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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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Die Waffenschmiedekunst im 16. Jahrhundert.
Parigino zu Florenz führte eine Lilie im Schilde als Zeichen.
Antonio Venasolo arbeitete gleichfalls in Brescia als Büchsen-
macher.

Spanien, berühmt durch seine Musketen, bezog in der ersten
Hälfte des 16. Jahrhunderts seine Feuergewehre aus Deutschland,
erst in der zweiten Hälfte entwickelte sich die heimische Industrie,
die treffliche Meister hervorbrachte, so den Laufschmied Christobal
Frisleba (Freysleben?)
zu Ricla um 1560; Juan Salado, der an
verschiedenen Orten, zuletzt zu Salamanca arbeitete, um 1580.
Micerguilla war um dieselbe Zeit Büchsenmacher zu Madrid.
Pedro Pallacios lebte gegen Ende des Jahrhunderts, ebenso
Pedro Munoz, genannt il Toledano, den wir um 1600 in Sevilla
finden und der mit seinem ganzen Namen zeichnete.

Als flandrischer Waffenschmied wird im 16. Jahrhundert Ettor
genannt, welcher angeblich das Radschloss erfunden haben soll. Er
ist vermutlich identisch mit dem Ettore von Brescia. Der Büchsen-
macher G. Giammo aus Flandern, der als Marke einen Nagel
führte, arbeitete in England.

Die Herstellung schwerer Geschütze aus Schmiedeisen kommt
im 16. Jahrhundert nur noch vereinzelt vor. Gegossene Bronze-
geschütze hatten die aus Stäben zusammengetriebenen Monster-
geschütze verdrängt, daneben stellte man geringwertigere Geschütze
aus Gusseisen dar. Am längsten behaupteten sich die geschmiedeten
Eisengeschütze in Österreich 1), wo besonders in der Stadt Steier
diese alt angesessene Fabrikation noch fortblühte. Die Erzeugung
dieser Geschütze bildete damals einen nicht unwichtigen Teil der
Eisenindustrie Steiermarks und Österreichs. Dieser Umstand war die
Ursache, dass, allerdings nur zur Verteidigung der Schlösser des
Adels und kleinerer Städte, Eisengeschütze in Österreich länger im
Gebrauch standen. Daneben blühte die Stückgiesserei gegen Ende
des 15. Jahrhunderts besonders in Innsbruck, wo die berühmten
Stückgiesser Hans Appenzeller, Jörg Endorfer, Jörg Seelos
und Michael Godl, zugleich mit Peter Layminger in Feldkirch
thätig waren, während in Salzburg schon 1438 Hans von Zabern
berühmt war. In Innsbruck entwickelte sich eine berühmte Giess-
schule, an der sich neben den obengenannten Stephan Godl und

1) Siehe "die Sammlung alter Geschütze im k. k. Artillerie-Arsenale zu Wien,
beschrieben von Wendelin Boeheim" in den Mitteilungen der k. k. Central-
kommission zur Erforschung und Erhaltung der Kunst- und historischen Denk-
male. Wien 1883, Bd. IX, S. 59 etc.

Die Waffenschmiedekunst im 16. Jahrhundert.
Parigino zu Florenz führte eine Lilie im Schilde als Zeichen.
Antonio Venasolo arbeitete gleichfalls in Brescia als Büchsen-
macher.

Spanien, berühmt durch seine Musketen, bezog in der ersten
Hälfte des 16. Jahrhunderts seine Feuergewehre aus Deutschland,
erst in der zweiten Hälfte entwickelte sich die heimische Industrie,
die treffliche Meister hervorbrachte, so den Laufschmied Christobal
Frisleba (Freysleben?)
zu Ricla um 1560; Juan Salado, der an
verschiedenen Orten, zuletzt zu Salamanca arbeitete, um 1580.
Micerguilla war um dieselbe Zeit Büchsenmacher zu Madrid.
Pedro Pallacios lebte gegen Ende des Jahrhunderts, ebenso
Pedro Munoz, genannt il Toledano, den wir um 1600 in Sevilla
finden und der mit seinem ganzen Namen zeichnete.

Als flandrischer Waffenschmied wird im 16. Jahrhundert Ettor
genannt, welcher angeblich das Radschloſs erfunden haben soll. Er
ist vermutlich identisch mit dem Ettore von Brescia. Der Büchsen-
macher G. Giammo aus Flandern, der als Marke einen Nagel
führte, arbeitete in England.

Die Herstellung schwerer Geschütze aus Schmiedeisen kommt
im 16. Jahrhundert nur noch vereinzelt vor. Gegossene Bronze-
geschütze hatten die aus Stäben zusammengetriebenen Monster-
geschütze verdrängt, daneben stellte man geringwertigere Geschütze
aus Guſseisen dar. Am längsten behaupteten sich die geschmiedeten
Eisengeschütze in Österreich 1), wo besonders in der Stadt Steier
diese alt angesessene Fabrikation noch fortblühte. Die Erzeugung
dieser Geschütze bildete damals einen nicht unwichtigen Teil der
Eisenindustrie Steiermarks und Österreichs. Dieser Umstand war die
Ursache, daſs, allerdings nur zur Verteidigung der Schlösser des
Adels und kleinerer Städte, Eisengeschütze in Österreich länger im
Gebrauch standen. Daneben blühte die Stückgieſserei gegen Ende
des 15. Jahrhunderts besonders in Innsbruck, wo die berühmten
Stückgieſser Hans Appenzeller, Jörg Endorfer, Jörg Seelos
und Michael Godl, zugleich mit Peter Layminger in Feldkirch
thätig waren, während in Salzburg schon 1438 Hans von Zabern
berühmt war. In Innsbruck entwickelte sich eine berühmte Gieſs-
schule, an der sich neben den obengenannten Stephan Godl und

1) Siehe „die Sammlung alter Geschütze im k. k. Artillerie-Arsenale zu Wien,
beschrieben von Wendelin Boeheim“ in den Mitteilungen der k. k. Central-
kommission zur Erforschung und Erhaltung der Kunst- und historischen Denk-
male. Wien 1883, Bd. IX, S. 59 etc.
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[446/0466] Die Waffenschmiedekunst im 16. Jahrhundert. Parigino zu Florenz führte eine Lilie im Schilde als Zeichen. Antonio Venasolo arbeitete gleichfalls in Brescia als Büchsen- macher. Spanien, berühmt durch seine Musketen, bezog in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts seine Feuergewehre aus Deutschland, erst in der zweiten Hälfte entwickelte sich die heimische Industrie, die treffliche Meister hervorbrachte, so den Laufschmied Christobal Frisleba (Freysleben?) zu Ricla um 1560; Juan Salado, der an verschiedenen Orten, zuletzt zu Salamanca arbeitete, um 1580. Micerguilla war um dieselbe Zeit Büchsenmacher zu Madrid. Pedro Pallacios lebte gegen Ende des Jahrhunderts, ebenso Pedro Munoz, genannt il Toledano, den wir um 1600 in Sevilla finden und der mit seinem ganzen Namen zeichnete. Als flandrischer Waffenschmied wird im 16. Jahrhundert Ettor genannt, welcher angeblich das Radschloſs erfunden haben soll. Er ist vermutlich identisch mit dem Ettore von Brescia. Der Büchsen- macher G. Giammo aus Flandern, der als Marke einen Nagel führte, arbeitete in England. Die Herstellung schwerer Geschütze aus Schmiedeisen kommt im 16. Jahrhundert nur noch vereinzelt vor. Gegossene Bronze- geschütze hatten die aus Stäben zusammengetriebenen Monster- geschütze verdrängt, daneben stellte man geringwertigere Geschütze aus Guſseisen dar. Am längsten behaupteten sich die geschmiedeten Eisengeschütze in Österreich 1), wo besonders in der Stadt Steier diese alt angesessene Fabrikation noch fortblühte. Die Erzeugung dieser Geschütze bildete damals einen nicht unwichtigen Teil der Eisenindustrie Steiermarks und Österreichs. Dieser Umstand war die Ursache, daſs, allerdings nur zur Verteidigung der Schlösser des Adels und kleinerer Städte, Eisengeschütze in Österreich länger im Gebrauch standen. Daneben blühte die Stückgieſserei gegen Ende des 15. Jahrhunderts besonders in Innsbruck, wo die berühmten Stückgieſser Hans Appenzeller, Jörg Endorfer, Jörg Seelos und Michael Godl, zugleich mit Peter Layminger in Feldkirch thätig waren, während in Salzburg schon 1438 Hans von Zabern berühmt war. In Innsbruck entwickelte sich eine berühmte Gieſs- schule, an der sich neben den obengenannten Stephan Godl und 1) Siehe „die Sammlung alter Geschütze im k. k. Artillerie-Arsenale zu Wien, beschrieben von Wendelin Boeheim“ in den Mitteilungen der k. k. Central- kommission zur Erforschung und Erhaltung der Kunst- und historischen Denk- male. Wien 1883, Bd. IX, S. 59 etc.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 446. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/466>, abgerufen am 22.11.2024.