Löwe im Jahre 1180, da die Goslarer zum Kaiser standen, als Vorwand, die sämtlichen Hüttenwerke zu zerstören 1), wofür im Jahre 1181 der Bergmeister Hermann von der Gosewitsch, um sich an dem Sachsen- herzog zu rächen, alle Künste und Schächte des Rammels- berges zusammenhauen liess.
Trotzdem scheint der sächsische Bergbau im Harze dadurch nicht völlig zum Darniederliegen gekommen zu sein, denn im Jahre 1186 bereits giebt die Stadt Goslar auf den Bergbau bezügliche Verordnungen heraus (jura et libertates silvanorum 2), die als die ältesten bergrecht- lichen Bestimmungen zu betrachten sind.
Der Freiberger Bergbau scheint erst infolge der Harzer Fehden in Aufschwung gekommen zu sein. Führt die Sage ihn auch bis in das 10. Jahrhundert zurück, so scheint es doch zweifellos festzustehen, dass die Freiberger Gruben erst im Jahre 1162 von Otto von Meissen unter der Herrschaft des Kaisers Friedrich I. eröffnet worden sind.
Nach der Zerstörung des Rammelsberges durch Hermann von der Gosewitsch wanderte eine grosse Zahl sächsischer Bergleute nach Freiberg aus, wo damals ganz neue Silberfunde gemacht worden waren, und legten bei der alten Bergstadt die sogenannte "Sachsenstadt" an. Der sächsische Bergbau übte grossen Einfluss auf die Nachbarländer aus. In Böhmen und Mähren finden wir vielfach sächsische Bergleute. Schemnitz und Kremnitz in Ungarn sind von sächsischen Bergleuten gegründet, was schon aus den Namen hervorgeht. Überhaupt stand der deutsche Bergbau bereits im 12. Jahrhundert in hoher Blüte, so sollen damals in den Silber- und Kupferbergwerken von Tyrol etwa 30000 Bergleute beschäftigt gewesen sein. Die Verleihung des Berg- regals bildete eine wichtige Einnahmequelle für die Kaiser. Deshalb waren sie nicht spröde damit. Insbesondere gilt dies von den hohen- staufischen Kaisern, deren Einnahmen immer hinter ihren Ausgaben zurückblieben.
Friedrich Barbarossa war es insbesondere, der um seine Ein-
1) Überhaupt spielte der Besitz von Goslar eine hervorragende Rolle in dem historisch so wichtigen Streite zwischen Heinrich dem Löwen und Friedrich Bar- barossa. Heinrich verlangte als Preis für seine Unterstützung Goslar zum Lehen, was der Kaiser verweigerte, denn er würde dadurch nicht nur ohne Verschulden Goslars diese Stadt ihrer Reichsfreiheit beraubt, sondern auch mit der festen, reichen, dem Kaiser alle Zeit treuen Stadt die letzte Stütze, welche die kaiserliche Macht im Lande Sachsen besass, aufgegeben haben; ferner wären die reichen Berg- und Hüttenwerke um Goslar dem schon allzustarken Herzog in die Hände gefallen. Philippson, Geschichte Heinrichs des Löwen, Leipzig 1867, Bd. 2, S. 208.
2) Wagner corpus jur. metallici XXX und weiter unten S. 764.
Bergbau in Deutschland.
Löwe im Jahre 1180, da die Goslarer zum Kaiser standen, als Vorwand, die sämtlichen Hüttenwerke zu zerstören 1), wofür im Jahre 1181 der Bergmeister Hermann von der Gosewitsch, um sich an dem Sachsen- herzog zu rächen, alle Künste und Schächte des Rammels- berges zusammenhauen lieſs.
Trotzdem scheint der sächsische Bergbau im Harze dadurch nicht völlig zum Darniederliegen gekommen zu sein, denn im Jahre 1186 bereits giebt die Stadt Goslar auf den Bergbau bezügliche Verordnungen heraus (jura et libertates silvanorum 2), die als die ältesten bergrecht- lichen Bestimmungen zu betrachten sind.
Der Freiberger Bergbau scheint erst infolge der Harzer Fehden in Aufschwung gekommen zu sein. Führt die Sage ihn auch bis in das 10. Jahrhundert zurück, so scheint es doch zweifellos festzustehen, daſs die Freiberger Gruben erst im Jahre 1162 von Otto von Meissen unter der Herrschaft des Kaisers Friedrich I. eröffnet worden sind.
Nach der Zerstörung des Rammelsberges durch Hermann von der Gosewitsch wanderte eine groſse Zahl sächsischer Bergleute nach Freiberg aus, wo damals ganz neue Silberfunde gemacht worden waren, und legten bei der alten Bergstadt die sogenannte „Sachsenstadt“ an. Der sächsische Bergbau übte groſsen Einfluſs auf die Nachbarländer aus. In Böhmen und Mähren finden wir vielfach sächsische Bergleute. Schemnitz und Kremnitz in Ungarn sind von sächsischen Bergleuten gegründet, was schon aus den Namen hervorgeht. Überhaupt stand der deutsche Bergbau bereits im 12. Jahrhundert in hoher Blüte, so sollen damals in den Silber- und Kupferbergwerken von Tyrol etwa 30000 Bergleute beschäftigt gewesen sein. Die Verleihung des Berg- regals bildete eine wichtige Einnahmequelle für die Kaiser. Deshalb waren sie nicht spröde damit. Insbesondere gilt dies von den hohen- staufischen Kaisern, deren Einnahmen immer hinter ihren Ausgaben zurückblieben.
Friedrich Barbarossa war es insbesondere, der um seine Ein-
1) Überhaupt spielte der Besitz von Goslar eine hervorragende Rolle in dem historisch so wichtigen Streite zwischen Heinrich dem Löwen und Friedrich Bar- barossa. Heinrich verlangte als Preis für seine Unterstützung Goslar zum Lehen, was der Kaiser verweigerte, denn er würde dadurch nicht nur ohne Verschulden Goslars diese Stadt ihrer Reichsfreiheit beraubt, sondern auch mit der festen, reichen, dem Kaiser alle Zeit treuen Stadt die letzte Stütze, welche die kaiserliche Macht im Lande Sachsen besaſs, aufgegeben haben; ferner wären die reichen Berg- und Hüttenwerke um Goslar dem schon allzustarken Herzog in die Hände gefallen. Philippson, Geschichte Heinrichs des Löwen, Leipzig 1867, Bd. 2, S. 208.
2) Wagner corpus jur. metallici XXX und weiter unten S. 764.
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[759/0781]
Bergbau in Deutschland.
Löwe im Jahre 1180, da die Goslarer zum Kaiser standen, als Vorwand,
die sämtlichen Hüttenwerke zu zerstören 1), wofür im Jahre 1181 der
Bergmeister Hermann von der Gosewitsch, um sich an dem Sachsen-
herzog zu rächen, alle Künste und Schächte des Rammels-
berges zusammenhauen lieſs.
Trotzdem scheint der sächsische Bergbau im Harze dadurch nicht
völlig zum Darniederliegen gekommen zu sein, denn im Jahre 1186
bereits giebt die Stadt Goslar auf den Bergbau bezügliche Verordnungen
heraus (jura et libertates silvanorum 2), die als die ältesten bergrecht-
lichen Bestimmungen zu betrachten sind.
Der Freiberger Bergbau scheint erst infolge der Harzer Fehden
in Aufschwung gekommen zu sein. Führt die Sage ihn auch bis in
das 10. Jahrhundert zurück, so scheint es doch zweifellos festzustehen,
daſs die Freiberger Gruben erst im Jahre 1162 von Otto von Meissen
unter der Herrschaft des Kaisers Friedrich I. eröffnet worden sind.
Nach der Zerstörung des Rammelsberges durch Hermann von der
Gosewitsch wanderte eine groſse Zahl sächsischer Bergleute nach
Freiberg aus, wo damals ganz neue Silberfunde gemacht worden waren,
und legten bei der alten Bergstadt die sogenannte „Sachsenstadt“ an.
Der sächsische Bergbau übte groſsen Einfluſs auf die Nachbarländer
aus. In Böhmen und Mähren finden wir vielfach sächsische Bergleute.
Schemnitz und Kremnitz in Ungarn sind von sächsischen Bergleuten
gegründet, was schon aus den Namen hervorgeht. Überhaupt stand
der deutsche Bergbau bereits im 12. Jahrhundert in hoher Blüte, so
sollen damals in den Silber- und Kupferbergwerken von Tyrol etwa
30000 Bergleute beschäftigt gewesen sein. Die Verleihung des Berg-
regals bildete eine wichtige Einnahmequelle für die Kaiser. Deshalb
waren sie nicht spröde damit. Insbesondere gilt dies von den hohen-
staufischen Kaisern, deren Einnahmen immer hinter ihren Ausgaben
zurückblieben.
Friedrich Barbarossa war es insbesondere, der um seine Ein-
1) Überhaupt spielte der Besitz von Goslar eine hervorragende Rolle in dem
historisch so wichtigen Streite zwischen Heinrich dem Löwen und Friedrich Bar-
barossa. Heinrich verlangte als Preis für seine Unterstützung Goslar zum Lehen,
was der Kaiser verweigerte, denn er würde dadurch nicht nur ohne Verschulden
Goslars diese Stadt ihrer Reichsfreiheit beraubt, sondern auch mit der festen,
reichen, dem Kaiser alle Zeit treuen Stadt die letzte Stütze, welche die kaiserliche
Macht im Lande Sachsen besaſs, aufgegeben haben; ferner wären die reichen
Berg- und Hüttenwerke um Goslar dem schon allzustarken Herzog in die
Hände gefallen. Philippson, Geschichte Heinrichs des Löwen, Leipzig 1867, Bd. 2,
S. 208.
2) Wagner corpus jur. metallici XXX und weiter unten S. 764.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 759. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/781>, abgerufen am 22.11.2024.
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