Baumes gebildeten Cylindern arbeiten. Von dem Boden jedes Cylinders führt ein Rohr, welches aus Bambus oder aus einem alten Flintenlaufe hergestellt ist, durch ein in den Steinwänden angebrachtes Loch in den Ofen. Nachdem der Inhalt des Ofens einige Zeit lang in Weissglut er- halten worden, lässt man ihn abkühlen und findet dann das Eisen in Klumpen auf dem Boden. In diesem Zustande sowohl, als auch nach abermaligem Erhitzen und Aushämmern zu Stäben und Stangen wird es in die Regierungsmagazine oder zum Markt für den Verkauf ge- schafft.
Die Schmiede des eingeborenen Eisenarbeiters ist ein sehr ein- faches Ding. Der Lehmboden seines Hauses bildet zugleich den Herd für sein Feuer, welches durch drei oder vier Steine zusammengehalten wird. Der Ambos, welcher etwa 6 Zoll im Quadrat und 6 Zoll hoch ist, findet sich in ein dickes, im Boden befestigtes Holzstück eingelassen, dabei der Wassertrog samt Zangen, Hämmern und anderem Gezähe. Der Schmied kauert an einem Brette an der Erde und seine Gehilfen sitzen oder stehen ihm gegenüber mit Schmiedehämmern in ihren Händen, zum Zuschlagen bereit."
So sehen wir überall eine ursprüngliche Kunst der Eisengewinnung bei den zahlreichen eingeborenen Stämmen Afrikas, die ihrer ganzen Art und Weise nach nicht importiert, sondern originell ist und nach Massgabe unserer jetzigen Kenntnisse afrikanischer Verhältnisse von hohem Alter sein muss.
Afrika.
Baumes gebildeten Cylindern arbeiten. Von dem Boden jedes Cylinders führt ein Rohr, welches aus Bambus oder aus einem alten Flintenlaufe hergestellt ist, durch ein in den Steinwänden angebrachtes Loch in den Ofen. Nachdem der Inhalt des Ofens einige Zeit lang in Weiſsglut er- halten worden, läſst man ihn abkühlen und findet dann das Eisen in Klumpen auf dem Boden. In diesem Zustande sowohl, als auch nach abermaligem Erhitzen und Aushämmern zu Stäben und Stangen wird es in die Regierungsmagazine oder zum Markt für den Verkauf ge- schafft.
Die Schmiede des eingeborenen Eisenarbeiters ist ein sehr ein- faches Ding. Der Lehmboden seines Hauses bildet zugleich den Herd für sein Feuer, welches durch drei oder vier Steine zusammengehalten wird. Der Ambos, welcher etwa 6 Zoll im Quadrat und 6 Zoll hoch ist, findet sich in ein dickes, im Boden befestigtes Holzstück eingelassen, dabei der Wassertrog samt Zangen, Hämmern und anderem Gezähe. Der Schmied kauert an einem Brette an der Erde und seine Gehilfen sitzen oder stehen ihm gegenüber mit Schmiedehämmern in ihren Händen, zum Zuschlagen bereit.“
So sehen wir überall eine ursprüngliche Kunst der Eisengewinnung bei den zahlreichen eingeborenen Stämmen Afrikas, die ihrer ganzen Art und Weise nach nicht importiert, sondern originell ist und nach Maſsgabe unserer jetzigen Kenntnisse afrikanischer Verhältnisse von hohem Alter sein muſs.
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Afrika.
Baumes gebildeten Cylindern arbeiten. Von dem Boden jedes Cylinders
führt ein Rohr, welches aus Bambus oder aus einem alten Flintenlaufe
hergestellt ist, durch ein in den Steinwänden angebrachtes Loch in den
Ofen. Nachdem der Inhalt des Ofens einige Zeit lang in Weiſsglut er-
halten worden, läſst man ihn abkühlen und findet dann das Eisen in
Klumpen auf dem Boden. In diesem Zustande sowohl, als auch nach
abermaligem Erhitzen und Aushämmern zu Stäben und Stangen wird
es in die Regierungsmagazine oder zum Markt für den Verkauf ge-
schafft.
Die Schmiede des eingeborenen Eisenarbeiters ist ein sehr ein-
faches Ding. Der Lehmboden seines Hauses bildet zugleich den Herd
für sein Feuer, welches durch drei oder vier Steine zusammengehalten
wird. Der Ambos, welcher etwa 6 Zoll im Quadrat und 6 Zoll hoch
ist, findet sich in ein dickes, im Boden befestigtes Holzstück eingelassen,
dabei der Wassertrog samt Zangen, Hämmern und anderem Gezähe.
Der Schmied kauert an einem Brette an der Erde und seine Gehilfen
sitzen oder stehen ihm gegenüber mit Schmiedehämmern in ihren
Händen, zum Zuschlagen bereit.“
So sehen wir überall eine ursprüngliche Kunst der Eisengewinnung
bei den zahlreichen eingeborenen Stämmen Afrikas, die ihrer ganzen
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 335. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/357>, abgerufen am 22.11.2024.
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