Auch in Etrurien ging die Kunst des Treibens der des Giessens voran. Wohl die älteste Bronzearbeit der Etrurier, die wir kennen, ist der getriebene Erzuntersatz von Polledrara im brittischen Museum, dessen Figuren und Verzierungen noch ganz den phönizisch-ägyptischen Typus zeigen, ähnlich den Erzgefässen von Niniveh 1). Die etrurische Kunst war so entwickelt, dass sie vielfach mit der griechischen in Konkurrenz trat, ja dass etrurische Erzgefässe nach Griechenland exportiert wurden. Etrurien stand in direktem Handelsverkehre mit Athen und man hat in Attika tyrrhenische Erzleuchter und Goldschalen gefunden, während man in Etrurien attische Thongefässe entdeckt hat.
In der Kunst der Toreutik waren die Etrusker hochberühmt, besonders waren ihre getriebenen Kandelaber und Schalen in der ganzen klassischen Welt geschätzt. Etruskisch waren die goldenen Kränze der Triumphatoren, goldene Fingerringe, goldene Bullen und mancherlei anderer getriebener Schmuck. Aber auch im Erzguss leisteten sie Vorzügliches. Kupfer und Bronze gaben das Material für die Münzen der Etrurier, wenigstens in älterer Zeit. Jede Stadt scheint ihre Münzen geschlagen zu haben. Ursprünglich waren es Stabmünzen aus Kupfer von parallelepipedischer Form 2). Im Gebiete der Etrusker wurde Kupfer an verschiedenen Orten bergmännisch ge- wonnen. Es ist kein Grund, die bestimmten Angaben der alten Schriftsteller zu bezweifeln, dass die elbanischen Bergwerke ursprüng- lich auf Kupfer betrieben worden seien. Kupferadern ging man im Altertume mit Eifer nach, während selbst auf so vorzügliche Eisenerz- lager wie die elbanischen in jener Periode nicht leicht regelmässiger Bergbau getrieben wurde. Auch die reichen Kupferbergwerke von Volaterrae gehen bis in die Zeit der etruskischen Herrschaft zurück, wie auch die Silbergruben bei Montieri schon aus jener Zeit stammen dürften. Zinn bekamen die Etrusker auf dem Handelswege und zwar auf dem Landwege, wie schon oben erwähnt wird. Etrurische Waren aus Thon und Metall wanderten zum Eintausch für Zinn und Bernstein bis zur Ultima Thule.
Am berühmtesten von allen Bergwerken der Etrusker waren jedenfalls die Eisengruben auf der Insel Elba, welche den Aus- gangs- und Mittelpunkt einer ebenso alten wie bedeutenden Industrie bildeten.
Wie an wenigen Plätzen Europas hatte die Natur auf Elba die reichsten Schätze des besten Eisenerzes aufgehäuft, und wir dürfen an-
1) Layard, Niniveh und Babylon p. 190.
2) Müller, Etrusker I, 380.
Italien und die Römer.
Auch in Etrurien ging die Kunst des Treibens der des Gieſsens voran. Wohl die älteste Bronzearbeit der Etrurier, die wir kennen, ist der getriebene Erzuntersatz von Polledrara im brittischen Museum, dessen Figuren und Verzierungen noch ganz den phönizisch-ägyptischen Typus zeigen, ähnlich den Erzgefäſsen von Niniveh 1). Die etrurische Kunst war so entwickelt, daſs sie vielfach mit der griechischen in Konkurrenz trat, ja daſs etrurische Erzgefäſse nach Griechenland exportiert wurden. Etrurien stand in direktem Handelsverkehre mit Athen und man hat in Attika tyrrhenische Erzleuchter und Goldschalen gefunden, während man in Etrurien attische Thongefäſse entdeckt hat.
In der Kunst der Toreutik waren die Etrusker hochberühmt, besonders waren ihre getriebenen Kandelaber und Schalen in der ganzen klassischen Welt geschätzt. Etruskisch waren die goldenen Kränze der Triumphatoren, goldene Fingerringe, goldene Bullen und mancherlei anderer getriebener Schmuck. Aber auch im Erzguſs leisteten sie Vorzügliches. Kupfer und Bronze gaben das Material für die Münzen der Etrurier, wenigstens in älterer Zeit. Jede Stadt scheint ihre Münzen geschlagen zu haben. Ursprünglich waren es Stabmünzen aus Kupfer von parallelepipedischer Form 2). Im Gebiete der Etrusker wurde Kupfer an verschiedenen Orten bergmännisch ge- wonnen. Es ist kein Grund, die bestimmten Angaben der alten Schriftsteller zu bezweifeln, daſs die elbanischen Bergwerke ursprüng- lich auf Kupfer betrieben worden seien. Kupferadern ging man im Altertume mit Eifer nach, während selbst auf so vorzügliche Eisenerz- lager wie die elbanischen in jener Periode nicht leicht regelmäſsiger Bergbau getrieben wurde. Auch die reichen Kupferbergwerke von Volaterrae gehen bis in die Zeit der etruskischen Herrschaft zurück, wie auch die Silbergruben bei Montieri schon aus jener Zeit stammen dürften. Zinn bekamen die Etrusker auf dem Handelswege und zwar auf dem Landwege, wie schon oben erwähnt wird. Etrurische Waren aus Thon und Metall wanderten zum Eintausch für Zinn und Bernstein bis zur Ultima Thule.
Am berühmtesten von allen Bergwerken der Etrusker waren jedenfalls die Eisengruben auf der Insel Elba, welche den Aus- gangs- und Mittelpunkt einer ebenso alten wie bedeutenden Industrie bildeten.
Wie an wenigen Plätzen Europas hatte die Natur auf Elba die reichsten Schätze des besten Eisenerzes aufgehäuft, und wir dürfen an-
1) Layard, Niniveh und Babylon p. 190.
2) Müller, Etrusker I, 380.
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Italien und die Römer.
Auch in Etrurien ging die Kunst des Treibens der des Gieſsens
voran. Wohl die älteste Bronzearbeit der Etrurier, die wir kennen, ist
der getriebene Erzuntersatz von Polledrara im brittischen Museum,
dessen Figuren und Verzierungen noch ganz den phönizisch-ägyptischen
Typus zeigen, ähnlich den Erzgefäſsen von Niniveh 1). Die etrurische
Kunst war so entwickelt, daſs sie vielfach mit der griechischen in
Konkurrenz trat, ja daſs etrurische Erzgefäſse nach Griechenland
exportiert wurden. Etrurien stand in direktem Handelsverkehre mit
Athen und man hat in Attika tyrrhenische Erzleuchter und Goldschalen
gefunden, während man in Etrurien attische Thongefäſse entdeckt hat.
In der Kunst der Toreutik waren die Etrusker hochberühmt,
besonders waren ihre getriebenen Kandelaber und Schalen in der
ganzen klassischen Welt geschätzt. Etruskisch waren die goldenen
Kränze der Triumphatoren, goldene Fingerringe, goldene Bullen
und mancherlei anderer getriebener Schmuck. Aber auch im Erzguſs
leisteten sie Vorzügliches. Kupfer und Bronze gaben das Material für
die Münzen der Etrurier, wenigstens in älterer Zeit. Jede Stadt
scheint ihre Münzen geschlagen zu haben. Ursprünglich waren es
Stabmünzen aus Kupfer von parallelepipedischer Form 2). Im Gebiete
der Etrusker wurde Kupfer an verschiedenen Orten bergmännisch ge-
wonnen. Es ist kein Grund, die bestimmten Angaben der alten
Schriftsteller zu bezweifeln, daſs die elbanischen Bergwerke ursprüng-
lich auf Kupfer betrieben worden seien. Kupferadern ging man im
Altertume mit Eifer nach, während selbst auf so vorzügliche Eisenerz-
lager wie die elbanischen in jener Periode nicht leicht regelmäſsiger
Bergbau getrieben wurde. Auch die reichen Kupferbergwerke von
Volaterrae gehen bis in die Zeit der etruskischen Herrschaft zurück,
wie auch die Silbergruben bei Montieri schon aus jener Zeit stammen
dürften. Zinn bekamen die Etrusker auf dem Handelswege und zwar
auf dem Landwege, wie schon oben erwähnt wird. Etrurische Waren
aus Thon und Metall wanderten zum Eintausch für Zinn und Bernstein
bis zur Ultima Thule.
Am berühmtesten von allen Bergwerken der Etrusker waren
jedenfalls die Eisengruben auf der Insel Elba, welche den Aus-
gangs- und Mittelpunkt einer ebenso alten wie bedeutenden Industrie
bildeten.
Wie an wenigen Plätzen Europas hatte die Natur auf Elba die
reichsten Schätze des besten Eisenerzes aufgehäuft, und wir dürfen an-
1) Layard, Niniveh und Babylon p. 190.
2) Müller, Etrusker I, 380.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 473. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/495>, abgerufen am 22.11.2024.
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