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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Italien und die Römer.
nehmen, dass kein Eisenerzlager in Europa so früh durch unterirdischen
Bergbau abgebaut wurde. Trotzdem wurde man dazu erst geführt
durch die Aufsuchung von Kupfererzadern, die in dem oberen Teile
des Erzstockes vorkamen, die jetzt aber nur noch in Spuren gefunden
werden. Denn den Alten schien es nicht sich der Mühe und Arbeit zu
verlohnen, Eisenstein, der sich ja überall an der Oberfläche der
Erde fand, durch ein so beschwerliches Verfahren wie das eines
regelrechten Bergbaues zu gewinnen. Das hohe Alter der elbanischen
Eisensteingruben wird vielfach bezeugt. Diodor sagt, der Bergbau auf
Elba sei so alt, dass sein Anfang sich nicht mehr bestimmen lasse. Die
Insel Elba war auch den Griechen der klassischen Zeit bereits wohl
bekannt. Sie hiess Aithalia, von aithalos Ofenruss, schwarze Asche,
denn sie hatte, wie Diodor erwähnt und ähnlich wie Lemnos, ihren
Namen von dem schwarzen Rauch und der Menge des Russes 1). Ari-
stoteles berichtet 2) aus der Zeit, als die etruskische Herrschaft noch
bestand (circa 340 v. Chr.): "In Etrurien soll eine Insel Namens
Äthalia sein, auf der Kupfergruben sind, woraus das Erz gegraben
wird, nämlich alles das, aus dem dort die ehernen Waffen gegossen
werden. Allein es wird selten und es kehrt nach Verlauf eines gewissen
Zeitraumes nicht Erz wie zuvor, sondern Eisen an seine Stelle. Dies
gewinnen sie bereits und die Eingeborenen nennen es das "populoni-
sche" von dem Hafen Populonia an der gegenüberliegenden italischen
Küste." Diese Nachricht des Aristoteles bestätigt ebenfalls, dass dem
Eisensteinbergbau ein Bergbau auf Kupfererze vorausgegangen war.
Aristoteles bestätigt hier den alten Aberglauben vom Wachsen der
Erze, indem er behauptet, an Stelle der ausgebrochenen Kupfererze
wüchse Eisenerz nach. Das Wiederwachsen der Erze war eine, bei den
Alten allgemein verbreitete Ansicht, die sich bei ungebildeten Berg-
leuten bis heute erhalten hat. Sie hat ihren Ursprung in dem Absatz
von Sinterbildungen im Bergversatz, dem sogenannten "alten Mann"
und in verlassenen Strecken. Wenn daher Aristoteles solches von
Elba berichten konnte, so ist dies ebenfalls ein Beweis für das hohe
Alter des dortigen Betriebes.

Einen weiteren Beweis geben uns die populonischen Münzen, deren
Stempel Schmiedezange und Hammer, als das alte Wappen dieses
wichtigen Eisenhafens, zeigen. Ihr tuskischer Name war Poplun,
d. h. Stadt der Metalle. Populonia, das an einem erhöhten Punkte
in den Maremnen gelegen war und durch seine weithin sichtbare

1) Diodor Sicul V, 15.
2) Aristoteles de mirab. auscult. c. 95.

Italien und die Römer.
nehmen, daſs kein Eisenerzlager in Europa so früh durch unterirdischen
Bergbau abgebaut wurde. Trotzdem wurde man dazu erst geführt
durch die Aufsuchung von Kupfererzadern, die in dem oberen Teile
des Erzstockes vorkamen, die jetzt aber nur noch in Spuren gefunden
werden. Denn den Alten schien es nicht sich der Mühe und Arbeit zu
verlohnen, Eisenstein, der sich ja überall an der Oberfläche der
Erde fand, durch ein so beschwerliches Verfahren wie das eines
regelrechten Bergbaues zu gewinnen. Das hohe Alter der elbanischen
Eisensteingruben wird vielfach bezeugt. Diodor sagt, der Bergbau auf
Elba sei so alt, daſs sein Anfang sich nicht mehr bestimmen lasse. Die
Insel Elba war auch den Griechen der klassischen Zeit bereits wohl
bekannt. Sie hieſs Αἰϑαλία, von αἴϑαλος Ofenruſs, schwarze Asche,
denn sie hatte, wie Diodor erwähnt und ähnlich wie Lemnos, ihren
Namen von dem schwarzen Rauch und der Menge des Ruſses 1). Ari-
stoteles berichtet 2) aus der Zeit, als die etruskische Herrschaft noch
bestand (circa 340 v. Chr.): „In Etrurien soll eine Insel Namens
Äthalia sein, auf der Kupfergruben sind, woraus das Erz gegraben
wird, nämlich alles das, aus dem dort die ehernen Waffen gegossen
werden. Allein es wird selten und es kehrt nach Verlauf eines gewissen
Zeitraumes nicht Erz wie zuvor, sondern Eisen an seine Stelle. Dies
gewinnen sie bereits und die Eingeborenen nennen es das „populoni-
sche“ von dem Hafen Populonia an der gegenüberliegenden italischen
Küste.“ Diese Nachricht des Aristoteles bestätigt ebenfalls, daſs dem
Eisensteinbergbau ein Bergbau auf Kupfererze vorausgegangen war.
Aristoteles bestätigt hier den alten Aberglauben vom Wachsen der
Erze, indem er behauptet, an Stelle der ausgebrochenen Kupfererze
wüchse Eisenerz nach. Das Wiederwachsen der Erze war eine, bei den
Alten allgemein verbreitete Ansicht, die sich bei ungebildeten Berg-
leuten bis heute erhalten hat. Sie hat ihren Ursprung in dem Absatz
von Sinterbildungen im Bergversatz, dem sogenannten „alten Mann“
und in verlassenen Strecken. Wenn daher Aristoteles solches von
Elba berichten konnte, so ist dies ebenfalls ein Beweis für das hohe
Alter des dortigen Betriebes.

Einen weiteren Beweis geben uns die populonischen Münzen, deren
Stempel Schmiedezange und Hammer, als das alte Wappen dieses
wichtigen Eisenhafens, zeigen. Ihr tuskischer Name war Poplun,
d. h. Stadt der Metalle. Populonia, das an einem erhöhten Punkte
in den Maremnen gelegen war und durch seine weithin sichtbare

1) Diodor Sicul V, 15.
2) Aristoteles de mirab. auscult. c. 95.
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[474/0496] Italien und die Römer. nehmen, daſs kein Eisenerzlager in Europa so früh durch unterirdischen Bergbau abgebaut wurde. Trotzdem wurde man dazu erst geführt durch die Aufsuchung von Kupfererzadern, die in dem oberen Teile des Erzstockes vorkamen, die jetzt aber nur noch in Spuren gefunden werden. Denn den Alten schien es nicht sich der Mühe und Arbeit zu verlohnen, Eisenstein, der sich ja überall an der Oberfläche der Erde fand, durch ein so beschwerliches Verfahren wie das eines regelrechten Bergbaues zu gewinnen. Das hohe Alter der elbanischen Eisensteingruben wird vielfach bezeugt. Diodor sagt, der Bergbau auf Elba sei so alt, daſs sein Anfang sich nicht mehr bestimmen lasse. Die Insel Elba war auch den Griechen der klassischen Zeit bereits wohl bekannt. Sie hieſs Αἰϑαλία, von αἴϑαλος Ofenruſs, schwarze Asche, denn sie hatte, wie Diodor erwähnt und ähnlich wie Lemnos, ihren Namen von dem schwarzen Rauch und der Menge des Ruſses 1). Ari- stoteles berichtet 2) aus der Zeit, als die etruskische Herrschaft noch bestand (circa 340 v. Chr.): „In Etrurien soll eine Insel Namens Äthalia sein, auf der Kupfergruben sind, woraus das Erz gegraben wird, nämlich alles das, aus dem dort die ehernen Waffen gegossen werden. Allein es wird selten und es kehrt nach Verlauf eines gewissen Zeitraumes nicht Erz wie zuvor, sondern Eisen an seine Stelle. Dies gewinnen sie bereits und die Eingeborenen nennen es das „populoni- sche“ von dem Hafen Populonia an der gegenüberliegenden italischen Küste.“ Diese Nachricht des Aristoteles bestätigt ebenfalls, daſs dem Eisensteinbergbau ein Bergbau auf Kupfererze vorausgegangen war. Aristoteles bestätigt hier den alten Aberglauben vom Wachsen der Erze, indem er behauptet, an Stelle der ausgebrochenen Kupfererze wüchse Eisenerz nach. Das Wiederwachsen der Erze war eine, bei den Alten allgemein verbreitete Ansicht, die sich bei ungebildeten Berg- leuten bis heute erhalten hat. Sie hat ihren Ursprung in dem Absatz von Sinterbildungen im Bergversatz, dem sogenannten „alten Mann“ und in verlassenen Strecken. Wenn daher Aristoteles solches von Elba berichten konnte, so ist dies ebenfalls ein Beweis für das hohe Alter des dortigen Betriebes. Einen weiteren Beweis geben uns die populonischen Münzen, deren Stempel Schmiedezange und Hammer, als das alte Wappen dieses wichtigen Eisenhafens, zeigen. Ihr tuskischer Name war Poplun, d. h. Stadt der Metalle. Populonia, das an einem erhöhten Punkte in den Maremnen gelegen war und durch seine weithin sichtbare 1) Diodor Sicul V, 15. 2) Aristoteles de mirab. auscult. c. 95.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 474. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/496>, abgerufen am 22.11.2024.