Die Einteilung der Geschichte des Eisens nach Zeit- abschnitten lässt sich ganz gut in Uebereinstimmung bringen mit der gebräuchlichen Einteilung der allgemeinen Weltgeschichte. Die alte Zeit beginnt mit den Anfängen der Geschichte und endet mit der Völkerwanderung. In ihr war das Eisen zwar bekannt, seine Anwen- dung aber weniger allgemein und namentlich beeinträchtigt durch die Vorliebe für die Bronze. Mit der Völkerwanderung gelangte das Eisen als Material für Waffen und Werkzeuge zu unbedingter Herrschaft. Die Gewinnung des Eisens aus seinen Erzen geschah in dieser Periode auf die einfachste Weise, durch Reduktion in Gruben, Herden und Öfen mittels Blasebälgen ohne Anwendung von Maschinen. Das erhaltene Produkt war ein schmiedbares Eisen, das je nachdem es der Natur der Erze nach härter oder weicher war sich mehr dem Stahl oder dem Schmiedeisen näherte. Gusseisen war in dieser Periode gänzlich unbekannt.
Die zweite Periode, welche mit der Völkerwanderung beginnt und in der Mitte des fünfzehnten Jahrhunderts abschliesst, also das ganze Mittelalter umfasst, ist dadurch charakterisiert, dass in derselben das Eisen zu allgemeinster Verwendung kommt und das fast aus- schliessliche Nutzmetall wurde. Die Gewinnung geschieht auch in dieser Periode in ähnlicher Weise wie in der alten Zeit auf dem direkten Wege, doch wird bereits der Anfang zur Benutzung von Ma- schinenkräften gemacht, insbesondere kommt gegen Ende der Periode das natürliche Gefälle des Wassers als bewegende Kraft in Anwendung. Infolgedessen tritt ein Umschwung ein. Man fängt an, das Eisen in flüssiger Form als Roheisen darzustellen, man lernt den Eisenguss kennen. Aus dem Roheisen stellt man ein besseres Schweisseisen, einen besseren Stahl dar. Die indirekte Methode der Eisengewinnung erlangt den Sieg. Die neue Zeit wird auf dieser Grundlage eröffnet. Die Einführung der Hochöfen führt zu einer gänzlichen Umwälzung in der Eisenbereitung. Von nun ab treten die direkten Darstellungs- methoden mehr und mehr zurück. Das Eisen wird in flüssiger Form als Roheisen aus seinen Erzen ausgeschmolzen und aus diesem Roh- eisen durch einen zweiten Prozess Stabeisen und Stahl erzeugt. Die Roheisenerzeugung wird die Grundlage der gesamten Eisenfabrikation, wie dies noch heutzutage der Fall ist. Es geschieht dies in der dritten Periode noch unter fast ausschliesslicher Anwendung von Holzkohle und Benutzung der Wasserkraft.
Mit der Einführung des Dampfes als Betriebskraft und des Sieges der Steinkohle über die Holzkohle durch die Erfindung des Puddel-
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Einleitung.
Die Einteilung der Geschichte des Eisens nach Zeit- abschnitten läſst sich ganz gut in Uebereinstimmung bringen mit der gebräuchlichen Einteilung der allgemeinen Weltgeschichte. Die alte Zeit beginnt mit den Anfängen der Geschichte und endet mit der Völkerwanderung. In ihr war das Eisen zwar bekannt, seine Anwen- dung aber weniger allgemein und namentlich beeinträchtigt durch die Vorliebe für die Bronze. Mit der Völkerwanderung gelangte das Eisen als Material für Waffen und Werkzeuge zu unbedingter Herrschaft. Die Gewinnung des Eisens aus seinen Erzen geschah in dieser Periode auf die einfachste Weise, durch Reduktion in Gruben, Herden und Öfen mittels Blasebälgen ohne Anwendung von Maschinen. Das erhaltene Produkt war ein schmiedbares Eisen, das je nachdem es der Natur der Erze nach härter oder weicher war sich mehr dem Stahl oder dem Schmiedeisen näherte. Guſseisen war in dieser Periode gänzlich unbekannt.
Die zweite Periode, welche mit der Völkerwanderung beginnt und in der Mitte des fünfzehnten Jahrhunderts abschlieſst, also das ganze Mittelalter umfaſst, ist dadurch charakterisiert, daſs in derselben das Eisen zu allgemeinster Verwendung kommt und das fast aus- schlieſsliche Nutzmetall wurde. Die Gewinnung geschieht auch in dieser Periode in ähnlicher Weise wie in der alten Zeit auf dem direkten Wege, doch wird bereits der Anfang zur Benutzung von Ma- schinenkräften gemacht, insbesondere kommt gegen Ende der Periode das natürliche Gefälle des Wassers als bewegende Kraft in Anwendung. Infolgedessen tritt ein Umschwung ein. Man fängt an, das Eisen in flüssiger Form als Roheisen darzustellen, man lernt den Eisenguſs kennen. Aus dem Roheisen stellt man ein besseres Schweiſseisen, einen besseren Stahl dar. Die indirekte Methode der Eisengewinnung erlangt den Sieg. Die neue Zeit wird auf dieser Grundlage eröffnet. Die Einführung der Hochöfen führt zu einer gänzlichen Umwälzung in der Eisenbereitung. Von nun ab treten die direkten Darstellungs- methoden mehr und mehr zurück. Das Eisen wird in flüssiger Form als Roheisen aus seinen Erzen ausgeschmolzen und aus diesem Roh- eisen durch einen zweiten Prozeſs Stabeisen und Stahl erzeugt. Die Roheisenerzeugung wird die Grundlage der gesamten Eisenfabrikation, wie dies noch heutzutage der Fall ist. Es geschieht dies in der dritten Periode noch unter fast ausschlieſslicher Anwendung von Holzkohle und Benutzung der Wasserkraft.
Mit der Einführung des Dampfes als Betriebskraft und des Sieges der Steinkohle über die Holzkohle durch die Erfindung des Puddel-
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Einleitung.
Die Einteilung der Geschichte des Eisens nach Zeit-
abschnitten läſst sich ganz gut in Uebereinstimmung bringen mit der
gebräuchlichen Einteilung der allgemeinen Weltgeschichte. Die alte
Zeit beginnt mit den Anfängen der Geschichte und endet mit der
Völkerwanderung. In ihr war das Eisen zwar bekannt, seine Anwen-
dung aber weniger allgemein und namentlich beeinträchtigt durch die
Vorliebe für die Bronze. Mit der Völkerwanderung gelangte das Eisen
als Material für Waffen und Werkzeuge zu unbedingter Herrschaft.
Die Gewinnung des Eisens aus seinen Erzen geschah in dieser
Periode auf die einfachste Weise, durch Reduktion in Gruben, Herden
und Öfen mittels Blasebälgen ohne Anwendung von Maschinen. Das
erhaltene Produkt war ein schmiedbares Eisen, das je nachdem es
der Natur der Erze nach härter oder weicher war sich mehr dem
Stahl oder dem Schmiedeisen näherte. Guſseisen war in dieser
Periode gänzlich unbekannt.
Die zweite Periode, welche mit der Völkerwanderung beginnt und
in der Mitte des fünfzehnten Jahrhunderts abschlieſst, also das ganze
Mittelalter umfaſst, ist dadurch charakterisiert, daſs in derselben
das Eisen zu allgemeinster Verwendung kommt und das fast aus-
schlieſsliche Nutzmetall wurde. Die Gewinnung geschieht auch in
dieser Periode in ähnlicher Weise wie in der alten Zeit auf dem
direkten Wege, doch wird bereits der Anfang zur Benutzung von Ma-
schinenkräften gemacht, insbesondere kommt gegen Ende der Periode
das natürliche Gefälle des Wassers als bewegende Kraft in Anwendung.
Infolgedessen tritt ein Umschwung ein. Man fängt an, das Eisen
in flüssiger Form als Roheisen darzustellen, man lernt den Eisenguſs
kennen. Aus dem Roheisen stellt man ein besseres Schweiſseisen,
einen besseren Stahl dar. Die indirekte Methode der Eisengewinnung
erlangt den Sieg. Die neue Zeit wird auf dieser Grundlage eröffnet.
Die Einführung der Hochöfen führt zu einer gänzlichen Umwälzung
in der Eisenbereitung. Von nun ab treten die direkten Darstellungs-
methoden mehr und mehr zurück. Das Eisen wird in flüssiger Form
als Roheisen aus seinen Erzen ausgeschmolzen und aus diesem Roh-
eisen durch einen zweiten Prozeſs Stabeisen und Stahl erzeugt. Die
Roheisenerzeugung wird die Grundlage der gesamten Eisenfabrikation,
wie dies noch heutzutage der Fall ist. Es geschieht dies in der dritten
Periode noch unter fast ausschlieſslicher Anwendung von Holzkohle
und Benutzung der Wasserkraft.
Mit der Einführung des Dampfes als Betriebskraft und des Sieges
der Steinkohle über die Holzkohle durch die Erfindung des Puddel-
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/25>, abgerufen am 26.11.2024.
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