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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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Die Eisengiesserei im 16. Jahrhundert.
Meyland einen Brennofen im brauch, in welchem man vyl ding
kochen kann, der auch ganz nützlich ist. Denn man bedarff allein
den dritten teil holtzes, dieweil das feuwr eingeschlossen, und drei-
mal mehr krafft dann sonst hatt. Du musst diesen viereckig aus
kreiden, gibs und Ziegel machen, an der lenge und breite soll er
zweier ellenbogen oder dreier schueren gross sein, vnd an der höhe
anderthalben ellenbogen; oben auf soll er vier dapffere vnd ronde
Löcher haben, nach dem die häfen oder geschirr gross sind. Zu-
oberst bedeck ihn gar mit kupffer, vnd do die Löcher sind, schneid
das kupffer aus vnd mach aus den stücken deckel. Wenn du aber der
geschirren nicht bedarffst, so leg den deckel wider auff, damit der ofen
nindert (im Inneren) lufft habe. Under dem oberen Boden ist eine höle
und ein viereckig thürlein, zu welchem man das holz und kolen hinein
thut. An der seytten aber zu vnderst ist vyl ein weitteres vnd
niederes thürlein. In mitten dess boden hatt es ein schlecht eyssen
gitter, durch welches man die eschen hinauss thut. Also ist bekannt,
dass das thürlein, durch welches man holz anlegt, an dem oberen
teil ist, das andere aber an dem andern ...... Kann, wenn man
die Feuerthür öffnet auch am Spiess Fleisch braten ... doch spart
man dann nicht soviel Holz."

Hier haben wir also bereits den vollkommenen gemauerten Koch-
herd mit Rost, Aschenfall und Kochplatte, welche im vorliegenden
Falle allerdings von Kupferblech und nicht von Gusseisen ist. 1582
erhielten Leonhard Denner, Wolfgang Pommer und Peter
Nussbaum
zu Nürnberg ein kaiserliches Privilegium auf einen holz-
ersparenden Ofen.

Auf die Verbesserungen an den Stubenöfen, welche im 16. Jahr-
hundert in Vorschlag gebracht wurden, wollen wir hier nicht näher
eingehen, da dieselben besondere Wichtigkeit nicht erlangt haben
und besser im folgenden Jahrhundert, in dem die Frage der Holz-
ersparnis in den Haushaltungen eine viel grössere Bedeutung erhielt,
mit abgehandelt werden.

Die eisernen Plattenöfen verdrängten zum Teil die Thonkachel-
öfen, indessen war ihre Anschaffung noch kostspielig. Wir haben
bereits gesehen, dass ein solcher Ofen im Anfange des 16. Jahr-
hunderts ein fürstliches Hochzeitsgeschenk bildete. Der eiserne
Ofen im Kloster Wolf an der Mosel, der 1507 angeschafft wurde,
kostete 11 Goldgulden 1) (etwa 80 Mk. nach jetzigem Werte). Von

1) Siehe F. J. Mone, Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins, Bd. 17,
S. 256.

Die Eisengieſserei im 16. Jahrhundert.
Meyland einen Brennofen im brauch, in welchem man vyl ding
kochen kann, der auch ganz nützlich ist. Denn man bedarff allein
den dritten teil holtzes, dieweil das feuwr eingeschlossen, und drei-
mal mehr krafft dann sonst hatt. Du muſst diesen viereckig aus
kreiden, gibs und Ziegel machen, an der lenge und breite soll er
zweier ellenbogen oder dreier schueren groſs sein, vnd an der höhe
anderthalben ellenbogen; oben auf soll er vier dapffere vnd ronde
Löcher haben, nach dem die häfen oder geschirr groſs sind. Zu-
oberst bedeck ihn gar mit kupffer, vnd do die Löcher sind, schneid
das kupffer aus vnd mach aus den stücken deckel. Wenn du aber der
geschirren nicht bedarffst, so leg den deckel wider auff, damit der ofen
nindert (im Inneren) lufft habe. Under dem oberen Boden ist eine höle
und ein viereckig thürlein, zu welchem man das holz und kolen hinein
thut. An der seytten aber zu vnderst ist vyl ein weitteres vnd
niederes thürlein. In mitten deſs boden hatt es ein schlecht eyſsen
gitter, durch welches man die eschen hinauſs thut. Also ist bekannt,
daſs das thürlein, durch welches man holz anlegt, an dem oberen
teil ist, das andere aber an dem andern ...... Kann, wenn man
die Feuerthür öffnet auch am Spieſs Fleisch braten … doch spart
man dann nicht soviel Holz.“

Hier haben wir also bereits den vollkommenen gemauerten Koch-
herd mit Rost, Aschenfall und Kochplatte, welche im vorliegenden
Falle allerdings von Kupferblech und nicht von Guſseisen ist. 1582
erhielten Leonhard Denner, Wolfgang Pommer und Peter
Nuſsbaum
zu Nürnberg ein kaiserliches Privilegium auf einen holz-
ersparenden Ofen.

Auf die Verbesserungen an den Stubenöfen, welche im 16. Jahr-
hundert in Vorschlag gebracht wurden, wollen wir hier nicht näher
eingehen, da dieselben besondere Wichtigkeit nicht erlangt haben
und besser im folgenden Jahrhundert, in dem die Frage der Holz-
ersparnis in den Haushaltungen eine viel gröſsere Bedeutung erhielt,
mit abgehandelt werden.

Die eisernen Plattenöfen verdrängten zum Teil die Thonkachel-
öfen, indessen war ihre Anschaffung noch kostspielig. Wir haben
bereits gesehen, daſs ein solcher Ofen im Anfange des 16. Jahr-
hunderts ein fürstliches Hochzeitsgeschenk bildete. Der eiserne
Ofen im Kloster Wolf an der Mosel, der 1507 angeschafft wurde,
kostete 11 Goldgulden 1) (etwa 80 Mk. nach jetzigem Werte). Von

1) Siehe F. J. Mone, Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins, Bd. 17,
S. 256.
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[316/0336] Die Eisengieſserei im 16. Jahrhundert. Meyland einen Brennofen im brauch, in welchem man vyl ding kochen kann, der auch ganz nützlich ist. Denn man bedarff allein den dritten teil holtzes, dieweil das feuwr eingeschlossen, und drei- mal mehr krafft dann sonst hatt. Du muſst diesen viereckig aus kreiden, gibs und Ziegel machen, an der lenge und breite soll er zweier ellenbogen oder dreier schueren groſs sein, vnd an der höhe anderthalben ellenbogen; oben auf soll er vier dapffere vnd ronde Löcher haben, nach dem die häfen oder geschirr groſs sind. Zu- oberst bedeck ihn gar mit kupffer, vnd do die Löcher sind, schneid das kupffer aus vnd mach aus den stücken deckel. Wenn du aber der geschirren nicht bedarffst, so leg den deckel wider auff, damit der ofen nindert (im Inneren) lufft habe. Under dem oberen Boden ist eine höle und ein viereckig thürlein, zu welchem man das holz und kolen hinein thut. An der seytten aber zu vnderst ist vyl ein weitteres vnd niederes thürlein. In mitten deſs boden hatt es ein schlecht eyſsen gitter, durch welches man die eschen hinauſs thut. Also ist bekannt, daſs das thürlein, durch welches man holz anlegt, an dem oberen teil ist, das andere aber an dem andern ...... Kann, wenn man die Feuerthür öffnet auch am Spieſs Fleisch braten … doch spart man dann nicht soviel Holz.“ Hier haben wir also bereits den vollkommenen gemauerten Koch- herd mit Rost, Aschenfall und Kochplatte, welche im vorliegenden Falle allerdings von Kupferblech und nicht von Guſseisen ist. 1582 erhielten Leonhard Denner, Wolfgang Pommer und Peter Nuſsbaum zu Nürnberg ein kaiserliches Privilegium auf einen holz- ersparenden Ofen. Auf die Verbesserungen an den Stubenöfen, welche im 16. Jahr- hundert in Vorschlag gebracht wurden, wollen wir hier nicht näher eingehen, da dieselben besondere Wichtigkeit nicht erlangt haben und besser im folgenden Jahrhundert, in dem die Frage der Holz- ersparnis in den Haushaltungen eine viel gröſsere Bedeutung erhielt, mit abgehandelt werden. Die eisernen Plattenöfen verdrängten zum Teil die Thonkachel- öfen, indessen war ihre Anschaffung noch kostspielig. Wir haben bereits gesehen, daſs ein solcher Ofen im Anfange des 16. Jahr- hunderts ein fürstliches Hochzeitsgeschenk bildete. Der eiserne Ofen im Kloster Wolf an der Mosel, der 1507 angeschafft wurde, kostete 11 Goldgulden 1) (etwa 80 Mk. nach jetzigem Werte). Von 1) Siehe F. J. Mone, Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins, Bd. 17, S. 256.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 316. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/336>, abgerufen am 28.04.2024.