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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Einleitung.
prozesses findet die neue Zeit gegen Ende des vorigen Jahrhunderts
ihren Abschluss. Die vierte Periode, die neueste Zeit, beginnt. Sie ist
charakterisiert durch die Herrschaft der Steinkohle, die grossartige
Verwendung der Dampfkraft, die Massenstahlbereitung. In die-
sem Zeitabschnitte stehen wir noch mitten inne.

Unsere geschichtliche Untersuchung wird sich vornehmlich auf die
alte Zeit, das Mittelalter und die neue Zeit erstrecken. In bezug auf
die neueste Zeit werden wir uns auf eine allgemeine Schilderung der
zahlreichen Erfindungen und Verbesserungen beschränken müssen, denn
eine gleich gründliche Behandlung der Entwickelung der Eisentechnik
der neuesten Zeit würde sich dermassen in technischen Einzelheiten er-
gehen müssen, dass nur der Fachmann ihr mit Interesse folgen könnte.
Es empfiehlt sich, diesen Abschnitt, wenn er ausführlich behandelt werden
soll, zum selbständigen Vorwurf einer besonderen Arbeit zu machen.

Die Behandlung des Stoffes in den verschiedenen Abschnitten
wird keine gleichmässige sein können. In der alten Zeit werden es
die ersten Anfänge der Eisenindustrie, die Frage der frühesten Be-
nutzung des Eisens, der Einfluss dieser Benutzung im allgemeinen,
wie auf die in der Geschichte des Altertumes in den Vordergrund
tretenden Völker insbesondere sein, die uns beschäftigen müssen. Die
technischen Fragen der Gewinnung und Verarbeitung werden dagegen
mehr in den Hintergrund treten, teils weil sich nur Weniges darüber
ermitteln lässt, teils weil die unvollkommenen Methoden jener Zeit,
da sie kaum in irgend welchem Zusammenhang mit unseren modernen
Darstellungsweisen stehen, von untergeordnetem Interesse sind. Darum
empfiehlt es sich, die Geschichte des Eisens der alten Zeit nicht nach
technischen Gesichtspunkten einzuteilen, sondern nach historischen
und zwar in der Weise, dass wir die Kenntnis und Verwendung bei
den einzelnen Hauptkulturvölkern nach einander unserer Betrachtung
unterziehen; zuerst die der Ägypter, dann die der semitischen Völker
Ostasiens, darauf die der Arier, Turanier, Chinesen u. s. w., worauf
wir uns zu den europäischen Völkern, zunächst zu den Griechen und
Römern wenden.

In der Behandlung des Mittelalters wird es hier und da schon
möglich sein gewisse technische Gesichtspunkte in den Vordergrund
zu stellen und die europäischen Völkerfamilien, die für die weitere
Geschichte der Eisenindustrie bis zur neuesten Zeit allein in Betracht
kommen, in ihrer Nebeneinanderentwickelung zu behandeln. In der
neuen Zeit werden es vorzugsweise die technischen Fortschritte sein,
welche die Einteilung des Stoffes bedingen.


Einleitung.
prozeſses findet die neue Zeit gegen Ende des vorigen Jahrhunderts
ihren Abschluſs. Die vierte Periode, die neueste Zeit, beginnt. Sie ist
charakterisiert durch die Herrschaft der Steinkohle, die groſsartige
Verwendung der Dampfkraft, die Massenstahlbereitung. In die-
sem Zeitabschnitte stehen wir noch mitten inne.

Unsere geschichtliche Untersuchung wird sich vornehmlich auf die
alte Zeit, das Mittelalter und die neue Zeit erstrecken. In bezug auf
die neueste Zeit werden wir uns auf eine allgemeine Schilderung der
zahlreichen Erfindungen und Verbesserungen beschränken müssen, denn
eine gleich gründliche Behandlung der Entwickelung der Eisentechnik
der neuesten Zeit würde sich dermaſsen in technischen Einzelheiten er-
gehen müssen, daſs nur der Fachmann ihr mit Interesse folgen könnte.
Es empfiehlt sich, diesen Abschnitt, wenn er ausführlich behandelt werden
soll, zum selbständigen Vorwurf einer besonderen Arbeit zu machen.

Die Behandlung des Stoffes in den verschiedenen Abschnitten
wird keine gleichmäſsige sein können. In der alten Zeit werden es
die ersten Anfänge der Eisenindustrie, die Frage der frühesten Be-
nutzung des Eisens, der Einfluſs dieser Benutzung im allgemeinen,
wie auf die in der Geschichte des Altertumes in den Vordergrund
tretenden Völker insbesondere sein, die uns beschäftigen müssen. Die
technischen Fragen der Gewinnung und Verarbeitung werden dagegen
mehr in den Hintergrund treten, teils weil sich nur Weniges darüber
ermitteln läſst, teils weil die unvollkommenen Methoden jener Zeit,
da sie kaum in irgend welchem Zusammenhang mit unseren modernen
Darstellungsweisen stehen, von untergeordnetem Interesse sind. Darum
empfiehlt es sich, die Geschichte des Eisens der alten Zeit nicht nach
technischen Gesichtspunkten einzuteilen, sondern nach historischen
und zwar in der Weise, daſs wir die Kenntnis und Verwendung bei
den einzelnen Hauptkulturvölkern nach einander unserer Betrachtung
unterziehen; zuerst die der Ägypter, dann die der semitischen Völker
Ostasiens, darauf die der Arier, Turanier, Chinesen u. s. w., worauf
wir uns zu den europäischen Völkern, zunächst zu den Griechen und
Römern wenden.

In der Behandlung des Mittelalters wird es hier und da schon
möglich sein gewisse technische Gesichtspunkte in den Vordergrund
zu stellen und die europäischen Völkerfamilien, die für die weitere
Geschichte der Eisenindustrie bis zur neuesten Zeit allein in Betracht
kommen, in ihrer Nebeneinanderentwickelung zu behandeln. In der
neuen Zeit werden es vorzugsweise die technischen Fortschritte sein,
welche die Einteilung des Stoffes bedingen.


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[4/0026] Einleitung. prozeſses findet die neue Zeit gegen Ende des vorigen Jahrhunderts ihren Abschluſs. Die vierte Periode, die neueste Zeit, beginnt. Sie ist charakterisiert durch die Herrschaft der Steinkohle, die groſsartige Verwendung der Dampfkraft, die Massenstahlbereitung. In die- sem Zeitabschnitte stehen wir noch mitten inne. Unsere geschichtliche Untersuchung wird sich vornehmlich auf die alte Zeit, das Mittelalter und die neue Zeit erstrecken. In bezug auf die neueste Zeit werden wir uns auf eine allgemeine Schilderung der zahlreichen Erfindungen und Verbesserungen beschränken müssen, denn eine gleich gründliche Behandlung der Entwickelung der Eisentechnik der neuesten Zeit würde sich dermaſsen in technischen Einzelheiten er- gehen müssen, daſs nur der Fachmann ihr mit Interesse folgen könnte. Es empfiehlt sich, diesen Abschnitt, wenn er ausführlich behandelt werden soll, zum selbständigen Vorwurf einer besonderen Arbeit zu machen. Die Behandlung des Stoffes in den verschiedenen Abschnitten wird keine gleichmäſsige sein können. In der alten Zeit werden es die ersten Anfänge der Eisenindustrie, die Frage der frühesten Be- nutzung des Eisens, der Einfluſs dieser Benutzung im allgemeinen, wie auf die in der Geschichte des Altertumes in den Vordergrund tretenden Völker insbesondere sein, die uns beschäftigen müssen. Die technischen Fragen der Gewinnung und Verarbeitung werden dagegen mehr in den Hintergrund treten, teils weil sich nur Weniges darüber ermitteln läſst, teils weil die unvollkommenen Methoden jener Zeit, da sie kaum in irgend welchem Zusammenhang mit unseren modernen Darstellungsweisen stehen, von untergeordnetem Interesse sind. Darum empfiehlt es sich, die Geschichte des Eisens der alten Zeit nicht nach technischen Gesichtspunkten einzuteilen, sondern nach historischen und zwar in der Weise, daſs wir die Kenntnis und Verwendung bei den einzelnen Hauptkulturvölkern nach einander unserer Betrachtung unterziehen; zuerst die der Ägypter, dann die der semitischen Völker Ostasiens, darauf die der Arier, Turanier, Chinesen u. s. w., worauf wir uns zu den europäischen Völkern, zunächst zu den Griechen und Römern wenden. In der Behandlung des Mittelalters wird es hier und da schon möglich sein gewisse technische Gesichtspunkte in den Vordergrund zu stellen und die europäischen Völkerfamilien, die für die weitere Geschichte der Eisenindustrie bis zur neuesten Zeit allein in Betracht kommen, in ihrer Nebeneinanderentwickelung zu behandeln. In der neuen Zeit werden es vorzugsweise die technischen Fortschritte sein, welche die Einteilung des Stoffes bedingen.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/26>, abgerufen am 28.03.2024.