sich das Material wie ein guter, natürlicher Lehm von mittlerer Schmelzbarkeit. Bei der Schmelzhitze des Silbers, circa 1000° C., blieb er unverändert, während er bei circa 1200° C. tropfenförmig zusammen- schmolz. Demnach haben wir es mit einem gewöhnlichen, unversetzten Ziegellehm zu thun, wie ihn heute jeder Ziegelbrenner, der nur darauf sieht, dass das Material nicht allzu leicht schmelzbar ist, benutzen würde, und der jedenfalls der Nachbarschaft des Dreimühlenborns entstammt.
Aus demselben Material, Lehm, Quarzstückchen und Häcksel aus Stroh, Ginster und sonstigen Reisern, fanden sich in den Feuerungs- anlagen der Salburg Backsteine von 0,23 m Länge, 0,21 m Breite, 0,12 m Dicke.
Fassen wir nun die Produkte der Schmelzung, welche am Drei- mühlenborn gefunden wurden, ins Auge. Vor allem sind es Schlacken, die in grossen Massen ausgegraben worden sind. Es lassen sich davon deutlich zweierlei Arten unterscheiden. Die eine ist mehr blasig, zellig, getropft oder in dünnen Fladen geflossen, von dunkel, eisenschwarzer Farbe, die andere findet sich in dicken Stücken, sehr fest, mehr steinig im Bruch, von lichterer, schwärzlicher Farbe. Man könnte die zweierlei Schlacken für Produkte verschiedenen Betriebes halten, letztere für Rohschlacken erster Schmelzung, erstere für Schweissschlacken von einer zweiten Behandlung der Rohluppe. Doch ist es auch möglich, dass die verschiedenen Schlacken verschiedenen Zeiten und Betriebs- perioden angehören. Die ältere Schlacke deutet auf einen unvoll- kommeneren Schmelzprozess mit ungenügenderen Blasevorrichtungen und infolgedessen einer niedrigeren Schmelztemperatur; denn, wie schon erwähnt, ist die Schlacke unvollständig und zähe in dünnen Kuchen geflossen. Auch der Umstand, dass sie mehr oxydiert ist, als die steinigere Schlacke, lässt ein höheres Alter vermuten. Ihr Eisen- gehalt beträgt nach der chemischen Analyse 46,84 Proz., was 60,26 Proz. Eisenoxydul entsprechen würde. Die dicken Stücke der steinigen Schlacke weisen auf vollkommenere Schmelzung und besseren Betrieb mit stärkeren Gebläsevorrichtungen, wobei grössere Eisenmassen dar- gestellt worden, hin. Diese Schlacke enthält nur 43,36 Proz. Eisen, entsprechend 55,75 Proz. Eisenoxydul. Vergleicht man diese Schlacken mit solchen, die bei ähnlichen Ausgrabungen gefunden wurden, nament- lich mit denjenigen, welche in Holland zwischen Waal, Rhein, Yssel und Zuydersee massenhaft aufgedeckt und von Professor Bleekrode mit grosser Sorgfalt untersucht worden sind 1), so finden wir, dass
1) De Ijzerslaggen in Nederland en de Ijzerbereiding in vroegeren Tijd door Prof. S. Bleekrode, in der Zeitschrift "Volksflijt, Amsterdam 1857".
Italien und die Römer.
sich das Material wie ein guter, natürlicher Lehm von mittlerer Schmelzbarkeit. Bei der Schmelzhitze des Silbers, circa 1000° C., blieb er unverändert, während er bei circa 1200° C. tropfenförmig zusammen- schmolz. Demnach haben wir es mit einem gewöhnlichen, unversetzten Ziegellehm zu thun, wie ihn heute jeder Ziegelbrenner, der nur darauf sieht, daſs das Material nicht allzu leicht schmelzbar ist, benutzen würde, und der jedenfalls der Nachbarschaft des Dreimühlenborns entstammt.
Aus demselben Material, Lehm, Quarzstückchen und Häcksel aus Stroh, Ginster und sonstigen Reisern, fanden sich in den Feuerungs- anlagen der Salburg Backsteine von 0,23 m Länge, 0,21 m Breite, 0,12 m Dicke.
Fassen wir nun die Produkte der Schmelzung, welche am Drei- mühlenborn gefunden wurden, ins Auge. Vor allem sind es Schlacken, die in groſsen Massen ausgegraben worden sind. Es lassen sich davon deutlich zweierlei Arten unterscheiden. Die eine ist mehr blasig, zellig, getropft oder in dünnen Fladen geflossen, von dunkel, eisenschwarzer Farbe, die andere findet sich in dicken Stücken, sehr fest, mehr steinig im Bruch, von lichterer, schwärzlicher Farbe. Man könnte die zweierlei Schlacken für Produkte verschiedenen Betriebes halten, letztere für Rohschlacken erster Schmelzung, erstere für Schweiſsschlacken von einer zweiten Behandlung der Rohluppe. Doch ist es auch möglich, daſs die verschiedenen Schlacken verschiedenen Zeiten und Betriebs- perioden angehören. Die ältere Schlacke deutet auf einen unvoll- kommeneren Schmelzprozeſs mit ungenügenderen Blasevorrichtungen und infolgedessen einer niedrigeren Schmelztemperatur; denn, wie schon erwähnt, ist die Schlacke unvollständig und zähe in dünnen Kuchen geflossen. Auch der Umstand, daſs sie mehr oxydiert ist, als die steinigere Schlacke, läſst ein höheres Alter vermuten. Ihr Eisen- gehalt beträgt nach der chemischen Analyse 46,84 Proz., was 60,26 Proz. Eisenoxydul entsprechen würde. Die dicken Stücke der steinigen Schlacke weisen auf vollkommenere Schmelzung und besseren Betrieb mit stärkeren Gebläsevorrichtungen, wobei gröſsere Eisenmassen dar- gestellt worden, hin. Diese Schlacke enthält nur 43,36 Proz. Eisen, entsprechend 55,75 Proz. Eisenoxydul. Vergleicht man diese Schlacken mit solchen, die bei ähnlichen Ausgrabungen gefunden wurden, nament- lich mit denjenigen, welche in Holland zwischen Waal, Rhein, Yssel und Zuydersee massenhaft aufgedeckt und von Professor Bleekrode mit groſser Sorgfalt untersucht worden sind 1), so finden wir, daſs
1) De Ijzerslaggen in Nederland en de Ijzerbereiding in vroegeren Tijd door Prof. S. Bleekrode, in der Zeitschrift „Volksflijt, Amsterdam 1857“.
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[525/0547]
Italien und die Römer.
sich das Material wie ein guter, natürlicher Lehm von mittlerer
Schmelzbarkeit. Bei der Schmelzhitze des Silbers, circa 1000° C., blieb
er unverändert, während er bei circa 1200° C. tropfenförmig zusammen-
schmolz. Demnach haben wir es mit einem gewöhnlichen, unversetzten
Ziegellehm zu thun, wie ihn heute jeder Ziegelbrenner, der nur darauf
sieht, daſs das Material nicht allzu leicht schmelzbar ist, benutzen würde,
und der jedenfalls der Nachbarschaft des Dreimühlenborns entstammt.
Aus demselben Material, Lehm, Quarzstückchen und Häcksel aus
Stroh, Ginster und sonstigen Reisern, fanden sich in den Feuerungs-
anlagen der Salburg Backsteine von 0,23 m Länge, 0,21 m Breite,
0,12 m Dicke.
Fassen wir nun die Produkte der Schmelzung, welche am Drei-
mühlenborn gefunden wurden, ins Auge. Vor allem sind es Schlacken,
die in groſsen Massen ausgegraben worden sind. Es lassen sich davon
deutlich zweierlei Arten unterscheiden. Die eine ist mehr blasig, zellig,
getropft oder in dünnen Fladen geflossen, von dunkel, eisenschwarzer
Farbe, die andere findet sich in dicken Stücken, sehr fest, mehr steinig
im Bruch, von lichterer, schwärzlicher Farbe. Man könnte die zweierlei
Schlacken für Produkte verschiedenen Betriebes halten, letztere für
Rohschlacken erster Schmelzung, erstere für Schweiſsschlacken von
einer zweiten Behandlung der Rohluppe. Doch ist es auch möglich,
daſs die verschiedenen Schlacken verschiedenen Zeiten und Betriebs-
perioden angehören. Die ältere Schlacke deutet auf einen unvoll-
kommeneren Schmelzprozeſs mit ungenügenderen Blasevorrichtungen
und infolgedessen einer niedrigeren Schmelztemperatur; denn, wie
schon erwähnt, ist die Schlacke unvollständig und zähe in dünnen
Kuchen geflossen. Auch der Umstand, daſs sie mehr oxydiert ist, als
die steinigere Schlacke, läſst ein höheres Alter vermuten. Ihr Eisen-
gehalt beträgt nach der chemischen Analyse 46,84 Proz., was 60,26 Proz.
Eisenoxydul entsprechen würde. Die dicken Stücke der steinigen
Schlacke weisen auf vollkommenere Schmelzung und besseren Betrieb
mit stärkeren Gebläsevorrichtungen, wobei gröſsere Eisenmassen dar-
gestellt worden, hin. Diese Schlacke enthält nur 43,36 Proz. Eisen,
entsprechend 55,75 Proz. Eisenoxydul. Vergleicht man diese Schlacken
mit solchen, die bei ähnlichen Ausgrabungen gefunden wurden, nament-
lich mit denjenigen, welche in Holland zwischen Waal, Rhein, Yssel
und Zuydersee massenhaft aufgedeckt und von Professor Bleekrode
mit groſser Sorgfalt untersucht worden sind 1), so finden wir, daſs
1) De Ijzerslaggen in Nederland en de Ijzerbereiding in vroegeren Tijd door
Prof. S. Bleekrode, in der Zeitschrift „Volksflijt, Amsterdam 1857“.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 525. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/547>, abgerufen am 22.11.2024.
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