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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Afrika.
Schmiede hergerichtet, wo das Eisen zu Hämmern, Beilen, Streitäxten,
Spiessen, Messern, Schwertern, Draht, eisernen Kugeln mit Spitzen,
Bein- und Armbändern, eisernen Knöpfchen, Perlen u. s. w. geformt
wurde. Die Kunst dieser Schmiede steht in diesen Wäldern, wenn man
die Abgeschiedenheit der Bewohner in Betracht zieht, auf einer hohen
Stufe der Ausbildung. Die Leute zeigen viel durch Überlieferung fort-
gepflanzte Fertigkeit und wegen der völligen Freiheit und Unabhängig-
keit, die sie in dieser traurigen Abgeschiedenheit und Einsamkeit ge-
niessen, hat sich, wie es scheint, von Generation zu Generation einiges
Wissen und Können fortgepflanzt und fortentwickelt und es wird der
Beweis geführt, dass selbst der Urwaldmensch ein der Verbesserung und
des Fortschrittes fähiges Geschöpf ist."

Die Eisenbereitung auf Madagaskar ist in mancher Beziehung
eigentümlich und abweichend von dem auf dem Kontinent von Afrika
gebräuchlichen Verfahren. Sie ähnelt sehr der Schmelzmethode der
Malayen, da auch der malagaskische Ausdruck für Eisen dem ent-
sprechenden malaiischen sehr ähnlich ist, so meint Crawford, dass die
Kunst der Eisenerzeugung in Madagaskar malaiischen Ursprungs sei.
Über das Schmelzverfahren der Madagassen berichtet der Missionär
William Ellis 1) folgendes:

"Eisenerz kommt in reichlichen Mengen und von ausgezeichneter
Beschaffenheit in den Zentralprovinzen in der Nähe der Hauptstadt
vor; einer der Berge, der Ambohimiangavo, ist so eisenreich, dass er
der Eisenberg genannt wird. Das Erz tritt schon in der Nähe der
Oberfläche in solcher Menge auf, dass der Boden selten mehr als bis
zu einigen Fuss Tiefe bearbeitet zu werden brauchte, obwohl die Ein-
geborenen seit Generationen an die Benutzung des Eisens gewöhnt sind.
Die dortigen Öfen werden stets in der Nähe eines Stromes gebaut und
das Erz wird, nachdem die grossen zusammengelesenen Stücke in
kleinere zerbrochen sind, von erdigen Beimengungen durch häufiges
Waschen befreit. Die Wände der Öfen, welche gewöhnlich 2 bis 3 Fuss
in den Erdboden reichen, werden aus Stein errichtet und von aussen
mit Thon bekleidet. Eine kleine Menge Brennmaterial wird auf dem
Boden des Ofens angezündet, dieser dann mit Erz gefüllt, welches ent-
weder mit Holzkohle gemischt oder mit dieser in abwechselnden Schichten
aufgegeben wird, worauf schliesslich die Gicht mit einer dicken Thon-
schicht bedeckt wird. Der Wind wird durch zwei paar Kolben erzeugt,
welche in hölzernen, gewöhnlich durch einen Teil eines ausgehöhlten

1) Three visits to Madagaskar 1854 -- 56, by William Ellis. London 1856,
p. 264. -- Percy, Eisenhüttenkunde I, 517.

Afrika.
Schmiede hergerichtet, wo das Eisen zu Hämmern, Beilen, Streitäxten,
Spieſsen, Messern, Schwertern, Draht, eisernen Kugeln mit Spitzen,
Bein- und Armbändern, eisernen Knöpfchen, Perlen u. s. w. geformt
wurde. Die Kunst dieser Schmiede steht in diesen Wäldern, wenn man
die Abgeschiedenheit der Bewohner in Betracht zieht, auf einer hohen
Stufe der Ausbildung. Die Leute zeigen viel durch Überlieferung fort-
gepflanzte Fertigkeit und wegen der völligen Freiheit und Unabhängig-
keit, die sie in dieser traurigen Abgeschiedenheit und Einsamkeit ge-
nieſsen, hat sich, wie es scheint, von Generation zu Generation einiges
Wissen und Können fortgepflanzt und fortentwickelt und es wird der
Beweis geführt, daſs selbst der Urwaldmensch ein der Verbesserung und
des Fortschrittes fähiges Geschöpf ist.“

Die Eisenbereitung auf Madagaskar ist in mancher Beziehung
eigentümlich und abweichend von dem auf dem Kontinent von Afrika
gebräuchlichen Verfahren. Sie ähnelt sehr der Schmelzmethode der
Malayen, da auch der malagaskische Ausdruck für Eisen dem ent-
sprechenden malaiischen sehr ähnlich ist, so meint Crawford, daſs die
Kunst der Eisenerzeugung in Madagaskar malaiischen Ursprungs sei.
Über das Schmelzverfahren der Madagassen berichtet der Missionär
William Ellis 1) folgendes:

„Eisenerz kommt in reichlichen Mengen und von ausgezeichneter
Beschaffenheit in den Zentralprovinzen in der Nähe der Hauptstadt
vor; einer der Berge, der Ambohimiangavo, ist so eisenreich, daſs er
der Eisenberg genannt wird. Das Erz tritt schon in der Nähe der
Oberfläche in solcher Menge auf, daſs der Boden selten mehr als bis
zu einigen Fuſs Tiefe bearbeitet zu werden brauchte, obwohl die Ein-
geborenen seit Generationen an die Benutzung des Eisens gewöhnt sind.
Die dortigen Öfen werden stets in der Nähe eines Stromes gebaut und
das Erz wird, nachdem die groſsen zusammengelesenen Stücke in
kleinere zerbrochen sind, von erdigen Beimengungen durch häufiges
Waschen befreit. Die Wände der Öfen, welche gewöhnlich 2 bis 3 Fuſs
in den Erdboden reichen, werden aus Stein errichtet und von auſsen
mit Thon bekleidet. Eine kleine Menge Brennmaterial wird auf dem
Boden des Ofens angezündet, dieser dann mit Erz gefüllt, welches ent-
weder mit Holzkohle gemischt oder mit dieser in abwechselnden Schichten
aufgegeben wird, worauf schlieſslich die Gicht mit einer dicken Thon-
schicht bedeckt wird. Der Wind wird durch zwei paar Kolben erzeugt,
welche in hölzernen, gewöhnlich durch einen Teil eines ausgehöhlten

1) Three visits to Madagaskar 1854 — 56, by William Ellis. London 1856,
p. 264. — Percy, Eisenhüttenkunde I, 517.
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[334/0356] Afrika. Schmiede hergerichtet, wo das Eisen zu Hämmern, Beilen, Streitäxten, Spieſsen, Messern, Schwertern, Draht, eisernen Kugeln mit Spitzen, Bein- und Armbändern, eisernen Knöpfchen, Perlen u. s. w. geformt wurde. Die Kunst dieser Schmiede steht in diesen Wäldern, wenn man die Abgeschiedenheit der Bewohner in Betracht zieht, auf einer hohen Stufe der Ausbildung. Die Leute zeigen viel durch Überlieferung fort- gepflanzte Fertigkeit und wegen der völligen Freiheit und Unabhängig- keit, die sie in dieser traurigen Abgeschiedenheit und Einsamkeit ge- nieſsen, hat sich, wie es scheint, von Generation zu Generation einiges Wissen und Können fortgepflanzt und fortentwickelt und es wird der Beweis geführt, daſs selbst der Urwaldmensch ein der Verbesserung und des Fortschrittes fähiges Geschöpf ist.“ Die Eisenbereitung auf Madagaskar ist in mancher Beziehung eigentümlich und abweichend von dem auf dem Kontinent von Afrika gebräuchlichen Verfahren. Sie ähnelt sehr der Schmelzmethode der Malayen, da auch der malagaskische Ausdruck für Eisen dem ent- sprechenden malaiischen sehr ähnlich ist, so meint Crawford, daſs die Kunst der Eisenerzeugung in Madagaskar malaiischen Ursprungs sei. Über das Schmelzverfahren der Madagassen berichtet der Missionär William Ellis 1) folgendes: „Eisenerz kommt in reichlichen Mengen und von ausgezeichneter Beschaffenheit in den Zentralprovinzen in der Nähe der Hauptstadt vor; einer der Berge, der Ambohimiangavo, ist so eisenreich, daſs er der Eisenberg genannt wird. Das Erz tritt schon in der Nähe der Oberfläche in solcher Menge auf, daſs der Boden selten mehr als bis zu einigen Fuſs Tiefe bearbeitet zu werden brauchte, obwohl die Ein- geborenen seit Generationen an die Benutzung des Eisens gewöhnt sind. Die dortigen Öfen werden stets in der Nähe eines Stromes gebaut und das Erz wird, nachdem die groſsen zusammengelesenen Stücke in kleinere zerbrochen sind, von erdigen Beimengungen durch häufiges Waschen befreit. Die Wände der Öfen, welche gewöhnlich 2 bis 3 Fuſs in den Erdboden reichen, werden aus Stein errichtet und von auſsen mit Thon bekleidet. Eine kleine Menge Brennmaterial wird auf dem Boden des Ofens angezündet, dieser dann mit Erz gefüllt, welches ent- weder mit Holzkohle gemischt oder mit dieser in abwechselnden Schichten aufgegeben wird, worauf schlieſslich die Gicht mit einer dicken Thon- schicht bedeckt wird. Der Wind wird durch zwei paar Kolben erzeugt, welche in hölzernen, gewöhnlich durch einen Teil eines ausgehöhlten 1) Three visits to Madagaskar 1854 — 56, by William Ellis. London 1856, p. 264. — Percy, Eisenhüttenkunde I, 517.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 334. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/356>, abgerufen am 22.11.2024.