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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Geschützguss.
sehr teuer und erfordere ausserdem eine bedeutende Menge Bronze.
Darauf befahl Mahomed sogleich, dass ihnen alles Nötige verabreicht
werde, und sie ihrerseits stellten eine Maschine (Kanone) her, welche
so schrecklich anzuschauen war, dass, wer sie nicht gesehen, nicht
daran glauben wollte. Ich werde nun die Art der Anfertigung, die
Abmessungen und den Gebrauch beschreiben. Die Kanone wurde
folgendermassen gegossen."

"Man nahm eine grosse Menge sehr fetten und dabei möglichst
reinen Thones; derselbe wurde einige Tage lang geknetet und zur
Erzielung grösserer Zähigkeit mit Fett, Haaren u. s. w. versetzt. Alles
dies arbeitete man gut durcheinander und stellte so eine feste und
zähe Masse her, aus welcher ein Cylinder von der Form einer Flöte
(en forme de flaute) und von grosser Länge gebildet ward. Dies war
der Kern für die zum Geschützguss bestimmte Form. Derselbe hatte
eine Länge von 40 Palmen (32 Fuss), sein vorderer Teil mass ungefähr
12 Palmen (91/2 Fuss) im Umkreise, während der Umfang des Kerns
hinten, für die zur Aufnahme des Krautes (l'herbe) bestimmte Kammer
circa 4 Palmen (3 1/5 Fuss) oder etwas weniger betrug; d. h. derselbe
machte ein Drittel des Umfanges der Seele aus, was genau mit den
Regeln für das Verhältnis der übrigen Rohrteile übereinstimmte."

"Gleichzeitig wurde auch die äussere Form angefertigt (in welcher
das Geschütz gegossen werden sollte) und innerlich mit einer, zur
Aufstellung des Kerns bestimmten Höhlung versehen. Auch ist zu
erwähnen, dass dieselbe so weit war, dass zwischen ihren Wänden und
dem Kern ein freier Zwischenraum bestand. Der Durchmesser des
letztern war in der ganzen Länge der Form derselbe, und die Dicke
der Geschützwände betrug beim Ausfüllen dieses freien Raumes mit
Metall über 1 Palme (91/2 Zoll), der innere Teil der Form war aus
demselben Thone wie der Kern angefertigt; die ganze Form wurde
äusserlich durch Eisen, Holz, Erde und Steine verstärkt, um dieselbe
zum Aushalten zu befähigen und nicht unter der ungeheuren Menge
des eingegossenen Metalls brechen zu lassen."

"Hierauf erbaute man zu beiden Seiten der Form zwei Öfen, aus
welchen der Guss erfolgen sollte. Die Öfen wurden sehr dauerhaft
hergestellt, innerlich mit Ziegelsteinen ausgelegt und mit sehr fettem
und gut durchgearbeitetem Thon verschmiert; äusserlich führte man
sie aus grossen, behauenen Steinen auf und verband dieselben, zur
Erzielung eines festen Zusammenhanges, durch Zement und ähnliche
Stoffe. In diese Öfen wurden 1500 Talente (ungefähr 650 Ztr.) Kupfer
und Zinn eingebracht, auf allen Seiten mit Brennholz und Kohlen

Geschützguſs.
sehr teuer und erfordere auſserdem eine bedeutende Menge Bronze.
Darauf befahl Mahomed sogleich, daſs ihnen alles Nötige verabreicht
werde, und sie ihrerseits stellten eine Maschine (Kanone) her, welche
so schrecklich anzuschauen war, daſs, wer sie nicht gesehen, nicht
daran glauben wollte. Ich werde nun die Art der Anfertigung, die
Abmessungen und den Gebrauch beschreiben. Die Kanone wurde
folgendermaſsen gegossen.“

„Man nahm eine groſse Menge sehr fetten und dabei möglichst
reinen Thones; derselbe wurde einige Tage lang geknetet und zur
Erzielung gröſserer Zähigkeit mit Fett, Haaren u. s. w. versetzt. Alles
dies arbeitete man gut durcheinander und stellte so eine feste und
zähe Masse her, aus welcher ein Cylinder von der Form einer Flöte
(en forme de flûte) und von groſser Länge gebildet ward. Dies war
der Kern für die zum Geschützguſs bestimmte Form. Derselbe hatte
eine Länge von 40 Palmen (32 Fuſs), sein vorderer Teil maſs ungefähr
12 Palmen (9½ Fuſs) im Umkreise, während der Umfang des Kerns
hinten, für die zur Aufnahme des Krautes (l’herbe) bestimmte Kammer
circa 4 Palmen (3⅕ Fuſs) oder etwas weniger betrug; d. h. derselbe
machte ein Drittel des Umfanges der Seele aus, was genau mit den
Regeln für das Verhältnis der übrigen Rohrteile übereinstimmte.“

„Gleichzeitig wurde auch die äuſsere Form angefertigt (in welcher
das Geschütz gegossen werden sollte) und innerlich mit einer, zur
Aufstellung des Kerns bestimmten Höhlung versehen. Auch ist zu
erwähnen, daſs dieselbe so weit war, daſs zwischen ihren Wänden und
dem Kern ein freier Zwischenraum bestand. Der Durchmesser des
letztern war in der ganzen Länge der Form derselbe, und die Dicke
der Geschützwände betrug beim Ausfüllen dieses freien Raumes mit
Metall über 1 Palme (9½ Zoll), der innere Teil der Form war aus
demselben Thone wie der Kern angefertigt; die ganze Form wurde
äuſserlich durch Eisen, Holz, Erde und Steine verstärkt, um dieselbe
zum Aushalten zu befähigen und nicht unter der ungeheuren Menge
des eingegossenen Metalls brechen zu lassen.“

„Hierauf erbaute man zu beiden Seiten der Form zwei Öfen, aus
welchen der Guſs erfolgen sollte. Die Öfen wurden sehr dauerhaft
hergestellt, innerlich mit Ziegelsteinen ausgelegt und mit sehr fettem
und gut durchgearbeitetem Thon verschmiert; äuſserlich führte man
sie aus groſsen, behauenen Steinen auf und verband dieselben, zur
Erzielung eines festen Zusammenhanges, durch Zement und ähnliche
Stoffe. In diese Öfen wurden 1500 Talente (ungefähr 650 Ztr.) Kupfer
und Zinn eingebracht, auf allen Seiten mit Brennholz und Kohlen

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[940/0962] Geschützguſs. sehr teuer und erfordere auſserdem eine bedeutende Menge Bronze. Darauf befahl Mahomed sogleich, daſs ihnen alles Nötige verabreicht werde, und sie ihrerseits stellten eine Maschine (Kanone) her, welche so schrecklich anzuschauen war, daſs, wer sie nicht gesehen, nicht daran glauben wollte. Ich werde nun die Art der Anfertigung, die Abmessungen und den Gebrauch beschreiben. Die Kanone wurde folgendermaſsen gegossen.“ „Man nahm eine groſse Menge sehr fetten und dabei möglichst reinen Thones; derselbe wurde einige Tage lang geknetet und zur Erzielung gröſserer Zähigkeit mit Fett, Haaren u. s. w. versetzt. Alles dies arbeitete man gut durcheinander und stellte so eine feste und zähe Masse her, aus welcher ein Cylinder von der Form einer Flöte (en forme de flûte) und von groſser Länge gebildet ward. Dies war der Kern für die zum Geschützguſs bestimmte Form. Derselbe hatte eine Länge von 40 Palmen (32 Fuſs), sein vorderer Teil maſs ungefähr 12 Palmen (9½ Fuſs) im Umkreise, während der Umfang des Kerns hinten, für die zur Aufnahme des Krautes (l’herbe) bestimmte Kammer circa 4 Palmen (3⅕ Fuſs) oder etwas weniger betrug; d. h. derselbe machte ein Drittel des Umfanges der Seele aus, was genau mit den Regeln für das Verhältnis der übrigen Rohrteile übereinstimmte.“ „Gleichzeitig wurde auch die äuſsere Form angefertigt (in welcher das Geschütz gegossen werden sollte) und innerlich mit einer, zur Aufstellung des Kerns bestimmten Höhlung versehen. Auch ist zu erwähnen, daſs dieselbe so weit war, daſs zwischen ihren Wänden und dem Kern ein freier Zwischenraum bestand. Der Durchmesser des letztern war in der ganzen Länge der Form derselbe, und die Dicke der Geschützwände betrug beim Ausfüllen dieses freien Raumes mit Metall über 1 Palme (9½ Zoll), der innere Teil der Form war aus demselben Thone wie der Kern angefertigt; die ganze Form wurde äuſserlich durch Eisen, Holz, Erde und Steine verstärkt, um dieselbe zum Aushalten zu befähigen und nicht unter der ungeheuren Menge des eingegossenen Metalls brechen zu lassen.“ „Hierauf erbaute man zu beiden Seiten der Form zwei Öfen, aus welchen der Guſs erfolgen sollte. Die Öfen wurden sehr dauerhaft hergestellt, innerlich mit Ziegelsteinen ausgelegt und mit sehr fettem und gut durchgearbeitetem Thon verschmiert; äuſserlich führte man sie aus groſsen, behauenen Steinen auf und verband dieselben, zur Erzielung eines festen Zusammenhanges, durch Zement und ähnliche Stoffe. In diese Öfen wurden 1500 Talente (ungefähr 650 Ztr.) Kupfer und Zinn eingebracht, auf allen Seiten mit Brennholz und Kohlen

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 940. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/962>, abgerufen am 25.11.2024.