ein Teil derselben ausgeführt wird. In
Sibirien liegen die Eisenhütten in den Erzgebieten, aber auſserordent-
lich weit vom Meere ab, wohin der Transport schwierig und kost-
spielig ist.

Bei der Stadt Kungur gab es schon vor vielen Jahren Eisen-
schmelzen, die eine braune und rötliche Erde (Sumpferz) verschmol-
zen, weshalb das Eisen schlecht war. Das berühmteste Eisenwerk
wurde von Demidoff angelegt und besteht aus einer Anzahl von
Frischhütten und Hochöfen. Das bekannteste Eisenwerk Ruſslands
heiſst Sekoffka 1) (Newiansk), welches anfänglich aus drei Eisen-
hämmern und einem Hochofen bestand. Demidoff war ein im Eisen-
gewerbe geschickter und erfahrener Mann, erhielt nicht nur diese
Hütte, sondern noch andere bei Koffka gelegene vom Zaren Peter
zum Geschenk, dazu noch etwa 7 Quadratmeilen Grundbesitz, mit dem
Recht, allen Verbrechern Asyl zu gewähren, die dann aber Leibeigene
der Hütten und Bergwerke wurden. Er verpflichtete ihn, Eisenhütten

1) Koffka wohl gleich Kowka. Auf der Karte kommen bei Jernbruck im
Newianskoi Sawod die beiden Ortsnamen Faedkowka und Faedkowska vor. Newi-
anskoi Sawod = Newiansk Hütte. Die alten Ortsnamen, die Swedenborg an-
giebt, sind, abgesehen davon, daſs sie vielfach falsch geschrieben sind, schwer zu
identifizieren.
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[1127/1141] Ruſsland. konnte. An Fabriken und Hütten (Sawoden) zählte damals Ruſsland bereits 213, wovon sich 38 in Petersburg, 39 in Moskau und 70 in den Städten an der Wolga und Okka befanden. Einige derselben beschäftigten über 3000 Arbeiter. Die russische Eisenindustrie war bereits exportfähig geworden. 1716 kam das erste russische Eisen nach England. 1725 baute Demidoff das groſse Eisenwerk zu Nisch- netagilsk. Aus der Regierungszeit Katharina I. ist zu bemerken, daſs die- selbe 1727 das Manufaktur-Kollegium aufhob und mit dem Kommerz- Kollegium vereinigte. Einen groſsen Aufschwung erfuhr die russische Eisenindustrie in der Regierungszeit der Kaiserin Anna Iwanowna (1730 bis 1740), aus deren Anfang der interessante Bericht Sweden- borgs, welchen derselbe mit einer groſsen Karte des sibirischen Eisengebietes (Gouvernement Perm) in seinem Werke de ferro 1734 veröffentlicht hat, stammt. Wir lassen denselben in ausführlichem Auszug folgen. „Die russischen Eisenwerke bestehen, wie bekannt, noch nicht lange; trotzdem sind sie in Zahl und Umfang so gewachsen, daſs ihre jährliche Erzeugung nicht nur für den Bedarf des russischen Reiches ausreicht, sondern auch noch ein Teil derselben ausgeführt wird. In Sibirien liegen die Eisenhütten in den Erzgebieten, aber auſserordent- lich weit vom Meere ab, wohin der Transport schwierig und kost- spielig ist. Bei der Stadt Kungur gab es schon vor vielen Jahren Eisen- schmelzen, die eine braune und rötliche Erde (Sumpferz) verschmol- zen, weshalb das Eisen schlecht war. Das berühmteste Eisenwerk wurde von Demidoff angelegt und besteht aus einer Anzahl von Frischhütten und Hochöfen. Das bekannteste Eisenwerk Ruſslands heiſst Sekoffka 1) (Newiansk), welches anfänglich aus drei Eisen- hämmern und einem Hochofen bestand. Demidoff war ein im Eisen- gewerbe geschickter und erfahrener Mann, erhielt nicht nur diese Hütte, sondern noch andere bei Koffka gelegene vom Zaren Peter zum Geschenk, dazu noch etwa 7 Quadratmeilen Grundbesitz, mit dem Recht, allen Verbrechern Asyl zu gewähren, die dann aber Leibeigene der Hütten und Bergwerke wurden. Er verpflichtete ihn, Eisenhütten 1) Koffka wohl gleich Kowka. Auf der Karte kommen bei Jernbruck im Newianskoi Sawod die beiden Ortsnamen Faedkowka und Faedkowska vor. Newi- anskoi Sawod = Newiansk Hütte. Die alten Ortsnamen, die Swedenborg an- giebt, sind, abgesehen davon, daſs sie vielfach falsch geschrieben sind, schwer zu identifizieren.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 1127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/1141>, abgerufen am 22.11.2024.