Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

Bild:
<< vorherige Seite
Draht- und Nadelfabrikation.

Die, welche durch die Musik süss tönende Klänge erzwingen,
Vollbringen dies durch Drähte von unsrer Arbeit.
Diejenigen, welche sich an den Vielklängen der Zither laben,
Sie verdanken dies unsren Werkstätten und unsrer Hilfe.
[Abbildung] Fig. 185.
Mit solchen Drähten schmücken auch die Knaben ihre ländlichen Hüte,
Damit sie dem Gutsherrn gefallen,
Überhaupt giebt es in der ganzen Welt nichts so geringes,
Dass nicht dem, der in guter Weise lebt, in etwas zum Nutzen
gereiche.

Mit der Drahtbereitung in engster Verbindung steht die Fabrika-
tion der Nadeln
. Der Aufschwung des Nadlergewerbes fällt zusammen
mit der Erfindung der mechanischen Ziehbänke und der Benutzung
der Wasserkraft zum Drahtziehen. 1370 wurden bereits in Nürnberg
zünftige Nadler erwähnt 1), 1406 ebensolche in Augsburg. Nürnberg
und das benachbarte Schwabbach versorgten bis gegen Ende des
16. Jahrhunderts fast die ganze civilisierte Welt mit Nadeln. Die
Nähnadeln wurden aus Stahldraht gefertigt, während die Stecknadeln
noch ausschliesslich aus Messingdraht hergestellt wurden.


1) Siehe von Murr, Beschreibung der vornehmsten Merkwürdigkeiten der
freien Reichsstadt Nürnberg, 1778, S. 675.
33*
Draht- und Nadelfabrikation.

Die, welche durch die Musik süſs tönende Klänge erzwingen,
Vollbringen dies durch Drähte von unsrer Arbeit.
Diejenigen, welche sich an den Vielklängen der Zither laben,
Sie verdanken dies unsren Werkstätten und unsrer Hilfe.
[Abbildung] Fig. 185.
Mit solchen Drähten schmücken auch die Knaben ihre ländlichen Hüte,
Damit sie dem Gutsherrn gefallen,
Überhaupt giebt es in der ganzen Welt nichts so geringes,
Daſs nicht dem, der in guter Weise lebt, in etwas zum Nutzen
gereiche.

Mit der Drahtbereitung in engster Verbindung steht die Fabrika-
tion der Nadeln
. Der Aufschwung des Nadlergewerbes fällt zusammen
mit der Erfindung der mechanischen Ziehbänke und der Benutzung
der Wasserkraft zum Drahtziehen. 1370 wurden bereits in Nürnberg
zünftige Nadler erwähnt 1), 1406 ebensolche in Augsburg. Nürnberg
und das benachbarte Schwabbach versorgten bis gegen Ende des
16. Jahrhunderts fast die ganze civilisierte Welt mit Nadeln. Die
Nähnadeln wurden aus Stahldraht gefertigt, während die Stecknadeln
noch ausschlieſslich aus Messingdraht hergestellt wurden.


1) Siehe von Murr, Beschreibung der vornehmsten Merkwürdigkeiten der
freien Reichsstadt Nürnberg, 1778, S. 675.
33*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <lg type="poem">
              <l>
                <pb facs="#f0535" n="515"/>
              </l>
              <fw place="top" type="header">Draht- und Nadelfabrikation.</fw><lb/>
              <l>Die, welche durch die Musik sü&#x017F;s tönende Klänge erzwingen,</l><lb/>
              <l>Vollbringen dies durch Drähte von unsrer Arbeit.</l><lb/>
              <l>Diejenigen, welche sich an den Vielklängen der Zither laben,</l><lb/>
              <l>Sie verdanken dies unsren Werkstätten und unsrer Hilfe.</l><lb/>
              <l>
                <figure>
                  <head>Fig. 185.</head>
                </figure><lb/>
              </l>
              <l>Mit solchen Drähten schmücken auch die Knaben ihre ländlichen Hüte,</l><lb/>
              <l>Damit sie dem Gutsherrn gefallen,</l><lb/>
              <l>Überhaupt giebt es in der ganzen Welt nichts so geringes,</l><lb/>
              <l>Da&#x017F;s nicht dem, der in guter Weise lebt, in etwas zum Nutzen</l><lb/>
              <l>gereiche.</l>
            </lg><lb/>
            <p>Mit der Drahtbereitung in engster Verbindung steht die <hi rendition="#g">Fabrika-<lb/>
tion der Nadeln</hi>. Der Aufschwung des Nadlergewerbes fällt zusammen<lb/>
mit der Erfindung der mechanischen Ziehbänke und der Benutzung<lb/>
der Wasserkraft zum Drahtziehen. 1370 wurden bereits in Nürnberg<lb/>
zünftige Nadler erwähnt <note place="foot" n="1)">Siehe <hi rendition="#g">von Murr</hi>, Beschreibung der vornehmsten Merkwürdigkeiten der<lb/>
freien Reichsstadt Nürnberg, 1778, S. 675.</note>, 1406 ebensolche in Augsburg. Nürnberg<lb/>
und das benachbarte Schwabbach versorgten bis gegen Ende des<lb/>
16. Jahrhunderts fast die ganze civilisierte Welt mit Nadeln. Die<lb/>
Nähnadeln wurden aus Stahldraht gefertigt, während die Stecknadeln<lb/>
noch ausschlie&#x017F;slich aus Messingdraht hergestellt wurden.</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig">33*</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[515/0535] Draht- und Nadelfabrikation. Die, welche durch die Musik süſs tönende Klänge erzwingen, Vollbringen dies durch Drähte von unsrer Arbeit. Diejenigen, welche sich an den Vielklängen der Zither laben, Sie verdanken dies unsren Werkstätten und unsrer Hilfe. [Abbildung Fig. 185.] Mit solchen Drähten schmücken auch die Knaben ihre ländlichen Hüte, Damit sie dem Gutsherrn gefallen, Überhaupt giebt es in der ganzen Welt nichts so geringes, Daſs nicht dem, der in guter Weise lebt, in etwas zum Nutzen gereiche. Mit der Drahtbereitung in engster Verbindung steht die Fabrika- tion der Nadeln. Der Aufschwung des Nadlergewerbes fällt zusammen mit der Erfindung der mechanischen Ziehbänke und der Benutzung der Wasserkraft zum Drahtziehen. 1370 wurden bereits in Nürnberg zünftige Nadler erwähnt 1), 1406 ebensolche in Augsburg. Nürnberg und das benachbarte Schwabbach versorgten bis gegen Ende des 16. Jahrhunderts fast die ganze civilisierte Welt mit Nadeln. Die Nähnadeln wurden aus Stahldraht gefertigt, während die Stecknadeln noch ausschlieſslich aus Messingdraht hergestellt wurden. 1) Siehe von Murr, Beschreibung der vornehmsten Merkwürdigkeiten der freien Reichsstadt Nürnberg, 1778, S. 675. 33*

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/535
Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 515. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/535>, abgerufen am 22.11.2024.