sich, der ausser nach der dem Balgleib zugekehrten Seite ringsum ge- schlossen ist. An der dem Balgleib abgewendeten Seite befindet sich die Öffnung für die "Balgliese" oder Düse, so heisst das Blechrohr, durch welches der Wind ausströmt. Das Leder des Balges wird aus Ochsen- oder Pferdehäuten bereitet. Aber Ochsenleder ist besser als Rossleder. Die zwei, aus je einer Haut bestehenden Lederstücke, die am hinteren Teile des Balges in der Mitte zusammenstossen, sind 31/2 Werkschuh (= 1,05 m) breit. Sie werden an den Balgbacken und
[Abbildung]
Fig. 28.
Bügeln mit Riemen und eisernen Hakennägeln festgenagelt (Fig. 27). Die länglichen Nagel- köpfe, 47 mm breit, so dass an den Backen einer den andern be- rührt; an den Bügeln stehen sie weiter von- einander ab, damit das Leder nicht zu sehr gespannt wird und zer- reisst. Andere nehmen statt der Nägel eiserne Schrauben. Das Balg- haupt ist mit einem drei Querfinger breiten, eisernen Bande um- zogen. Die Düse ist von Eisenblech und vorn drei Querfinger weit, im Ganzen drei Werkschuh (900 mm) lang. Das Balghaupt ist mit dem beweglichen Balgdeckel durch ein doppeltes Scharnier ver- bunden.
Diese Bälge hatten keinen Windsammler, der als Regulator diente, sondern sie bliesen den Wind nur stossweise, beim Zusammenpressen aus. Deshalb mussten, um dem Schmelzofen fortwährend Wind zu- zuführen, mindestens zwei Bälge zusammen blasen, und zwar in der Weise, dass abwechselnd der eine saugte, während der andere blies 1).
1) Allerdings kannte Agricola auch bereits den Doppelbalg mit feststehender Scheidewand und aufgesetztem Windkasten. Er beschreibt ihn beim Probierofen. Zum Erzschmelzen aber waren diese Bälge nicht in Anwendung.
Beck, Geschichte des Eisens. 9
Von den Blasebälgen.
sich, der auſser nach der dem Balgleib zugekehrten Seite ringsum ge- schlossen ist. An der dem Balgleib abgewendeten Seite befindet sich die Öffnung für die „Balgliese“ oder Düse, so heiſst das Blechrohr, durch welches der Wind ausströmt. Das Leder des Balges wird aus Ochsen- oder Pferdehäuten bereitet. Aber Ochsenleder ist besser als Roſsleder. Die zwei, aus je einer Haut bestehenden Lederstücke, die am hinteren Teile des Balges in der Mitte zusammenstoſsen, sind 3½ Werkschuh (= 1,05 m) breit. Sie werden an den Balgbacken und
[Abbildung]
Fig. 28.
Bügeln mit Riemen und eisernen Hakennägeln festgenagelt (Fig. 27). Die länglichen Nagel- köpfe, 47 mm breit, so daſs an den Backen einer den andern be- rührt; an den Bügeln stehen sie weiter von- einander ab, damit das Leder nicht zu sehr gespannt wird und zer- reiſst. Andere nehmen statt der Nägel eiserne Schrauben. Das Balg- haupt ist mit einem drei Querfinger breiten, eisernen Bande um- zogen. Die Düse ist von Eisenblech und vorn drei Querfinger weit, im Ganzen drei Werkschuh (900 mm) lang. Das Balghaupt ist mit dem beweglichen Balgdeckel durch ein doppeltes Scharnier ver- bunden.
Diese Bälge hatten keinen Windsammler, der als Regulator diente, sondern sie bliesen den Wind nur stoſsweise, beim Zusammenpressen aus. Deshalb muſsten, um dem Schmelzofen fortwährend Wind zu- zuführen, mindestens zwei Bälge zusammen blasen, und zwar in der Weise, daſs abwechselnd der eine saugte, während der andere blies 1).
1) Allerdings kannte Agricola auch bereits den Doppelbalg mit feststehender Scheidewand und aufgesetztem Windkasten. Er beschreibt ihn beim Probierofen. Zum Erzschmelzen aber waren diese Bälge nicht in Anwendung.
Beck, Geschichte des Eisens. 9
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0149"n="129"/><fwplace="top"type="header">Von den Blasebälgen.</fw><lb/>
sich, der auſser nach der dem Balgleib zugekehrten Seite ringsum ge-<lb/>
schlossen ist. An der dem Balgleib abgewendeten Seite befindet sich<lb/>
die Öffnung für die „Balgliese“ oder Düse, so heiſst das Blechrohr,<lb/>
durch welches der Wind ausströmt. Das Leder des Balges wird aus<lb/>
Ochsen- oder Pferdehäuten bereitet. Aber Ochsenleder ist besser als<lb/>
Roſsleder. Die zwei, aus je einer Haut bestehenden Lederstücke, die<lb/>
am hinteren Teile des Balges in der Mitte zusammenstoſsen, sind<lb/>
3½ Werkschuh (= 1,05 m) breit. Sie werden an den Balgbacken und<lb/><figure><head>Fig. 28.</head></figure><lb/>
Bügeln mit Riemen und<lb/>
eisernen Hakennägeln<lb/>
festgenagelt (Fig. 27).<lb/>
Die länglichen Nagel-<lb/>
köpfe, 47 mm breit, so<lb/>
daſs an den Backen<lb/>
einer den andern be-<lb/>
rührt; an den Bügeln<lb/>
stehen sie weiter von-<lb/>
einander ab, damit das<lb/>
Leder nicht zu sehr<lb/>
gespannt wird und zer-<lb/>
reiſst. Andere nehmen<lb/>
statt der Nägel eiserne<lb/>
Schrauben. Das Balg-<lb/>
haupt ist mit einem<lb/>
drei Querfinger breiten,<lb/>
eisernen Bande um-<lb/>
zogen. Die Düse ist<lb/>
von Eisenblech und<lb/>
vorn drei Querfinger<lb/>
weit, im Ganzen drei Werkschuh (900 mm) lang. Das Balghaupt ist<lb/>
mit dem beweglichen Balgdeckel durch ein doppeltes Scharnier ver-<lb/>
bunden.</p><lb/><p>Diese Bälge hatten keinen Windsammler, der als Regulator diente,<lb/>
sondern sie bliesen den Wind nur stoſsweise, beim Zusammenpressen<lb/>
aus. Deshalb muſsten, um dem Schmelzofen fortwährend Wind zu-<lb/>
zuführen, mindestens zwei Bälge zusammen blasen, und zwar in der<lb/>
Weise, daſs abwechselnd der eine saugte, während der andere blies <noteplace="foot"n="1)">Allerdings kannte <hirendition="#g">Agricola</hi> auch bereits den Doppelbalg mit feststehender<lb/>
Scheidewand und aufgesetztem Windkasten. Er beschreibt ihn beim Probierofen.<lb/>
Zum Erzschmelzen aber waren diese Bälge nicht in Anwendung.</note>.</p><lb/><fwplace="bottom"type="sig"><hirendition="#g">Beck</hi>, Geschichte des Eisens. 9</fw><lb/></div></div></div></body></text></TEI>
[129/0149]
Von den Blasebälgen.
sich, der auſser nach der dem Balgleib zugekehrten Seite ringsum ge-
schlossen ist. An der dem Balgleib abgewendeten Seite befindet sich
die Öffnung für die „Balgliese“ oder Düse, so heiſst das Blechrohr,
durch welches der Wind ausströmt. Das Leder des Balges wird aus
Ochsen- oder Pferdehäuten bereitet. Aber Ochsenleder ist besser als
Roſsleder. Die zwei, aus je einer Haut bestehenden Lederstücke, die
am hinteren Teile des Balges in der Mitte zusammenstoſsen, sind
3½ Werkschuh (= 1,05 m) breit. Sie werden an den Balgbacken und
[Abbildung Fig. 28.]
Bügeln mit Riemen und
eisernen Hakennägeln
festgenagelt (Fig. 27).
Die länglichen Nagel-
köpfe, 47 mm breit, so
daſs an den Backen
einer den andern be-
rührt; an den Bügeln
stehen sie weiter von-
einander ab, damit das
Leder nicht zu sehr
gespannt wird und zer-
reiſst. Andere nehmen
statt der Nägel eiserne
Schrauben. Das Balg-
haupt ist mit einem
drei Querfinger breiten,
eisernen Bande um-
zogen. Die Düse ist
von Eisenblech und
vorn drei Querfinger
weit, im Ganzen drei Werkschuh (900 mm) lang. Das Balghaupt ist
mit dem beweglichen Balgdeckel durch ein doppeltes Scharnier ver-
bunden.
Diese Bälge hatten keinen Windsammler, der als Regulator diente,
sondern sie bliesen den Wind nur stoſsweise, beim Zusammenpressen
aus. Deshalb muſsten, um dem Schmelzofen fortwährend Wind zu-
zuführen, mindestens zwei Bälge zusammen blasen, und zwar in der
Weise, daſs abwechselnd der eine saugte, während der andere blies 1).
1) Allerdings kannte Agricola auch bereits den Doppelbalg mit feststehender
Scheidewand und aufgesetztem Windkasten. Er beschreibt ihn beim Probierofen.
Zum Erzschmelzen aber waren diese Bälge nicht in Anwendung.
Beck, Geschichte des Eisens. 9
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/149>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.