An die Klingenschmiederei schliesst sich am nächsten ein anderes uraltes Gewerbe an, die Sensenschmiederei. Auch dieses Hand- werk blühte schon im Mittelalter in den Gegenden, in denen heute noch ihre berühmtesten Sitze sind, in Steiermark und in dem bergisch- märkischen Lande. Die Kronenberger weissen Sensen und Futter- klingen bildeten schon 1240 einen wichtigen Handelsartikel der Hansa und 1298 werden die Sensenschmiede in Nürnberg als selbständige Zunft aufgeführt. Eine sagenhafte Überlieferung erzählt, dass in dem- selben Jahre die Sensenschmiede zwei junge Burggrafen mit samt ihren Pferden erschlagen hätten, weil die Jagdhunde der Grafen das Kind eines Sensenschmieds in Stücke gerissen hatten. Aus Furcht hätten sie sich dann aus dem Staube gemacht und den Sensen- und Sichelhandel, der vordem Nürnberg mit zu so hoher Blüte gebracht hatte, mit sich fortgenommen. Auch in Freiberg in Sachsen hatten die Sensenschmiede früh eine eigene Innung.
Im Mittelalter und bis in die zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts wurden Sensen und Sicheln nur mit der Hand geschmiedet.
So stellt es Jost Ammon dar zu folgendem Vers des Schopperus:
Falcarius -- der Sensenschmied.
Demetit herbosum quae falx messoria foenum, Dulce putatoris ne remoretur opus. Haec mihi praecipue sedat alto pectore cura, Acriter ut Cererem falx peractis secet. Nam mihi de rigidi fabricatur semine ferri, Scindat ut in curvis denticulata modis. Ergo quid agricolae etatis? quae causa moretur? Ocyus ad nostrum quin properate forum. En falces quodvis ad opus tibi vendimus aptas, Rura quibus leviter fertiliora metas.
Diese mähende Sichel schneidet die wuchernden Kräuter, Und sie fördert das süsse Werk des Baumbeschneiders. Vor allem aber sitzt mir in geschwellter Brust die wichtigste Sorge, Dass die Sense mit scharfem Streiche der Ceres Gaben fälle. Denn von mir wird sie aus dem starren Samen des Eisens gefertigt, Dass sie schneidet, ob in Kurven gekrümmt oder gezähnt. Deshalb, ihr Landleute, was steht ihr noch da? Aus welcher Ursache zögert ihr?
Die Waffenschmiedekunst im 16. Jahrhundert.
An die Klingenschmiederei schlieſst sich am nächsten ein anderes uraltes Gewerbe an, die Sensenschmiederei. Auch dieses Hand- werk blühte schon im Mittelalter in den Gegenden, in denen heute noch ihre berühmtesten Sitze sind, in Steiermark und in dem bergisch- märkischen Lande. Die Kronenberger weiſsen Sensen und Futter- klingen bildeten schon 1240 einen wichtigen Handelsartikel der Hansa und 1298 werden die Sensenschmiede in Nürnberg als selbständige Zunft aufgeführt. Eine sagenhafte Überlieferung erzählt, daſs in dem- selben Jahre die Sensenschmiede zwei junge Burggrafen mit samt ihren Pferden erschlagen hätten, weil die Jagdhunde der Grafen das Kind eines Sensenschmieds in Stücke gerissen hatten. Aus Furcht hätten sie sich dann aus dem Staube gemacht und den Sensen- und Sichelhandel, der vordem Nürnberg mit zu so hoher Blüte gebracht hatte, mit sich fortgenommen. Auch in Freiberg in Sachsen hatten die Sensenschmiede früh eine eigene Innung.
Im Mittelalter und bis in die zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts wurden Sensen und Sicheln nur mit der Hand geschmiedet.
So stellt es Jost Ammon dar zu folgendem Vers des Schopperus:
Falcarius — der Sensenschmied.
Demetit herbosum quae falx messoria foenum, Dulce putatoris ne remoretur opus. Haec mihi praecipue sedat alto pectore cura, Acriter ut Cererem falx peractis secet. Nam mihi de rigidi fabricatur semine ferri, Scindat ut in curvis denticulata modis. Ergo quid agricolae etatis? quae causa moretur? Ocyus ad nostrum quin properate forum. En falces quodvis ad opus tibi vendimus aptas, Rura quibus leviter fertiliora metas.
Diese mähende Sichel schneidet die wuchernden Kräuter, Und sie fördert das süſse Werk des Baumbeschneiders. Vor allem aber sitzt mir in geschwellter Brust die wichtigste Sorge, Daſs die Sense mit scharfem Streiche der Ceres Gaben fälle. Denn von mir wird sie aus dem starren Samen des Eisens gefertigt, Daſs sie schneidet, ob in Kurven gekrümmt oder gezähnt. Deshalb, ihr Landleute, was steht ihr noch da? Aus welcher Ursache zögert ihr?
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Die Waffenschmiedekunst im 16. Jahrhundert.
An die Klingenschmiederei schlieſst sich am nächsten ein anderes
uraltes Gewerbe an, die Sensenschmiederei. Auch dieses Hand-
werk blühte schon im Mittelalter in den Gegenden, in denen heute
noch ihre berühmtesten Sitze sind, in Steiermark und in dem bergisch-
märkischen Lande. Die Kronenberger weiſsen Sensen und Futter-
klingen bildeten schon 1240 einen wichtigen Handelsartikel der Hansa
und 1298 werden die Sensenschmiede in Nürnberg als selbständige
Zunft aufgeführt. Eine sagenhafte Überlieferung erzählt, daſs in dem-
selben Jahre die Sensenschmiede zwei junge Burggrafen mit samt
ihren Pferden erschlagen hätten, weil die Jagdhunde der Grafen das
Kind eines Sensenschmieds in Stücke gerissen hatten. Aus Furcht
hätten sie sich dann aus dem Staube gemacht und den Sensen- und
Sichelhandel, der vordem Nürnberg mit zu so hoher Blüte gebracht
hatte, mit sich fortgenommen. Auch in Freiberg in Sachsen hatten
die Sensenschmiede früh eine eigene Innung.
Im Mittelalter und bis in die zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts
wurden Sensen und Sicheln nur mit der Hand geschmiedet.
So stellt es Jost Ammon dar zu folgendem Vers des
Schopperus:
Falcarius — der Sensenschmied.
Demetit herbosum quae falx messoria foenum,
Dulce putatoris ne remoretur opus.
Haec mihi praecipue sedat alto pectore cura,
Acriter ut Cererem falx peractis secet.
Nam mihi de rigidi fabricatur semine ferri,
Scindat ut in curvis denticulata modis.
Ergo quid agricolae etatis? quae causa moretur?
Ocyus ad nostrum quin properate forum.
En falces quodvis ad opus tibi vendimus aptas,
Rura quibus leviter fertiliora metas.
Diese mähende Sichel schneidet die wuchernden Kräuter,
Und sie fördert das süſse Werk des Baumbeschneiders.
Vor allem aber sitzt mir in geschwellter Brust die wichtigste Sorge,
Daſs die Sense mit scharfem Streiche der Ceres Gaben fälle.
Denn von mir wird sie aus dem starren Samen des Eisens gefertigt,
Daſs sie schneidet, ob in Kurven gekrümmt oder gezähnt.
Deshalb, ihr Landleute, was steht ihr noch da? Aus welcher
Ursache zögert ihr?
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 420. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/440>, abgerufen am 22.11.2024.
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