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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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England im 17. Jahrhundert.

Trotz des Überflusses an Holz, der Nähe der Bergwerke, der
Bequemlichkeiten des Wassertransportes, sind die Kosten des Baues
und Betriebes eines Eisenwerkes doch gross, wegen der grossen Zahl
von Arbeitern, die dazu nötig sind: als Holzhacker, Säger, Zimmer-
leute, Schmiede, Maurer, Balgmacher mit allen ihren Geräten zur
Einrichtung und Erhaltung der Hütte; ferner von Wasserknechten,
welche die Wassergräben in Ordnung halten, Korbmachern, um die
Aufgabekörbe zu machen und zu unterhalten, Schiffsbauer und Schiffs-
knechte, um die Bote zu machen und zu fahren, Bergleute (diggers)
in den Gruben, Schlepper, die das Erz fahren, Köhler, um die Holz-
kohle zu machen, Fuhrleute (Corders), um sie nach der Hütte zu
bringen; Aufgeber, um die Gichten zu setzen, Ofenarbeiter, welche
das Schmelzwerk beaufsichtigen, Asche und Schlacke ausbrechen und
das flüssige Metall zur rechten Zeit abstechen. Frischer, Hammer-
schmiede und verschiedene Arbeiter, die da und dort helfen müssen.

Von all diesen verschiedenen Arten von Leuten unterhielt Sir
Charles Coote der Ältere, jener eifrige, berühmte Krieger in dem
letzten Krieg gegen die irischen Rebellen (in welchem er, nach
manchen ruhmvollen Thaten im ersten Jahr desselben sein Leben
verlor), immer 2500 bis 2600 auf seinen Eisenwerken, deren er drei
besass, woraus leicht die Höhe des Anlagekapitals und der Unter-
haltungskosten der Eisenwerke ermessen werden kann: aber bei alle-
dem zogen die Besitzer grossen Gewinn daraus, in der Regel nicht
weniger als 40 Proz.

Bei der allgemeinen Zerstörung alles englischen Eigentums durch
die Rebellen 1641 wurden beinahe alle Eisenwerke zerstört; nur in
der Nähe des Long Conn in der Grafschaft Mayo blieben wertvolle
Eisenwerke erhalten, die denn auch ihren Betrieb fortsetzten, solange
sie Brennmaterial beziehen konnten.

In einer späteren Periode, um das Jahr 1660, errichtete Sir
William Petty grosse Eisenwerke bei dem Dorfe Blackstones in der
Grafschaft Kerry; diese Werke waren bis gegen die Mitte des 18.Jahr-
hunderts in Betrieb; nachdem aber alles Stammholz der Nachbar-
schaft erschöpft war, kamen sie zum Erliegen. Es scheint etwas auf-
fallend -- bemerkt der englische Berichterstatter --, dass Sir William
Petty nicht mehr darauf bedacht war, durch Hägung und Nachzucht
von Unterholz seine Waldungen zu erhalten, wie es in Schweden und
anderen Ländern, wo Eisenindustrie betrieben wird, geschieht, in
denen für einen regelmässigen Nachwuchs von Unterholz gesorgt wird;
aber da diese Wälder auf dem besten, trockensten Boden wuchsen, so

England im 17. Jahrhundert.

Trotz des Überflusses an Holz, der Nähe der Bergwerke, der
Bequemlichkeiten des Wassertransportes, sind die Kosten des Baues
und Betriebes eines Eisenwerkes doch groſs, wegen der groſsen Zahl
von Arbeitern, die dazu nötig sind: als Holzhacker, Säger, Zimmer-
leute, Schmiede, Maurer, Balgmacher mit allen ihren Geräten zur
Einrichtung und Erhaltung der Hütte; ferner von Wasserknechten,
welche die Wassergräben in Ordnung halten, Korbmachern, um die
Aufgabekörbe zu machen und zu unterhalten, Schiffsbauer und Schiffs-
knechte, um die Bote zu machen und zu fahren, Bergleute (diggers)
in den Gruben, Schlepper, die das Erz fahren, Köhler, um die Holz-
kohle zu machen, Fuhrleute (Corders), um sie nach der Hütte zu
bringen; Aufgeber, um die Gichten zu setzen, Ofenarbeiter, welche
das Schmelzwerk beaufsichtigen, Asche und Schlacke ausbrechen und
das flüssige Metall zur rechten Zeit abstechen. Frischer, Hammer-
schmiede und verschiedene Arbeiter, die da und dort helfen müssen.

Von all diesen verschiedenen Arten von Leuten unterhielt Sir
Charles Coote der Ältere, jener eifrige, berühmte Krieger in dem
letzten Krieg gegen die irischen Rebellen (in welchem er, nach
manchen ruhmvollen Thaten im ersten Jahr desselben sein Leben
verlor), immer 2500 bis 2600 auf seinen Eisenwerken, deren er drei
besaſs, woraus leicht die Höhe des Anlagekapitals und der Unter-
haltungskosten der Eisenwerke ermessen werden kann: aber bei alle-
dem zogen die Besitzer groſsen Gewinn daraus, in der Regel nicht
weniger als 40 Proz.

Bei der allgemeinen Zerstörung alles englischen Eigentums durch
die Rebellen 1641 wurden beinahe alle Eisenwerke zerstört; nur in
der Nähe des Long Conn in der Grafschaft Mayo blieben wertvolle
Eisenwerke erhalten, die denn auch ihren Betrieb fortsetzten, solange
sie Brennmaterial beziehen konnten.

In einer späteren Periode, um das Jahr 1660, errichtete Sir
William Petty groſse Eisenwerke bei dem Dorfe Blackstones in der
Grafschaft Kerry; diese Werke waren bis gegen die Mitte des 18.Jahr-
hunderts in Betrieb; nachdem aber alles Stammholz der Nachbar-
schaft erschöpft war, kamen sie zum Erliegen. Es scheint etwas auf-
fallend — bemerkt der englische Berichterstatter —, daſs Sir William
Petty nicht mehr darauf bedacht war, durch Hägung und Nachzucht
von Unterholz seine Waldungen zu erhalten, wie es in Schweden und
anderen Ländern, wo Eisenindustrie betrieben wird, geschieht, in
denen für einen regelmäſsigen Nachwuchs von Unterholz gesorgt wird;
aber da diese Wälder auf dem besten, trockensten Boden wuchsen, so

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[1245/1267] England im 17. Jahrhundert. Trotz des Überflusses an Holz, der Nähe der Bergwerke, der Bequemlichkeiten des Wassertransportes, sind die Kosten des Baues und Betriebes eines Eisenwerkes doch groſs, wegen der groſsen Zahl von Arbeitern, die dazu nötig sind: als Holzhacker, Säger, Zimmer- leute, Schmiede, Maurer, Balgmacher mit allen ihren Geräten zur Einrichtung und Erhaltung der Hütte; ferner von Wasserknechten, welche die Wassergräben in Ordnung halten, Korbmachern, um die Aufgabekörbe zu machen und zu unterhalten, Schiffsbauer und Schiffs- knechte, um die Bote zu machen und zu fahren, Bergleute (diggers) in den Gruben, Schlepper, die das Erz fahren, Köhler, um die Holz- kohle zu machen, Fuhrleute (Corders), um sie nach der Hütte zu bringen; Aufgeber, um die Gichten zu setzen, Ofenarbeiter, welche das Schmelzwerk beaufsichtigen, Asche und Schlacke ausbrechen und das flüssige Metall zur rechten Zeit abstechen. Frischer, Hammer- schmiede und verschiedene Arbeiter, die da und dort helfen müssen. Von all diesen verschiedenen Arten von Leuten unterhielt Sir Charles Coote der Ältere, jener eifrige, berühmte Krieger in dem letzten Krieg gegen die irischen Rebellen (in welchem er, nach manchen ruhmvollen Thaten im ersten Jahr desselben sein Leben verlor), immer 2500 bis 2600 auf seinen Eisenwerken, deren er drei besaſs, woraus leicht die Höhe des Anlagekapitals und der Unter- haltungskosten der Eisenwerke ermessen werden kann: aber bei alle- dem zogen die Besitzer groſsen Gewinn daraus, in der Regel nicht weniger als 40 Proz. Bei der allgemeinen Zerstörung alles englischen Eigentums durch die Rebellen 1641 wurden beinahe alle Eisenwerke zerstört; nur in der Nähe des Long Conn in der Grafschaft Mayo blieben wertvolle Eisenwerke erhalten, die denn auch ihren Betrieb fortsetzten, solange sie Brennmaterial beziehen konnten. In einer späteren Periode, um das Jahr 1660, errichtete Sir William Petty groſse Eisenwerke bei dem Dorfe Blackstones in der Grafschaft Kerry; diese Werke waren bis gegen die Mitte des 18.Jahr- hunderts in Betrieb; nachdem aber alles Stammholz der Nachbar- schaft erschöpft war, kamen sie zum Erliegen. Es scheint etwas auf- fallend — bemerkt der englische Berichterstatter —, daſs Sir William Petty nicht mehr darauf bedacht war, durch Hägung und Nachzucht von Unterholz seine Waldungen zu erhalten, wie es in Schweden und anderen Ländern, wo Eisenindustrie betrieben wird, geschieht, in denen für einen regelmäſsigen Nachwuchs von Unterholz gesorgt wird; aber da diese Wälder auf dem besten, trockensten Boden wuchsen, so

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 1245. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/1267>, abgerufen am 26.11.2024.