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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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England im 17. Jahrhundert.
fanden die Ansiedler, die ihn zuerst ausgeholzt hatten, das frei-
gewordene Land für vorzüglich geeignet für Weideland und dachten
nicht an die Erhaltung des Waldes.

Sir William Petty erwähnt in seiner "Politischen Anatomie von
Irland", dass 1672 in Irland 1000 Tonnen Eisen dargestellt wurden,
welche 2000 Männern und Weibern Beschäftigung gewährten, und dass
es 6600 Eisenschmieden oder, wie er meint, noch ein Fünftel mehr im
Lande gäbe und dass die Zahl aller durch dieselben beschäftigten
Männer und Weiber sich auf 22500 beliefe.

Im achten Jahr Wilhelms III. (1697) wurden die Zölle auf Stab-
und Zaineisen von Irland, wegen der bedrängten Lage der irländischen
Industrie, aufgehoben. Diese Aufhebung des Zolls hatte eine grosse
Nachfrage nach irländischem Stammholz zur Folge, welches nach den
englischen Zollregistern (Book of Rates) zum Preise von 13 Sh. 4 Pf. die
Tonne eingeführt und deshalb ebenfalls wohl kaum mehr einem Zoll
unterworfen war. Die ungeordneten Zustände Irlands und die Zuflucht,
welche die Waldungen Verbrechern, Räubern und allen denen, die
der Regierung feindlich gesinnt waren, darboten, machten die Grund-
besitzer ebenfalls gleichgültig gegen die Erhaltung der Wälder oder
fast, wie es scheint, feindlich ihrem Bestehen, denn in vielen alten
Pachtverträgen wurde den Pächtern ausdrücklich aufgegeben, kein
anderes Brennmaterial als Stammholz zu verwenden. Dadurch nahm
die Verwüstung der Wälder Irlands solche Dimensionen an, dass am
Schluss des Jahrhunderts das englische Parlament einschreiten musste
und ein Schutzgesetz erliess, um der gänzlichen Ausrottung der
Wälder in Irland entgegenzutreten.

So war durch ein unsinniges Raubsystem der Waldreichtum
Irlands binnen einem Jahrhundert vernichtet worden. Die kurze
Blüte einer irländischen Eisenindustrie war wie ein Traum vergangen.

In England war schon längst der Holzmangel zu einem Not-
stand geworden. Alle Gesetze der Königin Elisabeth hatten die fort-
schreitende Entwaldung nicht aufhalten können. Der grösste Holz-
verschlinger war die Eisenindustrie. Notschreie ertönten von allen
Seiten; so wird z. B. in einer Abhandlung aus dem Jahre 1629 "ein
Bericht über einige Missbräuche begangen gegen die bürgerliche Ge-
sellschaft, insbesondere aufgesetzt für die Grafschaft Durham", die
Holzverschwendung als der grösste Missbrauch verurteilt. "Da ist ein
Mann", heisst es an einer Stelle, "dessen Wohnung innerhalb 20 Meilen
von der Stadt Durham gelegen ist, welcher in seinem Leben über
30000 Eichen ohne Berücksichtigung des Unterholzes niedergeschlagen

England im 17. Jahrhundert.
fanden die Ansiedler, die ihn zuerst ausgeholzt hatten, das frei-
gewordene Land für vorzüglich geeignet für Weideland und dachten
nicht an die Erhaltung des Waldes.

Sir William Petty erwähnt in seiner „Politischen Anatomie von
Irland“, daſs 1672 in Irland 1000 Tonnen Eisen dargestellt wurden,
welche 2000 Männern und Weibern Beschäftigung gewährten, und daſs
es 6600 Eisenschmieden oder, wie er meint, noch ein Fünftel mehr im
Lande gäbe und daſs die Zahl aller durch dieselben beschäftigten
Männer und Weiber sich auf 22500 beliefe.

Im achten Jahr Wilhelms III. (1697) wurden die Zölle auf Stab-
und Zaineisen von Irland, wegen der bedrängten Lage der irländischen
Industrie, aufgehoben. Diese Aufhebung des Zolls hatte eine groſse
Nachfrage nach irländischem Stammholz zur Folge, welches nach den
englischen Zollregistern (Book of Rates) zum Preise von 13 Sh. 4 Pf. die
Tonne eingeführt und deshalb ebenfalls wohl kaum mehr einem Zoll
unterworfen war. Die ungeordneten Zustände Irlands und die Zuflucht,
welche die Waldungen Verbrechern, Räubern und allen denen, die
der Regierung feindlich gesinnt waren, darboten, machten die Grund-
besitzer ebenfalls gleichgültig gegen die Erhaltung der Wälder oder
fast, wie es scheint, feindlich ihrem Bestehen, denn in vielen alten
Pachtverträgen wurde den Pächtern ausdrücklich aufgegeben, kein
anderes Brennmaterial als Stammholz zu verwenden. Dadurch nahm
die Verwüstung der Wälder Irlands solche Dimensionen an, daſs am
Schluſs des Jahrhunderts das englische Parlament einschreiten muſste
und ein Schutzgesetz erlieſs, um der gänzlichen Ausrottung der
Wälder in Irland entgegenzutreten.

So war durch ein unsinniges Raubsystem der Waldreichtum
Irlands binnen einem Jahrhundert vernichtet worden. Die kurze
Blüte einer irländischen Eisenindustrie war wie ein Traum vergangen.

In England war schon längst der Holzmangel zu einem Not-
stand geworden. Alle Gesetze der Königin Elisabeth hatten die fort-
schreitende Entwaldung nicht aufhalten können. Der gröſste Holz-
verschlinger war die Eisenindustrie. Notschreie ertönten von allen
Seiten; so wird z. B. in einer Abhandlung aus dem Jahre 1629 „ein
Bericht über einige Miſsbräuche begangen gegen die bürgerliche Ge-
sellschaft, insbesondere aufgesetzt für die Grafschaft Durham“, die
Holzverschwendung als der gröſste Miſsbrauch verurteilt. „Da ist ein
Mann“, heiſst es an einer Stelle, „dessen Wohnung innerhalb 20 Meilen
von der Stadt Durham gelegen ist, welcher in seinem Leben über
30000 Eichen ohne Berücksichtigung des Unterholzes niedergeschlagen

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[1246/1268] England im 17. Jahrhundert. fanden die Ansiedler, die ihn zuerst ausgeholzt hatten, das frei- gewordene Land für vorzüglich geeignet für Weideland und dachten nicht an die Erhaltung des Waldes. Sir William Petty erwähnt in seiner „Politischen Anatomie von Irland“, daſs 1672 in Irland 1000 Tonnen Eisen dargestellt wurden, welche 2000 Männern und Weibern Beschäftigung gewährten, und daſs es 6600 Eisenschmieden oder, wie er meint, noch ein Fünftel mehr im Lande gäbe und daſs die Zahl aller durch dieselben beschäftigten Männer und Weiber sich auf 22500 beliefe. Im achten Jahr Wilhelms III. (1697) wurden die Zölle auf Stab- und Zaineisen von Irland, wegen der bedrängten Lage der irländischen Industrie, aufgehoben. Diese Aufhebung des Zolls hatte eine groſse Nachfrage nach irländischem Stammholz zur Folge, welches nach den englischen Zollregistern (Book of Rates) zum Preise von 13 Sh. 4 Pf. die Tonne eingeführt und deshalb ebenfalls wohl kaum mehr einem Zoll unterworfen war. Die ungeordneten Zustände Irlands und die Zuflucht, welche die Waldungen Verbrechern, Räubern und allen denen, die der Regierung feindlich gesinnt waren, darboten, machten die Grund- besitzer ebenfalls gleichgültig gegen die Erhaltung der Wälder oder fast, wie es scheint, feindlich ihrem Bestehen, denn in vielen alten Pachtverträgen wurde den Pächtern ausdrücklich aufgegeben, kein anderes Brennmaterial als Stammholz zu verwenden. Dadurch nahm die Verwüstung der Wälder Irlands solche Dimensionen an, daſs am Schluſs des Jahrhunderts das englische Parlament einschreiten muſste und ein Schutzgesetz erlieſs, um der gänzlichen Ausrottung der Wälder in Irland entgegenzutreten. So war durch ein unsinniges Raubsystem der Waldreichtum Irlands binnen einem Jahrhundert vernichtet worden. Die kurze Blüte einer irländischen Eisenindustrie war wie ein Traum vergangen. In England war schon längst der Holzmangel zu einem Not- stand geworden. Alle Gesetze der Königin Elisabeth hatten die fort- schreitende Entwaldung nicht aufhalten können. Der gröſste Holz- verschlinger war die Eisenindustrie. Notschreie ertönten von allen Seiten; so wird z. B. in einer Abhandlung aus dem Jahre 1629 „ein Bericht über einige Miſsbräuche begangen gegen die bürgerliche Ge- sellschaft, insbesondere aufgesetzt für die Grafschaft Durham“, die Holzverschwendung als der gröſste Miſsbrauch verurteilt. „Da ist ein Mann“, heiſst es an einer Stelle, „dessen Wohnung innerhalb 20 Meilen von der Stadt Durham gelegen ist, welcher in seinem Leben über 30000 Eichen ohne Berücksichtigung des Unterholzes niedergeschlagen

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 1246. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/1268>, abgerufen am 26.11.2024.