wandelt werden. M. Colombier, dem dieses Werk gehörte, war auch Besitzer der Frischhütte von Rambervillier, die aus 2 Frischfeuern mit Stabhammer und 1 Reckhammer, welche 4500 Ctr. (Quintaux) Grobeisen und 1200 Ctr. ausschmiedeten, bestand. Die Hütte war 1719 von Herzog Leopold konzessioniert worden. Sie bezog ihren Bedarf an Roheisen, etwa 6000 Ctr., von den Hochöfen der Franche Comte, wofür ein Zoll von 8 Liv. 2 Sous 6 Pf für 10 Ctr. (1 millier) bezahlt werden musste. Die Grenzzölle zwischen den einzelnen Pro- vinzen und historischen Gebieten bestanden nämlich auch nach der vollständigen Einverleibung Lothringens unverändert fort. Die Hütte verbrauchte für Holzkohlen 2100 Klftr. Holz und hatte im ganzen 18 Arbeiter. Die Frischschmiede erhielten 8 Liv., die Reckschmiede 5 Liv. vom Tausend Schmiedeeisen.
In dem Amtsbezirk Darnay befanden sich die zwei Stahlhütten La Hutte und St. Marie, die nach steierischer Art Stahl frischten. La Hutte gehörte den Herren Valette von Villiers und Meyer von Koblenz. Sie war Mitte der 40 er Jahre von Valette Vater, der sich Stahlschmiede aus Tirol kommen liess, aus einem Eisenhammer in einen Stahlhammer umgewandelt worden. 1749 erhielt dieser von dem König von Polen, Stanislaus Leszinsky, die Konzession, welche den Stahlarbeitern Militärfreiheit gewährte. Man machte erst Fein- eisen durch Einschmelzen im Frischherd und Blattelreissen, indem man Wasser über das geschmolzene Metall goss. Die Blatteln wurden dann in demselben Herd unter Zusatz von Hammerschlag, Schlacke und Schrott in Stahl verwandelt, wobei man die Masse gut mit Kohlen bedeckt hielt und nicht darin arbeitete, wie beim Eisen- frischen. Die Produktion war gering, weil die Arbeit langsam ging. Zu einer Luppe von 150 bis 160 Pfd. waren 3 bis 4 Stunden er- forderlich, manchmal noch mehr. Der Rohstahl wurde in grobe Stücke (carres) von über 2 Zoll Dicke geschmiedet. Diese Stücke wurden dann zu Stäben ausgereckt, die in gewisse Längen geschnitten und in Bunden als "Logel"-Stahl, oder in Fässern als Fassstahl (acier en barrique) verkauft wurden. Um Gärbstahl zu machen, schmiedete man diese Stäbe zu dünnen Ruten aus, die man zu Garben zusammen- band, schweisste und reckte. Ein Fass Stahl von 140 Pfd. kostete 40 bis 42 Liv., 1 Ctr. Gärbstahl ebensoviel. Aus 3500 Ctr. Roheisen aus der Freigrafschaft erhielt man an 2000 Ctr. Stahl, der für 60000 Liv. verkauft wurde.
Die Hütte von St. Marie hatte eine Waldnutzung (canton d'assu- rance) von 1000 Morgen zu 40jährigem Umtrieb, gemäss eines Rats-
Frankreich.
wandelt werden. M. Colombier, dem dieses Werk gehörte, war auch Besitzer der Frischhütte von Rambervillier, die aus 2 Frischfeuern mit Stabhammer und 1 Reckhammer, welche 4500 Ctr. (Quintaux) Grobeisen und 1200 Ctr. ausschmiedeten, bestand. Die Hütte war 1719 von Herzog Leopold konzessioniert worden. Sie bezog ihren Bedarf an Roheisen, etwa 6000 Ctr., von den Hochöfen der Franche Comté, wofür ein Zoll von 8 Liv. 2 Sous 6 ₰ für 10 Ctr. (1 millier) bezahlt werden muſste. Die Grenzzölle zwischen den einzelnen Pro- vinzen und historischen Gebieten bestanden nämlich auch nach der vollständigen Einverleibung Lothringens unverändert fort. Die Hütte verbrauchte für Holzkohlen 2100 Klftr. Holz und hatte im ganzen 18 Arbeiter. Die Frischschmiede erhielten 8 Liv., die Reckschmiede 5 Liv. vom Tausend Schmiedeeisen.
In dem Amtsbezirk Darnay befanden sich die zwei Stahlhütten La Hutte und St. Marie, die nach steierischer Art Stahl frischten. La Hutte gehörte den Herren Valette von Villiers und Meyer von Koblenz. Sie war Mitte der 40 er Jahre von Valette Vater, der sich Stahlschmiede aus Tirol kommen lieſs, aus einem Eisenhammer in einen Stahlhammer umgewandelt worden. 1749 erhielt dieser von dem König von Polen, Stanislaus Leszinsky, die Konzession, welche den Stahlarbeitern Militärfreiheit gewährte. Man machte erst Fein- eisen durch Einschmelzen im Frischherd und Blattelreiſsen, indem man Wasser über das geschmolzene Metall goſs. Die Blatteln wurden dann in demselben Herd unter Zusatz von Hammerschlag, Schlacke und Schrott in Stahl verwandelt, wobei man die Masse gut mit Kohlen bedeckt hielt und nicht darin arbeitete, wie beim Eisen- frischen. Die Produktion war gering, weil die Arbeit langsam ging. Zu einer Luppe von 150 bis 160 Pfd. waren 3 bis 4 Stunden er- forderlich, manchmal noch mehr. Der Rohstahl wurde in grobe Stücke (carrés) von über 2 Zoll Dicke geschmiedet. Diese Stücke wurden dann zu Stäben ausgereckt, die in gewisse Längen geschnitten und in Bunden als „Logel“-Stahl, oder in Fässern als Faſsstahl (acier en barrique) verkauft wurden. Um Gärbstahl zu machen, schmiedete man diese Stäbe zu dünnen Ruten aus, die man zu Garben zusammen- band, schweiſste und reckte. Ein Faſs Stahl von 140 Pfd. kostete 40 bis 42 Liv., 1 Ctr. Gärbstahl ebensoviel. Aus 3500 Ctr. Roheisen aus der Freigrafschaft erhielt man an 2000 Ctr. Stahl, der für 60000 Liv. verkauft wurde.
Die Hütte von St. Marie hatte eine Waldnutzung (canton d’assu- rance) von 1000 Morgen zu 40jährigem Umtrieb, gemäſs eines Rats-
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Frankreich.
wandelt werden. M. Colombier, dem dieses Werk gehörte, war auch
Besitzer der Frischhütte von Rambervillier, die aus 2 Frischfeuern
mit Stabhammer und 1 Reckhammer, welche 4500 Ctr. (Quintaux)
Grobeisen und 1200 Ctr. ausschmiedeten, bestand. Die Hütte war
1719 von Herzog Leopold konzessioniert worden. Sie bezog ihren
Bedarf an Roheisen, etwa 6000 Ctr., von den Hochöfen der Franche
Comté, wofür ein Zoll von 8 Liv. 2 Sous 6 ₰ für 10 Ctr. (1 millier)
bezahlt werden muſste. Die Grenzzölle zwischen den einzelnen Pro-
vinzen und historischen Gebieten bestanden nämlich auch nach der
vollständigen Einverleibung Lothringens unverändert fort. Die Hütte
verbrauchte für Holzkohlen 2100 Klftr. Holz und hatte im ganzen
18 Arbeiter. Die Frischschmiede erhielten 8 Liv., die Reckschmiede
5 Liv. vom Tausend Schmiedeeisen.
In dem Amtsbezirk Darnay befanden sich die zwei Stahlhütten
La Hutte und St. Marie, die nach steierischer Art Stahl frischten.
La Hutte gehörte den Herren Valette von Villiers und Meyer von
Koblenz. Sie war Mitte der 40 er Jahre von Valette Vater, der sich
Stahlschmiede aus Tirol kommen lieſs, aus einem Eisenhammer in
einen Stahlhammer umgewandelt worden. 1749 erhielt dieser von dem
König von Polen, Stanislaus Leszinsky, die Konzession, welche
den Stahlarbeitern Militärfreiheit gewährte. Man machte erst Fein-
eisen durch Einschmelzen im Frischherd und Blattelreiſsen, indem
man Wasser über das geschmolzene Metall goſs. Die Blatteln wurden
dann in demselben Herd unter Zusatz von Hammerschlag, Schlacke
und Schrott in Stahl verwandelt, wobei man die Masse gut mit
Kohlen bedeckt hielt und nicht darin arbeitete, wie beim Eisen-
frischen. Die Produktion war gering, weil die Arbeit langsam ging.
Zu einer Luppe von 150 bis 160 Pfd. waren 3 bis 4 Stunden er-
forderlich, manchmal noch mehr. Der Rohstahl wurde in grobe
Stücke (carrés) von über 2 Zoll Dicke geschmiedet. Diese Stücke
wurden dann zu Stäben ausgereckt, die in gewisse Längen geschnitten
und in Bunden als „Logel“-Stahl, oder in Fässern als Faſsstahl (acier
en barrique) verkauft wurden. Um Gärbstahl zu machen, schmiedete
man diese Stäbe zu dünnen Ruten aus, die man zu Garben zusammen-
band, schweiſste und reckte. Ein Faſs Stahl von 140 Pfd. kostete
40 bis 42 Liv., 1 Ctr. Gärbstahl ebensoviel. Aus 3500 Ctr. Roheisen
aus der Freigrafschaft erhielt man an 2000 Ctr. Stahl, der für 60000 Liv.
verkauft wurde.
Die Hütte von St. Marie hatte eine Waldnutzung (canton d’assu-
rance) von 1000 Morgen zu 40jährigem Umtrieb, gemäſs eines Rats-
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 1012. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/1026>, abgerufen am 22.11.2024.
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