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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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England im 17. Jahrhundert.
machte mehr Eisen und die Schlacken waren nicht mehr so mit Eisen
überladen, dass sie sich mit Vorteil wieder hätten verhütten lassen.
Dennoch habe man nur etwa 200 Pfd. ganz rohen Luppeneisens
täglich erhalten. Dagegen machen manche unserer heutigen Hoch-
öfen mit Holzkohlen 2 bis 3 Tonnen Roh- oder Gusseisen in
24 Stunden. Dementsprechend wuchs aber auch der Holzverbrauch
der Eisenhütten. Die Produktion von 1 Tonne am Tage mit Stein-
kohlen würde aber genügen, wenn man nur überall in England,
Schottland und Wales, wo man Überfluss von Steinkohlen hat, Hoch-
öfen bauen wollte.

Aber so unbegreiflich es uns erscheint, Dudleys Mahnruf ver-
hallte ungehört, sein Beispiel fand keine Nachahmung. England war
noch nicht reif für die grossartige Industrie, die sich später auf dieser
Grundlage entwickelte.

Das Schicksal dieses Propheten in der Wüste muss uns aber mit
Mitleid erfüllen und nicht ohne Bewegung lesen wir die einleitenden
Worte zu seinem Metallum Martis:

"Das Unrecht und das Vorurteil, unter denen ich und diese
Insel, mein Vaterland, wegen der Darstellung des Eisens mit Stein-
kohle zu leiden hatten, veranlasste mich, in Ermangelung grösserer
Geister (better wits) und besserer Federn hierfür, in der folgenden
Abhandlung eine Rechtfertigung zu veröffentlichen, und glaube mir,
Leser, keine privaten oder politischen Interessen haben mich zu
meiner Erfindung geführt, einzig und allein der Eifer, der einem red-
lichen Manne ziemt, Patriae, parentibus et amicis, dass England zum
allgemeinen Wohl, zum Nutzen von Arm und Reich, Jung und Alt
seine Wälder und sein Holz erhalten bleiben möchten."

Von Dudley hören wir danach nichts mehr, nur sein Grabstein
berichtet, dass er am 25. Oktober 1684 in dem hohen Alter von
85 Jahren zu St. Helens in Worcestershire aus dem Leben schied.
Seine Erfindung selbst hielt Dudley ängstlich geheim, auch in seiner
Abhandlung vermeidet er jede Andeutung, die einen Schlüssel zu
seinem Geheimnis geben könnte. Er sagt, er würde sie vor seinem
Tode seinen Erben und nächsten Angehörigen mitteilen. Ob er es
gethan hat, wissen wir nicht. Es ist niemals etwas darüber bekannt
geworden. Aus dem Umstande aber, dass er das Erz in derselben Weise
wie mit Holzkohlen in Hochöfen schmolz, die ähnlichen Blasebälge
dazu verwendete, ferner, dass er für sein Brennmaterial nur Klein-
kohle oder Gries verwendete, lässt uns mit Sicherheit schliessen, dass
Dudleys Erfindung hauptsächlich darin bestand, die Steinkohle in

England im 17. Jahrhundert.
machte mehr Eisen und die Schlacken waren nicht mehr so mit Eisen
überladen, daſs sie sich mit Vorteil wieder hätten verhütten lassen.
Dennoch habe man nur etwa 200 Pfd. ganz rohen Luppeneisens
täglich erhalten. Dagegen machen manche unserer heutigen Hoch-
öfen mit Holzkohlen 2 bis 3 Tonnen Roh- oder Guſseisen in
24 Stunden. Dementsprechend wuchs aber auch der Holzverbrauch
der Eisenhütten. Die Produktion von 1 Tonne am Tage mit Stein-
kohlen würde aber genügen, wenn man nur überall in England,
Schottland und Wales, wo man Überfluſs von Steinkohlen hat, Hoch-
öfen bauen wollte.

Aber so unbegreiflich es uns erscheint, Dudleys Mahnruf ver-
hallte ungehört, sein Beispiel fand keine Nachahmung. England war
noch nicht reif für die groſsartige Industrie, die sich später auf dieser
Grundlage entwickelte.

Das Schicksal dieses Propheten in der Wüste muſs uns aber mit
Mitleid erfüllen und nicht ohne Bewegung lesen wir die einleitenden
Worte zu seinem Metallum Martis:

„Das Unrecht und das Vorurteil, unter denen ich und diese
Insel, mein Vaterland, wegen der Darstellung des Eisens mit Stein-
kohle zu leiden hatten, veranlaſste mich, in Ermangelung gröſserer
Geister (better wits) und besserer Federn hierfür, in der folgenden
Abhandlung eine Rechtfertigung zu veröffentlichen, und glaube mir,
Leser, keine privaten oder politischen Interessen haben mich zu
meiner Erfindung geführt, einzig und allein der Eifer, der einem red-
lichen Manne ziemt, Patriae, parentibus et amicis, daſs England zum
allgemeinen Wohl, zum Nutzen von Arm und Reich, Jung und Alt
seine Wälder und sein Holz erhalten bleiben möchten.“

Von Dudley hören wir danach nichts mehr, nur sein Grabstein
berichtet, daſs er am 25. Oktober 1684 in dem hohen Alter von
85 Jahren zu St. Helens in Worcestershire aus dem Leben schied.
Seine Erfindung selbst hielt Dudley ängstlich geheim, auch in seiner
Abhandlung vermeidet er jede Andeutung, die einen Schlüssel zu
seinem Geheimnis geben könnte. Er sagt, er würde sie vor seinem
Tode seinen Erben und nächsten Angehörigen mitteilen. Ob er es
gethan hat, wissen wir nicht. Es ist niemals etwas darüber bekannt
geworden. Aus dem Umstande aber, daſs er das Erz in derselben Weise
wie mit Holzkohlen in Hochöfen schmolz, die ähnlichen Blasebälge
dazu verwendete, ferner, daſs er für sein Brennmaterial nur Klein-
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[1268/1290] England im 17. Jahrhundert. machte mehr Eisen und die Schlacken waren nicht mehr so mit Eisen überladen, daſs sie sich mit Vorteil wieder hätten verhütten lassen. Dennoch habe man nur etwa 200 Pfd. ganz rohen Luppeneisens täglich erhalten. Dagegen machen manche unserer heutigen Hoch- öfen mit Holzkohlen 2 bis 3 Tonnen Roh- oder Guſseisen in 24 Stunden. Dementsprechend wuchs aber auch der Holzverbrauch der Eisenhütten. Die Produktion von 1 Tonne am Tage mit Stein- kohlen würde aber genügen, wenn man nur überall in England, Schottland und Wales, wo man Überfluſs von Steinkohlen hat, Hoch- öfen bauen wollte. Aber so unbegreiflich es uns erscheint, Dudleys Mahnruf ver- hallte ungehört, sein Beispiel fand keine Nachahmung. England war noch nicht reif für die groſsartige Industrie, die sich später auf dieser Grundlage entwickelte. Das Schicksal dieses Propheten in der Wüste muſs uns aber mit Mitleid erfüllen und nicht ohne Bewegung lesen wir die einleitenden Worte zu seinem Metallum Martis: „Das Unrecht und das Vorurteil, unter denen ich und diese Insel, mein Vaterland, wegen der Darstellung des Eisens mit Stein- kohle zu leiden hatten, veranlaſste mich, in Ermangelung gröſserer Geister (better wits) und besserer Federn hierfür, in der folgenden Abhandlung eine Rechtfertigung zu veröffentlichen, und glaube mir, Leser, keine privaten oder politischen Interessen haben mich zu meiner Erfindung geführt, einzig und allein der Eifer, der einem red- lichen Manne ziemt, Patriae, parentibus et amicis, daſs England zum allgemeinen Wohl, zum Nutzen von Arm und Reich, Jung und Alt seine Wälder und sein Holz erhalten bleiben möchten.“ Von Dudley hören wir danach nichts mehr, nur sein Grabstein berichtet, daſs er am 25. Oktober 1684 in dem hohen Alter von 85 Jahren zu St. Helens in Worcestershire aus dem Leben schied. Seine Erfindung selbst hielt Dudley ängstlich geheim, auch in seiner Abhandlung vermeidet er jede Andeutung, die einen Schlüssel zu seinem Geheimnis geben könnte. Er sagt, er würde sie vor seinem Tode seinen Erben und nächsten Angehörigen mitteilen. Ob er es gethan hat, wissen wir nicht. Es ist niemals etwas darüber bekannt geworden. Aus dem Umstande aber, daſs er das Erz in derselben Weise wie mit Holzkohlen in Hochöfen schmolz, die ähnlichen Blasebälge dazu verwendete, ferner, daſs er für sein Brennmaterial nur Klein- kohle oder Gries verwendete, läſst uns mit Sicherheit schlieſsen, daſs Dudleys Erfindung hauptsächlich darin bestand, die Steinkohle in

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 1268. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/1290>, abgerufen am 23.11.2024.