Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

Bild:
<< vorherige Seite
Afrika.

"In Wane-Kirumbo trafen wir einen grossen, von den Eingeborenen
eingerichteten Schmelzofen nebst Schmiede an und fanden dort ungefähr
ein Dutzend Schmiede bei der Arbeit. Das Eisenerz ist sehr rein.
Hier sah ich die Speere von Süd-Urrega mit breiter Klinge und eben-
falls breite Messer von allen Grössen, von kleinen, ein und einen halben
Zoll langen Taschenmessern an bis zum schweren, einem altrömischen
Schwerte ähnlichen Hackmesser. Für den Schmelzofen sind vier Blase-
bälge eingerichtet, mit doppelten Handgriffen und von vier Menschen
in Bewegung gesetzt. Durch diese auf- und niedergehende Bewegung
bringen dieselben einen gewaltigen Luftstrom hervor, dessen Brausen
man fast eine halbe Meile weit hört. Der Schmelzofen selbst besteht

[Abbildung] Fig. 63.
aus festgestampftem Lehm, der einen ungefähr 4 Fuss hohen Damm
bildet. In demselben ist eine Vertiefung von 2 Fuss Durchmesser und
2 Fuss Tiefe ausgehöhlt. Von der Mitte der Böschung aus sind vier,
durch den kleinen Hügel nach der Basis des Schmelzofens führende
Kanäle ausgehöhlt, in welche trichterförmige, thönerne Röhren ein-
gepasst sind, um die Windströme direkt dem Feuer zuzuführen. An
dem Fusse des kleinen Hügels ist eine weite Öffnung für den Herd aus-
gehöhlt, die bis unter den Schmelzofen reicht. Der Herd nimmt die
Schlacken und den Hammerschlag auf.

Dicht daneben standen aus Matten verfertigte Säcke mit Holzkohle
aufgeschichtet und dabei ein paar Knaben, welche das Feuerungs-
material herbeitrugen. Ungefähr zwei Meter weiter hin war eine kleine

Afrika.

„In Wane-Kirumbo trafen wir einen groſsen, von den Eingeborenen
eingerichteten Schmelzofen nebst Schmiede an und fanden dort ungefähr
ein Dutzend Schmiede bei der Arbeit. Das Eisenerz ist sehr rein.
Hier sah ich die Speere von Süd-Urrega mit breiter Klinge und eben-
falls breite Messer von allen Gröſsen, von kleinen, ein und einen halben
Zoll langen Taschenmessern an bis zum schweren, einem altrömischen
Schwerte ähnlichen Hackmesser. Für den Schmelzofen sind vier Blase-
bälge eingerichtet, mit doppelten Handgriffen und von vier Menschen
in Bewegung gesetzt. Durch diese auf- und niedergehende Bewegung
bringen dieselben einen gewaltigen Luftstrom hervor, dessen Brausen
man fast eine halbe Meile weit hört. Der Schmelzofen selbst besteht

[Abbildung] Fig. 63.
aus festgestampftem Lehm, der einen ungefähr 4 Fuſs hohen Damm
bildet. In demselben ist eine Vertiefung von 2 Fuſs Durchmesser und
2 Fuſs Tiefe ausgehöhlt. Von der Mitte der Böschung aus sind vier,
durch den kleinen Hügel nach der Basis des Schmelzofens führende
Kanäle ausgehöhlt, in welche trichterförmige, thönerne Röhren ein-
gepaſst sind, um die Windströme direkt dem Feuer zuzuführen. An
dem Fuſse des kleinen Hügels ist eine weite Öffnung für den Herd aus-
gehöhlt, die bis unter den Schmelzofen reicht. Der Herd nimmt die
Schlacken und den Hammerschlag auf.

Dicht daneben standen aus Matten verfertigte Säcke mit Holzkohle
aufgeschichtet und dabei ein paar Knaben, welche das Feuerungs-
material herbeitrugen. Ungefähr zwei Meter weiter hin war eine kleine

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0355" n="333"/>
            <fw place="top" type="header">Afrika.</fw><lb/>
            <p>&#x201E;In Wane-Kirumbo trafen wir einen gro&#x017F;sen, von den Eingeborenen<lb/>
eingerichteten Schmelzofen nebst Schmiede an und fanden dort ungefähr<lb/>
ein Dutzend Schmiede bei der Arbeit. Das Eisenerz ist sehr rein.<lb/>
Hier sah ich die Speere von Süd-Urrega mit breiter Klinge und eben-<lb/>
falls breite Messer von allen Grö&#x017F;sen, von kleinen, ein und einen halben<lb/>
Zoll langen Taschenmessern an bis zum schweren, einem altrömischen<lb/>
Schwerte ähnlichen Hackmesser. Für den Schmelzofen sind vier Blase-<lb/>
bälge eingerichtet, mit doppelten Handgriffen und von vier Menschen<lb/>
in Bewegung gesetzt. Durch diese auf- und niedergehende Bewegung<lb/>
bringen dieselben einen gewaltigen Luftstrom hervor, dessen Brausen<lb/>
man fast eine halbe Meile weit hört. Der Schmelzofen selbst besteht<lb/><figure><head>Fig. 63.</head></figure><lb/>
aus festgestampftem Lehm, der einen ungefähr 4 Fu&#x017F;s hohen Damm<lb/>
bildet. In demselben ist eine Vertiefung von 2 Fu&#x017F;s Durchmesser und<lb/>
2 Fu&#x017F;s Tiefe ausgehöhlt. Von der Mitte der Böschung aus sind vier,<lb/>
durch den kleinen Hügel nach der Basis des Schmelzofens führende<lb/>
Kanäle ausgehöhlt, in welche trichterförmige, thönerne Röhren ein-<lb/>
gepa&#x017F;st sind, um die Windströme direkt dem Feuer zuzuführen. An<lb/>
dem Fu&#x017F;se des kleinen Hügels ist eine weite Öffnung für den Herd aus-<lb/>
gehöhlt, die bis unter den Schmelzofen reicht. Der Herd nimmt die<lb/>
Schlacken und den Hammerschlag auf.</p><lb/>
            <p>Dicht daneben standen aus Matten verfertigte Säcke mit Holzkohle<lb/>
aufgeschichtet und dabei ein paar Knaben, welche das Feuerungs-<lb/>
material herbeitrugen. Ungefähr zwei Meter weiter hin war eine kleine<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[333/0355] Afrika. „In Wane-Kirumbo trafen wir einen groſsen, von den Eingeborenen eingerichteten Schmelzofen nebst Schmiede an und fanden dort ungefähr ein Dutzend Schmiede bei der Arbeit. Das Eisenerz ist sehr rein. Hier sah ich die Speere von Süd-Urrega mit breiter Klinge und eben- falls breite Messer von allen Gröſsen, von kleinen, ein und einen halben Zoll langen Taschenmessern an bis zum schweren, einem altrömischen Schwerte ähnlichen Hackmesser. Für den Schmelzofen sind vier Blase- bälge eingerichtet, mit doppelten Handgriffen und von vier Menschen in Bewegung gesetzt. Durch diese auf- und niedergehende Bewegung bringen dieselben einen gewaltigen Luftstrom hervor, dessen Brausen man fast eine halbe Meile weit hört. Der Schmelzofen selbst besteht [Abbildung Fig. 63.] aus festgestampftem Lehm, der einen ungefähr 4 Fuſs hohen Damm bildet. In demselben ist eine Vertiefung von 2 Fuſs Durchmesser und 2 Fuſs Tiefe ausgehöhlt. Von der Mitte der Böschung aus sind vier, durch den kleinen Hügel nach der Basis des Schmelzofens führende Kanäle ausgehöhlt, in welche trichterförmige, thönerne Röhren ein- gepaſst sind, um die Windströme direkt dem Feuer zuzuführen. An dem Fuſse des kleinen Hügels ist eine weite Öffnung für den Herd aus- gehöhlt, die bis unter den Schmelzofen reicht. Der Herd nimmt die Schlacken und den Hammerschlag auf. Dicht daneben standen aus Matten verfertigte Säcke mit Holzkohle aufgeschichtet und dabei ein paar Knaben, welche das Feuerungs- material herbeitrugen. Ungefähr zwei Meter weiter hin war eine kleine

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/355
Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 333. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/355>, abgerufen am 22.11.2024.