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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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Hessen.
Lägersteinen, welche 1576 bei dem oberen Teich zu Fischbach, später
bei Altenhaina, auch am Schiefferrain bei Dodenhausen gebrochen
wurden, gemauert; das Gestell dagegen aus feuerfesten Sandsteinen,
die anfänglich von Kassel durch den Hüttenmeister selbst abgeholt
und stets auch von diesem selbst behauen und eingesetzt wurden.
1573 wird der Ort bei Kassel näher bezeichnet:

"12 alb. vor 12 stück Denheuperstein ... im markt Jacobi zu
Kassel zaltt und
1 fl. Meister Curtten deme Hüttenmeister vom Herde des
Schmeltzoffens anzurichten ...
6 alb. gemeltem Hüttenmeister vor "den Aushaupf" (das Aus-
brechen des alten Gestells).

Hinter dem Hochofen, der vor einer Bergwand lag, befanden sich
die zwei Hüttenbälge, welche durch eisenbeschlagene "Streichspäne"
und Ketten mit der Blasewelle verbunden waren. Die Bälge waren
aus Ahornplatten mit angenagelten Rindshäuten hergestellt und wurden
von Balgmachern zu Homberg gemacht und in stand gehalten, was
darin bestand, dass die Bälge nicht nur während eines "Gebläses"
geschmiert wurden, sondern auch dass in jedem Jahre das Leder ganz
abgezogen, beiderseits mit Talg und Schweinefett traktiert und unter
Dichtung mit Leim und Werg wieder mit breitköpfigen Nägeln auf-
geheftet wurde. Deshalb nahm man eben das so feste Ahornholz.
Die Düse von Eisenblech machte der Hammerschmied, während die
kupfernen Formen aus einer benachbarten Stadt bezogen wurden.
Der Eisenstein in der nächsten Umgebung Hainas war ein streng-
flüssiger Roteisenstein, der, um Giessereieisen daraus zu gewinnen, mit
anderen Erzen gattiert werden musste. So erscheinen 1555 und 1556
neben den eigenen Eisensteinen von der Opperwiese, Halghausen,
Udershausen und Keller, fremde Eisensteine von Mellrich, Homberg,
Sachsenberg, Wildungen und Brünchenhain. Durch weitere Auf-
schlüsse wurden aber gutartige Eisensteine in der Nähe erschürft,
so dass 1573 nur Erze aus der Umgegend aufgeführt werden, nament-
lich ergaben die Erze vom Kaldenbaum, welche bis 1625 nur in
Tagebauen gewonnen wurden, ein zum Giessen besonders geeignetes
Eisen.

Von Interesse sind die mitgeteilten Preise; dieselben beziehen
sich hauptsächlich auf die Herstellung der Holzmodelle und sind
sehr niedrig. So heisst es 1556: 7 fl. 4 alb. Meister Lipsen (Phi-
lipp Soldan) zum frangenpergk geben von eim bildwerk. Die form
vom Jungsten gericht geschnitten vnd sonsten von zwei Bilde eins

Hessen.
Lägersteinen, welche 1576 bei dem oberen Teich zu Fischbach, später
bei Altenhaina, auch am Schiefferrain bei Dodenhausen gebrochen
wurden, gemauert; das Gestell dagegen aus feuerfesten Sandsteinen,
die anfänglich von Kassel durch den Hüttenmeister selbst abgeholt
und stets auch von diesem selbst behauen und eingesetzt wurden.
1573 wird der Ort bei Kassel näher bezeichnet:

„12 alb. vor 12 stück Denheuperstein … im markt Jacobi zu
Kassel zaltt und
1 fl. Meister Curtten deme Hüttenmeister vom Herde des
Schmeltzoffens anzurichten …
6 alb. gemeltem Hüttenmeister vor „den Aushaupf“ (das Aus-
brechen des alten Gestells).

Hinter dem Hochofen, der vor einer Bergwand lag, befanden sich
die zwei Hüttenbälge, welche durch eisenbeschlagene „Streichspäne“
und Ketten mit der Blasewelle verbunden waren. Die Bälge waren
aus Ahornplatten mit angenagelten Rindshäuten hergestellt und wurden
von Balgmachern zu Homberg gemacht und in stand gehalten, was
darin bestand, daſs die Bälge nicht nur während eines „Gebläses“
geschmiert wurden, sondern auch daſs in jedem Jahre das Leder ganz
abgezogen, beiderseits mit Talg und Schweinefett traktiert und unter
Dichtung mit Leim und Werg wieder mit breitköpfigen Nägeln auf-
geheftet wurde. Deshalb nahm man eben das so feste Ahornholz.
Die Düse von Eisenblech machte der Hammerschmied, während die
kupfernen Formen aus einer benachbarten Stadt bezogen wurden.
Der Eisenstein in der nächsten Umgebung Hainas war ein streng-
flüssiger Roteisenstein, der, um Gieſsereieisen daraus zu gewinnen, mit
anderen Erzen gattiert werden muſste. So erscheinen 1555 und 1556
neben den eigenen Eisensteinen von der Opperwiese, Halghausen,
Udershausen und Keller, fremde Eisensteine von Mellrich, Homberg,
Sachsenberg, Wildungen und Brünchenhain. Durch weitere Auf-
schlüsse wurden aber gutartige Eisensteine in der Nähe erschürft,
so daſs 1573 nur Erze aus der Umgegend aufgeführt werden, nament-
lich ergaben die Erze vom Kaldenbaum, welche bis 1625 nur in
Tagebauen gewonnen wurden, ein zum Gieſsen besonders geeignetes
Eisen.

Von Interesse sind die mitgeteilten Preise; dieselben beziehen
sich hauptsächlich auf die Herstellung der Holzmodelle und sind
sehr niedrig. So heiſst es 1556: 7 fl. 4 alb. Meister Lipsen (Phi-
lipp Soldan) zum frangenpergk geben von eim bildwerk. Die form
vom Jungsten gericht geschnitten vnd sonsten von zwei Bilde eins

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[746/0766] Hessen. Lägersteinen, welche 1576 bei dem oberen Teich zu Fischbach, später bei Altenhaina, auch am Schiefferrain bei Dodenhausen gebrochen wurden, gemauert; das Gestell dagegen aus feuerfesten Sandsteinen, die anfänglich von Kassel durch den Hüttenmeister selbst abgeholt und stets auch von diesem selbst behauen und eingesetzt wurden. 1573 wird der Ort bei Kassel näher bezeichnet: „12 alb. vor 12 stück Denheuperstein … im markt Jacobi zu Kassel zaltt und 1 fl. Meister Curtten deme Hüttenmeister vom Herde des Schmeltzoffens anzurichten … 6 alb. gemeltem Hüttenmeister vor „den Aushaupf“ (das Aus- brechen des alten Gestells). Hinter dem Hochofen, der vor einer Bergwand lag, befanden sich die zwei Hüttenbälge, welche durch eisenbeschlagene „Streichspäne“ und Ketten mit der Blasewelle verbunden waren. Die Bälge waren aus Ahornplatten mit angenagelten Rindshäuten hergestellt und wurden von Balgmachern zu Homberg gemacht und in stand gehalten, was darin bestand, daſs die Bälge nicht nur während eines „Gebläses“ geschmiert wurden, sondern auch daſs in jedem Jahre das Leder ganz abgezogen, beiderseits mit Talg und Schweinefett traktiert und unter Dichtung mit Leim und Werg wieder mit breitköpfigen Nägeln auf- geheftet wurde. Deshalb nahm man eben das so feste Ahornholz. Die Düse von Eisenblech machte der Hammerschmied, während die kupfernen Formen aus einer benachbarten Stadt bezogen wurden. Der Eisenstein in der nächsten Umgebung Hainas war ein streng- flüssiger Roteisenstein, der, um Gieſsereieisen daraus zu gewinnen, mit anderen Erzen gattiert werden muſste. So erscheinen 1555 und 1556 neben den eigenen Eisensteinen von der Opperwiese, Halghausen, Udershausen und Keller, fremde Eisensteine von Mellrich, Homberg, Sachsenberg, Wildungen und Brünchenhain. Durch weitere Auf- schlüsse wurden aber gutartige Eisensteine in der Nähe erschürft, so daſs 1573 nur Erze aus der Umgegend aufgeführt werden, nament- lich ergaben die Erze vom Kaldenbaum, welche bis 1625 nur in Tagebauen gewonnen wurden, ein zum Gieſsen besonders geeignetes Eisen. Von Interesse sind die mitgeteilten Preise; dieselben beziehen sich hauptsächlich auf die Herstellung der Holzmodelle und sind sehr niedrig. So heiſst es 1556: 7 fl. 4 alb. Meister Lipsen (Phi- lipp Soldan) zum frangenpergk geben von eim bildwerk. Die form vom Jungsten gericht geschnitten vnd sonsten von zwei Bilde eins

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 746. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/766>, abgerufen am 16.07.2024.