nach alter Sitte die Erwärmung der etwas höher gelegenen Wohn- stube vom Herdfeuer, welches sich in der weiten Halle oder Tenne im Mittelraume des Hauses an einer Ecke unter einem mächtigen Rauchfange befand, aus, und zwar in der Weise, dass das Herdfeuer, welches offen auf einem Feuerbocke brannte, gegen die Rückseite der Heizplatte schlug, deren Vorderseite sich in dem Wohnraume befand. Diese Seite der Platte, die man Taken (taque) nannte, war verziert und gab ihre Wärme leitend und strahlend dem Wohngemach (Stouff) ab. Über dieser Platte befand sich ein schrankartiges Gestell, "das Tackenschaaf", in welches man Sachen zum Wärmen, z. B. Milch zum Rahmen, einstellte. Ein Umklappebrett diente als Büffett und Haken zum Aufhängen nasser Kleidungsstücke. Diese Art Feuerungs- anlagen finden sich noch hier und da in der Eifel. Überhaupt sind in der ganzen östlichen Eifel die alten verzierten Platten noch häufig zu finden. In den Nebenorten der Mosel habe ich vor einigen Jahren deren noch viele gesehen. Auch in der Rhön und in Thüringen findet man diese Plattenöfen noch häufig, hier aber als Kastenöfen mit Blechaufsatz. Die Feuerung geschieht in der Regel von der Küche aus.
Diese Öfen waren in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts in Deutschland sehr verbreitet, wenn auch mit manchen Abweichungen, je nach der Gegend. In der deutschen Übersetzung des Monardo schreibt der Schlesier Gessner 1615:
"Von gegossenen, eisernen Platten, darauf Bilder und Historien formieret, werden Öfen in die Wohnstuben gemacht, welche von schlechtem Feuer sich sehr erhitzen und nicht unbequem sind, aber man muss fleissig acht haben, dass nichts festes daran geschmieret werde, sonsten folget ein gar wiederwärtiger Gestank davon (sonder zweifel wegen des groben Schwefels und Quecksilbers, welche in der Hitze mit der Festigkeit sich nicht vertragen können), kann auch nicht bald gedämpffet werden. Gleichfalls geschieht auch an den Röhren von Eisen, so in die Öfen angekleibet werden und darinen man abgekochte Speisen, Gebratenes und anders pflegt warm zu halten. Wenn nun davon etwas verschüttet wird, hilft eingestreutes Salz, Wachholderbeer, Rosenwasser nichts, es muss die Glut im Ofen den stank ausbrennen."
Die Teuerung des Holzes fing schon im 16. Jahrhundert an, sich fühlbar zu machen und diese gab Veranlassung, holzsparende Öfen zu erfinden. Es wurden auch bereits mancherlei Erfindungen in dieser Richtung gemacht und Privilegien erteilt. So schreibt 1550 Cardanus (de subtilitate CCCCXXXIII): "Man hat jetzt zumal in
Die Eisengieſserei im 16. Jahrhundert.
nach alter Sitte die Erwärmung der etwas höher gelegenen Wohn- stube vom Herdfeuer, welches sich in der weiten Halle oder Tenne im Mittelraume des Hauses an einer Ecke unter einem mächtigen Rauchfange befand, aus, und zwar in der Weise, daſs das Herdfeuer, welches offen auf einem Feuerbocke brannte, gegen die Rückseite der Heizplatte schlug, deren Vorderseite sich in dem Wohnraume befand. Diese Seite der Platte, die man Taken (taque) nannte, war verziert und gab ihre Wärme leitend und strahlend dem Wohngemach (Stouff) ab. Über dieser Platte befand sich ein schrankartiges Gestell, „das Tackenschaaf“, in welches man Sachen zum Wärmen, z. B. Milch zum Rahmen, einstellte. Ein Umklappebrett diente als Büffett und Haken zum Aufhängen nasser Kleidungsstücke. Diese Art Feuerungs- anlagen finden sich noch hier und da in der Eifel. Überhaupt sind in der ganzen östlichen Eifel die alten verzierten Platten noch häufig zu finden. In den Nebenorten der Mosel habe ich vor einigen Jahren deren noch viele gesehen. Auch in der Rhön und in Thüringen findet man diese Plattenöfen noch häufig, hier aber als Kastenöfen mit Blechaufsatz. Die Feuerung geschieht in der Regel von der Küche aus.
Diese Öfen waren in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts in Deutschland sehr verbreitet, wenn auch mit manchen Abweichungen, je nach der Gegend. In der deutschen Übersetzung des Monardo schreibt der Schlesier Geſsner 1615:
„Von gegossenen, eisernen Platten, darauf Bilder und Historien formieret, werden Öfen in die Wohnstuben gemacht, welche von schlechtem Feuer sich sehr erhitzen und nicht unbequem sind, aber man muſs fleiſsig acht haben, daſs nichts festes daran geschmieret werde, sonsten folget ein gar wiederwärtiger Gestank davon (sonder zweifel wegen des groben Schwefels und Quecksilbers, welche in der Hitze mit der Festigkeit sich nicht vertragen können), kann auch nicht bald gedämpffet werden. Gleichfalls geschieht auch an den Röhren von Eisen, so in die Öfen angekleibet werden und darinen man abgekochte Speisen, Gebratenes und anders pflegt warm zu halten. Wenn nun davon etwas verschüttet wird, hilft eingestreutes Salz, Wachholderbeer, Rosenwasser nichts, es muſs die Glut im Ofen den stank ausbrennen.“
Die Teuerung des Holzes fing schon im 16. Jahrhundert an, sich fühlbar zu machen und diese gab Veranlassung, holzsparende Öfen zu erfinden. Es wurden auch bereits mancherlei Erfindungen in dieser Richtung gemacht und Privilegien erteilt. So schreibt 1550 Cardanus (de subtilitate CCCCXXXIII): „Man hat jetzt zumal in
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Die Eisengieſserei im 16. Jahrhundert.
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stube vom Herdfeuer, welches sich in der weiten Halle oder Tenne
im Mittelraume des Hauses an einer Ecke unter einem mächtigen
Rauchfange befand, aus, und zwar in der Weise, daſs das Herdfeuer,
welches offen auf einem Feuerbocke brannte, gegen die Rückseite der
Heizplatte schlug, deren Vorderseite sich in dem Wohnraume befand.
Diese Seite der Platte, die man Taken (taque) nannte, war verziert
und gab ihre Wärme leitend und strahlend dem Wohngemach (Stouff)
ab. Über dieser Platte befand sich ein schrankartiges Gestell, „das
Tackenschaaf“, in welches man Sachen zum Wärmen, z. B. Milch
zum Rahmen, einstellte. Ein Umklappebrett diente als Büffett und
Haken zum Aufhängen nasser Kleidungsstücke. Diese Art Feuerungs-
anlagen finden sich noch hier und da in der Eifel. Überhaupt sind
in der ganzen östlichen Eifel die alten verzierten Platten noch häufig
zu finden. In den Nebenorten der Mosel habe ich vor einigen Jahren
deren noch viele gesehen. Auch in der Rhön und in Thüringen
findet man diese Plattenöfen noch häufig, hier aber als Kastenöfen mit
Blechaufsatz. Die Feuerung geschieht in der Regel von der Küche aus.
Diese Öfen waren in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts
in Deutschland sehr verbreitet, wenn auch mit manchen Abweichungen,
je nach der Gegend. In der deutschen Übersetzung des Monardo
schreibt der Schlesier Geſsner 1615:
„Von gegossenen, eisernen Platten, darauf Bilder und Historien
formieret, werden Öfen in die Wohnstuben gemacht, welche von
schlechtem Feuer sich sehr erhitzen und nicht unbequem sind, aber
man muſs fleiſsig acht haben, daſs nichts festes daran geschmieret
werde, sonsten folget ein gar wiederwärtiger Gestank davon (sonder
zweifel wegen des groben Schwefels und Quecksilbers, welche in der
Hitze mit der Festigkeit sich nicht vertragen können), kann auch
nicht bald gedämpffet werden. Gleichfalls geschieht auch an den
Röhren von Eisen, so in die Öfen angekleibet werden und darinen
man abgekochte Speisen, Gebratenes und anders pflegt warm zu
halten. Wenn nun davon etwas verschüttet wird, hilft eingestreutes
Salz, Wachholderbeer, Rosenwasser nichts, es muſs die Glut im Ofen
den stank ausbrennen.“
Die Teuerung des Holzes fing schon im 16. Jahrhundert an, sich
fühlbar zu machen und diese gab Veranlassung, holzsparende Öfen
zu erfinden. Es wurden auch bereits mancherlei Erfindungen in
dieser Richtung gemacht und Privilegien erteilt. So schreibt 1550
Cardanus (de subtilitate CCCCXXXIII): „Man hat jetzt zumal in
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 315. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/335>, abgerufen am 24.11.2024.
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