künfte zu vermehren in strengerer Weise als die früheren deutschen Kaiser die Regalität alles Bergbaues für das Reich beanspruchte. Unter ihm wurde die juristische Difinition der Regalität erst "durch welsche Juristen festgestellt" 1) und er prätendirte das kaiserliche Recht auch solchen Fürsten gegenüber, die bis dahin das Bergrecht selbständig ausgeübt hatten. Dies war insbesondere das Herzogtum Bayern, wo schon vor der Zeit der fränkischen Herrschaft unter den Agilolfingern Berggewohnheiten bestanden hatten, welche von den Kaisern um so weniger abteriert wurden, nachdem die Karolinger selbst in den Besitz Bayerns gelangt waren. Jetzt aber, da Heinrich der Löwe zugleich Herzog in Sachsen und Bayern war, suchte der Kaiser seine höheren Rechte durchzusetzen und dies führte zu blutigem Zwist, aus dem allerdings der Kaiser nach schweren Kämpfen siegreich her- vorging.
Schon Kaiser Konrad belieh 1150 die Abtei Corvey mit dem ganzen Bergregal2). Von Friedrich Barbarossa existieren viele Verleihungen besonders an geistliche Stifte. Das Erzstift Trier erhielt bereits 1158 unter dem Erzbischofe Hillin das Recht, die Silberbergwerke bei Ems zu betreiben. Von jetzt ab wird auch stets das Eisen als Regal auf- geführt. 1169 verlieh Barbarossa der Abtei Tegernsee das Bergregal: Praeterea, quaecunque generantur in humo, vel quae latent sub terrae, sive sint venae salis, vel ferri vel argenti, vel cujuslibet metalli, cum carundem rerum decimis, eidem loco concedimus et corobamus 3). 1184 verlieh der Kaiser dem Kloster Seitenstetten das Bergregal "cum omni modo utilitate, quae in salis ferrive venis sive fodinis in eo repe- riri poterit". Um diese Zeit betrieb die Abtei Corvey bereits Bergbau im Ehresberg und das Bistum Münster grub im Jahre 1189 im Kruken- berg auf Silber. Von besonderem Interesse ist der Wortlaut der Be- leihung des Klosters Steingaden in Bayern durch Heinrich VI.: Prae- dium in Horne, cum piscaturis et molendinis, alpibus et venis ferri quod vulgo "Bergrecht" dicitur ac aliis ad item pertinentibus 4).
Ähnliche Verleihungen erwarben 1206 die Abtei Rott, 1218 der Bischof von Brixen; 1216 erteilte Kaiser Friedrich II. dem Grafen von Henneberg, in dessen Gebiet besonders Eisenwerke waren, das Regal. 1218 erhielt der Erzbischof von Magdeburg die "Bergfreiheit". Im Jahre 1219 erteilte Friedrich II. dem Herzog Ludwig von Bayern eine
1) Lori a. a. O. X u. II Feud. 56.
2) In einem Lehnbriefe Konrads III. werden Gold, Silber, Kupfer, Blei und Zinn unter die Regalien gerechnet (Schaten Annal. Paderborn, S. 786).
3) Dipl. apud. Hund. I, III, p. 282 und Lori X.
4) Dipl. aqud Hundium, p. 247.
Das frühe Mittelalter.
künfte zu vermehren in strengerer Weise als die früheren deutschen Kaiser die Regalität alles Bergbaues für das Reich beanspruchte. Unter ihm wurde die juristische Difinition der Regalität erst „durch welsche Juristen festgestellt“ 1) und er prätendirte das kaiserliche Recht auch solchen Fürsten gegenüber, die bis dahin das Bergrecht selbständig ausgeübt hatten. Dies war insbesondere das Herzogtum Bayern, wo schon vor der Zeit der fränkischen Herrschaft unter den Agilolfingern Berggewohnheiten bestanden hatten, welche von den Kaisern um so weniger abteriert wurden, nachdem die Karolinger selbst in den Besitz Bayerns gelangt waren. Jetzt aber, da Heinrich der Löwe zugleich Herzog in Sachsen und Bayern war, suchte der Kaiser seine höheren Rechte durchzusetzen und dies führte zu blutigem Zwist, aus dem allerdings der Kaiser nach schweren Kämpfen siegreich her- vorging.
Schon Kaiser Konrad belieh 1150 die Abtei Corvey mit dem ganzen Bergregal2). Von Friedrich Barbarossa existieren viele Verleihungen besonders an geistliche Stifte. Das Erzstift Trier erhielt bereits 1158 unter dem Erzbischofe Hillin das Recht, die Silberbergwerke bei Ems zu betreiben. Von jetzt ab wird auch stets das Eisen als Regal auf- geführt. 1169 verlieh Barbarossa der Abtei Tegernsee das Bergregal: Praeterea, quaecunque generantur in humo, vel quae latent sub terrae, sive sint venae salis, vel ferri vel argenti, vel cujuslibet metalli, cum carundem rerum decimis, eidem loco concedimus et corobamus 3). 1184 verlieh der Kaiser dem Kloster Seitenstetten das Bergregal „cum omni modo utilitate, quae in salis ferrive venis sive fodinis in eo repe- riri poterit“. Um diese Zeit betrieb die Abtei Corvey bereits Bergbau im Ehresberg und das Bistum Münster grub im Jahre 1189 im Kruken- berg auf Silber. Von besonderem Interesse ist der Wortlaut der Be- leihung des Klosters Steingaden in Bayern durch Heinrich VI.: Prae- dium in Horne, cum piscaturis et molendinis, alpibus et venis ferri quod vulgo „Bergrecht“ dicitur ac aliis ad item pertinentibus 4).
Ähnliche Verleihungen erwarben 1206 die Abtei Rott, 1218 der Bischof von Brixen; 1216 erteilte Kaiser Friedrich II. dem Grafen von Henneberg, in dessen Gebiet besonders Eisenwerke waren, das Regal. 1218 erhielt der Erzbischof von Magdeburg die „Bergfreiheit“. Im Jahre 1219 erteilte Friedrich II. dem Herzog Ludwig von Bayern eine
1) Lori a. a. O. X u. II Feud. 56.
2) In einem Lehnbriefe Konrads III. werden Gold, Silber, Kupfer, Blei und Zinn unter die Regalien gerechnet (Schaten Annal. Paderborn, S. 786).
3) Dipl. apud. Hund. I, III, p. 282 und Lori X.
4) Dipl. aqud Hundium, p. 247.
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Das frühe Mittelalter.
künfte zu vermehren in strengerer Weise als die früheren deutschen
Kaiser die Regalität alles Bergbaues für das Reich beanspruchte.
Unter ihm wurde die juristische Difinition der Regalität erst „durch
welsche Juristen festgestellt“ 1) und er prätendirte das kaiserliche
Recht auch solchen Fürsten gegenüber, die bis dahin das Bergrecht
selbständig ausgeübt hatten. Dies war insbesondere das Herzogtum
Bayern, wo schon vor der Zeit der fränkischen Herrschaft unter den
Agilolfingern Berggewohnheiten bestanden hatten, welche von den
Kaisern um so weniger abteriert wurden, nachdem die Karolinger selbst
in den Besitz Bayerns gelangt waren. Jetzt aber, da Heinrich der
Löwe zugleich Herzog in Sachsen und Bayern war, suchte der Kaiser
seine höheren Rechte durchzusetzen und dies führte zu blutigem Zwist,
aus dem allerdings der Kaiser nach schweren Kämpfen siegreich her-
vorging.
Schon Kaiser Konrad belieh 1150 die Abtei Corvey mit dem ganzen
Bergregal 2). Von Friedrich Barbarossa existieren viele Verleihungen
besonders an geistliche Stifte. Das Erzstift Trier erhielt bereits 1158
unter dem Erzbischofe Hillin das Recht, die Silberbergwerke bei Ems
zu betreiben. Von jetzt ab wird auch stets das Eisen als Regal auf-
geführt. 1169 verlieh Barbarossa der Abtei Tegernsee das Bergregal:
Praeterea, quaecunque generantur in humo, vel quae latent sub terrae,
sive sint venae salis, vel ferri vel argenti, vel cujuslibet metalli, cum
carundem rerum decimis, eidem loco concedimus et corobamus 3).
1184 verlieh der Kaiser dem Kloster Seitenstetten das Bergregal „cum
omni modo utilitate, quae in salis ferrive venis sive fodinis in eo repe-
riri poterit“. Um diese Zeit betrieb die Abtei Corvey bereits Bergbau
im Ehresberg und das Bistum Münster grub im Jahre 1189 im Kruken-
berg auf Silber. Von besonderem Interesse ist der Wortlaut der Be-
leihung des Klosters Steingaden in Bayern durch Heinrich VI.: Prae-
dium in Horne, cum piscaturis et molendinis, alpibus et venis ferri
quod vulgo „Bergrecht“ dicitur ac aliis ad item pertinentibus 4).
Ähnliche Verleihungen erwarben 1206 die Abtei Rott, 1218 der
Bischof von Brixen; 1216 erteilte Kaiser Friedrich II. dem Grafen von
Henneberg, in dessen Gebiet besonders Eisenwerke waren, das Regal.
1218 erhielt der Erzbischof von Magdeburg die „Bergfreiheit“. Im
Jahre 1219 erteilte Friedrich II. dem Herzog Ludwig von Bayern eine
1) Lori a. a. O. X u. II Feud. 56.
2) In einem Lehnbriefe Konrads III.
werden Gold, Silber, Kupfer, Blei und Zinn unter die Regalien gerechnet (Schaten
Annal. Paderborn, S. 786).
3) Dipl. apud. Hund. I, III, p. 282 und Lori X.
4) Dipl. aqud Hundium, p. 247.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 760. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/782>, abgerufen am 22.11.2024.
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