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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Italien und die Römer.
slovenischen Eingeborenen gadez, Schloss, und adovski gadez, Heiden-
schloss, obgleich ein eigentliches Schloss hier nie stand, überhaupt
mittelalterliche Bauten nicht nachzuweisen sind. Alle Anzeichen
sprechen für den römischen Ursprung der Baureste. Freilich ist vieles
verwischt, grössere Steine wurden weggeschleppt und anderweit ver-
mauert, so sind in der Mauer der nahgelegenen Kirche von Bitnje,
welche die Jahreszahl 1692 trägt, zwei römische Leichensteine ganz
oben nahe dem Dach eingemauert. Ausser zahlreichen Gegenständen
von Eisen hat man Schmucksachen von Glas, Bronze und Silber römi-
schen Charakters gefunden, namentlich aber zwei römische Münzen,
eine wahrscheinlich von Titus (72 bis 81 n. Chr.), die andere von Con-
stanz (333 bis 350). Wahrscheinlich wurde das Lager und die Eisen-
werke in der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts nach gewaltsamer
Zerstörung, wofür die Auffindung der Schmucksachen spricht, von den
Römern verlassen. Dass die Eisenindustrie nach Krain von Süden her
durch die Römer eingeführt sein musste, wird bestätigt durch einige, bei
den dortigen Slovenen erhaltenen Ausdrücke, die sich weiter nördlich in
Kärnten und Steyermark nicht finden, so heisst tarol, die Schlacken-
platte, wie in Südfrankreich laiterol. Die Luppe heisst masel, wie
auf Corsica masello. Der Platz bot für Eisenschmelzen nach Art der
Alten alle Vorteile. Auf dem ganzen Kalkplateau findet man Bohnerze in
Kugeln, Knauern, Körnern von derbem, reinem Eisenoxydhydrat. Das
Erz kann leicht aus dem Lehm und Kalkschutte losgelöst und ge-
sammelt werden. An verschiedenen Punkten innerhalb des Schutz-
walles, wie auch an einem Punkte ausserhalb desselben hat man Hal-
den von Eisenschlacken gefunden, welche teils zu Schmelzöfen, teils zu
Schmiedefeuern gehört haben. Über die Konstruktion der Schmelz-
öfen lässt sich nichts mehr ermitteln, dagegen beweisen die Reste, dass
man zur Herstellung des eigentlichen Schmelzraumes Steine aus dem
Lepinathale, welche aus einem feuerfesten Quarzconglomerat bestanden,
herbeischaffte. Zur weiteren Herstellung des Ofens bediente man sich
teils des Bohnerzlehmes, teils des feuerfesten Thons von Jaurenberg.
Das Bohnerz ist reich und leicht schmelzbar. Es hat einen Gehalt von
62 bis 64 Proz. Eisen, aus dem gegenwärtig 50 Proz. Stabeisen resul-
tieren, während das Ausbringen der Römer höchstens 40 Proz. gewesen
sein kann. Die Schlackenstücke sind meist ungleichmässige Klumpen
über Faustgrösse, nicht geflossen sondern getropft, wurm- und tropfen-
förmige Verästelungen zeigend, was auf sehr zähen Fluss deutet. An
den Schlackenklumpen erkennt man noch zuweilen Eindrücke der
Werkzeuge, mit denen sie herausgezogen wurden. Herr Professor

Italien und die Römer.
slovenischen Eingeborenen gadez, Schloſs, und adovski gadez, Heiden-
schloſs, obgleich ein eigentliches Schloſs hier nie stand, überhaupt
mittelalterliche Bauten nicht nachzuweisen sind. Alle Anzeichen
sprechen für den römischen Ursprung der Baureste. Freilich ist vieles
verwischt, gröſsere Steine wurden weggeschleppt und anderweit ver-
mauert, so sind in der Mauer der nahgelegenen Kirche von Bitnje,
welche die Jahreszahl 1692 trägt, zwei römische Leichensteine ganz
oben nahe dem Dach eingemauert. Auſser zahlreichen Gegenständen
von Eisen hat man Schmucksachen von Glas, Bronze und Silber römi-
schen Charakters gefunden, namentlich aber zwei römische Münzen,
eine wahrscheinlich von Titus (72 bis 81 n. Chr.), die andere von Con-
stanz (333 bis 350). Wahrscheinlich wurde das Lager und die Eisen-
werke in der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts nach gewaltsamer
Zerstörung, wofür die Auffindung der Schmucksachen spricht, von den
Römern verlassen. Daſs die Eisenindustrie nach Krain von Süden her
durch die Römer eingeführt sein muſste, wird bestätigt durch einige, bei
den dortigen Slovenen erhaltenen Ausdrücke, die sich weiter nördlich in
Kärnten und Steyermark nicht finden, so heiſst tarol, die Schlacken-
platte, wie in Südfrankreich laiterol. Die Luppe heiſst măsél, wie
auf Corsica masello. Der Platz bot für Eisenschmelzen nach Art der
Alten alle Vorteile. Auf dem ganzen Kalkplateau findet man Bohnerze in
Kugeln, Knauern, Körnern von derbem, reinem Eisenoxydhydrat. Das
Erz kann leicht aus dem Lehm und Kalkschutte losgelöst und ge-
sammelt werden. An verschiedenen Punkten innerhalb des Schutz-
walles, wie auch an einem Punkte auſserhalb desſelben hat man Hal-
den von Eisenschlacken gefunden, welche teils zu Schmelzöfen, teils zu
Schmiedefeuern gehört haben. Über die Konstruktion der Schmelz-
öfen läſst sich nichts mehr ermitteln, dagegen beweisen die Reste, daſs
man zur Herstellung des eigentlichen Schmelzraumes Steine aus dem
Lepinathale, welche aus einem feuerfesten Quarzconglomerat bestanden,
herbeischaffte. Zur weiteren Herstellung des Ofens bediente man sich
teils des Bohnerzlehmes, teils des feuerfesten Thons von Jaurenberg.
Das Bohnerz ist reich und leicht schmelzbar. Es hat einen Gehalt von
62 bis 64 Proz. Eisen, aus dem gegenwärtig 50 Proz. Stabeisen resul-
tieren, während das Ausbringen der Römer höchstens 40 Proz. gewesen
sein kann. Die Schlackenstücke sind meist ungleichmäſsige Klumpen
über Faustgröſse, nicht geflossen sondern getropft, wurm- und tropfen-
förmige Verästelungen zeigend, was auf sehr zähen Fluſs deutet. An
den Schlackenklumpen erkennt man noch zuweilen Eindrücke der
Werkzeuge, mit denen sie herausgezogen wurden. Herr Professor

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[508/0530] Italien und die Römer. slovenischen Eingeborenen gadez, Schloſs, und adovski gadez, Heiden- schloſs, obgleich ein eigentliches Schloſs hier nie stand, überhaupt mittelalterliche Bauten nicht nachzuweisen sind. Alle Anzeichen sprechen für den römischen Ursprung der Baureste. Freilich ist vieles verwischt, gröſsere Steine wurden weggeschleppt und anderweit ver- mauert, so sind in der Mauer der nahgelegenen Kirche von Bitnje, welche die Jahreszahl 1692 trägt, zwei römische Leichensteine ganz oben nahe dem Dach eingemauert. Auſser zahlreichen Gegenständen von Eisen hat man Schmucksachen von Glas, Bronze und Silber römi- schen Charakters gefunden, namentlich aber zwei römische Münzen, eine wahrscheinlich von Titus (72 bis 81 n. Chr.), die andere von Con- stanz (333 bis 350). Wahrscheinlich wurde das Lager und die Eisen- werke in der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts nach gewaltsamer Zerstörung, wofür die Auffindung der Schmucksachen spricht, von den Römern verlassen. Daſs die Eisenindustrie nach Krain von Süden her durch die Römer eingeführt sein muſste, wird bestätigt durch einige, bei den dortigen Slovenen erhaltenen Ausdrücke, die sich weiter nördlich in Kärnten und Steyermark nicht finden, so heiſst tarol, die Schlacken- platte, wie in Südfrankreich laiterol. Die Luppe heiſst măsél, wie auf Corsica masello. Der Platz bot für Eisenschmelzen nach Art der Alten alle Vorteile. Auf dem ganzen Kalkplateau findet man Bohnerze in Kugeln, Knauern, Körnern von derbem, reinem Eisenoxydhydrat. Das Erz kann leicht aus dem Lehm und Kalkschutte losgelöst und ge- sammelt werden. An verschiedenen Punkten innerhalb des Schutz- walles, wie auch an einem Punkte auſserhalb desſelben hat man Hal- den von Eisenschlacken gefunden, welche teils zu Schmelzöfen, teils zu Schmiedefeuern gehört haben. Über die Konstruktion der Schmelz- öfen läſst sich nichts mehr ermitteln, dagegen beweisen die Reste, daſs man zur Herstellung des eigentlichen Schmelzraumes Steine aus dem Lepinathale, welche aus einem feuerfesten Quarzconglomerat bestanden, herbeischaffte. Zur weiteren Herstellung des Ofens bediente man sich teils des Bohnerzlehmes, teils des feuerfesten Thons von Jaurenberg. Das Bohnerz ist reich und leicht schmelzbar. Es hat einen Gehalt von 62 bis 64 Proz. Eisen, aus dem gegenwärtig 50 Proz. Stabeisen resul- tieren, während das Ausbringen der Römer höchstens 40 Proz. gewesen sein kann. Die Schlackenstücke sind meist ungleichmäſsige Klumpen über Faustgröſse, nicht geflossen sondern getropft, wurm- und tropfen- förmige Verästelungen zeigend, was auf sehr zähen Fluſs deutet. An den Schlackenklumpen erkennt man noch zuweilen Eindrücke der Werkzeuge, mit denen sie herausgezogen wurden. Herr Professor

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 508. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/530>, abgerufen am 22.11.2024.