Hans Lendenstreich hervorthaten und Peter Laymingers Sohn Hans, genannt Löffler, erwarb solchen Ruhm, dass ihm die Stadt Augsburg im Jahre 1527 die Leitung ihres 1502 durch Nico- laus Oberacker gegründeten Giesshauses übertrug.
Von den Eisengeschützen im Wiener Artilleriearsenal erwähnen wir zuerst den der früheren Periode angehörigen Riesenmörser (Fig. 154). Es ist das älteste der auf uns gekommenen Kolossal- geschütze des Mittelalters. Es hat bei 2,50 m Länge das ausser- ordentliche Kaliber von 1,10 m und schoss Steinkugeln von 575 kg Gewicht. Es hat eine besondere Kammer (Büchse) angeblich von Gusseisen, welche 134 Pfund Pulver fasst. Der Lauf (Bumhard
[Abbildung]
Fig. 154.
oder Fluge) ist aus 4 Zoll starken Eisenschienen zusammengesetzt, welche von aussen mit 2 Zoll dicken, eisernen Reifen umgeben sind. Das Geschütz wurde der Überlieferung nach im 14. Jahrhundert in der Stadt Steier geschmiedet und von dieser dem Kaiser geschenkt. Die Türken hatten das Geschütz erbeutet und weggeschleppt, im Jahre 1529 nahmen es ihnen aber die Österreicher wieder ab und heute prangt es als artilleristische Merkwürdigkeit ersten Ranges und Trophäe zugleich vor der Waffenhalle des kaiserl. königl. Arsenals zu Wien.
Von den Eisengeschützen des 16. Jahrhunderts in derselben Sammlung verdient besonders das als "eiserner Mörser" bezeichnete (Nr. 99) 1) von 15 cm Kaliberweite mit schönen Renaissanceverzierungen Erwähnung, denn es hat ganz die schlanke Gestalt der Bronzekanonen
1) Siehe W. Boeheim, a. a. O. S. 91.
Die Waffenschmiedekunst im 16. Jahrhundert.
Hans Lendenstreich hervorthaten und Peter Laymingers Sohn Hans, genannt Löffler, erwarb solchen Ruhm, daſs ihm die Stadt Augsburg im Jahre 1527 die Leitung ihres 1502 durch Nico- laus Oberacker gegründeten Gieſshauses übertrug.
Von den Eisengeschützen im Wiener Artilleriearsenal erwähnen wir zuerst den der früheren Periode angehörigen Riesenmörser (Fig. 154). Es ist das älteste der auf uns gekommenen Kolossal- geschütze des Mittelalters. Es hat bei 2,50 m Länge das auſser- ordentliche Kaliber von 1,10 m und schoſs Steinkugeln von 575 kg Gewicht. Es hat eine besondere Kammer (Büchse) angeblich von Guſseisen, welche 134 Pfund Pulver faſst. Der Lauf (Bumhard
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Fig. 154.
oder Fluge) ist aus 4 Zoll starken Eisenschienen zusammengesetzt, welche von auſsen mit 2 Zoll dicken, eisernen Reifen umgeben sind. Das Geschütz wurde der Überlieferung nach im 14. Jahrhundert in der Stadt Steier geschmiedet und von dieser dem Kaiser geschenkt. Die Türken hatten das Geschütz erbeutet und weggeschleppt, im Jahre 1529 nahmen es ihnen aber die Österreicher wieder ab und heute prangt es als artilleristische Merkwürdigkeit ersten Ranges und Trophäe zugleich vor der Waffenhalle des kaiserl. königl. Arsenals zu Wien.
Von den Eisengeschützen des 16. Jahrhunderts in derselben Sammlung verdient besonders das als „eiserner Mörser“ bezeichnete (Nr. 99) 1) von 15 cm Kaliberweite mit schönen Renaissanceverzierungen Erwähnung, denn es hat ganz die schlanke Gestalt der Bronzekanonen
1) Siehe W. Boeheim, a. a. O. S. 91.
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Die Waffenschmiedekunst im 16. Jahrhundert.
Hans Lendenstreich hervorthaten und Peter Laymingers
Sohn Hans, genannt Löffler, erwarb solchen Ruhm, daſs ihm die
Stadt Augsburg im Jahre 1527 die Leitung ihres 1502 durch Nico-
laus Oberacker gegründeten Gieſshauses übertrug.
Von den Eisengeschützen im Wiener Artilleriearsenal erwähnen
wir zuerst den der früheren Periode angehörigen Riesenmörser
(Fig. 154). Es ist das älteste der auf uns gekommenen Kolossal-
geschütze des Mittelalters. Es hat bei 2,50 m Länge das auſser-
ordentliche Kaliber von 1,10 m und schoſs Steinkugeln von 575 kg
Gewicht. Es hat eine besondere Kammer (Büchse) angeblich von
Guſseisen, welche 134 Pfund Pulver faſst. Der Lauf (Bumhard
[Abbildung Fig. 154.]
oder Fluge) ist aus 4 Zoll starken Eisenschienen zusammengesetzt,
welche von auſsen mit 2 Zoll dicken, eisernen Reifen umgeben sind.
Das Geschütz wurde der Überlieferung nach im 14. Jahrhundert in
der Stadt Steier geschmiedet und von dieser dem Kaiser geschenkt.
Die Türken hatten das Geschütz erbeutet und weggeschleppt, im
Jahre 1529 nahmen es ihnen aber die Österreicher wieder ab und
heute prangt es als artilleristische Merkwürdigkeit ersten Ranges und
Trophäe zugleich vor der Waffenhalle des kaiserl. königl. Arsenals
zu Wien.
Von den Eisengeschützen des 16. Jahrhunderts in derselben
Sammlung verdient besonders das als „eiserner Mörser“ bezeichnete
(Nr. 99) 1) von 15 cm Kaliberweite mit schönen Renaissanceverzierungen
Erwähnung, denn es hat ganz die schlanke Gestalt der Bronzekanonen
1) Siehe W. Boeheim, a. a. O. S. 91.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 447. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/467>, abgerufen am 22.11.2024.
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