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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Das frühe Mittelalter.
Jahre 1077 ein Vicedomat mit dem Sitze in Friesach gegründet. Der
Vicedom versah zugleich die Geschäfte des Bergrichters, bis endlich
ein Berggericht mit eigenem Bergrichter in Hüttenberg zu Stande kam.
Der Bergrichter war erste, der Vicedom zweite Instanz. Es ist un-
bekannt, zu welcher Zeit in Hüttenberg der erste Bergrichter angestellt
wurde; da aber mit Ende des dreizehnten Jahrhunderts die Erzbischöfe
für alle grösseren Bergorte ihrer Länder eigene Bergrichter bestellt
hatten, so hatten sie ohne Zweifel auch für die wichtige Hüttenberger
Eisenwurze, bald nachdem sie in den Besitz der Eisenwurzen kamen,
ein eigenes Berggericht errichtet und Kaiser Maximilian spricht in
einer Bestätigungsurkunde von 1494 ausdrücklich von dem Bergrichter
zu Hüttenberg. Aus dieser Urkunde ist ersichtlich, dass die Bergrichter
schon durch lange Zeiten ("von Alters her") für Hüttenberg bestellt
waren."

Der Umschwung im Betriebe, das Verlassen der Höhen und das
Hinabgehen in die Thäler seitens der Eisenhüttenleute vollzog sich in
Kärnten um dieselbe Zeit wie in Steiermark.

Plahhütten, d. h. Blasehütten werden bereits im 12. Jahrhundert
bekannt und Radmeister werden im 14. Jahrhundert bereits genannt.
Hierauf werden wir später zurückkommen.

Über die Geschichte des Bergbaues in den übrigen Gegen-
den Deutschlands im Mittelalter
besitzen wir bis jetzt leider
keine so ausführlichen Nachrichten als über den von Steiermark und
Kärnten. In Iglau in Böhmen blühte der Silberbergbau im 13. Jahr-
hundert und das aus dem Jahre 1250 stammende Bergrecht von Iglau
ist das älteste niedergeschriebene Bergrecht.

Von grösster Bedeutung für die gesammte Montanindustrie Deutsch-
lands waren die Bemühungen der Sachsenkaiser, namentlich Heinrichs
des Finklers und Ottos I. für die Hebung des Silberbergbaues im
Harz. Die sächsischen Kaiser zogen die Goslarer Bergwerke an sich
(968 unter Otto I.).

Der berühmte Rammelsberg wurde im 10. Jahrhundert vielleicht
unter Heinrich I., wahrscheinlich aber erst in den ersten Regierungs-
jahren Ottos I. eröffnet. Schon im Jahre 1005 kam der Betrieb infolge
der Pest ins Stocken und wurde erst 1016 von fränkischen Bergleuten
wieder aufgenommen. Goslar, eine der ältesten freien Reichsstädte
in Deutschland, wurde durch das Silber des Rammelsberges der
wichtigste Platz in Sachsen. Es scheint, dass die Goslarer Bürgerschaft
hauptsächlich das Ausschmelzen der Erze besorgte, während die
Gruben Eigenthum des Herzogs waren. Dies benutzte Heinrich der

Das frühe Mittelalter.
Jahre 1077 ein Vicedomat mit dem Sitze in Friesach gegründet. Der
Vicedom versah zugleich die Geschäfte des Bergrichters, bis endlich
ein Berggericht mit eigenem Bergrichter in Hüttenberg zu Stande kam.
Der Bergrichter war erste, der Vicedom zweite Instanz. Es ist un-
bekannt, zu welcher Zeit in Hüttenberg der erste Bergrichter angestellt
wurde; da aber mit Ende des dreizehnten Jahrhunderts die Erzbischöfe
für alle gröſseren Bergorte ihrer Länder eigene Bergrichter bestellt
hatten, so hatten sie ohne Zweifel auch für die wichtige Hüttenberger
Eisenwurze, bald nachdem sie in den Besitz der Eisenwurzen kamen,
ein eigenes Berggericht errichtet und Kaiser Maximilian spricht in
einer Bestätigungsurkunde von 1494 ausdrücklich von dem Bergrichter
zu Hüttenberg. Aus dieser Urkunde ist ersichtlich, daſs die Bergrichter
schon durch lange Zeiten („von Alters her“) für Hüttenberg bestellt
waren.“

Der Umschwung im Betriebe, das Verlassen der Höhen und das
Hinabgehen in die Thäler seitens der Eisenhüttenleute vollzog sich in
Kärnten um dieselbe Zeit wie in Steiermark.

Plahhütten, d. h. Blasehütten werden bereits im 12. Jahrhundert
bekannt und Radmeister werden im 14. Jahrhundert bereits genannt.
Hierauf werden wir später zurückkommen.

Über die Geschichte des Bergbaues in den übrigen Gegen-
den Deutschlands im Mittelalter
besitzen wir bis jetzt leider
keine so ausführlichen Nachrichten als über den von Steiermark und
Kärnten. In Iglau in Böhmen blühte der Silberbergbau im 13. Jahr-
hundert und das aus dem Jahre 1250 stammende Bergrecht von Iglau
ist das älteste niedergeschriebene Bergrecht.

Von gröſster Bedeutung für die gesammte Montanindustrie Deutsch-
lands waren die Bemühungen der Sachsenkaiser, namentlich Heinrichs
des Finklers und Ottos I. für die Hebung des Silberbergbaues im
Harz. Die sächsischen Kaiser zogen die Goslarer Bergwerke an sich
(968 unter Otto I.).

Der berühmte Rammelsberg wurde im 10. Jahrhundert vielleicht
unter Heinrich I., wahrscheinlich aber erst in den ersten Regierungs-
jahren Ottos I. eröffnet. Schon im Jahre 1005 kam der Betrieb infolge
der Pest ins Stocken und wurde erst 1016 von fränkischen Bergleuten
wieder aufgenommen. Goslar, eine der ältesten freien Reichsstädte
in Deutschland, wurde durch das Silber des Rammelsberges der
wichtigste Platz in Sachsen. Es scheint, daſs die Goslarer Bürgerschaft
hauptsächlich das Ausschmelzen der Erze besorgte, während die
Gruben Eigenthum des Herzogs waren. Dies benutzte Heinrich der

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[758/0780] Das frühe Mittelalter. Jahre 1077 ein Vicedomat mit dem Sitze in Friesach gegründet. Der Vicedom versah zugleich die Geschäfte des Bergrichters, bis endlich ein Berggericht mit eigenem Bergrichter in Hüttenberg zu Stande kam. Der Bergrichter war erste, der Vicedom zweite Instanz. Es ist un- bekannt, zu welcher Zeit in Hüttenberg der erste Bergrichter angestellt wurde; da aber mit Ende des dreizehnten Jahrhunderts die Erzbischöfe für alle gröſseren Bergorte ihrer Länder eigene Bergrichter bestellt hatten, so hatten sie ohne Zweifel auch für die wichtige Hüttenberger Eisenwurze, bald nachdem sie in den Besitz der Eisenwurzen kamen, ein eigenes Berggericht errichtet und Kaiser Maximilian spricht in einer Bestätigungsurkunde von 1494 ausdrücklich von dem Bergrichter zu Hüttenberg. Aus dieser Urkunde ist ersichtlich, daſs die Bergrichter schon durch lange Zeiten („von Alters her“) für Hüttenberg bestellt waren.“ Der Umschwung im Betriebe, das Verlassen der Höhen und das Hinabgehen in die Thäler seitens der Eisenhüttenleute vollzog sich in Kärnten um dieselbe Zeit wie in Steiermark. Plahhütten, d. h. Blasehütten werden bereits im 12. Jahrhundert bekannt und Radmeister werden im 14. Jahrhundert bereits genannt. Hierauf werden wir später zurückkommen. Über die Geschichte des Bergbaues in den übrigen Gegen- den Deutschlands im Mittelalter besitzen wir bis jetzt leider keine so ausführlichen Nachrichten als über den von Steiermark und Kärnten. In Iglau in Böhmen blühte der Silberbergbau im 13. Jahr- hundert und das aus dem Jahre 1250 stammende Bergrecht von Iglau ist das älteste niedergeschriebene Bergrecht. Von gröſster Bedeutung für die gesammte Montanindustrie Deutsch- lands waren die Bemühungen der Sachsenkaiser, namentlich Heinrichs des Finklers und Ottos I. für die Hebung des Silberbergbaues im Harz. Die sächsischen Kaiser zogen die Goslarer Bergwerke an sich (968 unter Otto I.). Der berühmte Rammelsberg wurde im 10. Jahrhundert vielleicht unter Heinrich I., wahrscheinlich aber erst in den ersten Regierungs- jahren Ottos I. eröffnet. Schon im Jahre 1005 kam der Betrieb infolge der Pest ins Stocken und wurde erst 1016 von fränkischen Bergleuten wieder aufgenommen. Goslar, eine der ältesten freien Reichsstädte in Deutschland, wurde durch das Silber des Rammelsberges der wichtigste Platz in Sachsen. Es scheint, daſs die Goslarer Bürgerschaft hauptsächlich das Ausschmelzen der Erze besorgte, während die Gruben Eigenthum des Herzogs waren. Dies benutzte Heinrich der

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 758. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/780>, abgerufen am 22.11.2024.