Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.Italien und die Römer. fabrorum genannt. Aber die Kunst dieser Schmiede stand so wenigwie heute in einer Verbindung mit der Kunst der Schmelzer, die einsam im Walde lebten, während erstere in Städten und Garnisonen ihre Lehre durchmachten. Vegetius führt die verschiedenen Handwerker auf, die in späterer Zeit die Legion begleiteten; es waren Zimmerleute, Schreiner, Wagner, Eisenschmiede und Anstreicher zum Bau von Ge- bäuden, Kriegsmaschinen, Belagerungstürmen und zur Instandhaltung des Fuhrwerkes. Ferner gab es Schilderer, Harnisch- und Bogen- macher, welche die Pfeile und Wurfgeschosse im Stand zu halten hatten. Diese mussten für alle Bedürfnisse des Heeres Sorge tragen. Die An- nahme, dass sich unter den rhätischen und vindelizischen Kohorten, die, wie aus den Ziegelstempeln ersichtlich, zeitweise die Besatzung der Salburg bildeten, zufällig Waldschmiede befanden, welche diese Anlage gemacht hätten, ist unwahrscheinlich. Die Waldschmiede wurden schwerlich zum Militärdienst ausgehoben. Wäre aber die Anlage von römischen Soldaten gemacht worden, so hätte man gewiss einen Platz innerhalb des Pfahlgrabens gesucht, und die Erze anders woher, als aus dem in Feindesland belegenen Weilthal, geholt. Dagegen spricht alles dafür, dass es eingeborene Schmiede waren, die wohl schon vor der Anlage des Kastells im Jahre 11 v. Chr. hier ihrem Gewerbe nach- gingen und durch den gewinnbringenden Absatz ihres Produktes an die Besatzung des Kastells während der friedlichen Jahre ihre Öfen am Dreimühlenborn fortbetrieben. Sie werden zu den Römern in ein Schutzverhältnis getreten sein, ohne ihre Selbständigkeit ganz auf- gegeben zu haben. Ihre Waldschmiede lag ausserhalb des Pfahlgrabens, ebenso ihre Wohnung; denn diese vermuten wir mit ziemlicher Sicher- heit auf dem eigentümlich gestalteten Hügel, der Kalosenkippel (präten- tiös Drusenkippel) genannt wird, und der sich am unteren Laufe des Baches am Waldsaume erhebt. Er bildet ein 2 m über dem umlaufen- den Graben erhabenes Plateau von 13 m Durchmesser mit einer kleinen wallartigen Erhöhung auf der Landseite, während der äussere Graben- rand einen Kreis von 41 m Durchmesser beschreibt. Er ist bereits von Oberstlieutenant W. Schmidt (Nass. Annalen, Bd. VI, 1, S. 156) erwähnt, welcher dort einen Mauerturm vermutet. Bei unseren Nachgrabungen fanden wir, dass nie Mauerwerk hier gestanden; kein Stein, sondern ein paar Nägel, gebrannte Lehmstücke mit eingedrückten Strohspuren, dem Anscheine nach die Überreste einer mit Strohlehm bekleideten Holz- hütte, jedoch keine Kohlen, so dass wir auf ein nicht durch Brand, sondern durch Fäulnis allmählich zerstörtes Gebäude schlossen, den gebrannten Strohlehm aber der Herdstelle zuschrieben. Wenige auf- Beck, Geschichte des Eisens. 34
Italien und die Römer. fabrorum genannt. Aber die Kunst dieser Schmiede stand so wenigwie heute in einer Verbindung mit der Kunst der Schmelzer, die einsam im Walde lebten, während erstere in Städten und Garnisonen ihre Lehre durchmachten. Vegetius führt die verschiedenen Handwerker auf, die in späterer Zeit die Legion begleiteten; es waren Zimmerleute, Schreiner, Wagner, Eisenschmiede und Anstreicher zum Bau von Ge- bäuden, Kriegsmaschinen, Belagerungstürmen und zur Instandhaltung des Fuhrwerkes. Ferner gab es Schilderer, Harnisch- und Bogen- macher, welche die Pfeile und Wurfgeschosse im Stand zu halten hatten. Diese muſsten für alle Bedürfnisse des Heeres Sorge tragen. Die An- nahme, daſs sich unter den rhätischen und vindelizischen Kohorten, die, wie aus den Ziegelstempeln ersichtlich, zeitweise die Besatzung der Salburg bildeten, zufällig Waldschmiede befanden, welche diese Anlage gemacht hätten, ist unwahrscheinlich. Die Waldschmiede wurden schwerlich zum Militärdienst ausgehoben. Wäre aber die Anlage von römischen Soldaten gemacht worden, so hätte man gewiſs einen Platz innerhalb des Pfahlgrabens gesucht, und die Erze anders woher, als aus dem in Feindesland belegenen Weilthal, geholt. Dagegen spricht alles dafür, daſs es eingeborene Schmiede waren, die wohl schon vor der Anlage des Kastells im Jahre 11 v. Chr. hier ihrem Gewerbe nach- gingen und durch den gewinnbringenden Absatz ihres Produktes an die Besatzung des Kastells während der friedlichen Jahre ihre Öfen am Dreimühlenborn fortbetrieben. Sie werden zu den Römern in ein Schutzverhältnis getreten sein, ohne ihre Selbständigkeit ganz auf- gegeben zu haben. Ihre Waldschmiede lag auſserhalb des Pfahlgrabens, ebenso ihre Wohnung; denn diese vermuten wir mit ziemlicher Sicher- heit auf dem eigentümlich gestalteten Hügel, der Kalosenkippel (präten- tiös Drusenkippel) genannt wird, und der sich am unteren Laufe des Baches am Waldsaume erhebt. Er bildet ein 2 m über dem umlaufen- den Graben erhabenes Plateau von 13 m Durchmesser mit einer kleinen wallartigen Erhöhung auf der Landseite, während der äuſsere Graben- rand einen Kreis von 41 m Durchmesser beschreibt. Er ist bereits von Oberstlieutenant W. Schmidt (Nass. Annalen, Bd. VI, 1, S. 156) erwähnt, welcher dort einen Mauerturm vermutet. Bei unseren Nachgrabungen fanden wir, daſs nie Mauerwerk hier gestanden; kein Stein, sondern ein paar Nägel, gebrannte Lehmstücke mit eingedrückten Strohspuren, dem Anscheine nach die Überreste einer mit Strohlehm bekleideten Holz- hütte, jedoch keine Kohlen, so daſs wir auf ein nicht durch Brand, sondern durch Fäulnis allmählich zerstörtes Gebäude schlossen, den gebrannten Strohlehm aber der Herdstelle zuschrieben. Wenige auf- Beck, Geschichte des Eisens. 34
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Italien und die Römer.
fabrorum genannt. Aber die Kunst dieser Schmiede stand so wenig
wie heute in einer Verbindung mit der Kunst der Schmelzer, die einsam
im Walde lebten, während erstere in Städten und Garnisonen ihre
Lehre durchmachten. Vegetius führt die verschiedenen Handwerker
auf, die in späterer Zeit die Legion begleiteten; es waren Zimmerleute,
Schreiner, Wagner, Eisenschmiede und Anstreicher zum Bau von Ge-
bäuden, Kriegsmaschinen, Belagerungstürmen und zur Instandhaltung
des Fuhrwerkes. Ferner gab es Schilderer, Harnisch- und Bogen-
macher, welche die Pfeile und Wurfgeschosse im Stand zu halten hatten.
Diese muſsten für alle Bedürfnisse des Heeres Sorge tragen. Die An-
nahme, daſs sich unter den rhätischen und vindelizischen Kohorten, die,
wie aus den Ziegelstempeln ersichtlich, zeitweise die Besatzung der
Salburg bildeten, zufällig Waldschmiede befanden, welche diese Anlage
gemacht hätten, ist unwahrscheinlich. Die Waldschmiede wurden
schwerlich zum Militärdienst ausgehoben. Wäre aber die Anlage von
römischen Soldaten gemacht worden, so hätte man gewiſs einen Platz
innerhalb des Pfahlgrabens gesucht, und die Erze anders woher, als
aus dem in Feindesland belegenen Weilthal, geholt. Dagegen spricht
alles dafür, daſs es eingeborene Schmiede waren, die wohl schon vor
der Anlage des Kastells im Jahre 11 v. Chr. hier ihrem Gewerbe nach-
gingen und durch den gewinnbringenden Absatz ihres Produktes an
die Besatzung des Kastells während der friedlichen Jahre ihre Öfen
am Dreimühlenborn fortbetrieben. Sie werden zu den Römern in ein
Schutzverhältnis getreten sein, ohne ihre Selbständigkeit ganz auf-
gegeben zu haben. Ihre Waldschmiede lag auſserhalb des Pfahlgrabens,
ebenso ihre Wohnung; denn diese vermuten wir mit ziemlicher Sicher-
heit auf dem eigentümlich gestalteten Hügel, der Kalosenkippel (präten-
tiös Drusenkippel) genannt wird, und der sich am unteren Laufe des
Baches am Waldsaume erhebt. Er bildet ein 2 m über dem umlaufen-
den Graben erhabenes Plateau von 13 m Durchmesser mit einer kleinen
wallartigen Erhöhung auf der Landseite, während der äuſsere Graben-
rand einen Kreis von 41 m Durchmesser beschreibt. Er ist bereits von
Oberstlieutenant W. Schmidt (Nass. Annalen, Bd. VI, 1, S. 156) erwähnt,
welcher dort einen Mauerturm vermutet. Bei unseren Nachgrabungen
fanden wir, daſs nie Mauerwerk hier gestanden; kein Stein, sondern ein
paar Nägel, gebrannte Lehmstücke mit eingedrückten Strohspuren, dem
Anscheine nach die Überreste einer mit Strohlehm bekleideten Holz-
hütte, jedoch keine Kohlen, so daſs wir auf ein nicht durch Brand,
sondern durch Fäulnis allmählich zerstörtes Gebäude schlossen, den
gebrannten Strohlehm aber der Herdstelle zuschrieben. Wenige auf-
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