blieben, und zwar in zwei Lagen übereinander, so dass in einer Haifel- tonne die doppelte Zahl Bleche sich befand. Nach 24 Stunden wurde umgesetzt, so dass die obere Lage unten hin kam. Hierauf kamen sie in die Riesstonne, welche mit reinem, kaltem Wasser gefüllt war, um sie abzuwaschen und Rostbildung zu verhindern. Der Schrot in den Beiztonnen musste täglich zweimal umgerührt werden, weil er sonst nicht gehörig wirkte, auch mussten die Bleche, die zu fest auf- einander lagen, voneinander gebogen werden, um ein gleichförmiges Beizen zu bewirken. Alle 14 Tage wurde die alte Beize, welche am meisten angegriffen wurde und die Bleche vom gröbsten Glühspan, sowie vom Thon des Hahnebreies befreien musste, weggethan und die neue Beize zur alten genommen, welche noch 1/12 Scheffel Nachsatz von Schrot bekam und wieder 14 Tage als alte Beize gebraucht wurde, so dass sie vier Wochen, nämlich 14 Tage als neue und 14 Tage als alte Beize diente. Wenn nach 14 Tagen die neue Beize angesetzt wurde, musste aus dem Haifel etwas Grund zum Gären ge- nommen werden, wogegen er 1/12 Scheffel Nachsatz von Schrot erhielt und beständig gebraucht wurde.
Aus der Riesstonne kamen die Bleche zur Reibebank, wo sie mit Sand so lange gescheuert wurden, bis sie ganz blank waren, worauf sie wieder in reines Wasser gelegt wurden, bis man sie verzinnte.
Das Verzinnen geschah in einer Pfanne, welche etwa 0,54 m lang, 0,42 m breit und 0,54 m tief war. Sie wurde von Gussplatten zusammengesetzt und in die Mitte des Zinnofens eingemauert, wo sie frei über der Flamme hing, welche vom Rost in die Höhe schlug und die Pfanne von allen Seiten umspielte. Auf dem Herde lagen vier geneigte Eisenplatten, welche das abtropfende Zinn der Pfanne wieder zuführten. Die Zinnpfanne konnte durch ein senkrecht hineinzustellen- des Blech -- das sogenannte Einhaltblech -- in zwei Räume, einen grösseren und einen kleineren, abgeteilt werden.
Die richtige Temperatur des Zinns zu treffen, war sehr wichtig, weil das zu dicke Zinn nicht haftete und das zu heisse rasch ab- floss und eine schlechte Verzinnung gab. Zum Verzinnen wurde die Pfanne mit 500 bis 600 kg Zinn gefüllt und fortwährend geschmolzener Talg darüber erhalten, damit sich das Zinn auf der Oberfläche nicht oxydierte. Hatte das Zinn die gehörige Flüssigkeit erlangt, so trug der Verzinner einen Satz von 180 oder 200 Blatt Dünneisen auf der hohen Kante in die Pfanne, zog die Bleche in Bündeln von 20 bis 25 Blatt (Böstel) nach und nach wieder heraus und kühlte sie in einem mit Wasser gefüllten Gefässe. Diese Arbeit hiess das Ein-
Die Weiſsblechfabrikation im 17. Jahrhundert.
blieben, und zwar in zwei Lagen übereinander, so daſs in einer Haifel- tonne die doppelte Zahl Bleche sich befand. Nach 24 Stunden wurde umgesetzt, so daſs die obere Lage unten hin kam. Hierauf kamen sie in die Rieſstonne, welche mit reinem, kaltem Wasser gefüllt war, um sie abzuwaschen und Rostbildung zu verhindern. Der Schrot in den Beiztonnen muſste täglich zweimal umgerührt werden, weil er sonst nicht gehörig wirkte, auch muſsten die Bleche, die zu fest auf- einander lagen, voneinander gebogen werden, um ein gleichförmiges Beizen zu bewirken. Alle 14 Tage wurde die alte Beize, welche am meisten angegriffen wurde und die Bleche vom gröbsten Glühspan, sowie vom Thon des Hahnebreies befreien muſste, weggethan und die neue Beize zur alten genommen, welche noch 1/12 Scheffel Nachsatz von Schrot bekam und wieder 14 Tage als alte Beize gebraucht wurde, so daſs sie vier Wochen, nämlich 14 Tage als neue und 14 Tage als alte Beize diente. Wenn nach 14 Tagen die neue Beize angesetzt wurde, muſste aus dem Haifel etwas Grund zum Gären ge- nommen werden, wogegen er 1/12 Scheffel Nachsatz von Schrot erhielt und beständig gebraucht wurde.
Aus der Rieſstonne kamen die Bleche zur Reibebank, wo sie mit Sand so lange gescheuert wurden, bis sie ganz blank waren, worauf sie wieder in reines Wasser gelegt wurden, bis man sie verzinnte.
Das Verzinnen geschah in einer Pfanne, welche etwa 0,54 m lang, 0,42 m breit und 0,54 m tief war. Sie wurde von Guſsplatten zusammengesetzt und in die Mitte des Zinnofens eingemauert, wo sie frei über der Flamme hing, welche vom Rost in die Höhe schlug und die Pfanne von allen Seiten umspielte. Auf dem Herde lagen vier geneigte Eisenplatten, welche das abtropfende Zinn der Pfanne wieder zuführten. Die Zinnpfanne konnte durch ein senkrecht hineinzustellen- des Blech — das sogenannte Einhaltblech — in zwei Räume, einen gröſseren und einen kleineren, abgeteilt werden.
Die richtige Temperatur des Zinns zu treffen, war sehr wichtig, weil das zu dicke Zinn nicht haftete und das zu heiſse rasch ab- floſs und eine schlechte Verzinnung gab. Zum Verzinnen wurde die Pfanne mit 500 bis 600 kg Zinn gefüllt und fortwährend geschmolzener Talg darüber erhalten, damit sich das Zinn auf der Oberfläche nicht oxydierte. Hatte das Zinn die gehörige Flüssigkeit erlangt, so trug der Verzinner einen Satz von 180 oder 200 Blatt Dünneisen auf der hohen Kante in die Pfanne, zog die Bleche in Bündeln von 20 bis 25 Blatt (Böstel) nach und nach wieder heraus und kühlte sie in einem mit Wasser gefüllten Gefäſse. Diese Arbeit hieſs das Ein-
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Die Weiſsblechfabrikation im 17. Jahrhundert.
blieben, und zwar in zwei Lagen übereinander, so daſs in einer Haifel-
tonne die doppelte Zahl Bleche sich befand. Nach 24 Stunden wurde
umgesetzt, so daſs die obere Lage unten hin kam. Hierauf kamen
sie in die Rieſstonne, welche mit reinem, kaltem Wasser gefüllt war,
um sie abzuwaschen und Rostbildung zu verhindern. Der Schrot in
den Beiztonnen muſste täglich zweimal umgerührt werden, weil er
sonst nicht gehörig wirkte, auch muſsten die Bleche, die zu fest auf-
einander lagen, voneinander gebogen werden, um ein gleichförmiges
Beizen zu bewirken. Alle 14 Tage wurde die alte Beize, welche am
meisten angegriffen wurde und die Bleche vom gröbsten Glühspan,
sowie vom Thon des Hahnebreies befreien muſste, weggethan und die
neue Beize zur alten genommen, welche noch 1/12 Scheffel Nachsatz
von Schrot bekam und wieder 14 Tage als alte Beize gebraucht
wurde, so daſs sie vier Wochen, nämlich 14 Tage als neue und
14 Tage als alte Beize diente. Wenn nach 14 Tagen die neue Beize
angesetzt wurde, muſste aus dem Haifel etwas Grund zum Gären ge-
nommen werden, wogegen er 1/12 Scheffel Nachsatz von Schrot erhielt
und beständig gebraucht wurde.
Aus der Rieſstonne kamen die Bleche zur Reibebank, wo sie mit
Sand so lange gescheuert wurden, bis sie ganz blank waren, worauf
sie wieder in reines Wasser gelegt wurden, bis man sie verzinnte.
Das Verzinnen geschah in einer Pfanne, welche etwa 0,54 m
lang, 0,42 m breit und 0,54 m tief war. Sie wurde von Guſsplatten
zusammengesetzt und in die Mitte des Zinnofens eingemauert, wo sie
frei über der Flamme hing, welche vom Rost in die Höhe schlug und
die Pfanne von allen Seiten umspielte. Auf dem Herde lagen vier
geneigte Eisenplatten, welche das abtropfende Zinn der Pfanne wieder
zuführten. Die Zinnpfanne konnte durch ein senkrecht hineinzustellen-
des Blech — das sogenannte Einhaltblech — in zwei Räume, einen
gröſseren und einen kleineren, abgeteilt werden.
Die richtige Temperatur des Zinns zu treffen, war sehr wichtig,
weil das zu dicke Zinn nicht haftete und das zu heiſse rasch ab-
floſs und eine schlechte Verzinnung gab. Zum Verzinnen wurde die
Pfanne mit 500 bis 600 kg Zinn gefüllt und fortwährend geschmolzener
Talg darüber erhalten, damit sich das Zinn auf der Oberfläche nicht
oxydierte. Hatte das Zinn die gehörige Flüssigkeit erlangt, so trug
der Verzinner einen Satz von 180 oder 200 Blatt Dünneisen auf der
hohen Kante in die Pfanne, zog die Bleche in Bündeln von 20 bis
25 Blatt (Böstel) nach und nach wieder heraus und kühlte sie in
einem mit Wasser gefüllten Gefäſse. Diese Arbeit hieſs das Ein-
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 983. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/1005>, abgerufen am 22.11.2024.
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