Der dritte Band des genannten Werkes enthält nur die Beschrei- bung der Bergwerke und Hütten in den alten herzoglich lothringischen Gebieten, während die der 3 Bistümer Metz, Toul und Verdun im nächsten Bande folgen sollten. Wir ersehen aber aus dem Mitgeteilten, dass die Eisenindustrie dieses Gebietes sehr bedeutend war, begründet auf den grossen Reichtum an Wäldern und Erzen. Das Waldgebiet umfasste 1570000 Morgen.
In einer tabellarischen Zusammenstellung führt der Verfasser 27 Hochofenhütten mit einer Jahresproduktion von 204750 Ctr. Roh- eisen, und 50 Frischhütten mit einer Jahresproduktion von 145150 Ctr. Schmiedeeisen auf. An 40000 Ctr. Roheisen wurden dazu noch aus der Freigrafschaft bezogen. Der Holzverbrauch betrug 180080 Klftr. 1). Der Verkauf der Eisenhütten belief sich auf 3054040 Liv., der Eisen- zoll (marque des fers) auf 149943 Liv. Die Zahl der Eisenarbeiter wird auf 985 angegeben. Eisensteinbergwerke gab es 59, wovon die zu St. Pancreiz die reichsten waren; sie galten für unerschöpflich.
Die meisten der Eisenhütten in den Vogesen, sowohl in Loth- ringen wie im Elsass, waren ursprünglich zur Verwertung des reichen Holzbestandes angelegt worden. Gegen geringe Abgabe waren diesen Waldbezirke (de bois affectes aux fourneaux) überwiesen worden; diese Überweisungen waren für bestimmte Zeiträume, gewöhnlich von 25, 30 oder 40 Jahren. In einzelnen Fällen waren diese Zuweisungen (affectations) von Wald grösser als der Bedarf; in den meisten Fällen aber waren sie geringer, so dass die Hütten gezwungen waren, noch Holz zu kaufen. Mit der Zunahme der Eisenproduktion steigerte sich der Holzverbrauch, was in einzelnen Gebieten bereits zu Holz- mangel geführt hatte, und Dietrich schliesst seinen Bericht über Lothringen mit einem trüben Ausblick auf die Verwüstung der Wälder durch die Eisenindustrie.
Aus dem reichen Inhalt des Buches teilen wir folgenden kurzen Auszug über die lothringischen Eisenhütten mit.
Im Amtsbezirk (Baillage) Luneville waren 1785 bereits die Frischhütte von Azerailles und der Reckhammer von St. Maurice wegen Holzmangel zum Erliegen gekommen; die Eisenhütte von Gennevoy, die Jaquotschmiede genannt, welche aus einem Frisch- feuer und Reckhammer (martinet) bestand, lag ebenfalls kalt, doch sollte sie in einen Drahtzug, der nur wenig Holz benötigte, umge-
Der dritte Band des genannten Werkes enthält nur die Beschrei- bung der Bergwerke und Hütten in den alten herzoglich lothringischen Gebieten, während die der 3 Bistümer Metz, Toul und Verdun im nächsten Bande folgen sollten. Wir ersehen aber aus dem Mitgeteilten, daſs die Eisenindustrie dieses Gebietes sehr bedeutend war, begründet auf den groſsen Reichtum an Wäldern und Erzen. Das Waldgebiet umfaſste 1570000 Morgen.
In einer tabellarischen Zusammenstellung führt der Verfasser 27 Hochofenhütten mit einer Jahresproduktion von 204750 Ctr. Roh- eisen, und 50 Frischhütten mit einer Jahresproduktion von 145150 Ctr. Schmiedeeisen auf. An 40000 Ctr. Roheisen wurden dazu noch aus der Freigrafschaft bezogen. Der Holzverbrauch betrug 180080 Klftr. 1). Der Verkauf der Eisenhütten belief sich auf 3054040 Liv., der Eisen- zoll (marque des fers) auf 149943 Liv. Die Zahl der Eisenarbeiter wird auf 985 angegeben. Eisensteinbergwerke gab es 59, wovon die zu St. Pancreiz die reichsten waren; sie galten für unerschöpflich.
Die meisten der Eisenhütten in den Vogesen, sowohl in Loth- ringen wie im Elsaſs, waren ursprünglich zur Verwertung des reichen Holzbestandes angelegt worden. Gegen geringe Abgabe waren diesen Waldbezirke (de bois affectés aux fourneaux) überwiesen worden; diese Überweisungen waren für bestimmte Zeiträume, gewöhnlich von 25, 30 oder 40 Jahren. In einzelnen Fällen waren diese Zuweisungen (affectations) von Wald gröſser als der Bedarf; in den meisten Fällen aber waren sie geringer, so daſs die Hütten gezwungen waren, noch Holz zu kaufen. Mit der Zunahme der Eisenproduktion steigerte sich der Holzverbrauch, was in einzelnen Gebieten bereits zu Holz- mangel geführt hatte, und Dietrich schlieſst seinen Bericht über Lothringen mit einem trüben Ausblick auf die Verwüstung der Wälder durch die Eisenindustrie.
Aus dem reichen Inhalt des Buches teilen wir folgenden kurzen Auszug über die lothringischen Eisenhütten mit.
Im Amtsbezirk (Baillage) Luneville waren 1785 bereits die Frischhütte von Azerailles und der Reckhammer von St. Maurice wegen Holzmangel zum Erliegen gekommen; die Eisenhütte von Gennevoy, die Jaquotschmiede genannt, welche aus einem Frisch- feuer und Reckhammer (martinet) bestand, lag ebenfalls kalt, doch sollte sie in einen Drahtzug, der nur wenig Holz benötigte, umge-
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Frankreich.
Der dritte Band des genannten Werkes enthält nur die Beschrei-
bung der Bergwerke und Hütten in den alten herzoglich lothringischen
Gebieten, während die der 3 Bistümer Metz, Toul und Verdun im
nächsten Bande folgen sollten. Wir ersehen aber aus dem Mitgeteilten,
daſs die Eisenindustrie dieses Gebietes sehr bedeutend war, begründet
auf den groſsen Reichtum an Wäldern und Erzen. Das Waldgebiet
umfaſste 1570000 Morgen.
In einer tabellarischen Zusammenstellung führt der Verfasser
27 Hochofenhütten mit einer Jahresproduktion von 204750 Ctr. Roh-
eisen, und 50 Frischhütten mit einer Jahresproduktion von 145150 Ctr.
Schmiedeeisen auf. An 40000 Ctr. Roheisen wurden dazu noch aus der
Freigrafschaft bezogen. Der Holzverbrauch betrug 180080 Klftr. 1).
Der Verkauf der Eisenhütten belief sich auf 3054040 Liv., der Eisen-
zoll (marque des fers) auf 149943 Liv. Die Zahl der Eisenarbeiter
wird auf 985 angegeben. Eisensteinbergwerke gab es 59, wovon die
zu St. Pancreiz die reichsten waren; sie galten für unerschöpflich.
Die meisten der Eisenhütten in den Vogesen, sowohl in Loth-
ringen wie im Elsaſs, waren ursprünglich zur Verwertung des reichen
Holzbestandes angelegt worden. Gegen geringe Abgabe waren diesen
Waldbezirke (de bois affectés aux fourneaux) überwiesen worden;
diese Überweisungen waren für bestimmte Zeiträume, gewöhnlich von
25, 30 oder 40 Jahren. In einzelnen Fällen waren diese Zuweisungen
(affectations) von Wald gröſser als der Bedarf; in den meisten Fällen
aber waren sie geringer, so daſs die Hütten gezwungen waren, noch
Holz zu kaufen. Mit der Zunahme der Eisenproduktion steigerte
sich der Holzverbrauch, was in einzelnen Gebieten bereits zu Holz-
mangel geführt hatte, und Dietrich schlieſst seinen Bericht über
Lothringen mit einem trüben Ausblick auf die Verwüstung der Wälder
durch die Eisenindustrie.
Aus dem reichen Inhalt des Buches teilen wir folgenden kurzen
Auszug über die lothringischen Eisenhütten mit.
Im Amtsbezirk (Baillage) Luneville waren 1785 bereits die
Frischhütte von Azerailles und der Reckhammer von St. Maurice
wegen Holzmangel zum Erliegen gekommen; die Eisenhütte von
Gennevoy, die Jaquotschmiede genannt, welche aus einem Frisch-
feuer und Reckhammer (martinet) bestand, lag ebenfalls kalt, doch
sollte sie in einen Drahtzug, der nur wenig Holz benötigte, umge-
1) 1 Klafter = 112 lothringischer Kubikfuſs, oder 98 Kubikfuſs 864 Kubik-
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 1011. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/1025>, abgerufen am 22.11.2024.
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