ganz wie beim Stückofen auf. Auch diese Luppe wurde im Lösch- feuer mit Scheibeneisen zu Stahl verfrischt.
Hieraus erkennt man auch, wodurch man überhaupt dazu kam, den Blauofenbetrieb von dem Stückofenbetriebe zu trennen.
Man bedurfte bei dieser Art der Stahlbereitung ausser dem Stück- eisen auch dickgrelles Roheisen. Dies bildete sich in den steierischen Stücköfen zwar nebenher als Graglach, allein man hatte es nicht in der Hand, die Menge desselben zu bestimmen, und so erwies es sich als vorteilhafter, dieses flüssige Eisen in besondern Öfen oder durch besondere Schmelzungen für sich darzustellen.
War der Blauofen im richtigen Gange, so wurde nach je acht Sätzen, meistens alle 11/2 bis 2 Stunden, abgestochen und dabei jedes- mal ein Kuchen von 11/2 bis 21/2 Zentner Eisengewicht erhalten.
Auf diese Weise verschmolz man in den hohen Blauöfen in 24 Stunden gewöhnlich 3 bis 31/2 Fuder Eisensteine mit 31/2 bis 4 Fuder Kohlen, und erhielt davon 30 bis 35 Zentner Roheisen. Man rechnete auf ein Fuder Stahlberger Eisenstein 10 Zentner, auf ein Fuder von der Mommel 91/2 Zentner. Die kleinen Blauöfen arbeiteten weniger günstig. Bei dem 11/2 fachen Kohlenaufwande lieferten sie im Tage nur 12 bis 15 Zentner Roheisen.
Anfangs fiel meistens Spiegeleisen, "sperriges" (= spatiges) Eisen genannt; dies ging dann in ein strahliges Eisen von feinem, dichtem Korn, weissgrauer Farbe und glatter Oberfläche über. Dieses war das harte Eisen zur Stahlarbeit. Für das Kaltfrischen suchte man dagegen ein schnellfrischendes Eisen zu erblasen. Es war dies eine Art "luckiger Floss", ganz weiss, feinstrahlig, inwendig voller Löcher, die oft bunt angelaufen waren, die Oberfläche voller Blasen. Dieses kohlenstoffarme Roheisen ging rasch im Frischherde. Die Schlacke war weiss, schaumig, bimssteinartig bei dem heissen Gange, sonst dicht, von bräunlicher Farbe, unmittelbar auf dem Eisen aber grün und glasig.
Die hohen Blauöfen, welche Hochöfen mit geschlossener Brust waren, in denen nur Roheisen und niemals schmiedbares Eisen her- gestellt wurde, kamen, wie oben erwähnt, erst im vorigen Jahrhundert in Schmalkalden zur Einführung und können deshalb auch hier noch nicht näher berücksichtigt werden.
Blauöfen.
ganz wie beim Stückofen auf. Auch diese Luppe wurde im Lösch- feuer mit Scheibeneisen zu Stahl verfrischt.
Hieraus erkennt man auch, wodurch man überhaupt dazu kam, den Blauofenbetrieb von dem Stückofenbetriebe zu trennen.
Man bedurfte bei dieser Art der Stahlbereitung auſser dem Stück- eisen auch dickgrelles Roheisen. Dies bildete sich in den steierischen Stücköfen zwar nebenher als Graglach, allein man hatte es nicht in der Hand, die Menge desſelben zu bestimmen, und so erwies es sich als vorteilhafter, dieses flüssige Eisen in besondern Öfen oder durch besondere Schmelzungen für sich darzustellen.
War der Blauofen im richtigen Gange, so wurde nach je acht Sätzen, meistens alle 1½ bis 2 Stunden, abgestochen und dabei jedes- mal ein Kuchen von 1½ bis 2½ Zentner Eisengewicht erhalten.
Auf diese Weise verschmolz man in den hohen Blauöfen in 24 Stunden gewöhnlich 3 bis 3½ Fuder Eisensteine mit 3½ bis 4 Fuder Kohlen, und erhielt davon 30 bis 35 Zentner Roheisen. Man rechnete auf ein Fuder Stahlberger Eisenstein 10 Zentner, auf ein Fuder von der Mommel 9½ Zentner. Die kleinen Blauöfen arbeiteten weniger günstig. Bei dem 1½ fachen Kohlenaufwande lieferten sie im Tage nur 12 bis 15 Zentner Roheisen.
Anfangs fiel meistens Spiegeleisen, „sperriges“ (= spatiges) Eisen genannt; dies ging dann in ein strahliges Eisen von feinem, dichtem Korn, weiſsgrauer Farbe und glatter Oberfläche über. Dieses war das harte Eisen zur Stahlarbeit. Für das Kaltfrischen suchte man dagegen ein schnellfrischendes Eisen zu erblasen. Es war dies eine Art „luckiger Floſs“, ganz weiſs, feinstrahlig, inwendig voller Löcher, die oft bunt angelaufen waren, die Oberfläche voller Blasen. Dieses kohlenstoffarme Roheisen ging rasch im Frischherde. Die Schlacke war weiſs, schaumig, bimssteinartig bei dem heiſsen Gange, sonst dicht, von bräunlicher Farbe, unmittelbar auf dem Eisen aber grün und glasig.
Die hohen Blauöfen, welche Hochöfen mit geschlossener Brust waren, in denen nur Roheisen und niemals schmiedbares Eisen her- gestellt wurde, kamen, wie oben erwähnt, erst im vorigen Jahrhundert in Schmalkalden zur Einführung und können deshalb auch hier noch nicht näher berücksichtigt werden.
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Blauöfen.
ganz wie beim Stückofen auf. Auch diese Luppe wurde im Lösch-
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Hieraus erkennt man auch, wodurch man überhaupt dazu kam,
den Blauofenbetrieb von dem Stückofenbetriebe zu trennen.
Man bedurfte bei dieser Art der Stahlbereitung auſser dem Stück-
eisen auch dickgrelles Roheisen. Dies bildete sich in den steierischen
Stücköfen zwar nebenher als Graglach, allein man hatte es nicht in
der Hand, die Menge desſelben zu bestimmen, und so erwies es sich
als vorteilhafter, dieses flüssige Eisen in besondern Öfen oder durch
besondere Schmelzungen für sich darzustellen.
War der Blauofen im richtigen Gange, so wurde nach je acht
Sätzen, meistens alle 1½ bis 2 Stunden, abgestochen und dabei jedes-
mal ein Kuchen von 1½ bis 2½ Zentner Eisengewicht erhalten.
Auf diese Weise verschmolz man in den hohen Blauöfen in
24 Stunden gewöhnlich 3 bis 3½ Fuder Eisensteine mit 3½ bis 4 Fuder
Kohlen, und erhielt davon 30 bis 35 Zentner Roheisen. Man rechnete
auf ein Fuder Stahlberger Eisenstein 10 Zentner, auf ein Fuder von
der Mommel 9½ Zentner. Die kleinen Blauöfen arbeiteten weniger
günstig. Bei dem 1½ fachen Kohlenaufwande lieferten sie im Tage
nur 12 bis 15 Zentner Roheisen.
Anfangs fiel meistens Spiegeleisen, „sperriges“ (= spatiges) Eisen
genannt; dies ging dann in ein strahliges Eisen von feinem, dichtem
Korn, weiſsgrauer Farbe und glatter Oberfläche über. Dieses war
das harte Eisen zur Stahlarbeit. Für das Kaltfrischen suchte man
dagegen ein schnellfrischendes Eisen zu erblasen. Es war dies eine
Art „luckiger Floſs“, ganz weiſs, feinstrahlig, inwendig voller Löcher,
die oft bunt angelaufen waren, die Oberfläche voller Blasen. Dieses
kohlenstoffarme Roheisen ging rasch im Frischherde. Die Schlacke
war weiſs, schaumig, bimssteinartig bei dem heiſsen Gange, sonst
dicht, von bräunlicher Farbe, unmittelbar auf dem Eisen aber grün
und glasig.
Die hohen Blauöfen, welche Hochöfen mit geschlossener Brust
waren, in denen nur Roheisen und niemals schmiedbares Eisen her-
gestellt wurde, kamen, wie oben erwähnt, erst im vorigen Jahrhundert
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/203>, abgerufen am 24.11.2024.
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