gleich doch die Menge wie die Dicke der Schlackenstücke den Umfang des Betriebes und auch das beweist, dass verhältnismässig grosse Eisen- massen hier verschmolzen worden sein müssen. Zieht man nun die unmittelbare Nähe des Römerkastells, die Notwendigkeit für die Be- satzung desselben, sich mit Eisen zu versorgen, die Gunst des Platzes und die Art der Öfen, vor allem aber die Gleichartigkeit der an beiden Stellen gefundenen Eisensorten und die auf der Salburg gefundenen grossen Eisenblöcke in Betracht, so unterliegt es kaum mehr einem Zweifel, dass in römischer Zeit schon ein Hüttenbetrieb am Drei- mühlenborn stattgefunden und von den Römern benutzt worden ist.
Die Art der Öfen ist sehr ähnlich derjenigen, die, aus der Römer- zeit stammend, sich in Steiermark und besonders zahlreich im Berner Jura gefunden hat, welch letztere Quiquerez untersucht und beschrieben hat 1).
Das Mauerwerk bestand dort wie hier aus losen Steinblöcken. Bei den Öfen im Jura scheint mehr davon erhalten zu sein, als bei uns, doch müssen auch wir annehmen, dass die Öfen am Dreimühlenborn höher, und dass mehrere Lagen Steine übereinander geschichtet waren. Diese plattenartigen Steine sind später weggeschleppt worden. Der gegenwärtige Müller in der Klingenmühle sagte aus, sein Vater habe noch am Dreimühlenborn Platten geholt. Da die von Quiquerez aus- gegrabenen Öfen nachweislich zum grossen Teil aus der Zeit der Römerherrschaft stammen, so unterstützt die Ähnlichkeit der Formen die Annahme über das Alter unserer Ausgrabungen. Ja es lässt selbst weiter vermuten, dass die alten Schmiede vom Dreimühlenborn bei einem der vielen um die Salburg wütenden Kämpfe erschlagen und vertrieben worden und niemand mehr da war, der jene schweren Blöcke zu Nutzeisen auszuschmieden verstand, so dass man sie also in der Not der Zeit zu jenen untergeordneten Bauzwecken verwendet hat. Von anderen römischen Städten aber sind diese Eisenblöcke gewiss nicht auf die Salburg geschleppt worden, sonst würde man auch an anderen Orten ähnliche gefunden haben. Dass die erste Anlage der Schmelz- werke am Dreimühlenborn von römischen Soldaten errichtet worden sei, ist sehr unwahrscheinlich. Zwar waren den Legionen viele und verschiedenartige Handwerker zugeteilt, doch nur solche, die dem unmittelbaren Bedürfnisse der Armee dienten. Eisenschmiede waren selbstverständlich dabei, sie werden schon bei den alten centuriae
1) Notice sur les forges primitives dans le Jura Bernois, par A. Quiquerez. Zurich 1871.
Italien und die Römer.
gleich doch die Menge wie die Dicke der Schlackenstücke den Umfang des Betriebes und auch das beweist, daſs verhältnismäſsig groſse Eisen- massen hier verschmolzen worden sein müssen. Zieht man nun die unmittelbare Nähe des Römerkastells, die Notwendigkeit für die Be- satzung desſelben, sich mit Eisen zu versorgen, die Gunst des Platzes und die Art der Öfen, vor allem aber die Gleichartigkeit der an beiden Stellen gefundenen Eisensorten und die auf der Salburg gefundenen groſsen Eisenblöcke in Betracht, so unterliegt es kaum mehr einem Zweifel, daſs in römischer Zeit schon ein Hüttenbetrieb am Drei- mühlenborn stattgefunden und von den Römern benutzt worden ist.
Die Art der Öfen ist sehr ähnlich derjenigen, die, aus der Römer- zeit stammend, sich in Steiermark und besonders zahlreich im Berner Jura gefunden hat, welch letztere Quiquerez untersucht und beschrieben hat 1).
Das Mauerwerk bestand dort wie hier aus losen Steinblöcken. Bei den Öfen im Jura scheint mehr davon erhalten zu sein, als bei uns, doch müssen auch wir annehmen, daſs die Öfen am Dreimühlenborn höher, und daſs mehrere Lagen Steine übereinander geschichtet waren. Diese plattenartigen Steine sind später weggeschleppt worden. Der gegenwärtige Müller in der Klingenmühle sagte aus, sein Vater habe noch am Dreimühlenborn Platten geholt. Da die von Quiquerez aus- gegrabenen Öfen nachweislich zum groſsen Teil aus der Zeit der Römerherrschaft stammen, so unterstützt die Ähnlichkeit der Formen die Annahme über das Alter unserer Ausgrabungen. Ja es läſst selbst weiter vermuten, daſs die alten Schmiede vom Dreimühlenborn bei einem der vielen um die Salburg wütenden Kämpfe erschlagen und vertrieben worden und niemand mehr da war, der jene schweren Blöcke zu Nutzeisen auszuschmieden verstand, so daſs man sie also in der Not der Zeit zu jenen untergeordneten Bauzwecken verwendet hat. Von anderen römischen Städten aber sind diese Eisenblöcke gewiſs nicht auf die Salburg geschleppt worden, sonst würde man auch an anderen Orten ähnliche gefunden haben. Daſs die erste Anlage der Schmelz- werke am Dreimühlenborn von römischen Soldaten errichtet worden sei, ist sehr unwahrscheinlich. Zwar waren den Legionen viele und verschiedenartige Handwerker zugeteilt, doch nur solche, die dem unmittelbaren Bedürfnisse der Armee dienten. Eisenschmiede waren selbstverständlich dabei, sie werden schon bei den alten centuriae
1) Notice sur les forges primitives dans le Jura Bernois, par A. Quiquerez. Zurich 1871.
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[528/0550]
Italien und die Römer.
gleich doch die Menge wie die Dicke der Schlackenstücke den Umfang
des Betriebes und auch das beweist, daſs verhältnismäſsig groſse Eisen-
massen hier verschmolzen worden sein müssen. Zieht man nun die
unmittelbare Nähe des Römerkastells, die Notwendigkeit für die Be-
satzung desſelben, sich mit Eisen zu versorgen, die Gunst des Platzes
und die Art der Öfen, vor allem aber die Gleichartigkeit der an beiden
Stellen gefundenen Eisensorten und die auf der Salburg gefundenen
groſsen Eisenblöcke in Betracht, so unterliegt es kaum mehr einem
Zweifel, daſs in römischer Zeit schon ein Hüttenbetrieb am Drei-
mühlenborn stattgefunden und von den Römern benutzt worden ist.
Die Art der Öfen ist sehr ähnlich derjenigen, die, aus der Römer-
zeit stammend, sich in Steiermark und besonders zahlreich im Berner
Jura gefunden hat, welch letztere Quiquerez untersucht und beschrieben
hat 1).
Das Mauerwerk bestand dort wie hier aus losen Steinblöcken. Bei
den Öfen im Jura scheint mehr davon erhalten zu sein, als bei uns,
doch müssen auch wir annehmen, daſs die Öfen am Dreimühlenborn
höher, und daſs mehrere Lagen Steine übereinander geschichtet waren.
Diese plattenartigen Steine sind später weggeschleppt worden. Der
gegenwärtige Müller in der Klingenmühle sagte aus, sein Vater habe
noch am Dreimühlenborn Platten geholt. Da die von Quiquerez aus-
gegrabenen Öfen nachweislich zum groſsen Teil aus der Zeit der
Römerherrschaft stammen, so unterstützt die Ähnlichkeit der Formen
die Annahme über das Alter unserer Ausgrabungen. Ja es läſst selbst
weiter vermuten, daſs die alten Schmiede vom Dreimühlenborn bei
einem der vielen um die Salburg wütenden Kämpfe erschlagen und
vertrieben worden und niemand mehr da war, der jene schweren Blöcke
zu Nutzeisen auszuschmieden verstand, so daſs man sie also in der Not
der Zeit zu jenen untergeordneten Bauzwecken verwendet hat. Von
anderen römischen Städten aber sind diese Eisenblöcke gewiſs nicht
auf die Salburg geschleppt worden, sonst würde man auch an anderen
Orten ähnliche gefunden haben. Daſs die erste Anlage der Schmelz-
werke am Dreimühlenborn von römischen Soldaten errichtet worden
sei, ist sehr unwahrscheinlich. Zwar waren den Legionen viele und
verschiedenartige Handwerker zugeteilt, doch nur solche, die dem
unmittelbaren Bedürfnisse der Armee dienten. Eisenschmiede waren
selbstverständlich dabei, sie werden schon bei den alten centuriae
1) Notice sur les forges primitives dans le Jura Bernois, par A. Quiquerez.
Zurich 1871.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 528. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/550>, abgerufen am 22.11.2024.
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