Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Waffenschmiedekunst im 16. Jahrhundert.
führen, kam zuerst Ende des 15. Jahrhunderts in Italien auf und
verbreitete sich von da nur sehr langsam nach den übrigen Ländern
Europas. Am Ende des 16. Jahrhunderts waren die Gabeln in Frank-
reich selbst bei Hofe noch neu, in der Isle des Hermaphrodites (um
1589) wird der Gebrauch der Gabeln am Hofe Heinrichs III. als
weibliche Ziererei verspottet 1). In England fanden sie noch später
Eingang. Königin Elisabeth und Shakespeare assen noch nach alter
[Abbildung] Fig. 131.
[Abbildung]

Messer nach Gay, Glossaire archeologique, 15. Jahr-
hundert: A. Couteau a trancher, a manche nielle,
ancienne coll. du comte de Nieuwerkerke. C. Autre
-- monte en cristal -- app. a M. L. Carraud. B. Petit
couteau de la meme gaine. -- 16. Jahrhundert: D. Tafel-
messer, Herrn Gay gehörig. E. Fisch- und Küchen-
messer, Herrn Mattias Ghinger gehörig.

Väter Weise mit den
Fingern oder mit dem
Löffel. Thomas Co-
ryate
war der erste,
der im Jahre 1608
diese italienische Sitte
in England einzu-
führen versuchte, aber
er erntete nur Hohn
und Spott und man
gab ihm den Scherz-
namen "Furcifer" 2).
In Ungarn und Schwe-
den wurden sie auch
nicht früher bekannt
und in Spanien sind
sie bei den geringeren
Ständen heute noch
wenig in Gebrauch.

Dass sie auch in
Deutschland im 16.

Jahrhundert noch
nicht in allgemeinem
Gebrauch waren, geht
unter anderm aus den
Meisterstücksarbeiten
der Messermacher her-
vor. So gehörte zu dem Meisterstück der Messerschmiede in Frank-
furt unter andern die Anfertigung eines Tischfutterals mit 12 Messern,
samt einer Gabel und einem Stahl. Die eine Gabel war also jeden-
falls nur eine Vorleggabel.


1) Siehe L'isle des Hemaphrodites, p. 105. Beckmanns Beiträge, Bd. V,
S. 286 ff.
2) Siehe Thomas Coryate, Crudities 1611; deutsch, Berlin 1798.

Die Waffenschmiedekunst im 16. Jahrhundert.
führen, kam zuerst Ende des 15. Jahrhunderts in Italien auf und
verbreitete sich von da nur sehr langsam nach den übrigen Ländern
Europas. Am Ende des 16. Jahrhunderts waren die Gabeln in Frank-
reich selbst bei Hofe noch neu, in der Isle des Hermaphrodites (um
1589) wird der Gebrauch der Gabeln am Hofe Heinrichs III. als
weibliche Ziererei verspottet 1). In England fanden sie noch später
Eingang. Königin Elisabeth und Shakespeare aſsen noch nach alter
[Abbildung] Fig. 131.
[Abbildung]

Messer nach Gay, Glossaire archéologique, 15. Jahr-
hundert: A. Couteau à trancher, à manche niellé,
ancienne coll. du comte de Nieuwerkerke. C. Autre
— monté en cristal — app. à M. L. Carraud. B. Petit
couteau de la même gaine. — 16. Jahrhundert: D. Tafel-
messer, Herrn Gay gehörig. E. Fisch- und Küchen-
messer, Herrn Mattias Ghinger gehörig.

Väter Weise mit den
Fingern oder mit dem
Löffel. Thomas Co-
ryate
war der erste,
der im Jahre 1608
diese italienische Sitte
in England einzu-
führen versuchte, aber
er erntete nur Hohn
und Spott und man
gab ihm den Scherz-
namen „Furcifer“ 2).
In Ungarn und Schwe-
den wurden sie auch
nicht früher bekannt
und in Spanien sind
sie bei den geringeren
Ständen heute noch
wenig in Gebrauch.

Daſs sie auch in
Deutschland im 16.

Jahrhundert noch
nicht in allgemeinem
Gebrauch waren, geht
unter anderm aus den
Meisterstücksarbeiten
der Messermacher her-
vor. So gehörte zu dem Meisterstück der Messerschmiede in Frank-
furt unter andern die Anfertigung eines Tischfutterals mit 12 Messern,
samt einer Gabel und einem Stahl. Die eine Gabel war also jeden-
falls nur eine Vorleggabel.


1) Siehe L’isle des Hemaphrodites, p. 105. Beckmanns Beiträge, Bd. V,
S. 286 ff.
2) Siehe Thomas Coryate, Crudities 1611; deutsch, Berlin 1798.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0438" n="418"/><fw place="top" type="header">Die Waffenschmiedekunst im 16. Jahrhundert.</fw><lb/>
führen, kam zuerst Ende des 15. Jahrhunderts in Italien auf und<lb/>
verbreitete sich von da nur sehr langsam nach den übrigen Ländern<lb/>
Europas. Am Ende des 16. Jahrhunderts waren die Gabeln in Frank-<lb/>
reich selbst bei Hofe noch neu, in der Isle des Hermaphrodites (um<lb/>
1589) wird der Gebrauch der Gabeln am Hofe Heinrichs III. als<lb/>
weibliche Ziererei verspottet <note place="foot" n="1)">Siehe L&#x2019;isle des Hemaphrodites, p. 105. <hi rendition="#g">Beckmanns</hi> Beiträge, Bd. V,<lb/>
S. 286 ff.</note>. In England fanden sie noch später<lb/>
Eingang. Königin Elisabeth und Shakespeare a&#x017F;sen noch nach alter<lb/><figure><head>Fig. 131.</head></figure><lb/><figure><p>Messer nach <hi rendition="#g">Gay</hi>, Glossaire archéologique, 15. Jahr-<lb/>
hundert: A. Couteau à trancher, à manche niellé,<lb/>
ancienne coll. du comte de Nieuwerkerke. C. Autre<lb/>
&#x2014; monté en cristal &#x2014; app. à M. L. <hi rendition="#g">Carraud</hi>. B. Petit<lb/>
couteau de la même gaine. &#x2014; 16. Jahrhundert: D. Tafel-<lb/>
messer, Herrn <hi rendition="#g">Gay</hi> gehörig. E. Fisch- und Küchen-<lb/>
messer, Herrn <hi rendition="#g">Mattias Ghinger</hi> gehörig.</p></figure><lb/>
Väter Weise mit den<lb/>
Fingern oder mit dem<lb/>
Löffel. <hi rendition="#g">Thomas Co-<lb/>
ryate</hi> war der erste,<lb/>
der im Jahre 1608<lb/>
diese italienische Sitte<lb/>
in England einzu-<lb/>
führen versuchte, aber<lb/>
er erntete nur Hohn<lb/>
und Spott und man<lb/>
gab ihm den Scherz-<lb/>
namen &#x201E;Furcifer&#x201C; <note place="foot" n="2)">Siehe <hi rendition="#g">Thomas Coryate</hi>, Crudities 1611; deutsch, Berlin 1798.</note>.<lb/>
In Ungarn und Schwe-<lb/>
den wurden sie auch<lb/>
nicht früher bekannt<lb/>
und in Spanien sind<lb/>
sie bei den geringeren<lb/>
Ständen heute noch<lb/>
wenig in Gebrauch.</p><lb/>
              <p>Da&#x017F;s sie auch in<lb/>
Deutschland im 16.</p><lb/>
              <p>Jahrhundert noch<lb/>
nicht in allgemeinem<lb/>
Gebrauch waren, geht<lb/>
unter anderm aus den<lb/>
Meisterstücksarbeiten<lb/>
der Messermacher her-<lb/>
vor. So gehörte zu dem Meisterstück der Messerschmiede in Frank-<lb/>
furt unter andern die Anfertigung eines Tischfutterals mit 12 Messern,<lb/>
samt <hi rendition="#g">einer</hi> Gabel und einem Stahl. Die eine Gabel war also jeden-<lb/>
falls nur eine Vorleggabel.</p><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[418/0438] Die Waffenschmiedekunst im 16. Jahrhundert. führen, kam zuerst Ende des 15. Jahrhunderts in Italien auf und verbreitete sich von da nur sehr langsam nach den übrigen Ländern Europas. Am Ende des 16. Jahrhunderts waren die Gabeln in Frank- reich selbst bei Hofe noch neu, in der Isle des Hermaphrodites (um 1589) wird der Gebrauch der Gabeln am Hofe Heinrichs III. als weibliche Ziererei verspottet 1). In England fanden sie noch später Eingang. Königin Elisabeth und Shakespeare aſsen noch nach alter [Abbildung Fig. 131.] [Abbildung Messer nach Gay, Glossaire archéologique, 15. Jahr- hundert: A. Couteau à trancher, à manche niellé, ancienne coll. du comte de Nieuwerkerke. C. Autre — monté en cristal — app. à M. L. Carraud. B. Petit couteau de la même gaine. — 16. Jahrhundert: D. Tafel- messer, Herrn Gay gehörig. E. Fisch- und Küchen- messer, Herrn Mattias Ghinger gehörig.] Väter Weise mit den Fingern oder mit dem Löffel. Thomas Co- ryate war der erste, der im Jahre 1608 diese italienische Sitte in England einzu- führen versuchte, aber er erntete nur Hohn und Spott und man gab ihm den Scherz- namen „Furcifer“ 2). In Ungarn und Schwe- den wurden sie auch nicht früher bekannt und in Spanien sind sie bei den geringeren Ständen heute noch wenig in Gebrauch. Daſs sie auch in Deutschland im 16. Jahrhundert noch nicht in allgemeinem Gebrauch waren, geht unter anderm aus den Meisterstücksarbeiten der Messermacher her- vor. So gehörte zu dem Meisterstück der Messerschmiede in Frank- furt unter andern die Anfertigung eines Tischfutterals mit 12 Messern, samt einer Gabel und einem Stahl. Die eine Gabel war also jeden- falls nur eine Vorleggabel. 1) Siehe L’isle des Hemaphrodites, p. 105. Beckmanns Beiträge, Bd. V, S. 286 ff. 2) Siehe Thomas Coryate, Crudities 1611; deutsch, Berlin 1798.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/438
Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 418. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/438>, abgerufen am 05.05.2024.