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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Italien und die Römer.

Aus den angeführten Stellen des Plinius geht hervor, dass zu seiner
Zeit die Gewinnung, die Verarbeitung und Verwendung des Eisens
eine sehr mannigfaltige und ganz allgemeine war. Sie wurde in eisen-
reichen Waldgegenden betrieben, die meist abseits der Städte lagen, wes-
halb Gelehrte, wie Plinius, durch eigene Anschauung keine Kenntnis des
Prozesses erlangen konnten. Er weiss indessen bereits, dass der Schmelz-
prozess nicht überall in derselben Weise geführt wurde, dass Form
und Grösse der Schmelzöfen in verschiedenen Gegenden verschieden
sind, indem an einem Platze das Erz noch in flachen Herden, an
anderen in gemauerten Schachtöfen erblasen wurde. Der eigentliche
Grund des Unterschiedes zwischen dem weichen und harten Eisen,
zwischen Schmiedeisen und Stahl ist dem römischen Gelehrten durch-
aus unbekannt, er begnügt sich, diesen teils der Verschiedenheit des Erzes,
teils der Verschiedenheit der Behandlung zuzuschreiben, wobei er dem
Wasser eine ganz besondere Rolle zuteilt, indem er von der irrigen
Hypothese ausgeht, dass die Härtbarkeit nicht von der Qualität des
Eisens, sondern von der Qualität des Wassers, in welches das Eisen
getaucht wird, bedingt sei. Er kennt den Stahl, den er mit nucleus
ferri, Kerneisen, bezeichnet, und ist mit seiner Verwendung vertraut.

Das Eisen war für die Bewaffnung der kriegerischen Römer von
solcher Wichtigkeit, dass sie überall, wo sich Gelegenheit bot, in den
eroberten Provinzen in der Nähe ihrer militärischen Standquartiere
Eisengewinnung betrieben oder durch die Eingeborenen betreiben
liessen und wo solche Eisenwerke besonders exponiert lagen, schützten
sie dieselben durch besondere Befestigungen. Es sind in letzter Zeit
mehrere solcher Eisenwerke aus römischer Zeit aufgedeckt worden und
verbreiten diese Ausgrabungen neues Licht über diese wichtige Tech-
nik zur Römerzeit.

Befestigte Eisenwerke der Römer sind in der Wochein in Krain
aufgedeckt und von Morlot beschrieben worden 1). Die Wochein er-
scheint als ein grosser Riss in dem circa 4000 Fuss hohen Kalkhoch-
plateau von Oberkrain und hat ihren Ausgang bei dem malerischen
Städtchen Veldes. In ihr liegt der Wocheiner See und sechs Ort-
schaften. Bei Vitnach finden sich auf einem isolierten Hügel, der das
Thal beherrscht, die Spuren einer römischen befestigten Militärstation,
die zum Schutz von Eisenwerken angelegt war. Der Ort, der jetzt
teilweise zum Pfarrgarten gehört, heisst von alters her im Munde der

1) A. Morlot, über die Spuren eines befestigten römischen Eisenwerkes in der
Wochein in Oberkrain im Jahrbuche der k. k. Geolog. Reichsanstalt, I. Jahrgang
1856, Wien S. 199 etc.
Italien und die Römer.

Aus den angeführten Stellen des Plinius geht hervor, daſs zu seiner
Zeit die Gewinnung, die Verarbeitung und Verwendung des Eisens
eine sehr mannigfaltige und ganz allgemeine war. Sie wurde in eisen-
reichen Waldgegenden betrieben, die meist abseits der Städte lagen, wes-
halb Gelehrte, wie Plinius, durch eigene Anschauung keine Kenntnis des
Prozesses erlangen konnten. Er weiſs indessen bereits, daſs der Schmelz-
prozeſs nicht überall in derselben Weise geführt wurde, daſs Form
und Gröſse der Schmelzöfen in verschiedenen Gegenden verschieden
sind, indem an einem Platze das Erz noch in flachen Herden, an
anderen in gemauerten Schachtöfen erblasen wurde. Der eigentliche
Grund des Unterschiedes zwischen dem weichen und harten Eisen,
zwischen Schmiedeisen und Stahl ist dem römischen Gelehrten durch-
aus unbekannt, er begnügt sich, diesen teils der Verschiedenheit des Erzes,
teils der Verschiedenheit der Behandlung zuzuschreiben, wobei er dem
Wasser eine ganz besondere Rolle zuteilt, indem er von der irrigen
Hypothese ausgeht, daſs die Härtbarkeit nicht von der Qualität des
Eisens, sondern von der Qualität des Wassers, in welches das Eisen
getaucht wird, bedingt sei. Er kennt den Stahl, den er mit nucleus
ferri, Kerneisen, bezeichnet, und ist mit seiner Verwendung vertraut.

Das Eisen war für die Bewaffnung der kriegerischen Römer von
solcher Wichtigkeit, daſs sie überall, wo sich Gelegenheit bot, in den
eroberten Provinzen in der Nähe ihrer militärischen Standquartiere
Eisengewinnung betrieben oder durch die Eingeborenen betreiben
lieſsen und wo solche Eisenwerke besonders exponiert lagen, schützten
sie dieselben durch besondere Befestigungen. Es sind in letzter Zeit
mehrere solcher Eisenwerke aus römischer Zeit aufgedeckt worden und
verbreiten diese Ausgrabungen neues Licht über diese wichtige Tech-
nik zur Römerzeit.

Befestigte Eisenwerke der Römer sind in der Wochein in Krain
aufgedeckt und von Morlot beschrieben worden 1). Die Wochein er-
scheint als ein groſser Riſs in dem circa 4000 Fuſs hohen Kalkhoch-
plateau von Oberkrain und hat ihren Ausgang bei dem malerischen
Städtchen Veldes. In ihr liegt der Wocheiner See und sechs Ort-
schaften. Bei Vitnach finden sich auf einem isolierten Hügel, der das
Thal beherrscht, die Spuren einer römischen befestigten Militärstation,
die zum Schutz von Eisenwerken angelegt war. Der Ort, der jetzt
teilweise zum Pfarrgarten gehört, heiſst von alters her im Munde der

1) A. Morlot, über die Spuren eines befestigten römischen Eisenwerkes in der
Wochein in Oberkrain im Jahrbuche der k. k. Geolog. Reichsanstalt, I. Jahrgang
1856, Wien S. 199 etc.
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[507/0529] Italien und die Römer. Aus den angeführten Stellen des Plinius geht hervor, daſs zu seiner Zeit die Gewinnung, die Verarbeitung und Verwendung des Eisens eine sehr mannigfaltige und ganz allgemeine war. Sie wurde in eisen- reichen Waldgegenden betrieben, die meist abseits der Städte lagen, wes- halb Gelehrte, wie Plinius, durch eigene Anschauung keine Kenntnis des Prozesses erlangen konnten. Er weiſs indessen bereits, daſs der Schmelz- prozeſs nicht überall in derselben Weise geführt wurde, daſs Form und Gröſse der Schmelzöfen in verschiedenen Gegenden verschieden sind, indem an einem Platze das Erz noch in flachen Herden, an anderen in gemauerten Schachtöfen erblasen wurde. Der eigentliche Grund des Unterschiedes zwischen dem weichen und harten Eisen, zwischen Schmiedeisen und Stahl ist dem römischen Gelehrten durch- aus unbekannt, er begnügt sich, diesen teils der Verschiedenheit des Erzes, teils der Verschiedenheit der Behandlung zuzuschreiben, wobei er dem Wasser eine ganz besondere Rolle zuteilt, indem er von der irrigen Hypothese ausgeht, daſs die Härtbarkeit nicht von der Qualität des Eisens, sondern von der Qualität des Wassers, in welches das Eisen getaucht wird, bedingt sei. Er kennt den Stahl, den er mit nucleus ferri, Kerneisen, bezeichnet, und ist mit seiner Verwendung vertraut. Das Eisen war für die Bewaffnung der kriegerischen Römer von solcher Wichtigkeit, daſs sie überall, wo sich Gelegenheit bot, in den eroberten Provinzen in der Nähe ihrer militärischen Standquartiere Eisengewinnung betrieben oder durch die Eingeborenen betreiben lieſsen und wo solche Eisenwerke besonders exponiert lagen, schützten sie dieselben durch besondere Befestigungen. Es sind in letzter Zeit mehrere solcher Eisenwerke aus römischer Zeit aufgedeckt worden und verbreiten diese Ausgrabungen neues Licht über diese wichtige Tech- nik zur Römerzeit. Befestigte Eisenwerke der Römer sind in der Wochein in Krain aufgedeckt und von Morlot beschrieben worden 1). Die Wochein er- scheint als ein groſser Riſs in dem circa 4000 Fuſs hohen Kalkhoch- plateau von Oberkrain und hat ihren Ausgang bei dem malerischen Städtchen Veldes. In ihr liegt der Wocheiner See und sechs Ort- schaften. Bei Vitnach finden sich auf einem isolierten Hügel, der das Thal beherrscht, die Spuren einer römischen befestigten Militärstation, die zum Schutz von Eisenwerken angelegt war. Der Ort, der jetzt teilweise zum Pfarrgarten gehört, heiſst von alters her im Munde der 1) A. Morlot, über die Spuren eines befestigten römischen Eisenwerkes in der Wochein in Oberkrain im Jahrbuche der k. k. Geolog. Reichsanstalt, I. Jahrgang 1856, Wien S. 199 etc.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 507. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/529>, abgerufen am 22.11.2024.