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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Geschützguss.
Sache in etwas besser nachgedacht und das Eisen zu schmelzen und
gegossene Stücke zu verfertigen angefangen."

Wir besitzen keine Beschreibung der Technik des Eisengusses aus
dem 15. Jahrhundert. Es ist uns aber auf eigentümliche Weise eine
Schilderung des Gusses von Bronzekanonen aus diesem Jahrhundert
erhalten, die hier umsomehr wiedergegeben werden darf, als der Guss
der Eisenkanonen durchaus auf den älteren Erfahrungen des Bronze-
gusses sich stützte.

Guss der Kanonen Mahomeds II.

Geschütze 1) von gewaltiger Grösse, die zum Teil erst an Ort und
Stelle gefertigt wurden, bildeten einen wesentlichen Teil der türkischen
Kriegskunst und es wurden deren bis ins 16. Jahrhundert hinein ge-
gossen. Insbesondere knüpft sich an eine Anzahl derselben der Name
Mahomeds II., des Eroberers von Konstantinopel. Das Interesse, welches
sich damals schon an diese Geschütze knüpfte, hat ältere Aufzeich-
nungen hervorgerufen, und wir sind in der Lage, über einige, während
der Belagerung von Konstantinopel gegossene, eingehendere Mitteilun-
gen zu machen, die von einem Zeitgenossen, einem Griechen Namens
Kritobulos, herrühren 2).

"Nachdem Mahomed II. seine Truppen rings um Konstantinopel
aufgestellt hatte (1452), berief er die Befehlshaber seiner Artillerie zu
sich und besprach mit ihnen die Geschütze, die Belagerung, sowie die
Notwendigkeit derart zu verfahren, dass man möglichst rasch die Stadt-
mauern niederlege. Die Artilleristen antworteten, dass es nicht
schwierig sei, eine Bresche herzustellen, wenn sie nur andere, ihren
Abmessungen nach zur Niederwerfung und Zertrümmerung der Mauern
geeignetere Geschütze hätten. Indessen sei der Guss solcher Geschütze

1) Quellen zur Geschichte der Feuerwaffen, herausgegeben vom germanischen
Museum, Leipzig, F. A. Brockhaus 1877, S. 34 etc.
2) Wir müssen dabei freilich
bemerken, dass dieselbe grosse Umwege zu uns gemacht hat. Nachdem sie ver-
schiedene Male von einer Sprache in die andere nachübersetzt worden ist, liegt
uns die letzte deutsche Übersetzung vor in der Broschüre: Pfister, R., Monstre-
Geschütze der Vorzeit. Aus dem Russischen übersetzt. Kassel und Leipzig 1870,
Luckhardtsche Verlagshdl., S. 10 ff. Die modernen technischen Ausdrücke sind
natürlich auf dem Umwege der verschiedenen Übersetzungen in den Text ge-
kommen. Ohne Vergleich des griechischen Originals lassen sie sich nicht beseiti-
gen. Immerhin hat aber der Bericht auch in dieser Form so viel technisches
Interesse, dass wir auf dessen Wiedergabe nicht verzichten können.

Geschützguſs.
Sache in etwas besser nachgedacht und das Eisen zu schmelzen und
gegossene Stücke zu verfertigen angefangen.“

Wir besitzen keine Beschreibung der Technik des Eisengusses aus
dem 15. Jahrhundert. Es ist uns aber auf eigentümliche Weise eine
Schilderung des Gusses von Bronzekanonen aus diesem Jahrhundert
erhalten, die hier umsomehr wiedergegeben werden darf, als der Guſs
der Eisenkanonen durchaus auf den älteren Erfahrungen des Bronze-
gusses sich stützte.

Guſs der Kanonen Mahomeds II.

Geschütze 1) von gewaltiger Gröſse, die zum Teil erst an Ort und
Stelle gefertigt wurden, bildeten einen wesentlichen Teil der türkischen
Kriegskunst und es wurden deren bis ins 16. Jahrhundert hinein ge-
gossen. Insbesondere knüpft sich an eine Anzahl derselben der Name
Mahomeds II., des Eroberers von Konstantinopel. Das Interesse, welches
sich damals schon an diese Geschütze knüpfte, hat ältere Aufzeich-
nungen hervorgerufen, und wir sind in der Lage, über einige, während
der Belagerung von Konstantinopel gegossene, eingehendere Mitteilun-
gen zu machen, die von einem Zeitgenossen, einem Griechen Namens
Kritobulos, herrühren 2).

„Nachdem Mahomed II. seine Truppen rings um Konstantinopel
aufgestellt hatte (1452), berief er die Befehlshaber seiner Artillerie zu
sich und besprach mit ihnen die Geschütze, die Belagerung, sowie die
Notwendigkeit derart zu verfahren, daſs man möglichst rasch die Stadt-
mauern niederlege. Die Artilleristen antworteten, daſs es nicht
schwierig sei, eine Bresche herzustellen, wenn sie nur andere, ihren
Abmessungen nach zur Niederwerfung und Zertrümmerung der Mauern
geeignetere Geschütze hätten. Indessen sei der Guſs solcher Geschütze

1) Quellen zur Geschichte der Feuerwaffen, herausgegeben vom germanischen
Museum, Leipzig, F. A. Brockhaus 1877, S. 34 etc.
2) Wir müssen dabei freilich
bemerken, daſs dieselbe groſse Umwege zu uns gemacht hat. Nachdem sie ver-
schiedene Male von einer Sprache in die andere nachübersetzt worden ist, liegt
uns die letzte deutsche Übersetzung vor in der Broschüre: Pfister, R., Monstre-
Geschütze der Vorzeit. Aus dem Russischen übersetzt. Kassel und Leipzig 1870,
Luckhardtsche Verlagshdl., S. 10 ff. Die modernen technischen Ausdrücke sind
natürlich auf dem Umwege der verschiedenen Übersetzungen in den Text ge-
kommen. Ohne Vergleich des griechischen Originals lassen sie sich nicht beseiti-
gen. Immerhin hat aber der Bericht auch in dieser Form so viel technisches
Interesse, daſs wir auf dessen Wiedergabe nicht verzichten können.
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[939/0961] Geschützguſs. Sache in etwas besser nachgedacht und das Eisen zu schmelzen und gegossene Stücke zu verfertigen angefangen.“ Wir besitzen keine Beschreibung der Technik des Eisengusses aus dem 15. Jahrhundert. Es ist uns aber auf eigentümliche Weise eine Schilderung des Gusses von Bronzekanonen aus diesem Jahrhundert erhalten, die hier umsomehr wiedergegeben werden darf, als der Guſs der Eisenkanonen durchaus auf den älteren Erfahrungen des Bronze- gusses sich stützte. Guſs der Kanonen Mahomeds II. Geschütze 1) von gewaltiger Gröſse, die zum Teil erst an Ort und Stelle gefertigt wurden, bildeten einen wesentlichen Teil der türkischen Kriegskunst und es wurden deren bis ins 16. Jahrhundert hinein ge- gossen. Insbesondere knüpft sich an eine Anzahl derselben der Name Mahomeds II., des Eroberers von Konstantinopel. Das Interesse, welches sich damals schon an diese Geschütze knüpfte, hat ältere Aufzeich- nungen hervorgerufen, und wir sind in der Lage, über einige, während der Belagerung von Konstantinopel gegossene, eingehendere Mitteilun- gen zu machen, die von einem Zeitgenossen, einem Griechen Namens Kritobulos, herrühren 2). „Nachdem Mahomed II. seine Truppen rings um Konstantinopel aufgestellt hatte (1452), berief er die Befehlshaber seiner Artillerie zu sich und besprach mit ihnen die Geschütze, die Belagerung, sowie die Notwendigkeit derart zu verfahren, daſs man möglichst rasch die Stadt- mauern niederlege. Die Artilleristen antworteten, daſs es nicht schwierig sei, eine Bresche herzustellen, wenn sie nur andere, ihren Abmessungen nach zur Niederwerfung und Zertrümmerung der Mauern geeignetere Geschütze hätten. Indessen sei der Guſs solcher Geschütze 1) Quellen zur Geschichte der Feuerwaffen, herausgegeben vom germanischen Museum, Leipzig, F. A. Brockhaus 1877, S. 34 etc. 2) Wir müssen dabei freilich bemerken, daſs dieselbe groſse Umwege zu uns gemacht hat. Nachdem sie ver- schiedene Male von einer Sprache in die andere nachübersetzt worden ist, liegt uns die letzte deutsche Übersetzung vor in der Broschüre: Pfister, R., Monstre- Geschütze der Vorzeit. Aus dem Russischen übersetzt. Kassel und Leipzig 1870, Luckhardtsche Verlagshdl., S. 10 ff. Die modernen technischen Ausdrücke sind natürlich auf dem Umwege der verschiedenen Übersetzungen in den Text ge- kommen. Ohne Vergleich des griechischen Originals lassen sie sich nicht beseiti- gen. Immerhin hat aber der Bericht auch in dieser Form so viel technisches Interesse, daſs wir auf dessen Wiedergabe nicht verzichten können.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 939. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/961>, abgerufen am 25.11.2024.