Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

Bild:
<< vorherige Seite

Hessen.
bach erscheint in den Rechnungen von 1573 neben der von Doden-
hausen. Fischbach hatte, wie diese, neben dem Hochofen auch einen
Hammer. Gleichzeitig erscheint der Blechhammer von Rommers-
hausen. In der Glanzperiode der Hainaschen Hütten von 1573 bis 1576
werden fünf Werke in den Rechnungen aufgeführt. Im Jahre 1591
wandelte das Kloster die ihm gehörige Schneidemühle "auf der Edder"
bei Frankenberg ebenfalls zu einer Schmelzhütte um 1). Neben dem
Namen des mehrerwähnten Formschneiders Philipp Soldan kommen
wiederholt die Namen der Hüttenmeister Peter von Rolshusen
(aus dem Solmsischen?) und Conrad Scharf vor. Die beiden
letzteren Namen finden sich bereits auf der Platte des Ofens zu
Fritzlar von 1537. Alle waren in Diensten des Klosters Haina und
werden in den Rechnungen genannt, Peter von Rolshusen als
Hüttenmeister "Petter" und der "Apengeisser" Conrad Scharf als
Former und später Meister "Churt" von Usseln im Waldeckischen.
Dieses Usseln war ein einsames, armes Walddorf, nahe der Sauer-
ländischen Grenze, dessen Einwohner wohl meist aus Berg- und
Hüttenleuten bestanden, welche in der nahe gelegenen Eisenhütte bei
Schwalefeld, im kölnischen Sauerland und zu Haina in Hessen Be-
schäftigung fanden. Derselbe Churt Scharff erscheint deshalb 1549
als Ofengiesser zu Schwalefeld auf der oben erwähnten Ofenplatte
im Museum zu Altena. Schwalefeld war eine waldeckische Hütte,
nördlich von Usseln an einem Seitenbach der Itter gelegen 2). Der
Weg, welchen die Einführung des Eisengusses in Hessen nahm, ging
vom Sauerland aus durch das Waldeckische. Es ist fortwährend von
Hüttenmeistern, Maurern für den Hochofen, aus dem Stift Köln, d. h.
aus dem kölnischen Sauerland die Rede, so dass bei den Beziehungen,
die am Beginn des 16. Jahrhunderts durch den Erzbischof Hermann
von Köln, welcher ein hessischer Prinz war, gegeben waren, diese
Annahme sehr viel für sich hat. Die Werkleute der Giesshütten
waren nur während des "Gebläses" -- der Hüttenreise -- anwesend.
Die ersten Meister und Former waren aus Usseln, Schwalefeld und
Düdinghausen. -- Die kleinen Bäche, welche die Wasserräder der
Hütten- und Hammerwerke trieben, wurden durch Sammelteiche, von
denen gewöhnlich einige hinter einander lagen und die mit hölzernen
Spundwänden gefasst wurden, gestaut. -- Die oberschlächtigen
Wasserräder hatten 10 bis 12 Fuss Durchmesser. Der Hochofen war
viereckig. Der Hochofenschacht wurde aus Leyensteinen (1555) oder

1) Siehe Bickell, a. a. O., S. 3.
2) Ebend. S. 15.

Hessen.
bach erscheint in den Rechnungen von 1573 neben der von Doden-
hausen. Fischbach hatte, wie diese, neben dem Hochofen auch einen
Hammer. Gleichzeitig erscheint der Blechhammer von Rommers-
hausen. In der Glanzperiode der Hainaschen Hütten von 1573 bis 1576
werden fünf Werke in den Rechnungen aufgeführt. Im Jahre 1591
wandelte das Kloster die ihm gehörige Schneidemühle „auf der Edder“
bei Frankenberg ebenfalls zu einer Schmelzhütte um 1). Neben dem
Namen des mehrerwähnten Formschneiders Philipp Soldan kommen
wiederholt die Namen der Hüttenmeister Peter von Rolshusen
(aus dem Solmsischen?) und Conrad Scharf vor. Die beiden
letzteren Namen finden sich bereits auf der Platte des Ofens zu
Fritzlar von 1537. Alle waren in Diensten des Klosters Haina und
werden in den Rechnungen genannt, Peter von Rolshusen als
Hüttenmeister „Petter“ und der „Apengeiſser“ Conrad Scharf als
Former und später Meister „Churt“ von Usseln im Waldeckischen.
Dieses Usseln war ein einsames, armes Walddorf, nahe der Sauer-
ländischen Grenze, dessen Einwohner wohl meist aus Berg- und
Hüttenleuten bestanden, welche in der nahe gelegenen Eisenhütte bei
Schwalefeld, im kölnischen Sauerland und zu Haina in Hessen Be-
schäftigung fanden. Derselbe Churt Scharff erscheint deshalb 1549
als Ofengieſser zu Schwalefeld auf der oben erwähnten Ofenplatte
im Museum zu Altena. Schwalefeld war eine waldeckische Hütte,
nördlich von Usseln an einem Seitenbach der Itter gelegen 2). Der
Weg, welchen die Einführung des Eisengusses in Hessen nahm, ging
vom Sauerland aus durch das Waldeckische. Es ist fortwährend von
Hüttenmeistern, Maurern für den Hochofen, aus dem Stift Köln, d. h.
aus dem kölnischen Sauerland die Rede, so daſs bei den Beziehungen,
die am Beginn des 16. Jahrhunderts durch den Erzbischof Hermann
von Köln, welcher ein hessischer Prinz war, gegeben waren, diese
Annahme sehr viel für sich hat. Die Werkleute der Gieſshütten
waren nur während des „Gebläses“ — der Hüttenreise — anwesend.
Die ersten Meister und Former waren aus Usseln, Schwalefeld und
Düdinghausen. — Die kleinen Bäche, welche die Wasserräder der
Hütten- und Hammerwerke trieben, wurden durch Sammelteiche, von
denen gewöhnlich einige hinter einander lagen und die mit hölzernen
Spundwänden gefaſst wurden, gestaut. — Die oberschlächtigen
Wasserräder hatten 10 bis 12 Fuſs Durchmesser. Der Hochofen war
viereckig. Der Hochofenschacht wurde aus Leyensteinen (1555) oder

1) Siehe Bickell, a. a. O., S. 3.
2) Ebend. S. 15.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0765" n="745"/><fw place="top" type="header">Hessen.</fw><lb/>
bach erscheint in den Rechnungen von 1573 neben der von Doden-<lb/>
hausen. Fischbach hatte, wie diese, neben dem Hochofen auch einen<lb/>
Hammer. Gleichzeitig erscheint der Blechhammer von Rommers-<lb/>
hausen. In der Glanzperiode der Hainaschen Hütten von 1573 bis 1576<lb/>
werden fünf Werke in den Rechnungen aufgeführt. Im Jahre 1591<lb/>
wandelte das Kloster die ihm gehörige Schneidemühle &#x201E;auf der Edder&#x201C;<lb/>
bei Frankenberg ebenfalls zu einer Schmelzhütte um <note place="foot" n="1)">Siehe <hi rendition="#g">Bickell</hi>, a. a. O., S. 3.</note>. Neben dem<lb/>
Namen des mehrerwähnten Formschneiders <hi rendition="#g">Philipp Soldan</hi> kommen<lb/>
wiederholt die Namen der Hüttenmeister <hi rendition="#g">Peter von Rolshusen</hi><lb/>
(aus dem Solmsischen?) und <hi rendition="#g">Conrad Scharf</hi> vor. Die beiden<lb/>
letzteren Namen finden sich bereits auf der Platte des Ofens zu<lb/>
Fritzlar von 1537. Alle waren in Diensten des Klosters Haina und<lb/>
werden in den Rechnungen genannt, <hi rendition="#g">Peter von Rolshusen</hi> als<lb/>
Hüttenmeister &#x201E;Petter&#x201C; und der &#x201E;Apengei&#x017F;ser&#x201C; <hi rendition="#g">Conrad Scharf</hi> als<lb/>
Former und später Meister &#x201E;Churt&#x201C; von Usseln im Waldeckischen.<lb/>
Dieses Usseln war ein einsames, armes Walddorf, nahe der Sauer-<lb/>
ländischen Grenze, dessen Einwohner wohl meist aus Berg- und<lb/>
Hüttenleuten bestanden, welche in der nahe gelegenen Eisenhütte bei<lb/>
Schwalefeld, im kölnischen Sauerland und zu Haina in Hessen Be-<lb/>
schäftigung fanden. Derselbe <hi rendition="#g">Churt Scharff</hi> erscheint deshalb 1549<lb/>
als Ofengie&#x017F;ser zu Schwalefeld auf der oben erwähnten Ofenplatte<lb/>
im Museum zu Altena. Schwalefeld war eine waldeckische Hütte,<lb/>
nördlich von Usseln an einem Seitenbach der Itter gelegen <note place="foot" n="2)">Ebend. S. 15.</note>. Der<lb/>
Weg, welchen die Einführung des Eisengusses in Hessen nahm, ging<lb/>
vom Sauerland aus durch das Waldeckische. Es ist fortwährend von<lb/>
Hüttenmeistern, Maurern für den Hochofen, aus dem Stift Köln, d. h.<lb/>
aus dem kölnischen Sauerland die Rede, so da&#x017F;s bei den Beziehungen,<lb/>
die am Beginn des 16. Jahrhunderts durch den Erzbischof Hermann<lb/>
von Köln, welcher ein hessischer Prinz war, gegeben waren, diese<lb/>
Annahme sehr viel für sich hat. Die Werkleute der Gie&#x017F;shütten<lb/>
waren nur während des &#x201E;Gebläses&#x201C; &#x2014; der Hüttenreise &#x2014; anwesend.<lb/>
Die ersten Meister und Former waren aus Usseln, Schwalefeld und<lb/>
Düdinghausen. &#x2014; Die kleinen Bäche, welche die Wasserräder der<lb/>
Hütten- und Hammerwerke trieben, wurden durch Sammelteiche, von<lb/>
denen gewöhnlich einige hinter einander lagen und die mit hölzernen<lb/>
Spundwänden gefa&#x017F;st wurden, gestaut. &#x2014; Die oberschlächtigen<lb/>
Wasserräder hatten 10 bis 12 Fu&#x017F;s Durchmesser. Der Hochofen war<lb/>
viereckig. Der Hochofenschacht wurde aus Leyensteinen (1555) oder<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[745/0765] Hessen. bach erscheint in den Rechnungen von 1573 neben der von Doden- hausen. Fischbach hatte, wie diese, neben dem Hochofen auch einen Hammer. Gleichzeitig erscheint der Blechhammer von Rommers- hausen. In der Glanzperiode der Hainaschen Hütten von 1573 bis 1576 werden fünf Werke in den Rechnungen aufgeführt. Im Jahre 1591 wandelte das Kloster die ihm gehörige Schneidemühle „auf der Edder“ bei Frankenberg ebenfalls zu einer Schmelzhütte um 1). Neben dem Namen des mehrerwähnten Formschneiders Philipp Soldan kommen wiederholt die Namen der Hüttenmeister Peter von Rolshusen (aus dem Solmsischen?) und Conrad Scharf vor. Die beiden letzteren Namen finden sich bereits auf der Platte des Ofens zu Fritzlar von 1537. Alle waren in Diensten des Klosters Haina und werden in den Rechnungen genannt, Peter von Rolshusen als Hüttenmeister „Petter“ und der „Apengeiſser“ Conrad Scharf als Former und später Meister „Churt“ von Usseln im Waldeckischen. Dieses Usseln war ein einsames, armes Walddorf, nahe der Sauer- ländischen Grenze, dessen Einwohner wohl meist aus Berg- und Hüttenleuten bestanden, welche in der nahe gelegenen Eisenhütte bei Schwalefeld, im kölnischen Sauerland und zu Haina in Hessen Be- schäftigung fanden. Derselbe Churt Scharff erscheint deshalb 1549 als Ofengieſser zu Schwalefeld auf der oben erwähnten Ofenplatte im Museum zu Altena. Schwalefeld war eine waldeckische Hütte, nördlich von Usseln an einem Seitenbach der Itter gelegen 2). Der Weg, welchen die Einführung des Eisengusses in Hessen nahm, ging vom Sauerland aus durch das Waldeckische. Es ist fortwährend von Hüttenmeistern, Maurern für den Hochofen, aus dem Stift Köln, d. h. aus dem kölnischen Sauerland die Rede, so daſs bei den Beziehungen, die am Beginn des 16. Jahrhunderts durch den Erzbischof Hermann von Köln, welcher ein hessischer Prinz war, gegeben waren, diese Annahme sehr viel für sich hat. Die Werkleute der Gieſshütten waren nur während des „Gebläses“ — der Hüttenreise — anwesend. Die ersten Meister und Former waren aus Usseln, Schwalefeld und Düdinghausen. — Die kleinen Bäche, welche die Wasserräder der Hütten- und Hammerwerke trieben, wurden durch Sammelteiche, von denen gewöhnlich einige hinter einander lagen und die mit hölzernen Spundwänden gefaſst wurden, gestaut. — Die oberschlächtigen Wasserräder hatten 10 bis 12 Fuſs Durchmesser. Der Hochofen war viereckig. Der Hochofenschacht wurde aus Leyensteinen (1555) oder 1) Siehe Bickell, a. a. O., S. 3. 2) Ebend. S. 15.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/765
Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 745. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/765>, abgerufen am 16.07.2024.