unsere Schlacken weit ärmer an Eisen sind, als jene. Nach der Zu- sammenstellung, die von ihm -- a. a. O. pag. 253 -- gegeben worden ist, beträgt der durchschnittliche Eisengehalt jener Schlacken 53,97 Proz., entsprechend 69,51 Proz. Eisenoxydul. Dem Unterschied der Erze lässt sich diese Abweichung wohl nicht zuschreiben, da die reichen Rot- eisensteine des Weilthals eher weniger fremde Beimengungen enthalten, als die Sumpferze Hollands; sie lässt sich also nur auf eine bessere Verhüttung zurückführen, und wir müssen annehmen, dass selbst der ältere Schmelzprozess, von dem die erste Schlackensorte herrührt, voll- kommener war, als die in den Niederlanden in prähistorischer Zeit ge- bräuchliche Methode.
Ein Klumpen Eisen, das Bruchstück einer Rohluppe, ist ebenfalls durch die Ausgrabungen am Dreimühlenborn an das Tageslicht geför- dert worden. Dasselbe erwies sich als ein weiches Schmiedeeisen von vorzüglicher Qualität. Obgleich zum grossen Teil in Rost verwandelt, lässt es sich doch in der Schweisshitze leicht dicht machen, schweissen und ausschmieden. Ein Stück des Eisenklumpens mit frischer Bruch- fläche, sowie die ausgeschmiedeten Probestücke werden im Altertums- museum aufbewahrt. Der Bruch war grossblätterig und hellglänzend. In allen Erscheinungen zeigt es mit den auf der Salburg gefundenen Blöcken die grösste Übereinstimmung.
Ausser den Schmelzöfen und der Meilerstätte ist noch an der mit A bezeichneten Stelle des Situationsplanes der Rest einer Anlage (Fig. 109) aufgedeckt worden, welche wohl eine Schutzhütte gewesen sein dürfte, wie sie ähnlich die Holzhauer und die Köhler bei ihren Meilern noch hier und da errichten, und wie solche oder ähnliche auch der ältesten Landbevölkerung eigen gewesen sein dürften; vergl. Annalen, Bd. XII, S. 263, Taf. VI. Die Stelle ist durch einen Kreis von Quarzit- blöcken umgrenzt, deren Anordnung ähnlich ist wie bei den früher be- schriebenen Schmelzöfen; da aber der Durchmesser weit grösser, nämlich 2,5 m ist und sich keine Schlacken im Innern finden, so dürfte die An- nahme, dass hier eine Schutzhütte stand, um so berechtigter sein, als sich über derselben ein zugeschlämmter Graben von 20 cm Breite und 45 cm Tiefe befand, der als Schutzrinne zum Ablauf des Regens diente und der sich bis 6 m westlich der Hütte verfolgen lässt. Die Hütte war vermutlich in Kegelform aus Stangen so zusammengefügt, dass sie oben einen Rauchabzug offen liessen, der durch Reiser und Rasen geschützt war. An den Wänden wird wohl ein erhöhter Sitz aus Steinen und Rasen hergerichtet gewesen sein, der die aus Laubstreu hergestellten Schlafstätten trug.
Italien und die Römer.
unsere Schlacken weit ärmer an Eisen sind, als jene. Nach der Zu- sammenstellung, die von ihm — a. a. O. pag. 253 — gegeben worden ist, beträgt der durchschnittliche Eisengehalt jener Schlacken 53,97 Proz., entsprechend 69,51 Proz. Eisenoxydul. Dem Unterschied der Erze läſst sich diese Abweichung wohl nicht zuschreiben, da die reichen Rot- eisensteine des Weilthals eher weniger fremde Beimengungen enthalten, als die Sumpferze Hollands; sie läſst sich also nur auf eine bessere Verhüttung zurückführen, und wir müssen annehmen, daſs selbst der ältere Schmelzprozeſs, von dem die erste Schlackensorte herrührt, voll- kommener war, als die in den Niederlanden in prähistorischer Zeit ge- bräuchliche Methode.
Ein Klumpen Eisen, das Bruchstück einer Rohluppe, ist ebenfalls durch die Ausgrabungen am Dreimühlenborn an das Tageslicht geför- dert worden. Dasſelbe erwies sich als ein weiches Schmiedeeisen von vorzüglicher Qualität. Obgleich zum groſsen Teil in Rost verwandelt, läſst es sich doch in der Schweiſshitze leicht dicht machen, schweiſsen und ausschmieden. Ein Stück des Eisenklumpens mit frischer Bruch- fläche, sowie die ausgeschmiedeten Probestücke werden im Altertums- museum aufbewahrt. Der Bruch war groſsblätterig und hellglänzend. In allen Erscheinungen zeigt es mit den auf der Salburg gefundenen Blöcken die gröſste Übereinstimmung.
Auſser den Schmelzöfen und der Meilerstätte ist noch an der mit A bezeichneten Stelle des Situationsplanes der Rest einer Anlage (Fig. 109) aufgedeckt worden, welche wohl eine Schutzhütte gewesen sein dürfte, wie sie ähnlich die Holzhauer und die Köhler bei ihren Meilern noch hier und da errichten, und wie solche oder ähnliche auch der ältesten Landbevölkerung eigen gewesen sein dürften; vergl. Annalen, Bd. XII, S. 263, Taf. VI. Die Stelle ist durch einen Kreis von Quarzit- blöcken umgrenzt, deren Anordnung ähnlich ist wie bei den früher be- schriebenen Schmelzöfen; da aber der Durchmesser weit gröſser, nämlich 2,5 m ist und sich keine Schlacken im Innern finden, so dürfte die An- nahme, daſs hier eine Schutzhütte stand, um so berechtigter sein, als sich über derselben ein zugeschlämmter Graben von 20 cm Breite und 45 cm Tiefe befand, der als Schutzrinne zum Ablauf des Regens diente und der sich bis 6 m westlich der Hütte verfolgen läſst. Die Hütte war vermutlich in Kegelform aus Stangen so zusammengefügt, daſs sie oben einen Rauchabzug offen lieſsen, der durch Reiser und Rasen geschützt war. An den Wänden wird wohl ein erhöhter Sitz aus Steinen und Rasen hergerichtet gewesen sein, der die aus Laubstreu hergestellten Schlafstätten trug.
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Italien und die Römer.
unsere Schlacken weit ärmer an Eisen sind, als jene. Nach der Zu-
sammenstellung, die von ihm — a. a. O. pag. 253 — gegeben worden ist,
beträgt der durchschnittliche Eisengehalt jener Schlacken 53,97 Proz.,
entsprechend 69,51 Proz. Eisenoxydul. Dem Unterschied der Erze
läſst sich diese Abweichung wohl nicht zuschreiben, da die reichen Rot-
eisensteine des Weilthals eher weniger fremde Beimengungen enthalten,
als die Sumpferze Hollands; sie läſst sich also nur auf eine bessere
Verhüttung zurückführen, und wir müssen annehmen, daſs selbst der
ältere Schmelzprozeſs, von dem die erste Schlackensorte herrührt, voll-
kommener war, als die in den Niederlanden in prähistorischer Zeit ge-
bräuchliche Methode.
Ein Klumpen Eisen, das Bruchstück einer Rohluppe, ist ebenfalls
durch die Ausgrabungen am Dreimühlenborn an das Tageslicht geför-
dert worden. Dasſelbe erwies sich als ein weiches Schmiedeeisen von
vorzüglicher Qualität. Obgleich zum groſsen Teil in Rost verwandelt,
läſst es sich doch in der Schweiſshitze leicht dicht machen, schweiſsen
und ausschmieden. Ein Stück des Eisenklumpens mit frischer Bruch-
fläche, sowie die ausgeschmiedeten Probestücke werden im Altertums-
museum aufbewahrt. Der Bruch war groſsblätterig und hellglänzend.
In allen Erscheinungen zeigt es mit den auf der Salburg gefundenen
Blöcken die gröſste Übereinstimmung.
Auſser den Schmelzöfen und der Meilerstätte ist noch an der mit A
bezeichneten Stelle des Situationsplanes der Rest einer Anlage (Fig. 109)
aufgedeckt worden, welche wohl eine Schutzhütte gewesen sein dürfte,
wie sie ähnlich die Holzhauer und die Köhler bei ihren Meilern
noch hier und da errichten, und wie solche oder ähnliche auch der
ältesten Landbevölkerung eigen gewesen sein dürften; vergl. Annalen,
Bd. XII, S. 263, Taf. VI. Die Stelle ist durch einen Kreis von Quarzit-
blöcken umgrenzt, deren Anordnung ähnlich ist wie bei den früher be-
schriebenen Schmelzöfen; da aber der Durchmesser weit gröſser, nämlich
2,5 m ist und sich keine Schlacken im Innern finden, so dürfte die An-
nahme, daſs hier eine Schutzhütte stand, um so berechtigter sein, als sich
über derselben ein zugeschlämmter Graben von 20 cm Breite und 45 cm
Tiefe befand, der als Schutzrinne zum Ablauf des Regens diente und
der sich bis 6 m westlich der Hütte verfolgen läſst. Die Hütte war
vermutlich in Kegelform aus Stangen so zusammengefügt, daſs sie oben
einen Rauchabzug offen lieſsen, der durch Reiser und Rasen geschützt
war. An den Wänden wird wohl ein erhöhter Sitz aus Steinen und
Rasen hergerichtet gewesen sein, der die aus Laubstreu hergestellten
Schlafstätten trug.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 526. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/548>, abgerufen am 22.11.2024.
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